Stürmische Woche. Ganz wörtlich — am Montag und Dienstag war es zeitweise so windig (vor allem auf dem Heimweg), dass ich momentan sogar zwei Gänge runterschalten musste: Ich kam einfach nicht mehr gegen den Sturm an.
Stürmisch auch, weil viel Planung zu organisieren war, damit ich mich in den nächsten Wochen auf mein neues Projekt konzentrieren kann und nicht von dem ganzen alltäglichen Allerlei immer wieder abgelenkt werde. Aber irgend jemand muss das ja trotzdem machen … Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Wochen entwickeln wird — ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen.
Text: “Kriegslyrik” von Hermann Plagge. Ein (nicht nur mir) absolut unbekannter Dichter aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, formal und sprachlich jetzt nicht unbedingt die besten Gedichte aus dieser Zeit, aber doch immer wieder sehr eindrücklich und lebendig in den Schilderungen und Stimmungen. Die Lektüre habe ich der wunderbaren Edition Versensporn von “Poesie schmeckt gut” zu verdanken — das ist ein sehr zu rühmendes Unternehmen, das mehrmals im Jahr kleine Hefte mit Lyrik von meist vergessenen, unbekannten Dichter*innen, meist aus dem weiten Feld des Expressionismus (wie Plagge) oder verwandten Strömung, zum kleinen Preis versendet und meinen literarischen Horizont immer wieder angenehm erweitert.
Ton: Einstürzende Neubauten. Und die Münchener Aufnahmen von “Follow me” und “Where are you” von Ondřej Adámek.
Bild: You People von und mit Jonah Hill. Ziemlich cool, ziemlich gelungen, witzig und treffend die Probleme der (amerikanischen) Gesellschaft bzw. ihrer Teile im Umgang miteinander darstellend.
Draußen: Der Streak hält, ich versuche es sogar mal wieder mit strukturiertem Training. Und dabei habe ich mir gleich am Montag ein ordentliches Problem eingehandelt: Für den Tempotestlauf fand ich es sinnvoll, die passenden Schuhe anzuziehen. Nur hatte ich die seit mindestens 15 Monaten nicht mehr an den Füßen. Das endete, ich hätte es mir denken können, im Blutbad: Zwei große, fette Blasen an den Fersen. Vor allem die rechte Ferse war mit einer flächigen, blutigen Blase versehen. Mit Blasenpflaster und Compeed ging es dann aber immerhin auch am Dienstag weiter. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch allmählich verblassend/verheilend. Dafür konnte ich diese Woche sowohl beim schönen Sonnenuntergang als auch im spektakuläre bunten Sonnenaufgang laufen — der Frühling macht’s möglich.
Faking it – the great unmentionable of orchestral playing | the strad → Given today’s high standards of musicianship, you might think top orchestral string players can play anything, but there are times when the best they can do is give the impression of playing every note as written
Igor Levit: “Es ist so unheimlich geil” | ZEIT ONLINE → der großartige igor levit lässt sich von moritz von uslar fragen zu beethoven stellen und hat ein paar coole antworten auf teilweise etwas dümmliche fragen (die sich uslar nicht mal selbst überlegen konnte …) krank allerdings ist der angebliche anlass: das beethoven-jubiläum 2020 — sind ja nur noch vier jahre, aber was soll’s, damit war die “zeit” bestimmt das erste medium, das das jubiläum eingeläutet hat …
Kohleausstieg vertagt | klimaretter.info → aus kurzfristigen politischen überlegungen (und angst) vergeigen die regierungen deutschlands die energiewende immer mehr, schieben sie immer weiter in die zukunft und hinterlassen immer größere probleme
Aber wie lange sollen sich Meteorologen, die wie kaum eine zweite Forschergilde öffentlich Gehör finden, hinter einem ominösen statistischen Rauschen verstecken, nur weil sie das Offenkundige – den beschleunigten Klimawandel – als politische Korrektheit und deswegen als unangemessene wissenschaftliche Interpretation betrachten? Die meteorologische Expertise steckt selbst in einem Tiefdrucksumpf. Sie täte auch deshalb gut daran, ihre verquasten klimatologischen Sprachregularien aufzugeben, weil sie mit zweideutigen Ausflüchten die antiwissenschaftlichen Ressentiments nur mehr schürt.
