Und gleich noch einmal Postyr, dieses Mal mit dem schon etwas älteren “Ring Them Bells” (von Bob Dylan):
POSTYR — Ring Them Bells
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Wer’s in der Adventszeit mal so richtig kitschig mag, ist mit dem neuen Weihnachtssong von Postyr gut bedient: Share the Love … “Finally December, frosty and white …” fängt der an — aber innen ist es schön heimelig — und so klingt es auch:
POSTYR — Share The Love (Official Video)
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Wer nach Festvorbereitungsstress und Geschenkeeinkaufsmarathon noch Musik braucht, um vor Weihnachten zur Ruhe zu kommen, ist bei zwo3wir in guten Händen. Mit Vanillekipferlgrün legen die fünf Niederösterreicher von zwo3wir ein wirkungsvolles Gegenprogramm zu Zeitnot und Hetze für die Weihnachtszeit vor. Die CD ist zwar schon nach einer knappen halben Stunden zu Ende, aber das sind acht Songs, die viel Genuss bereiten können. Mit großer akustischer Bühne steigen sie gleich sehr atmosphärisch mit einer Eigenkomposition ein. Damit ist auch die erste von drei Sprachen schon gesetzt – neben dem Österreichischen Dialekt wie bei „Waun i ruhig wer‘n wü“ singt das Quintett auch im reinen Hochdeutsch und auf Englisch. Sehr gelungen sind die beiden Choralbearbeitungen, die „Macht hoch die Tür“ und „O Heiland“ ansprechend modernisieren. Am besten klingen aber die schlichten, gemütlichen und relaxten Songs wie die „Frohe Weihnacht“ oder „Des is Weihnocht für mi“: Mit solcher Musik darf die Weihnacht auch gerne grün statt weiß sein.
Christmas Presence haben die King‘s Singers ihr aktuelles Weihnachtsalbum genannt. Und der Titel trifft es wunderbar: Die sechs Herren schaffen es nämlich problemlos, Weihnachten werden zu lassen. Wer dieser Musik, von den „Hodie Christus natus est“-Vertonungen aus Renaissance und Barock bis zu Bob Chilcotts „A Thanksgiving“, lauscht, wird sich dem Geist der Weihnacht kaum verschließen können – auch wenn es ein regnerischer Novembernachmittag ist … Das Lauschen sollte dabei auch nicht zu beiläufig sein. Denn die wahre Kunst der King‘s Singers, die feinen Klangnuancen, die reine Intonation und natürlich auch die raffinierten gewieften Arrangements offenbaren sich erst dem genauen Hinhören. Denn dann wird es richtig großartig: Kaum zu glauben, dass das eine Live-Aufnahme ist, so wunderbar farbig federt das „Resonet in laudibus“ von Orlando di Lasso, so prezios-verträumt klingt das „O magnum mysterium“ von Francis Poulenc, ganz zu schweigen von den wunderbaren Klangdetails in den Sätzen von Herbert Howells – und dem neckischen „Jingle Bells“-Arrangement von Gordon Langford.
The King‘s Singers: Christmas Presence. Signum Classics 2017. Spielzeit: 52:48 Minuten.
Jetzt ist es ja (endlich) wieder so weit, der Adventskalender darf besungen werden — und zwar am besten mit dem immer noch großartigen “Adventskalender im September” von Maybebop: http://www.youtube.com/oembed?url=https://www.youtube.com/watch?v=J58rv0cqJoI&format=xml
Mehr als zehn Jahre nach ihrem letzten Weihnachtsalbum gibt es endlich das neue “Christmas Songbook” der King’s Singers. Das bietet eine knappe Stunde traditionelle und moderne Weihnachtslieder: Von “Stille Nacht” und Gustav Holsts “In the Bleak Midwinter” über Irving Berlins “White Christmas” bis zu “We Wish You a Merry Christmas” sind — sozusagen als saisonale Ergänzung des “Great American Sonbooks” — lauter Klassiker dabei, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem amerikanischen Repertoire.
So klassisch die Auswahl ist, so modern und frisch klingen die ideenreichen Arrangements der drei Arrangeure, die mit den Fähigkeiten der sechs Engländer bestens vertraut sind: Alexander L’Estrange, Keith Robert und Robert Rice. Deren gewitzte und abwechslungsreiche Arrangements bilden ein großartiges Fundament, auf das die King’s Singer mal swingend, mal mit ausgefeilt kunstvoller Ernsthaftigkeit, aber immer im unnachahmlichen King’s‑Singers-Sound singend ein wunderbar intensives Weihnachten bauen. Das “Christmas Songbook” hat genau die richtige Mischung aus Bewährtem und Neuem, aus frischen Klängen und bekannten Melodien, damit die Weihnachtszeit nicht langweilig wird.
