Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: wetter

Wochenblog 11/​2023

Stür­mi­sche Woche. Ganz wört­lich – am Mon­tag und Diens­tag war es zeit­wei­se so win­dig (vor allem auf dem Heim­weg), dass ich momen­tan sogar zwei Gän­ge run­ter­schal­ten muss­te: Ich kam ein­fach nicht mehr gegen den Sturm an.

Stür­misch auch, weil viel Pla­nung zu orga­ni­sie­ren war, damit ich mich in den nächs­ten Wochen auf mein neu­es Pro­jekt kon­zen­trie­ren kann und nicht von dem gan­zen all­täg­li­chen Aller­lei immer wie­der abge­lenkt wer­de. Aber irgend jemand muss das ja trotz­dem machen … Ich bin gespannt, wie sich das in den nächs­ten Wochen ent­wi­ckeln wird – ich kann es mir noch nicht so ganz vor­stel­len.

Text: „Kriegs­ly­rik“ von Her­mann Plag­ge. Ein (nicht nur mir) abso­lut unbe­kann­ter Dich­ter aus der Zeit des Ers­ten Welt­krie­ges, for­mal und sprach­lich jetzt nicht unbe­dingt die bes­ten Gedich­te aus die­ser Zeit, aber doch immer wie­der sehr ein­drück­lich und leben­dig in den Schil­de­run­gen und Stim­mun­gen. Die Lek­tü­re habe ich der wun­der­ba­ren Edi­ti­on Ver­sen­sporn von „Poe­sie schmeckt gut“ zu ver­dan­ken – das ist ein sehr zu rüh­men­des Unter­neh­men, das mehr­mals im Jahr klei­ne Hef­te mit Lyrik von meist ver­ges­se­nen, unbe­kann­ten Dichter*innen, meist aus dem wei­ten Feld des Expres­sio­nis­mus (wie Plag­ge) oder ver­wand­ten Strö­mung, zum klei­nen Preis ver­sen­det und mei­nen lite­ra­ri­schen Hori­zont immer wie­der ange­nehm erwei­tert.

Ton: Ein­stür­zen­de Neu­bau­ten. Und die Mün­che­ner Auf­nah­men von „Fol­low me“ und „Whe­re are you“ von Ondřej Adá­mek.

Bild: You Peo­p­le von und mit Jonah Hill. Ziem­lich cool, ziem­lich gelun­gen, wit­zig und tref­fend die Pro­ble­me der (ame­ri­ka­ni­schen) Gesell­schaft bzw. ihrer Tei­le im Umgang mit­ein­an­der dar­stel­lend.

Drau­ßen: Der Streak hält, ich ver­su­che es sogar mal wie­der mit struk­tu­rier­tem Trai­ning. Und dabei habe ich mir gleich am Mon­tag ein ordent­li­ches Pro­blem ein­ge­han­delt: Für den Tem­po­test­lauf fand ich es sinn­voll, die pas­sen­den Schu­he anzu­zie­hen. Nur hat­te ich die seit min­des­tens 15 Mona­ten nicht mehr an den Füßen. Das ende­te, ich hät­te es mir den­ken kön­nen, im Blut­bad: Zwei gro­ße, fet­te Bla­sen an den Fer­sen. Vor allem die rech­te Fer­se war mit einer flä­chi­gen, blu­ti­gen Bla­se ver­se­hen. Mit Bla­sen­pflas­ter und Com­peed ging es dann aber immer­hin auch am Diens­tag wei­ter. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch all­mäh­lich verblassend/​verheilend. Dafür konn­te ich die­se Woche sowohl beim schö­nen Son­nen­un­ter­gang als auch im spek­ta­ku­lä­re bun­ten Son­nen­auf­gang lau­fen – der Früh­ling macht’s mög­lich.

wense, der desenberg (um 1936) (postkarte)

Wetter

Die Land­schaft lebt vom Wet­ter! An sich ist sie nichts! Hans Jür­gen von der Wen­se, Map­pe „Sied­lung, Ver­kehr“

Ins Netz gegangen (6.6.)

Ins Netz gegan­gen am 6.6.:

  • Faking it – the gre­at unmen­tionable of orches­tral play­ing | the strad → Given today’s high stan­dards of musi­ci­an­ship, you might think top orches­tral string play­ers can play any­thing, but the­re are times when the best they can do is give the impres­si­on of play­ing every note as writ­ten
  • Igor Levit: „Es ist so unheim­lich geil“ | ZEIT ONLINE → der groß­ar­ti­ge igor levit lässt sich von moritz von uslar fra­gen zu beet­ho­ven stel­len und hat ein paar coo­le ant­wor­ten auf teil­wei­se etwas dümm­li­che fra­gen (die sich uslar nicht mal selbst über­le­gen konn­te …)
    krank aller­dings ist der angeb­li­che anlass: das beet­ho­ven-jubi­lä­um 2020 – sind ja nur noch vier jah­re, aber was soll’s, damit war die „zeit“ bestimmt das ers­te medi­um, das das jubi­lä­um ein­ge­läu­tet hat …
  • Aaron Sor­kin Con­ju­res a Mee­ting of Oba­ma and Bart­let – The New York Times → erst jetzt gefun­den: aaron sor­kin hat sich für die NYTi­mes ein tref­fen von oba­ma und dem west-wing-prä­si­dent bart­lett 2008 aus­ge­malt.
  • Koh­le­aus­stieg ver­tagt | klimaretter.info → aus kurz­fris­ti­gen poli­ti­schen über­le­gun­gen (und angst) ver­gei­gen die regie­run­gen deutsch­lands die ener­gie­wen­de immer mehr, schie­ben sie immer wei­ter in die zukunft und hin­ter­las­sen immer grö­ße­re pro­ble­me
  • Kli­ma­wan­del: Der unglaub­li­che Eier­tanz der Meteo­ro­lo­gen | FAZ → joa­chim mül­ler-jung hat genug vom eier­tanz der metero­lo­gen:

    Aber wie lan­ge sol­len sich Meteo­ro­lo­gen, die wie kaum eine zwei­te For­scher­gil­de öffent­lich Gehör fin­den, hin­ter einem omi­nö­sen sta­tis­ti­schen Rau­schen ver­ste­cken, nur weil sie das Offen­kun­di­ge – den beschleu­nig­ten Kli­ma­wan­del – als poli­ti­sche Kor­rekt­heit und des­we­gen als unan­ge­mes­se­ne wis­sen­schaft­li­che Inter­pre­ta­ti­on betrach­ten? Die meteo­ro­lo­gi­sche Exper­ti­se steckt selbst in einem Tief­druck­sumpf. Sie täte auch des­halb gut dar­an, ihre ver­quas­ten kli­ma­to­lo­gi­schen Sprach­re­gu­la­ri­en auf­zu­ge­ben, weil sie mit zwei­deu­ti­gen Aus­flüch­ten die anti­wis­sen­schaft­li­chen Res­sen­ti­ments nur mehr schürt.

  • „Vor 10.000 Jah­ren waren die Euro­pä­er schwarz“ – Johan­nes Krau­se im Gespräch | Migra­ti­on → sehr inter­es­san­tes und span­nen­des inter­view mit dem paläo­ge­ne­ti­ker johan­nes krau­se über migra­tio­nen, aus­se­hen etc.

    Vor der Eis­zeit hat­ten die bis­her unter­such­ten Men­schen in Euro­pa alle brau­ne Augen, nach der Eis­zeit waren die Augen blau. Die Ureu­ro­pä­er, die vor zehn­tau­sen­den Jah­ren in Euro­pa leb­ten, hat­ten eine dunk­le Haut­far­be. Das ent­spricht nicht dem übli­chen Bild. Wenn ich ins Muse­um gehe, sind die Jäger und Samm­ler von vor 10.000 Jah­ren meist weiß dar­ge­stellt – dabei waren sie schwarz und hat­ten blaue Augen. Sie wie­sen kei­nes der Gene auf, die heu­te eine hel­le Haut­far­be ver­ur­sa­chen. Die heu­ti­ge hel­le Haut hat sich erst in der Bron­ze­zeit in Euro­pa aus­ge­brei­tet, also vor zir­ka 5.000 Jah­ren.

  • Read more blogs | Seth’s blog → seth godin:

    rea­ding more blogs is one of the best ways to beco­me smar­ter, more effec­ti­ve and more enga­ged in what’s going on. The last gre­at online bar­gain.

    – sehr rich­tig. und wirk­lich so ein­fach umzu­set­zen. rss und sei­ne rea­der sind mei­nes erach­tens immer noch die am meis­ten unter­schätz­te tech­nik im inter­net

Ins Netz gegangen (25.5.)

Ins Netz gegan­gen (22.5. – 25.5.):

  • Giro d’I­ta­lia 1988: Als star­ke Män­ner wein­ten – Über­sicht Nach­rich­ten – NZZ.ch – Die NZZ erin­nert an eine Etap­pe des Giro vor 25 Jah­ren, in der die Sport­ler (bei­na­he) im Schnee ste­cken blie­ben und hat dazu eini­ge Stim­men der Rad­fah­rer gesam­melt – zum Bei­spiel Andy Hamps­ten:

    Spä­ter im Auf­stieg war’s so weit: Ich hör­te auf, Gott um Hil­fe anzu­fle­hen, statt­des­sen über­leg­te ich mir, ob ich mich auf einen Deal mit dem Teu­fel ein­las­sen soll­te, falls er hier und jetzt auf­tauch­te. Eine hal­be Mei­le vor dem Pass erhielt ich mei­nen Sack, der Wind blies so stark, dass ich das Velo kaum in der Spur hal­ten konn­te. Aber hät­te ich da ange­hal­ten, ich wäre wohl nie mehr wie­der los­ge­fah­ren. (…) In der Abfahrt muss­te ich erst die Brem­sen von Hand ent­ei­sen. Zum Glück war es in der Höhe eine Schot­ter­stras­se, auf der der Schnee nicht so schnell gefror wie auf Asphalt. Zuschau­er und Mecha­ni­ker rann­ten hin und her, im Unwis­sen, ob das Ren­nen über­haupt noch im Gang war. Ein Car­rera-Mecha­ni­ker trug die­sen tol­len Gore­tex-Ganz­kör­per­an­zug – was hät­te ich dafür gege­ben! Ich schau­te auf mei­ne Bei­ne, durch eine Schicht von Eis und Mas­sa­ge­öl leuch­te­ten sie knall­rot. Ich ent­schied, nicht wie­der hin­zu­gu­cken.

  • Grund­ge­setz für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land [Doc­Patch] – Die­se Web­sei­te ermög­licht das Nach­voll­zie­hen aller Ver­än­de­run­gen am Grund­ge­setz für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land seit sei­nem Inkraft­tre­ten im Jahr 1949. Es ent­hält den voll­stän­di­gen Geset­zes­text zuzüg­lich vie­ler Infor­ma­tio­nen, die damit in Ver­bin­dung ste­hen. Somit steht ein umfas­sen­des Werk zur Ver­fü­gung, die Ent­wick­lung der deut­schen Ver­fas­sung trans­pa­ren­ter zu machen.
  • Nach­ruf Sarah Kirsch: „Du bist nicht auf Erden“ | Kul­tur | ZEIT ONLINE – Sarah Kirsch war eine der bedeu­tends­ten deut­schen Lyri­ke­rin­nen. Ihr Rhyth­mus und ihr Stre­ben nach Auto­no­mie wer­den feh­len, schreibt der Schrift­stel­ler Jan Kuhl­brodt.
  • Guten­berg ePub Gene­ra­tor von Furtmeier.IT – Gene­ra­tor – Die­ser Gene­ra­tor erzeugt aus den Spie­gel Guten­berg-Büchern Datei­en im ePub-For­mat, die Sie mit den meis­ten eBook-Rea­dern pro­blem­los lesen kön­nen.

Sommer, also

Sehn­sucht, Ver­klä­rung, Erin­ne­rung, Erwar­tung, Träu­me – und viel Hoff­nung, aber auch viel Rea­li­täts­ver­lust, ‑ver­nei­nung und ‑verw­wei­ge­rung:
All das packt Sibyl­le Berg in einen klei­nen Text „Som­mer, also“.

Der rich­ti­ge Som­mer aus der Erin­ne­rung fand zu Hau­se statt und hat­te mit geschlos­se­nen Fens­ter­lä­den zu tun und mit lee­ren Stun­den und Asphalt, und einer fieb­ri­gen Erwar­tung.

Und das lese ich just an dem Tag, an dem es hier wirk­lich som­mer­lich (gewor­den) ist … Und nut­ze die Gele­gen­heit, nicht nur Frau Bergs Bücher zu emp­feh­len, son­dern auch ihre Web­site und ihr am bes­ten auch noch bei Twit­ter zu fol­gen (und dann die fei­ne Linie zwi­schen Fan und Stal­ker nicht über­schrei­ten …).

Wir hof­fen. Der Som­mer ist zu etwas meta­pho­ri­schem gewor­den, zum Traum des per­fek­ten Daseins in einer luzi­den Umge­bung die nur aus freund­li­chen halb­nack­ten Men­schen besteht, und Som­mer­lö­chern in den Medi­en, in denen Raum für sol­che Tex­te ist, weil es gera­de kei­ne Eurok­rie­se gibt und kei­ne Roh­stoff Han­dels ‑Hor­ror­mel­dun­gen, kei­ne Aus­beu­tun­gen ande­rer Men­schen und Län­der, kein Unter­gang, kein Bla­de Run­ner Wet­ter vor der Woh­nung die viel­leicht bald nicht mehr unse­re ist, weil das Vier­tel gen­de­ri­fi­ziert wur­de.