Vor der Eiszeit hatten die bisher untersuchten Menschen in Europa alle braune Augen, nach der Eiszeit waren die Augen blau. Die Ureuropäer, die vor zehntausenden Jahren in Europa lebten, hatten eine dunkle Hautfarbe. Das entspricht nicht dem üblichen Bild. Wenn ich ins Museum gehe, sind die Jäger und Sammler von vor 10.000 Jahren meist weiß dargestellt – dabei waren sie schwarz und hatten blaue Augen. Sie wiesen keines der Gene auf, die heute eine helle Hautfarbe verursachen. Die heutige helle Haut hat sich erst in der Bronzezeit in Europa ausgebreitet, also vor zirka 5.000 Jahren.
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— sehr richtig. und wirklich so einfach umzusetzen. rss und seine reader sind meines erachtens immer noch die am meisten unterschätzte technik im internet
Später im Aufstieg war’s so weit: Ich hörte auf, Gott um Hilfe anzuflehen, stattdessen überlegte ich mir, ob ich mich auf einen Deal mit dem Teufel einlassen sollte, falls er hier und jetzt auftauchte. Eine halbe Meile vor dem Pass erhielt ich meinen Sack, der Wind blies so stark, dass ich das Velo kaum in der Spur halten konnte. Aber hätte ich da angehalten, ich wäre wohl nie mehr wieder losgefahren. (…) In der Abfahrt musste ich erst die Bremsen von Hand enteisen. Zum Glück war es in der Höhe eine Schotterstrasse, auf der der Schnee nicht so schnell gefror wie auf Asphalt. Zuschauer und Mechaniker rannten hin und her, im Unwissen, ob das Rennen überhaupt noch im Gang war. Ein Carrera-Mechaniker trug diesen tollen Goretex-Ganzkörperanzug – was hätte ich dafür gegeben! Ich schaute auf meine Beine, durch eine Schicht von Eis und Massageöl leuchteten sie knallrot. Ich entschied, nicht wieder hinzugucken.
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland [DocPatch] — Diese Webseite ermöglicht das Nachvollziehen aller Veränderungen am Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland seit seinem Inkrafttreten im Jahr 1949. Es enthält den vollständigen Gesetzestext zuzüglich vieler Informationen, die damit in Verbindung stehen. Somit steht ein umfassendes Werk zur Verfügung, die Entwicklung der deutschen Verfassung transparenter zu machen.
Sehnsucht, Verklärung, Erinnerung, Erwartung, Träume — und viel Hoffnung, aber auch viel Realitätsverlust, ‑verneinung und ‑verwweigerung: All das packt Sibylle Berg in einen kleinen Text “Sommer, also”.
Der richtige Sommer aus der Erinnerung fand zu Hause statt und hatte mit geschlossenen Fensterläden zu tun und mit leeren Stunden und Asphalt, und einer fiebrigen Erwartung.
Und das lese ich just an dem Tag, an dem es hier wirklich sommerlich (geworden) ist … Und nutze die Gelegenheit, nicht nur Frau Bergs Bücher zu empfehlen, sondern auch ihre Website und ihr am besten auch noch bei Twitter zu folgen (und dann die feine Linie zwischen Fan und Stalker nicht überschreiten …).
