Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

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Ins Netz gegangen (7.3.)

Ins Netz gegan­gen am 7.3.:

  • „Sol­i­dar­ität gegen Ama­zon ist eine große Schimäre“ | Welt → zwar in der “welt”, aber trotz­dem ein sehr tre­f­fend­es inter­view mit klaus schöf­fling — das liegt aber vor allem eben an schöf­fling ;-). anlass war die insol­venz von KNV, aber es geht auch/eher um grundle­gende fra­gen des buch­mark­ts

    Ich weiß nicht, ob man jet­zt nach dem Staat rufen muss. Richtig bekla­gen kann sich die Buch­branche, die ja auch mit der Buch­preis­bindung vom Staat geschützt wird, eigentlich nicht.

  • Desire paths: the illic­it trails that defy the urban plan­ners | Guardian → ein schön­er beitrag über tram­pelp­fade im urban­den raum und die möglichkeit, sie zur pla­nung von wegverbindun­gen zu nutzen
  • Die Hand­schrift stirbt aus | Due Oresse → ein kurz­er überblick, wie es (öster­re­ichis­che) kom­pon­is­ten mit dem schreiben ihrer par­ti­turen hal­ten
  • Was hält Demokra­tien zusam­men? | NZZ → aus anlass des todes von böck­en­förde wieder her­vorge­holt: die sehr schöne, klare und deut­liche einord­nung des böck­en­förde-the­o­rems in die deutsche gesh­ci­chte des 20. jahrhun­derts
  • Diese Abende sind eine Qual | Zeit → flo­ri­an zin­neck­er hat für die “zeit” ein nettes inter­view mit igor lev­it über die elbphil­har­monie und ihre akustik geführt — und lev­it bleibt wieder ein­mal cool und über­legen
  • Wada­da Leo Smith Pays Trib­ute to Rosa Parks in New Album | Qwest → inter­view mit dem großen Wada­da Leo Smith, in dem er unter anderem darüber spricht, warum er den begriff “impro­vi­sa­tion” nicht mag:

    Impro­vi­sa­tion was strong in the late ‘60s and ear­ly ‘70s. But then it got very pol­lut­ed, like you can put every­thing into per­form­ing that you want to. There’s no lead­er­ship, no guid­ance. It’s nowhere near the way of Louis Arm­strong, Duke Elling­ton, Miles Davis, Bessie Smith or Abbey Lin­coln who were all right in terms of cre­at­ing oppor­tu­ni­ties in their music. The peo­ple call­ing them­selves impro­vis­ers today are like a soup. You can add every­thing in at once and cook it. But that’s a bad soup. You need to cook var­i­ous por­tions and add in dif­fer­ent things like spices which is what mak­ing music in the present is meant to be. It’s like what the Cre­ator cre­at­ed in the begin­ning. It’s authen­tic­i­ty. You’re bring­ing some­thing into being.

bücherstapel

Aus-Lese #50

Ger­hard Falkn­er: Romeo oder Julia. München: Berlin 2017. 269 Seit­en. ISBN 978–3‑8270–1358‑3.

falkner, romeo oder julia (cover)Ich kann nicht sagen, dass ich von Romeo oder Julia wirk­lich begeis­tert gewe­sen wäre. Das liegt vor allem daran, dass ich nicht so recht kapiert habe, was der Text eigentlich (sein) möchte. Dabei hat er unbe­stre­it­bar aus­geze­ich­nete Momente und Seit­en, neben eini­gen Län­gen. Einige der aus­geze­ich­neten Momente find­en auf der Ebene der Sprache statt: Es gibt funkel­nde einzelne Sätze in einem Meer von stilis­tis­chem und gedanklichem Chaos. So habe ich mir das zunächst notiert — aber das stimmt so nicht ganz: chao­tisch (also real­is­tisch) erscheint der Text zunächst nur, er entwick­elt dann aber schon seine Form. Die zumin­d­est stel­len­weise hyper­tro­phe Stilis­tik in der Über­steigerung auf allen Ebe­nen ist dann auch tat­säch­lich lustig.

