Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Jahr: 2017 Seite 3 von 12

Arbeitsplatz (13)

Bish­er habe ich meinen “Stamm-Arbeit­splatz” noch gar nicht gewürdigt. Dabei spiele ich schon seit über zwanzig Jahren in Müm­ling-Grum­bach. Das ist die recht rustikale Orgel im Gemein­de­haus (Friedrich-May-Haus):

spinnennetz in der sonne

Ins Netz gegangen (26.10.)

Ins Netz gegan­gen am 26.10.:

firmenname über der tastatur

Arbeitsplatz (12)

Die schöne — und alte — evan­ge­lis­che Kirche in Höchst im Oden­wald hat auch eine nette Orgel von Wal­ck­er mit zwei Man­ualen und etwas uner­gonomisch ange­ord­neten Reg­is­tern (den Prospekt habe ich lei­der vergessen zu fotografieren …).

Leben

Unser größter und läng­ster Irrtum ist, daß wir das Leben, d.h. seinen Genuß, wie die Mate­ri­al­is­ten das Ich, in sein­er Zusam­menset­zung suchen, als kön­nte das Ganze oder das Ver­hält­nis der Bestandteile uns etwas geben, das nicht jed­er einzelne Teil schon hätte. Beste­ht denn der Him­mel unsers Daseins, wie der blaue über uns, aus öder mat­ter Luft, die in der Nähe und im Kleinen nur ein durch­sichtiges Nichts ist und die erst in der Ferne und im Großen blauer Äther wird? Das Jahrhun­dert wirft den Blu­men­samen dein­er Freude nur aus der porösen Säe­mas­chine von Minuten; oder vielmehr an der seli­gen Ewigkeit sel­ber ist keine andere Hand­habe als der Augen­blick. Das Leben beste­ht nicht aus 70 Jahren, son­dern die 70 Jahre beste­hen aus einem fortwe­hen­den Leben, und man hat alle­mal gelebt und genug gelebt, man sterbe, wenn man will. —Jean Paul, Titan, Erster Band, Erste Jobelpe­ri­ode, 2. Zykel

Werbung als Aufruf zum Rasen

Autoland Deutsch­land:

koziol-werbung mit warnung vor blitzern

Kozi­ol möchte wohl, dass sich Autofahrer/innen nicht zu genau an die Geschwindigkeits­beschränkun­gen hal­ten

fischnetz

Ins Netz gegangen (13.10.)

Ins Netz gegan­gen am 13.10.:

  • „Ich liebe die Gip­sy Kings“ | taz → ein schönes, unprä­ten­tiös­es inter­view mit alvin luci­er
  • Mainz­er Anti-Dop­ing-Experte zieht sich zurück | JGU → der mainz­er anti-dop­ing­forsch­er perik­les simon hat keine lust mehr:

    “Die Insze­nierung des Anti-Dop­ing-Kampfes gehört fest zum Spitzen­sport”, sagt Prof. Dr. Dr. Perik­les Simon. “An Kri­tik wird zuge­lassen, was ger­ade unbe­d­ingt sein muss. Dann fol­gt immer der­selbe Reflex: Es gibt ein Demen­ti. Es heißt, es sei alles gar nicht so schlimm.”

  • Ein­drücke von der Frank­furter Buchmesse 2017 | alba­tros → ein schön­er (sub­jek­tiv­er) ein­druck von der frank­furter buchmesse, in dem es nicht so sehr um einzelne büch­er und autorin­nen geht, son­dern um das größere — die ver­lage, das lesen (und dankenswert­er­weise auch nicht nur um bel­letris­tik …)
  • Die Kul­tur­na­tion zappt weg | Zeit → mely kylak stellt die richti­gen fra­gen:

    Was genau macht denn eigentlich eine Kul­tur­na­tion zu ein­er Kul­tur­na­tion, wenn die Autoren, Kün­stler und Intellek­tuellen nicht mal an Tagen, an denen sie die höch­sten Ausze­ich­nun­gen des Lan­des erhal­ten, zu Wort kom­men? Wieso wer­den sie in den Abend­nachricht­en zwis­chen Fußbal­lergeb­nis­sen und Wet­ter­bericht versendet? Wieso ist Fußball Prime­time-Pro­gramm und Deutsch­er Buch­preis nicht?

Erziehung

Die Erziehung aber ist immer rück­ständig. Ihr Fortschritt beste­ht darin, daß ihre Rück­ständigkeit ein wenig über­wun­den wird. Siegfried Bern­feld, Sisyphos oder die Gren­zen der Erziehung (1925) 126

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (10.10.)

Ins Netz gegan­gen am 10.10.:

  • Wer liest heute noch Arndt? | Lyrikzeitung & Poet­ry News → die lyrikzeitung zum stre­it um den namen der uni­ver­sität in greif­swald:

    Wo „Arndt“ drauf­ste­ht, ist heute in den aller­meis­ten Fällen schlimm­stes neon­azis­tis­ches „Gedanken“gut drin. Nicht alle, die auf dem Markt in Greif­swald für Arndt als ver­meintliche Iden­ti­fika­tions­fig­ur demon­stri­erten, kan­nten diesen braunen Sub­text. Einige aber schon! Den anderen rufe ich zu: Lest meinetwe­gen Arndt, den orig­i­nalen. Die Geschmäck­er sind ver­schieden wie die Mei­n­un­gen. Aber paßt auf, ob wirk­lich Arndt drin ist, wo Arndt drauf ste­ht.