Hier gibt’s noch ein Erklär- und Werbevideo der Gruppe:
The King’s Singers Christmas Songbook
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Like today, the most spectacular and anticipated part of the medieval Christmas was not the Mass, then mandatory, but Christmas feast, an event which offered not only an opportunity to celebrate the birth of Christ, reconnect with family and friends, and eat to bursting, but also the chance to express social hierarchies and identity. … To understand the ramifications of the Christmas feast, we should view it as much of a performance as the entertainments which accompanied it. Guests who performed admirably might receive a mark of favour, whilst social solecisms, such as starting to eat before the host did, could mean disgrace. … Like today, the medieval Christmas feast was as much about consumption, commensality, and social manoeuvring as it was about religion.
“Diese Summe hat man nicht auf der hohen Kante” | börsenblatt → noch so ein tendenziöser bericht über verlage und die vg wort. ich hab’ immer noch nicht kapiert, warum die verlage die vg-wort-einnahmen so dringend brauchen. wenn sie so kreativ und schöpferisch tätig sind und eigene reihen entwickeln (!) — warum passen sie die autorhonorare bzw. autorinnenbeteiligungen an den buchumsätzen in ihren verträgen nicht entsprechend an? warum müssen sie das illegal über die vg wort finanzieren?
Prüfstein intellektuellen Engagements ist allein, ob es über das eigene Interesse hinausgeht, ob es das Wohl des Ganzen im Auge hat. Es geht nicht um eine Charakter- oder Mutprüfung des Intellektuellen, sondern um sein Urteilsvermögen, seine Fantasie, seine Originalität. … Intellektuelle sind auch keine Welterklärer noch gar Propheten, denen man blind folgen kann. Sie sind aber dazu da, in einer Welt, in der Gruppenegoismen sich immer stärker artikulieren, daran zu erinnern, dass es Werte und Interessen gibt, die über den Eigennutz hinausgehen – zum Nutzen aller. Frauenrechte und Meinungsfreiheit, Minderheitenschutz und Rechtssicherheit sind solche zentralen Werte.
Katie Meluas “In Winter” ist die akustische Version einer kuscheligen Szene vor dem Kamin, während draußen die Kälte klirrt: Das Feuer knistert, die Gitarre klimpert und Melua singt. Aber nicht allein: Für ihr Weihnachtsalbum hat sie den georgischen Gori Women’s Choir und Bob Chilcott als Arrangeur verpflichtet.
Zusammen bieten sie eine Mischung aus eigenen Songs und traditioneller georgischer, rumänischer und ukrainischer Weihnachtsmusik, und ein Teil von Rachmaninoffs Vespervertonung. Vor allem ist “In Winter” aber eine Katie-Melua-CD: Nicht nur die eigenen Songs, auch der Rest des Programms klingt unverkennbar nach ihr, ob das nun Joni Mitchells “River” oder Adolphe Adams “Holy Night” ist. Nur dass die hier mit sehr verhaltener Instrumentierung auskommen und dafür den Gori Women’s Chor quasi als Instrument mitbenutzen. Der kann nämlich, von Bob Chilcott versiert arrangiert, wunderbar im Hintergrund farbige, sanft schimmernde Klangflächen aufbauen, vor der sich Meluas Stimme frei entfaltet. Besonders anrührend schön gelingt das im rumänischen Wiegenlied “Leganelul Lui Lisus”: Der einfache Chorsatz unterstützt die schlichte, graziöse Melodie sehr einfühlsam. Auch im georgischen “If you are so beautiful” spielen Meluas volltönendes Solo und der dunkel, rauh und ursprünglich-intensiv klingende Gori Women’s Choir in der Abwechslung überzeugend zusammn. “In Winter” genießt man wohl dann am besten, wenn man sich dieser totalen Rührung einfach hingibt und sich zu einer musikalischen Winterfeier überreden lässt, die Weihnachten (fast) ohne sowieso nur störenden religiösen Bezüge feiert. Und das dafür mit aller Emphase und ein bisschen Kitsch tut.
(Zuerst in einer etwas kürzeren Version erschienen in »Chorzeit – Das Vokalmagazin« No. 33, Dezember 2016.)