Uner­müdlich arbeit­eten hin­ter den Din­gen, an denen ich vor­beikam, die Grund­maschi­nen der Exis­tenz, die seit Jahrtausenden mit Men­schen­leben gefüt­tert wer­den, und die Stadt stützte ihre taube und orna­men­tale Masse auf dieses unterirdis­che Mag­ma von Lebens­gi­er, Kampf, Wille, Lust und Bewe­gung. 227

Was wird in Romeo oder Julia erzählt? Das ist eben die Frage. Irgend­wie geht es um einen Schrift­steller, Kurt Prinzhorn (über dessen lit­er­arische Werke nichts zu erfahren ist), der bei einem Hote­laufen­thalt in Inns­bruck von ein­er benutzten Bade­wanne und ver­schwun­de­nen Schlüs­seln etwas erschreckt wird. Rat­los bleibt er zurück und denkt immer wieder über die Rät­sel­haftigkeit des Geschehens nach, während das Autoren­leben mit Sta­tio­nen in Moskau und Madrid weit­erge­ht. Dort nähert sich dann auch die antik­li­mak­tis­che Auflö­sung, die in einem Nach­spiel in Berlin noch ein­mal aus­ge­bre­it­et wird: Der Erzäh­ler wird von ein­er sehr viel früheren kurzzeit­i­gen Fre­undin ver­fol­gt und bedro­ht, die dann beim Ver­such, zu ihm zu gelan­gen (um ihn zu töten), selb­st stirbt … Trotz des Plots, der nach Kri­mi oder Thriller klingt, bleibt Romeo oder Julia bei ein­er unbeschw­erten Rät­sel­haftigkeit, ein Spiel mit Span­nungse­le­menten, sex­is­tis­chem und völk­erpsy­chol­o­gis­chem Unsinn und anderen Pein­lichkeit­en. Immer­hin sind der knappe Umfang und die eher kurzen Kapi­tel (übri­gens genau 42 — wobei ich bei Falkn­er in diesem Fall keine Absicht unter­stelle) sehr leser­fre­undlich. Durch die zumin­d­est eingestreuten stilis­tis­chen Höhen­flüge war das für mich eine dur­chaus unter­halt­same Lek­türe, bei der ich keine Ahnung habe, was das eigentlich sein soll, was der Text eigentlich will. Wed­er die Kri­mi-Ele­mente noch die Poplit­er­aturkom­po­nente oder die mas­siv­en Inter­tex­tu­al­itätssig­nale (die ich nicht alle in vernün­ftige Beziehung zum Text bringe, aber sicher­lich habe ich auch eine Menge schlicht überse­hen) for­men sich bei mein­er Lek­türe zu einem Konzept: Ein schlüs­siges Sinnkon­strukt kann ich nicht so recht erken­nen, nicht lesen und lei­der auch nicht basteln.

Es war Son­ntagvor­mit­tag, und es gab kaum Leute auf der Straße. Straßen auf den Leuten gab es erst recht nicht. es gab auch keine Busse, die man sich auf der Zunge hätte zerge­hen lassen kön­nen, oder Friseure, die auf­grund ein­er ungestü­men Blümer­anz der Ohn­macht nahe gewe­sen wären. Auch nicht die Helden­fried­höfe, die in wilden und ausufer­n­den Vor­früh­lingsnächt­en von den Such­maschi­nen auf die Bild­schirme geza­ubert wer­den, um mit ihren schneeweißen und chris­tus­losen Kreuzen die Surfer in ihre leere Erde zu lock­en. Es gab nicht ein­mal die feuchte, warme Hand der katholis­chen Kirche oder das tröstliche Röcheln des Drachens, dem sein beliebtester Geg­n­er, der heilige Georg, ger­ade die eis­erne Lanze in den Rachen gestoßen hat. Es gab ein­fach wirk­lich nur das, was da war, was wir unmit­tel­bar vor Augen hat­ten, und die Tat­sache, dass ich in Kürze los­musste. 78

Ali­na Herb­ing: Nie­mand ist bei den Käl­bern. Zürich, Ham­burg: Arche 2017. 256 Seit­en. ISBN 9783716027622.

herbing, niemand ist bei den kälbern (cover)Das ist mal ein ziem­lich trost­los­es Buch über eine junge Bäuerin aus Alter­na­tivlosigkeit, die auch in den ange­blich so fes­ten Werten und sozialen Net­zen des Landlebens (der „Heimat“) keinen Halt find­et, keinen Sinn für ihr Leben. Stattdessen herrscht über­all Gewalt — gegen Dinge, Tiere und Men­schen. Ein­er­seits ist da also die Banal­ität des Landlebens, der Ödnis, der „Nor­mal­ität“, dem nicht-beson­deren, nicht-indi­vidu­ellen Leben. Ander­er­seits brodelt es darunter so stark, dass auch die Ober­fläche in Bewe­gung gerät und Risse bekommt. Natür­lich gibt es die Schön­heit des Lan­des, auch in der beschreiben­den Sprache (die freilich nicht so recht zur eigentlichen Erzählhal­tung passt und mit ihren angedeuteten pseu­do-umgangssprach­lichen Wen­dunge („nich“, “glaub ich”) auch viele schwache Seit­en hat und ner­ven kann). Aber genau­so natür­lich gibt es auch die Ver­let­zun­gen, die die Men­schen sich gegen­seit­ig und der “natür­lichen” Umwelt gle­icher­maßen zufü­gen.