Wir hoffen. Der Sommer ist zu etwas metaphorischem geworden, zum Traum des perfekten Daseins in einer luziden Umgebung die nur aus freundlichen halbnackten Menschen besteht, und Sommerlöchern in den Medien, in denen Raum für solche Texte ist, weil es gerade keine Eurokriese gibt und keine Rohstoff Handels ‑Horrormeldungen, keine Ausbeutungen anderer Menschen und Länder, kein Untergang, kein Blade Runner Wetter vor der Wohnung die vielleicht bald nicht mehr unsere ist, weil das Viertel genderifiziert wurde.
Don’t know why there’s no sun up in the sky Stormy weather […] Life is bare, gloom and mis’ry everywhere Stormy weather Just can’t get my poor self together I’m weary all the time, the time So weary all the time (zitiert nach instalyrics)
sie sollen ihn nicht haben den freien deutschen Rhein ob sie wie gierige Raben sich heiser danach schrein
So lang er ruhig wallend sein grünes Kleid noch trägt so lang ein Ruder schallend In seine Woge schlägt
Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein, so lang sich Herzen laben an seinem Feuerwein
so lang in seinem Strome noch fest die Felsen stehn, so lang sich hohe Dome in seinem Spiegel sehn
Sie sollen ihn nicht haben Den freien deutschen Rhein
so schrieb nikolas becker 1840. daran musste ich denken, als ich heute nach langer abstinenz mal wieder mein boot zu wasser ließ (es war ziemlich eingestaubt im bootshaus inzwischen …). schön war’s wieder, gemütlich auf dem großen strom unterwegs zu sein. auch wenn die blöden wasser-motorräder oder wie auch immer sie heißen einen heidenlärm verstanstaltet haben. meine kleine tour führte mich nur bis ginsheim und wieder zurück — knapp zwei stunden reichen für den wiedereinstieg. zumal das wetter es spannend machte: beim start war es zwar etwas bewölkt, aber noch sehr freundlich. der leichte wind frischte dann auf und brachte regen- und gewitterwolken mit sich. schön war das, dem wetterwechsel zuzuschauen: wie der himmel und die luft die typische vorregen/gewitterfärbung zwischen gelb, grau und stahlblau annahm. wie dann der rheingau im regen verschwand. und wie die regenwand immer näher kam, anfing mainz zu verschlucken. ich dachte zunächst noch, ich käme ungeschoren davon. aber kurz oberhalb der eisenbahnbrücke süd zog die regenwolke dann auch über mich hinweg — so schlimm war es aber gar nicht. und kurz vorm anlanden hörte es auch schon wieder auf … jetzt müssen sich ausnahmsweise heute mal die arme erholen …
Ich weiß ja gar nicht, wo ich jetzt beginnen soll. Das Wochenende war ziemlich ereignis- & erlebnisreich. Also, fangen wir vorne an: Irgendwann im Herbst, nachdem ich mich schon für die Jubiläumsausgabe des Gutenberg-Marathons angemeldet hatte, stolperte ich darüber, dass der Mannheim-Marathon dieses Jahr am Abend vorher stattfinden sollte. Und das ließ mich nicht mehr los – immer mehr kristallisierte sich die Idee heraus, beide auf einmal zu laufen. Irgendwann war ich dann soweit und habe mich auch für Mannheim angemeldet. Jetzt hieß es also fleißig trainieren. Dazu habe ich dem Vicsystem einfach mal vorgeschwindelt, ich würde am Sonntag einen 84,5 km langen Wettkampf bestreiten wollen. Entsprechend entwickelte sich das Training: Die langen Läufe wurden länger – ich bin bis ca. 43,5 km (dann aber mit 1100 Höhenmetern) gelaufen -, die Intervalle auch. das Wettkampfspezifische Tempo sank in den Keller, bis es sich bei ungefähr 5:13 min/km einpendelte. (Da zeigte sich übrigend meiner Meinung nach auch ein Schwachspunkt im Vicsystem – die Einheiten im wettkampfspezifischen Tempo waren, aufgrund des „gemütlichen“ Tempos, eigentlich nicht fordernd genug: also bin die einfach erheblich länger gelaufen. Aber darum geht es hier ja nicht.) So nach und nach konkretisierten sich dann auch die Ziele: zweimal 3:45 nahm ich mir für die Marathons vor. Das schien möglich – auch wenn ich immer wieder heftige Zweifel hatte, schließlich bin ich noch nie vorher so dicht hintereinander Marathons gelaufen. Nachdem letzten langen Lauf über 43 km (mit den besagten 1100 Höhenmetern) in 3:43 wuchs die Zuversicht, das mein Ziel zu schaffen sei, aber doch immer mehr. Am Samstag also wurde es ernst. Ich habe noch kurz bei Elke und Cornelius vorbeigeschaut, dort Mathias getroffen, schnell noch ein paar Nudeln gefuttert (lecker war das!), ein wenig geplaudert, und dann musste ich aber auch schon zum Bahnhof. Der Zug hatte natürlich gleich mal leichte Verspätung, was meine Nervosität noch etwas steigerte – schließlich sollte ich sowieso nur eine Stunde vor Start in Mannheim ankommen. Und ich hatte keine Ahnung, wo und wie das dort so ablief … Es war dann aber alles überhaupt kein Problem: Die Startunterlagen waren sofort parat, das Umziehen ging schnell, den Kleiderbeutel abgegeben und mich noch einmal in die sehr lange Schlange für die Toiletten eingereiht (davon, nämlich von den Toiletten, gab es irgendwie nicht so sehr viele). Dann gemütlich wieder raus, zur Startaufstellung getrottet. Die war ausgesprochen chaotisch – trotz der Blockeinteilung stellte sich so ziemlich jeder hin, wo er wollte. Nicht gerade sehr praktisch war auch, dass man zu den hinteren Blöcken praktisch durch die gesamte Aufstellung durch musste. Ich hatte natürlich vergessen, mich umzuschreiben – mit meiner PB von 3:00:33 war ich im ersten Block – immerhin stand ich ganz hinten. Und musste trotzdem noch sehr viel überholen auf den ersten Kilometern. Der Start war super pünktlich – überhaupt lief die Organisation eigentlich wie am Schnürchen. Dann ging es also auf die Strecke. Für die – in diesem Jahr stark überarbeitet – fällt mir eigentlich nur ein Wort ein: Öd. Schon nach sehr kurzer Zeit waren wir am Stadtrand, im Wohngebiet, wo wir dann lange blieben. Und da war kaum was los. Überhaupt die Stimmung – ziemlich zurückhaltend, die Mannheimer. Nirgendswo gab es Action, nirgendwo Live-Musik oder so. Mit einigen Schleifen kamen wir dann irgendwann, so nach ca. 20 Kilometer, wieder in die Nähe des Rosengartens und machten uns jetzt auf durch die Quadrate, dieses Mannheimer Spezifikum der städtebaulichen Planung. Da war immerhin etwas Publikum an der Strecke. Und dort verließen uns dann auch die Halbmarathonis. Das heißt, die Strecke wurde – endlich – sehr leer. Knapp 1300 Starter gab es für den Marathon (bei ca. 10.000 Läufern), dazu noch einige Vierer-Staffeln (die permanente Unruhe ins Feld brachten, weil sie nicht gerade sehr schnell waren – selbst auf dem letzten Viertel