Zu “Perfect World” gibt es hier auch noch ein schön kitschiges Video:
Katie Melua — Perfect World (Official Video)
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Wenn Oliver Gies seinen Wunschzettel selbst abarbeitet, dann dürfen sich die Chöre und ihre Chorleiterinnen freuen: Denn dann gibt es feine neue Musik. Das gilt natürlich auch für das Chorheft “Wunschzettel. Neue Weihnachtslieder für gemischten Chor”, in dem Gies das aufgeschrieben hat, was er an Weinhanchten selbst gerne hören (und singen) würde. Trotz des Untertitels haben sich dann doch drei traditionelle Weihnachtslieder in das neun Songs starke Heft eingeschlichen. Die sind allerdings von Oliver Gies einer Generalüberholung unterzogen worden, so dass sie durchaus wieder (oder noch) als neu durchgehen können: “Es kommt ein Schiff geladen”, “Hört der Engel helle Lieder” und “Josef, lieber Josef mein”, das neben dem vierstimmigen Chor auch noch zwei Solisten benötigt, mussten ihren Staub und zumindest teilweise auch ihre Tradition aufgeben und sich ein neues Klanggewand überstülpen lassen. Eine Frischzellenkur nennt der Arrangeur das — und frisch klingen sie tatsächlich, die alten Lieder. Am deutlichsten wird das bei “Es kommt ein Schiff geladen”, das viel von seiner altertümlichen Fremdheit verloren hat: Die Melodie wurde rhythmisch überholt und die Harmonik radikal modernisiert. Vor allem aber hat Gies in seinem Arrangement mit etwas Klangmalerei jeder Strophe und den kurzen Zwischenstücken einen jeweils eigenen Charakter verpasst, der dem Text — den wogenden Wellen, dem sicheren Hafen und dem Erlöser (der natürlich im reinen Dur erscheint) — ganz treu entspricht.
Frisch klingen aber auch die neuen Lieder von Oliver Gies eigentlich durchweg. Am wenigsten vielleicht “Der alte Mann”, in dem Gies recht ausführlich Glockenklänge verarbeitet und den alten Mann und die Zuhörer eine harmonisch Festmesse erleben lässt. Schick ist auch die “Weise aus dem Morgenland”, deren Titel nicht ganz unabsichtlich doppeldeutig zu lesen ist, denn hier geht es um die Heiligen Drei Könige. Die präsentieren sich hier nicht nur mit einer orientalisch klingenden Melodie, sondern vor allem als ausgesprochen reisemüde Könige, mürrisch und gereizt — und müssen ohne ein Happy End auskommen. Das ist in diesem Heft aber selten, denn Freude und Fröhlichkeit herrschen natürlich auch dann vor, wenn Auswüchse des Weihnachtsfests thematisiert werden wie die Hektik des Geschenkekaufens in “Weihnachtslieder singen” oder die kulinarische Völlerei bei “Happy Meal”. Das ist trotz seines Titels ein gut-deutsche Angelegenheit, mit Wildschweinbraten, Schnitzel und natürlich der unvermeidlichen Weihnachtsgans — kein Wunder, dass der ganze Chor da stöhnt: “heute gibt es alles und von allem zu viel”. Für den “Wunschzettel” gilt das freilich nicht: Zu viel gibt es hier bestimmt nicht. Im Gegenteil, das Konzept schreit geradezu nach einer Fortsetzung. Denn die Kompositionen und Arrangements von Oliver Gies bieten nicht nur dem Publikum Unterhaltung, sondern auch Abwechslung für alle vier Stimmen — die sich übrigens, da war der Arrangeur pragmatisch, mit geringen (jeweils vermerkten) Änderungen auch auf SSAB verteilen dürfen. Das Rad wird dafür nicht neu erfunden, aber auch mit bloßer akustischen Hausmannskost gibt sich Gies auch nicht zufrieden: Alle Sätze zeichnen sich durch ihr Einfühlungsvermögen in die jeweils eigene klangliche Gestalt aus, sind aber nie überfrachtet mit “Einfällen”. Zumal den “Wunschzettel” zwar sicher nicht jeder Chor vom Blatt singen können wird, die technischen Herausforderungen im Gegenteil zum klanglichen Ergebnis aber trotzdem mäßig sind.
Oliver Gies: Wunschzettel. Neue Weihnachtslieder für gemischten Chor. Bosse 2014. BE 495. (zuerst erschienen in “Chorzeit — Das Vokalmagazin”, Ausgabe 11/2014)