Taglied 16.12.2011

heu­te natür­lich eine ganz offen­sicht­li­che Wahl (aber das scha­det ja nicht unbe­dingt …): Stor­my Wea­ther (am liebs­ten mit Bil­lie Holi­day – oder etwas sanf­ter: Ella Fitz­ge­rald)

Don’t know why there’s no sun up in the sky
Stor­my wea­ther
[…]
Life is bare, gloom and mis’ry ever­y­whe­re
Stor­my wea­ther
Just can’t get my poor self tog­e­ther
I’m wea­ry all the time, the time
So wea­ry all the time
(zitiert nach insta­ly­rics)

wieder auf den rhein

sie sol­len ihn nicht haben
den frei­en deut­schen Rhein
ob sie wie gie­ri­ge Raben
sich hei­ser danach schrein

So lang er ruhig wal­lend
sein grü­nes Kleid noch trägt
so lang ein Ruder schal­lend
In sei­ne Woge schlägt

Sie sol­len ihn nicht haben,
den frei­en deut­schen Rhein,
so lang sich Her­zen laben
an sei­nem Feu­er­wein

so lang in sei­nem Stro­me
noch fest die Fel­sen stehn,
so lang sich hohe Dome
in sei­nem Spie­gel sehn

Sie sol­len ihn nicht haben
Den frei­en deut­schen Rhein

so schrieb niko­las becker 1840. dar­an muss­te ich den­ken, als ich heu­te nach lan­ger abs­ti­nenz mal wie­der mein boot zu was­ser ließ (es war ziem­lich ein­ge­staubt im boots­haus inzwi­schen …). schön war’s wie­der, gemüt­lich auf dem gro­ßen strom unter­wegs zu sein. auch wenn die blö­den was­ser-motor­rä­der oder wie auch immer sie hei­ßen einen hei­den­lärm ver­st­an­stal­tet haben. mei­ne klei­ne tour führ­te mich nur bis gins­heim und wie­der zurück – knapp zwei stun­den rei­chen für den wie­der­ein­stieg. zumal das wet­ter es span­nend mach­te: beim start war es zwar etwas bewölkt, aber noch sehr freund­lich. der leich­te wind frisch­te dann auf und brach­te regen- und gewit­ter­wol­ken mit sich. schön war das, dem wet­ter­wech­sel zuzu­schau­en: wie der him­mel und die luft die typi­sche vorregen/​gewitterfärbung zwi­schen gelb, grau und stahl­blau annahm. wie dann der rhein­gau im regen ver­schwand. und wie die regen­wand immer näher kam, anfing mainz zu ver­schlu­cken. ich dach­te zunächst noch, ich käme unge­scho­ren davon. aber kurz ober­halb der eisen­bahn­brü­cke süd zog die regen­wol­ke dann auch über mich hin­weg – so schlimm war es aber gar nicht. und kurz vorm anlan­den hör­te es auch schon wie­der auf … jetzt müs­sen sich aus­nahms­wei­se heu­te mal die arme erho­len …

m mal sechs. oder: marathondouble im mai.

