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Farbe ist keine Infrastruktur

Es ist ja lei­der beliebt gewor­den in deutschen Kom­munen, Rad­wege nicht mehr als sep­a­rate Bauteile von Verkehr­swe­gen anzule­gen, son­dern ein­fach etwas Farbe zu nehmen und einen Streifen damit von der Fahrbahn für den motorisierten Verkehr mehr oder weniger dem Rad­verkehr zuzuweisen. Das funk­tion­iert in der Prax­is häu­fig nicht beson­ders gut: Aut­o­fahrer ignori­eren die Markierun­gen ganz, beim Fahren und auch beim Parken. Oder sie über­holen so dicht, dass die eventuelle Schutzwirkung des Streifens wenn nicht tat­säch­lich ver­schwindet, so doch zumin­d­est nicht mehr wahrgenom­men wer­den kann. Es gibt aber auch hand­feste sta­tis­tis­che Auswer­tun­gen, die zeigen, dass man so die Sicher­heit von Rad­fahren­den nicht erhöht — sog­ar im Gegen­teil. Die Unter­suchung stammt aus den USA.

Dort wurde zwis­chen 2000 und 2012 für ein dutzend größere Städte der USA der Zusam­men­hang von Infra­struk­tur und “Ver­lus­ten” im Rad­verkehr unter­sucht. Die Analyse der Verkehrs- und Unfall­dat­en zeigt sehr deut­lich: Bauliche Tren­nung von Rad­we­gen und motorisiertem Verkehr hil­ft am besten, Unfälle und Schä­den zu reduzieren. Die Zahl der Rad­fahren­den allein macht nicht den wesentlichen Unter­schied, son­dern die — richtige! — Infra­struk­tur für die struk­turell benachteiligten Rad­fahren­den:

researchers found that bike infra­struc­ture, par­tic­u­lar­ly phys­i­cal bar­ri­ers that sep­a­rate bikes from speed­ing cars as opposed to shared or paint­ed lanes, sig­nif­i­cant­ly low­ered fatal­i­ties in cities that installed them.

Und das sind dur­chaus beachtliche Wirkun­gen: Bis zu 50 % weniger Unfälle. Im Gegen­satz dazu hil­ft Farbe über­haupt nicht: “Researchers found that paint­ed bike lanes pro­vid­ed no improve­ment on road safe­ty.” Aber wirk­lich wahrgenom­men wor­den scheint die Studie in Deutsch­land nicht: Da herrscht immer noch die Idee, Farbe kön­nte irgend­wie helfen — natür­lich mit dem Hin­tergedanken, dass man den armen Aut­o­fahren­den ihre Priv­i­legien ja nicht weg­nehmen und ihnen ja nicht — noch nicht ein­mal metapho­risch — wehtun darf (oder eben möchte).

Quelle: Sep­a­rat­ed Bike Lanes Means Safer Streets, Study Says

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Kunst des Lebens

  1. Lothar Spillmann

    Fra­gen Sie mal Fahrrad­fahrer, die jeden Tag unter­wegs sind. Eine rote Markierung bei Abzwei­gun­gen an ger­adeaus fuehren­den Strassen ver­lei­ht einem mehr Sicher­heit. Weshalb Aut­o­fahrer die far­bliche Markierung nicht respek­tieren sollen, ver­schliesst sich mir. Man wuerde doch annehmen, dass sie sen­si­bil­isiert. Die weis­sen Fahrradsym­bole ohne beglei­t­ende Rote­in­faer­bung des Ueber­wegs sind im Ver­gle­ich zu wenig, um die Aufmerk­samkeit des Abbiegers anzuziehen.
    Ich habe mein ganzes Leben Wahrnehmungspsy­cholo­gie betrieben (s. Inter­net) und bin ueberzeugt davon, dass far­bliche Abhe­bung des Fahrrad­wegs etwas bringt. Ein­fach mal ver­suchen, die Kosten sind ger­ing. Nicht­stun bringt mehr Unfaelle.

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