musste ich, mit einer angestrebten Zielzeit von 3:45, die noch ständig überholen oder überholen lassen. Also, nach den Quadraten wurde es dann aber erst so richtig lustig. Dann kam nämlich die Kurt-Schumacher-Brücke. Natürlich komplett leer, dafür kilometerlange Ödnis über Hafen etc. Dort passierte ich auch die Halbmarathonmarke bei 1:51:05 – also eigentlich etwas zu schnell. Aber mir ging’s noch so gut, dass ich kaum Tempo rausnahm. Nach der Brücke kam dann Ludwigshafen. Auch nicht viel besser. Die meisten Städte nehmen einen Marathon ja zum Anlass, eine Party zu feiern. Nicht so hier. Es scheint niemanden zu interessieren. Also weiter eine große Runde gedreht und schon die Rückkehr auf die Brücke erwartet – bei ca. km 36–37 geht es da wieder rauf. Das ist dann ziemlich fies, an so einer Stelle nach einem ziemlich flachen Kurs einen recht knackig erscheinenden Anstieg einzubauen. Da ich ja bei weitem nicht am Anschlag lief, musste ich hier natürlich etwas angeben und fleißig überholen – die Oberschenkel haben es etwas gemerkt. Auf der anderen Seite, zurück in Baden-Würtemmberg, rückte das Ziel dann schon sehr schnell näher. Noch ein paar Haken durch die Quadrate und ruckzuck war der Rosengarten mit Wasserturm wieder in Sichtweite. Dieses Mal wurden wir von hinten durch das Starttor geführt. Bei 3:41:51 war ich über der Linie. Und mit dieser grottigen Zeit habe ich noch Platz 36 in meiner AK. Aber der gesamte Marathon war sehr langsam – der Sieger ist bei 2:30 hereingekommen. Vielleicht lag es ja am Wetter, das wohl nicht zum ersten Mal in Mannheim extrem schwül und schweißtreibend war. Aber wahrscheinlich sind die guten Läufer einfahc alle an anderen Orten unterwegs gewesen. Die Schwüle ließ mich immerhin ab Kilometer 10 jede Verpflegungsstelle ansteuern – die waren gut bestückt und vorbildlich ausgeschildert. Netterweise gab es auch die praktischen Caps-Beutel, die konnte man gut im Laufen trinken – besser als Becher mit dem Elektrolyt-Zeug, das gibt immer schöne Schweinerei. Nach dem Lauf dann direkt hinter der Ziellinie abgebogen zur Verpflegung und fast die Medaille vergessen (wäre nicht schade drum gewesen, ist ziemlich poplig), weil die Austeiler gnadenlos unterbesetzt waren. Die Verpflegung war wieder schön reichhaltig, nur der Bereich arg eng für die vielen Läufer. Also deckte ich mich ordentlich ein – ein halber Hefezopf, Banane, Elektrolyte noch einmal (obwohl ich das Zeug inzwischen kaum noch schmecken konnte) und Wasser und verzog mich. Die Duschen waren etwas abgelegen, dafür aber immerhin reichlich und warm. Dann trottete ich also wieder zum Bahnhof, wo ich noch etwas Zeit zum Ausruhen hatte, bevor ich in den ICE stieg, der mich über Frankfurt nach Mainz beförderte. Da war ich dann um 1:00 Uhr und verkrock mich bald ins Bett – nicht ohne den Wecker zu stelllen. Der klingelte am Sonntag um acht. Brötchen, halben Becher Tee – anziehen und schon auf den Weg zum nächsten Marathon. Treffen mit Lars und Mathias, Toilettenbesuch – bei leichtem Durchfall sehr notwendig – un in die Startaufstellung, wo sich ein Ordner verzweifelt bemühte, auch nur die reinzulassen, die in den ersten Block gehörten. Angesichts der unverfrorenn Frechheit so einiger „Sportler“ hatte er nur mäßigen Erfolg. Und schon war wieder Start – auf ging’s. Ich lief zusammen mit Lars, der auch ungefähr eine 3:45 anpeilte. Der erste Kilometer etwas holprig, die Oberschenkel vor allem noch leicht steif. Die wurden aber schnell weicher und es lief wieder rund. Recht zügig haben wir uns dann nach dem anfänglichen Chaos auf der Strecke auch auf Tempo gebracht. Die Runde war uns ja bekannt: Durch das Schottwer nach Mombach, das sich wieder einmal in Partylaune präsentierte, über die Neustadt an der Christuskirche vorbei zum Gutenbergplatz und dann durch die Augustinerstraße auf die Rheinstraße, die uns weiterführt die schöne Wendepunktstrecke nach Weisenau hinaus. Noch lief es ausgesprochen prächtig – klar, ganz frisch und lcoker war ich nicht, aber besondere Mühe hatte ich auch nicht. Auf dem Rückweg Richtung Start/Ziel an der Rheingoldhalle verlor ich Lars dann auf einmal und ziemlich schnell. Er hatte vorher schon gemerkt, dass unser Tempo ihm wohl etwas zügig war. Ich wollte aber wenigstens sehen, wie weit ich damit komme und nicht hier schon langsamer werden – das würde shcon noch von selbst kommen. Und es kam auch. Nach der Halbmarathonmarke (1:53:38) ging es über die Theodor-Heuss-Brücke nach Kostheim. Und das wurde langsam anstrengend. Hier kam auch noch frischer Wind auf, der mich gerade nicht besonders erfreute … Die Schleife durch Kostheim mit den unzähligen privaten Versorgungsstationen – das ist echt klasse, dass die Anwohner das alles auf die Beine stellen — ging es auch schon wieder zurück über die Brücke – mit zunehmend schweren Beinen. Aber die 30 rückte näher. Doch das Tempo sank, die Moral schwand, die Kilometer 32/33 waren langsam, viel zu langsam. Noch gab ich aber nicht auf … Im Mombacher Industriegebiet, bei der Wasserstelle von Coca-Cola, griff ich dann doch zum „Doping“ und schmiss ein Hammergel (Espresso, mit Koffein gegen die Schmerzen …) ein. Das begann glücklicherweise ziemlich bald zu wirken. Und zwar recht deutlich (vielleicht deshalb, weil ich ewig nichts mehr esse und nur pures Wasser trinke bei meinen Trainingsläufen). Im Mombach wurden die Kilometer dann wieder kürzer … Und in der Neustadt ging es mir noch richtig gut. Ich sammelte noch so einige Läufer ein. Ruckzuck waren wir dann auch schon auf der Bleiche, wo mich mein Mitbewohner mit Fotoapparat empfing. Der Umbach mit seiner minimalen Steigung machte sich nochmal unangenehm bemerkbar. Aber jetzt konnte mich nichts mehr stoppen – die paar Kilometer waren jetzt auch noch möglich. Und sogar ein kleiner Schlusssprint gelang mir noch, nachdem ich mich von Mathias, der seinen Halbmarathon hinter sich hatte, anfeuern ließ. Diesmal stoppte die Uhr im Ziel bei 3:44:15 – und damit war das Ziel der zwei Marathons mit 3:45 sogaro noch unterboten. Jetzt bin ich allerdings auch ziemlich fertig – der Weg heim war eine rechte Qual, vor allem die Treppen in den vierten Stock hoch … Was lernen wir also daraus: Möglich ist viel – mit konsequenter Vorbereitung. Stadt-Marathons werde ich nicht mehr viele laufen – im Training geht’s schöner im Wald und Wiesen. Mannheim landet auf meiner Never-again-Liste – zwar ganz ordentlich organisiert, aber die Strecke ist einfach viel zu fad.