Lauter M’s

Ich weiß ja gar nicht, wo ich jetzt begin­nen soll. Das Wochen­en­de war ziem­lich ereig­nis- & erleb­nis­reich.
Also, fan­gen wir vor­ne an: Irgend­wann im Herbst, nach­dem ich mich schon für die Jubi­lä­ums­aus­ga­be des Guten­berg-Mara­thons ange­mel­det hat­te, stol­per­te ich dar­über, dass der Mann­heim-Mara­thon die­ses Jahr am Abend vor­her statt­fin­den soll­te. Und das ließ mich nicht mehr los – immer mehr kris­tal­li­sier­te sich die Idee her­aus, bei­de auf ein­mal zu lau­fen. Irgend­wann war ich dann soweit und habe mich auch für Mann­heim ange­mel­det. Jetzt hieß es also flei­ßig trai­nie­ren. Dazu habe ich dem Vic­sys­tem ein­fach mal vor­ge­schwin­delt, ich wür­de am Sonn­tag einen 84,5 km lan­gen Wett­kampf bestrei­ten wol­len. Ent­spre­chend ent­wi­ckel­te sich das Trai­ning: Die lan­gen Läu­fe wur­den län­ger – ich bin bis ca. 43,5 km (dann aber mit 1100 Höhen­me­tern) gelau­fen -, die Inter­val­le auch. das Wett­kampf­spe­zi­fi­sche Tem­po sank in den Kel­ler, bis es sich bei unge­fähr 5:13 min/​km ein­pen­del­te. (Da zeig­te sich übri­gend mei­ner Mei­nung nach auch ein Schwachs­punkt im Vic­sys­tem – die Ein­hei­ten im wett­kampf­spe­zi­fi­schen Tem­po waren, auf­grund des „gemüt­li­chen“ Tem­pos, eigent­lich nicht for­dernd genug: also bin die ein­fach erheb­lich län­ger gelau­fen. Aber dar­um geht es hier ja nicht.) So nach und nach kon­kre­ti­sier­ten sich dann auch die Zie­le: zwei­mal 3:45 nahm ich mir für die Mara­thons vor. Das schien mög­lich – auch wenn ich immer wie­der hef­ti­ge Zwei­fel hat­te, schließ­lich bin ich noch nie vor­her so dicht hin­ter­ein­an­der Mara­thons gelau­fen. Nach­dem letz­ten lan­gen Lauf über 43 km (mit den besag­ten 1100 Höhen­me­tern) in 3:43 wuchs die Zuver­sicht, das mein Ziel zu schaf­fen sei, aber doch immer mehr.
Am Sams­tag also wur­de es ernst. Ich habe noch kurz bei Elke und Cor­ne­li­us vor­bei­ge­schaut, dort Mathi­as getrof­fen, schnell noch ein paar Nudeln gefut­tert (lecker war das!), ein wenig geplau­dert, und dann muss­te ich aber auch schon zum Bahn­hof. Der Zug hat­te natür­lich gleich mal leich­te Ver­spä­tung, was mei­ne Ner­vo­si­tät noch etwas stei­ger­te – schließ­lich soll­te ich sowie­so nur eine Stun­de vor Start in Mann­heim ankom­men. Und ich hat­te kei­ne Ahnung, wo und wie das dort so ablief … Es war dann aber alles über­haupt kein Pro­blem: Die Start­un­ter­la­gen waren sofort parat, das Umzie­hen ging schnell, den Klei­der­beu­tel abge­ge­ben und mich noch ein­mal in die sehr lan­ge Schlan­ge für die Toi­let­ten ein­ge­reiht (davon, näm­lich von den Toi­let­ten, gab es irgend­wie nicht so sehr vie­le). Dann gemüt­lich wie­der raus, zur Start­auf­stel­lung getrot­tet. Die war aus­ge­spro­chen chao­tisch – trotz der Block­ein­tei­lung stell­te sich so ziem­lich jeder hin, wo er woll­te. Nicht gera­de sehr prak­tisch war auch, dass man zu den hin­te­ren Blö­cken prak­tisch durch die gesam­te Auf­stel­lung durch muss­te. Ich hat­te natür­lich ver­ges­sen, mich umzu­schrei­ben – mit mei­ner PB von 3:00:33 war ich im ers­ten Block – immer­hin stand ich ganz hin­ten. Und muss­te trotz­dem noch sehr viel über­ho­len auf den ers­ten Kilo­me­tern.
