Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Deutscher Alltag, 9. Januar 2010

Nein, es geht jet­zt nicht um das Wet­ter, das ja nur ganz nor­maler Win­ter ist (also All­t­ag, auch wenn aller­lei pseudo­jour­nal­is­tis­che Medi­en gle­ich wieder Wel­tun­ter­gangsszenar­ien kon­stru­ieren). Nein, hier geht es — wieder ein­mal — um den Grund, Sam­stag mor­gens die Süd­deutsche Zeitung zu lesen. Vor allem die Woch­enend­beilage, von der ich im all­ge­meinen nicht beson­ders begeis­tert bin. Aber ein klein­er Text ani­miert mich immer wieder: Kurt Kisters Kolumne “Deutsch­er All­t­ag”. Gott­sei­dank ist (und hof­fentlich bleibt) sie eine Kleinigkeit, eine Dreingabe — aber eine wun­der­bare. Auf größeres For­mat gezo­gen würde sie wahrschein­lich schnell unerträglich wer­den. So kann kk aber jede Woche ganz her­vor­ra­gend seine iro­nis­che und satirische Ader ausleben. Und das ganze mit mehr oder weniger aktuellen Beobach­tun­gen verknüpfen. Nicht immer sind das zwangsläu­fig grandiose Würfe. Aber immer sind sie niveau­voll und eröff­nen neue Blicke.

Heute zum Beispiel ste­ht da mit­ten in dene­her harm­los-net­ten Betra­ch­tun­gen zum “wilden Lesen” ein wun­der­schön­er (wenn auch gar nicht so wahnsin­nig orig­ineller) Satz:

Es ist immer richtig, das Leben zu ändern, was bei Slo­ter­dijk damit begin­nen sollte, dass er sich endlich mal die Haar schnei­den lässt.

Und dann geht es gle­ich weit­er:

Slo­ter­dijks Miniatur über den Sci­en­tol­ogy-Grün­der Hub­bard plus seine Grund­sät­zlichkeit­en über die Nicht-Exis­tenz von Reli­gion brin­gen einen zum Beispiel zu der Über­legung, was denn eigentlich Hub­bard von Mohammed unter­schei­det, und ob nicht vielle­icht Tom Cruise und Osama bin Laden einen ähn­liche Hang zur Ver­tikalität ausleben.

Ja, wenn man Kurt Kister heißt, dann kommt man offen­bar auf solche her­rlichen Ideen und Ver­gle­iche.

Er schließt übri­gens fast kon­ven­tionell und abso­lut zus­tim­mungs­fähig: “Was für ein Aben­teuer: Lesen.” Deswe­gen: Sam­stags immer Kurt Kisters “Deutschen All­t­ag” lesen. es ist ein Aben­teuer, das Spaß mach. Bes­timmt. Garantiert.

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warum ich das laufen liebe. und den winter.

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  1. Ulrico

    Sehr geehrter Herr Mad­er, M.A.,

    Was hat es mit der anges­r­poch­enen “Ver­tikalität” von Tom Cruise und Osama Bin Laden auf sich? Wird hier darauf ange­spielt, daß Cruise einst in ein­er Talk­show vor Freude über seine neue Liebe zu Katie Holmes Luft­sprünge auf einem Sofa machte? Ich bitte um Erläuterung.

    Her­zlichst,
    Ulri­co

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