  • Ach ja, und der Rauch | Geti­dan → einige meines eracht­ens gute und tre­f­fende beobach­tun­gen und ein­schätzun­gen zur doc­u­men­ta 14
  • Bericht zu Lage der Nation | taz → ein­fach gut (oder eben auch nicht …)
  • Thelo­nious Monk – Exzen­trik­er im Zen­trum der Jaz­zgeschichte | NZZ → vor hun­dert jahren wurde thelo­nious monk geboren

    Monk-Kom­po­si­tio­nen seien gefrorene Monk-Soli, seine Soli geschmolzene Monk-Kom­po­si­tio­nen, lautet ein schön­er Satz. Er erk­lärt, warum Monk-Stücke – selb­st wenn sie von anderen schlecht gespielt wer­den — immer nach Monk klin­gen. Deswe­gen war Monk ein Genie. Auch nach sein­er eige­nen Def­i­n­i­tion: «A genius is the one most like him­self.»

Twitterlieblinge September 2017


https://twitter.com/MusicHistoryLaw/status/910590726903394304


https://twitter.com/MusicHistoryLaw/status/910590726903394304


https://twitter.com/Miss_Schnuck/status/911548139664019456


https://twitter.com/guenterhack/status/912002155489447936

(die schwache Aus­beute liegt eher an mein­er Twit­ter­ab­sti­nenz als an Twit­ter selb­st …)

spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

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Ins Netz gegan­gen am 27.9.:

  • Die Drop­box­isierung des Lehrernach­wuch­ses | Bob Blume → bob blume über das hem­mungslose teilen und unre­flek­tierte weit­er­ver­wen­den von unter­richts­ma­te­r­i­al:

    Zwis­chen Kol­lab­o­ra­tion und dreis­tem Pla­giat führt heutzu­tage ein schmaler Grat. Schlim­mer als Arbeits­blät­ter abzu­greifen und nichts selb­st zu pro­duzieren ist aber der Gedanke, der dahin­ter ste­ht.

  • Archäolo­gen erforschen Achtziger­jahre | Spiegel → kurzes inter­view mit dem archäolo­gen atti­la dészi, der die “freie repub­lik wend­land” aus­gräbt und damit für archäolo­gen unge­wohnt zeit­geschichte beforscht

    Denn die Archäolo­gie leis­tet Beiträge, die andere Diszi­plinen nicht abdeck­en kön­nen. Dazu zählt etwa die Erforschung von All­t­ags­ge­gen­stän­den. Wer sollte son­st her­aus­find­en, was von der “Repub­lik Freies Wend­land” heute noch übrig ist.

  • Wir müssen über Nazis reden | Moritz Hoff­mann → der his­torik­er moritz hoff­mann über nazis, die afd, erin­nerungspoli­tik und das deutsche par­la­ment
  • Philosoph Wolf­gang Welsch: «Das ange­blich Eigene ist hochgr­a­dig fik­tiv» | NZZ → ein sehr gutes inter­view mit dem philosophen wolf­gang welsch über kul­tur, iden­tität, nation­al­is­men etc. und vie­len klu­gen antworten:

    In solchen Zeit­en ist der Rück­griff auf ange­blich Eigenes und Bewährtes ein sim­ples Mit­tel der Selb­stver­sicherung. Aber es hil­ft nur der Seele. Prak­tisch ist es völ­lig unpro­duk­tiv: Das ange­blich Eigene und Bewährte stellt sich bei näher­er Betra­ch­tung als hochgr­a­dig fik­tiv her­aus. […] Wir sind, genau betra­chtet, alle kul­turelle Mis­chlinge. Die Iden­titäten sind nicht mehr kernar­tig, son­dern straus­sar­tig oder net­zw­erkar­tig ver­fasst: Sie gehen über die Gren­zen der alten Kul­turen und nationalen Kul­tur­fik­tio­nen hin­aus, sie vere­inen lokale, regionale und glob­ale Ele­mente in sich und sind in diesem Sinn tran­skul­turell. Wenn die Bürg­er ihre fak­tis­che Tran­skul­tur­al­ität anerken­nen, wäre damit für die Prax­is viel gewon­nen. Wer sich sein­er eige­nen inneren kul­turellen Plu­ral­ität bewusst gewor­den ist, der wird im Frem­den auch Eigenes erken­nen, anstatt von vorn­here­in auf Abwehr zu schal­ten. […] Im Übri­gen ist Dif­ferenz­bil­dung für Indi­viduierung uner­lässlich – man muss anders sein als andere oder auf seine eigene Weise ähn­lich sein wie andere. Aber das Dif­fer­ente darf doch nicht als das ganz Andere – das Fremde, das nicht die gle­ichen Rechte wie man selb­st hat – ange­se­hen wer­den. Das ist der Fehler von Kleinkindern. […] Es ist gut, ein Stand­bein zu haben, und für viele Men­schen bildet die lokale, regionale oder nationale Iden­tität dieses Stand­bein. Aber das Stand­bein darf nicht zum Klump­fuss wer­den, und es ist nichts ohne ein Spiel­bein.

  • Boomen die Geis­teswis­senschaften, und nie­mand merkt es?| NZZ → die antwort: vielle­icht, irgend­wie schon. aber vielle­icht auch nicht mehr lange. es ist — wie halt immer — kom­pliziert …

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