Der Start war super pünkt­lich – über­haupt lief die Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich wie am Schnür­chen. Dann ging es also auf die Stre­cke. Für die – in die­sem Jahr stark über­ar­bei­tet – fällt mir eigent­lich nur ein Wort ein: Öd. Schon nach sehr kur­zer Zeit waren wir am Stadt­rand, im Wohn­ge­biet, wo wir dann lan­ge blie­ben. Und da war kaum was los. Über­haupt die Stim­mung – ziem­lich zurück­hal­tend, die Mann­hei­mer. Nir­gends­wo gab es Action, nir­gend­wo Live-Musik oder so. Mit eini­gen Schlei­fen kamen wir dann irgend­wann, so nach ca. 20 Kilo­me­ter, wie­der in die Nähe des Rosen­gar­tens und mach­ten uns jetzt auf durch die Qua­dra­te, die­ses Mann­hei­mer Spe­zi­fi­kum der städ­te­bau­li­chen Pla­nung. Da war immer­hin etwas Publi­kum an der Stre­cke. Und dort ver­lie­ßen uns dann auch die Halb­ma­ra­tho­nis. Das heißt, die Stre­cke wur­de – end­lich – sehr leer. Knapp 1300 Star­ter gab es für den Mara­thon (bei ca. 10.000 Läu­fern), dazu noch eini­ge Vie­rer-Staf­feln (die per­ma­nen­te Unru­he ins Feld brach­ten, weil sie nicht gera­de sehr schnell waren – selbst auf dem letz­ten Vier­tel muss­te ich, mit einer ange­streb­ten Ziel­zeit von 3:45, die noch stän­dig über­ho­len oder über­ho­len las­sen. Also, nach den Qua­dra­ten wur­de es dann aber erst so rich­tig lus­tig. Dann kam näm­lich die Kurt-Schu­ma­cher-Brü­cke. Natür­lich kom­plett leer, dafür kilo­me­ter­lan­ge Ödnis über Hafen etc. Dort pas­sier­te ich auch die Halb­ma­ra­thon­mar­ke bei 1:51:05 – also eigent­lich etwas zu schnell. Aber mir ging’s noch so gut, dass ich kaum Tem­po raus­nahm. Nach der Brü­cke kam dann Lud­wigs­ha­fen. Auch nicht viel bes­ser. Die meis­ten Städ­te neh­men einen Mara­thon ja zum Anlass, eine Par­ty zu fei­ern. Nicht so hier. Es scheint nie­man­den zu inter­es­sie­ren. Also wei­ter eine gro­ße Run­de gedreht und schon die Rück­kehr auf die Brü­cke erwar­tet – bei ca. km 36–37 geht es da wie­der rauf. Das ist dann ziem­lich fies, an so einer Stel­le nach einem ziem­lich fla­chen Kurs einen recht kna­ckig erschei­nen­den Anstieg ein­zu­bau­en. Da ich ja bei wei­tem nicht am Anschlag lief, muss­te ich hier natür­lich etwas ange­ben und flei­ßig über­ho­len – die Ober­schen­kel haben es etwas gemerkt. Auf der ande­ren Sei­te, zurück in Baden-Wür­temm­berg, rück­te das Ziel dann schon sehr schnell näher. Noch ein paar Haken durch die Qua­dra­te und ruck­zuck war der Rosen­gar­ten mit Was­ser­turm wie­der in Sicht­wei­te. Die­ses Mal wur­den wir von hin­ten durch das Start­tor geführt. Bei 3:41:51 war ich über der Linie. Und mit die­ser grot­ti­gen Zeit habe ich noch Platz 36 in mei­ner AK. Aber der gesam­te Mara­thon war sehr lang­sam – der Sie­ger ist bei 2:30 her­ein­ge­kom­men. Viel­leicht lag es ja am Wet­ter, das wohl nicht zum ers­ten Mal in Mann­heim extrem schwül und schweiß­trei­bend war. Aber wahr­schein­lich sind die guten Läu­fer ein­fahc alle an ande­ren Orten unter­wegs gewe­sen. Die Schwü­le ließ mich immer­hin ab Kilo­me­ter 10 jede Ver­pfle­gungs­stel­le ansteu­ern – die waren gut bestückt und vor­bild­lich aus­ge­schil­dert. Net­ter­wei­se gab es auch die prak­ti­schen Caps-Beu­tel, die konn­te man gut im Lau­fen trin­ken – bes­ser als Becher mit dem Elek­tro­lyt-Zeug, das gibt immer schö­ne Schwei­ne­rei.
Nach dem Lauf dann direkt hin­ter der Ziel­li­nie abge­bo­gen zur Ver­pfle­gung und fast die Medail­le ver­ges­sen (wäre nicht scha­de drum gewe­sen, ist ziem­lich pop­lig), weil die Aus­tei­ler gna­den­los unter­be­setzt waren. Die Ver­pfle­gung war wie­der schön reich­hal­tig, nur der Bereich arg eng für die vie­len Läu­fer. Also deck­te ich mich ordent­lich ein – ein hal­ber Hefe­zopf, Bana­ne, Elek­tro­ly­te noch ein­mal (obwohl ich das Zeug inzwi­schen kaum noch schme­cken konn­te) und Was­ser und ver­zog mich. Die Duschen waren etwas abge­le­gen, dafür aber immer­hin reich­lich und warm. Dann trot­te­te ich also wie­der zum Bahn­hof, wo ich noch etwas Zeit zum Aus­ru­hen hat­te, bevor ich in den ICE stieg, der mich über Frank­furt nach Mainz beför­der­te. Da war ich dann um 1:00 Uhr und ver­k­rock mich bald ins Bett – nicht ohne den Wecker zu stell­len.
Der klin­gel­te am Sonn­tag um acht.