So sehen die Tempokurven aus: — man sieht sehr schön die Anstiege auf die Brücke
und Mainz, etwas unruhiger, mit dem Tief bei 32/33:
und hier noch einige bilder von den beiden läufen:
der letzte „offizielle“ trainingslauf vor dem frankfurt-marathon: ein kurzer long-jog am samstag: 24,4 km in 1:53:57 mit +/- 400 höhenmetern. wunderbar war das.
dabei hat der morgen so zäh und grau angefangen: mühsam hab’ ich mich in mainz aus dem bett gequält. der dichte herbstnebel lag noch überall auf dem land. stellenweise kaum hundert meter zu sehen — da wäre ich am liebsten wieder ins bett zurückgekrochen. aber je länger ich im zug saß, desto mehr löste sich der nebel auf. und ein strahlend sonniger, wunderbarer herbsttag entfaltete sich in vollkommener pracht. die luft blieb zwar herbstlich kühl und leicht bewegt, aber der himmel verwöhnte auge und gemüt mit strahlender bläue. und der wald erst: kaum in erbach angekommen, schnüre ich gleich schon wieder die schuhe, um das voll auszukosten. gleich ging’s auch hoch in den wald: zunächst lang bergauf, nach bullau, dann wieder hinüber nach würzberg und über ernsbach zurück nach hause. eine bekannte runde also. aber so schön wie selten. der wald schimmert und glänzt in allen farben — grün, hellgelb, golden, rot und auch schon braun — einfach herrlich ist das zu dieser zeit. zumal auch kaum jemand unterwegs ist. (die sind wohl alle beim bauernmarkt in erbach steckengeblieben. umso besser für mich.)
und zugleich war das ein erster probe-lauf der cep-kompressions-strümpfe, die ich jetzt testen soll … sie scheinen auch wirklich gleich zu wirken: die befürchtungen, nach der recht schnellen woche und vor allem den vom freitag noch etwas ermüdeten waden könnten das zu einer mühsamen sache werden lassen, verflogen zunehmend. zwar dauerte es eine weile, bis ich mit dem ungewohnten gefühl an den waden (und auch in den muskeln) richtig warm wurde, aber dann ging es immer besser. und das heißt: es blieb erstaunlich locker bis zum schluss — trotz des hohen tempos (am ende hatte ich immerhin einen 4:40er-schnitt auf der uhr). zumindest die waden werden geschont. die oberschenkel stöhnen dann doch etwas, vor allem beim rasanten bergablaufen von würzberg nach ernsbach — das geht immer ordentlich in die knochen, dieses stück. aber was macht das schon, wenn man in so einer kulisse laufen kann und darf. schade nur, dass ich keinen photoapparat dabei hatte …
… da musste ich einfach laufen. und da es draußen so herrlich war (ca. 15 °C, keine wolke am himmel, leichter bis mittlerer wind), bin ich etwas länger gelaufen als ich eigentlich geplant hatte. es wurden dann fast 27 km (laut gmap-pedometer, wo man sich die strecke auch anschauen kann (mein gps hatte ich nämlich nicht dabei)). denn kurz entschlossen bin ich einfach immer weiter am rhein entlang gerannt, bis ich in nackenheim angelangt war (dort, wo wir gestern mittagspause machten). da reichte es mir dann doch und ich bin geradewegs umgekehrt und den selben weg zurück. der kam mir zunächst viel kürzer vor. doch ab der weisenauer autobahnbrücke wurde es dann ziemlich plötzlich ausgesprochen anstrengend. die letzen kilometer ab dem winterhafen sogar richtig schwer. wahrscheinlich lag das vor allem daran, dass ich wieder einmal recht schnell unterwegs war: 2:17:02 habe ich für die gesamte strecke gebraucht — ein schnitt von ca. 5:10 und damit eigentlich zu schnell. aber es hat, bis kurz vor schluss, einfach so viel spaß gemacht, dass ich mich kaum bremsen konnte. denn der weg ist eigentlich sehr schön. nur leider liegen da immer noch sehr viele gefällte bäume. mehrmals war der weg deshalb offiziell gesperrt, was aber offenbar niemand kümmert. denn um die absperrgitter und um die auf dem weg liegenden bäume waren bereits richtige kleine trampelpfade. gegen ende merkte ich dann auch die spontaneität ziemlich: ausgetrocknet und ausgehungert kam ich zuhause an und benötigte eine weile, bis ich wieder halbwegs fit war.