Bröt­chen, hal­ben Becher Tee – anzie­hen und schon auf den Weg zum nächs­ten Mara­thon. Tref­fen mit Lars und Mathi­as, Toi­let­ten­be­such – bei leich­tem Durch­fall sehr not­wen­dig – un in die Start­auf­stel­lung, wo sich ein Ord­ner ver­zwei­felt bemüh­te, auch nur die rein­zu­las­sen, die in den ers­ten Block gehör­ten. Ange­sichts der unver­fro­renn Frech­heit so eini­ger „Sport­ler“ hat­te er nur mäßi­gen Erfolg. Und schon war wie­der Start – auf ging’s. Ich lief zusam­men mit Lars, der auch unge­fähr eine 3:45 anpeil­te. Der ers­te Kilo­me­ter etwas holp­rig, die Ober­schen­kel vor allem noch leicht steif.
Die wur­den aber schnell wei­cher und es lief wie­der rund. Recht zügig haben wir uns dann nach dem anfäng­li­chen Cha­os auf der Stre­cke auch auf Tem­po gebracht. Die Run­de war uns ja bekannt: Durch das Schott­wer nach Mom­bach, das sich wie­der ein­mal in Par­ty­lau­ne prä­sen­tier­te, über die Neu­stadt an der Chris­tus­kir­che vor­bei zum Guten­berg­platz und dann durch die Augus­ti­ner­stra­ße auf die Rhein­stra­ße, die uns wei­ter­führt die schö­ne Wen­de­punkt­stre­cke nach Wei­se­nau hin­aus. Noch lief es aus­ge­spro­chen präch­tig – klar, ganz frisch und lcoker war ich nicht, aber beson­de­re Mühe hat­te ich auch nicht. Auf dem Rück­weg Rich­tung Start/​Ziel an der Rhein­gold­hal­le ver­lor ich Lars dann auf ein­mal und ziem­lich schnell. Er hat­te vor­her schon gemerkt, dass unser Tem­po ihm wohl etwas zügig war. Ich woll­te aber wenigs­tens sehen, wie weit ich damit kom­me und nicht hier schon lang­sa­mer wer­den – das wür­de shcon noch von selbst kom­men. Und es kam auch. Nach der Halb­ma­ra­thon­mar­ke (1:53:38) ging es über die Theo­dor-Heuss-Brü­cke nach Kost­heim. Und das wur­de lang­sam anstren­gend. Hier kam auch noch fri­scher Wind auf, der mich gera­de nicht beson­ders erfreu­te … Die Schlei­fe durch Kost­heim mit den unzäh­li­gen pri­va­ten Ver­sor­gungs­sta­tio­nen – das ist echt klas­se, dass die Anwoh­ner das alles auf die Bei­ne stel­len – ging es auch schon wie­der zurück über die Brü­cke – mit zuneh­mend schwe­ren Bei­nen. Aber die 30 rück­te näher. Doch das Tem­po sank, die Moral schwand, die Kilo­me­ter 32/​33 waren lang­sam, viel zu lang­sam. Noch gab ich aber nicht auf … Im Mom­ba­cher Indus­trie­ge­biet, bei der Was­ser­stel­le von Coca-Cola, griff ich dann doch zum „Doping“ und schmiss ein Ham­mer­gel (Espres­so, mit Kof­fe­in gegen die Schmer­zen …) ein. Das begann glück­li­cher­wei­se ziem­lich bald zu wir­ken. Und zwar recht deut­lich (viel­leicht des­halb, weil ich ewig nichts mehr esse und nur pures Was­ser trin­ke bei mei­nen Trai­nings­läu­fen). Im Mom­bach wur­den die Kilo­me­ter dann wie­der kür­zer … Und in der Neu­stadt ging es mir noch rich­tig gut. Ich sam­mel­te noch so eini­ge Läu­fer ein. Ruck­zuck waren wir dann auch schon auf der Blei­che, wo mich mein Mit­be­woh­ner mit Foto­ap­pa­rat emp­fing. Der Umbach mit sei­ner mini­ma­len Stei­gung mach­te sich noch­mal unan­ge­nehm bemerk­bar. Aber jetzt konn­te mich nichts mehr stop­pen – die paar Kilo­me­ter waren jetzt auch noch mög­lich. Und sogar ein klei­ner Schluss­sprint gelang mir noch, nach­dem ich mich von Mathi­as, der sei­nen Halb­ma­ra­thon hin­ter sich hat­te, anfeu­ern ließ. Dies­mal stopp­te die Uhr im Ziel bei 3:44:15 – und damit war das Ziel der zwei Mara­thons mit 3:45 soga­ro noch unter­bo­ten. Jetzt bin ich aller­dings auch ziem­lich fer­tig – der Weg heim war eine rech­te Qual, vor allem die Trep­pen in den vier­ten Stock hoch …
Was ler­nen wir also dar­aus: Mög­lich ist viel – mit kon­se­quen­ter Vor­be­rei­tung. Stadt-Mara­thons wer­de ich nicht mehr vie­le lau­fen – im Trai­ning geht’s schö­ner im Wald und Wie­sen. Mann­heim lan­det auf mei­ner Never-again-Lis­te – zwar ganz ordent­lich orga­ni­siert, aber die Stre­cke ist ein­fach viel zu fad.

So sehen die Tem­po­kur­ven aus:
mannheim-marathon 2009: tempo/distanz – man sieht sehr schön die Anstie­ge auf die Brü­cke

und Mainz, etwas unru­hi­ger, mit dem Tief bei 32/​33: gutenberg-marathon 2009 tempo/distanz

und hier noch eini­ge bil­der von den bei­den läu­fen:

trainingsschluss

der letz­te „offi­zi­el­le“ trai­nings­lauf vor dem frank­furt-mara­thon: ein kur­zer long-jog am sams­tag: 24,4 km in 1:53:57 mit +/- 400 höhen­me­tern. wun­der­bar war das.

dabei hat der mor­gen so zäh und grau ange­fan­gen: müh­sam hab‘ ich mich in mainz aus dem bett gequält. der dich­te herbst­ne­bel lag noch über­all auf dem land. stel­len­wei­se kaum hun­dert meter zu sehen – da wäre ich am liebs­ten wie­der ins bett zurück­ge­kro­chen. aber je län­ger ich im zug saß, des­to mehr lös­te sich der nebel auf. und ein strah­lend son­ni­ger, wun­der­ba­rer herbst­tag ent­fal­te­te sich in voll­kom­me­ner pracht. die luft blieb zwar herbst­lich kühl und leicht bewegt, aber der him­mel ver­wöhn­te auge und gemüt mit strah­len­der bläue. und der wald erst: kaum in erbach ange­kom­men, schnü­re ich gleich schon wie­der die schu­he, um das voll aus­zu­kos­ten. gleich ging’s auch hoch in den wald: zunächst lang berg­auf, nach bull­au, dann wie­der hin­über nach würz­berg und über erns­bach zurück nach hau­se. eine bekann­te run­de also. aber so schön wie sel­ten. der wald schim­mert und glänzt in allen far­ben – grün, hell­gelb, gol­den, rot und auch schon braun – ein­fach herr­lich ist das zu die­ser zeit. zumal auch kaum jemand unter­wegs ist. (die sind wohl alle beim bau­ern­markt in erbach ste­cken­ge­blie­ben. umso bes­ser für mich.)

und zugleich war das ein ers­ter pro­be-lauf der cep-kom­pres­si­ons-strümp­fe, die ich jetzt tes­ten soll … sie schei­nen auch wirk­lich gleich zu wir­ken: die befürch­tun­gen, nach der recht schnel­len woche und vor allem den vom frei­tag noch etwas ermü­de­ten waden könn­ten das zu einer müh­sa­men sache wer­den las­sen, ver­flo­gen zuneh­mend. zwar dau­er­te es eine wei­le, bis ich mit dem unge­wohn­ten gefühl an den waden (und auch in den mus­keln) rich­tig warm wur­de, aber dann ging es immer bes­ser. und das heißt: es blieb erstaun­lich locker bis zum schluss – trotz des hohen tem­pos (am ende hat­te ich immer­hin einen 4:40er-schnitt auf der uhr). zumin­dest die waden wer­den geschont. die ober­schen­kel stöh­nen dann doch etwas, vor allem beim rasan­ten berg­ab­lau­fen von würz­berg nach erns­bach – das geht immer ordent­lich in die kno­chen, die­ses stück. aber was macht das schon, wenn man in so einer kulis­se lau­fen kann und darf. scha­de nur, dass ich kei­nen pho­to­ap­pa­rat dabei hat­te …

heute war so ein herrliches laufwetter …

… da muss­te ich ein­fach lau­fen. und da es drau­ßen so herr­lich war (ca. 15 °C, kei­ne wol­ke am him­mel, leich­ter bis mitt­le­rer wind), bin ich etwas län­ger gelau­fen als ich eigent­lich geplant hat­te. es wur­den dann fast 27 km (laut gmap-pedo­me­ter, wo man sich die stre­cke auch anschau­en kann (mein gps hat­te ich näm­lich nicht dabei)). denn kurz ent­schlos­sen bin ich ein­fach immer wei­ter am rhein ent­lang gerannt, bis ich in nacken­heim ange­langt war (dort, wo wir ges­tern mit­tags­pau­se mach­ten). da reich­te es mir dann doch und ich bin gera­de­wegs umge­kehrt und den sel­ben weg zurück. der kam mir zunächst viel kür­zer vor. doch ab der wei­sen­au­er auto­bahn­brü­cke wur­de es dann ziem­lich plötz­lich aus­ge­spro­chen anstren­gend. die let­zen kilo­me­ter ab dem win­ter­ha­fen sogar rich­tig schwer. wahr­schein­lich lag das vor allem dar­an, dass ich wie­der ein­mal recht schnell unter­wegs war: 2:17:02 habe ich für die gesam­te stre­cke gebraucht – ein schnitt von ca. 5:10 und damit eigent­lich zu schnell. aber es hat, bis kurz vor schluss, ein­fach so viel spaß gemacht, dass ich mich kaum brem­sen konn­te. denn der weg ist eigent­lich sehr schön. nur lei­der lie­gen da immer noch sehr vie­le gefäll­te bäu­me. mehr­mals war der weg des­halb offi­zi­ell gesperrt, was aber offen­bar nie­mand küm­mert. denn um die absperr­git­ter und um die auf dem weg lie­gen­den bäu­me waren bereits rich­ti­ge klei­ne tram­pel­pfa­de. gegen ende merk­te ich dann auch die spon­ta­nei­tät ziem­lich: aus­ge­trock­net und aus­ge­hun­gert kam ich zuhau­se an und benö­tig­te eine wei­le, bis ich wie­der halb­wegs fit war.

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