Die Absicht von Nie­mand ist bei den Käl­bern ist schnell klar (schon mit dem Umschlag, son­st spätestens auf der ersten Seite, wenn das Rehkitz beim Mähen getötet wird): Heimat, v.a. aber das Landleben entza­ubern — denn es ist auch nur eine Rei­he von Banal­itäten und Ein­samkeit­en (auch & ger­ade zu zweit) und suche nach Liebe, Nähe, Emo­tio­nen. Die Natur bleibt von all dem unbeteiligt und eigentlich unberührt. Mich ner­ven aber so Haupt­fig­uren wie diese Christin, die — obwohl vielle­icht nicht direkt defätis­tisch — alles (!) ein­fach so hin­nehmen, ohne Gefühlsre­gung, ohne Gestal­tungswillen, ja fast ohne Willen über­haupt, denen alles nur passiert, die alles mit sich geschehen lassen. Dass da dann kein erfüll­ter Lebensen­twurf her­auskommt, ist abzuse­hen. Mir war das unter anderem deshalb zu ein­seit­ig, zu eindi­men­sion­al.

Manch­mal glaub ich, jedes Flugzeug, das ich sehe, existiert über­haupt nur, um mich daran zu erin­nern, dass ich ein­er der unbe­deu­tend­sten Men­schen der Welt bin. Wieso sollte ich son­st in diesem Moment auf einem halb abgemäht­en Feld ste­hen? Nicht mal in ein­er Nazi-Hochburg, nicht mal an der Ost­see oder auf der Seen­plat­te, nicht mal auf dem Todesstreifen, son­dern kurz davor, daneben, irgend­wo zwis­chen all­dem. Genau da, wo es eigentlich nichts gibt außer Gras und Lehm­bo­den und ein paar Plätze, die gut genug sind, um da Win­dräder hinzustellen. 11

Lau­rent Binet: Die siebte Sprach­funk­tion. Rein­bek: Rowohlt 2017. 524 Seit­en. ISBN 9783498006761.

laurent binet, die siebte sprachfunktion (cover)Das ist tat­säch­lich ein ziem­lich lustiger Roman über Roland Barthes, die post­mod­erne Philoso­phie, Sprach­wis­senschaft und Psy­cholo­gie in Frankre­ich, auch wenn der Text einige Län­gen hat. Vielle­icht ist das aber wirk­lich nur für Leser lustig, die sich zumin­d­est ein biss­chen in der Geschichte der franzö­sis­chen Post­mod­erne, ihrem Per­son­al und ihren Ideen (und deren Rezep­tion in den USA und Europa) ausken­nen. Und es ist auch ein etwas grotesker Humor, der so ziem­lich alle Geis­tesheroen des 20. Jahrhun­derts kör­per­lich und seel­isch beschädigt zurück­lässt.

Aus­gangspunkt der mehr als 500 Seit­en, die aber schnell gele­sen sind, ist der Tod des Struk­tu­ral­is­ten und Semi­otik­ers Roland Barthes, der im Feb­ru­ar 1980 bei einen Unfall über­fahren wurde. Für die Ermit­tlun­gen, die schnell ein­er­seits in das philosophisch geprägte Milieu der Post­mod­erne führen, ander­er­seits voller Absur­ditäten und grotesker Geschehnisse sind, verpflichtet der etwas hemd­särmelige Kom­mis­sar einen Dok­torand, der sich in diesem Gebi­et gut auszuken­nen scheint. Ihre Ermit­tlun­gen führt das Duo dann in fünf Sta­tio­nen von Paris über Bologna nach Ithaca/USA und zurück zu Umber­to Eco (der einzige, der einiger­maßen unversehrt davonkommt), wom­it die Reise, die Ermit­tlung und der Text das Net­zw­erk europäis­chen Denkens (mit seinen amerikanis­chen Satel­liten der Ostküste) in der zweit­en Hälfte des ver­gan­genen Jahrhun­derts nachze­ich­nen. Das ist so etwas wie ein Pop-Philoso­phie-Thriller, der für mich doch recht zügig seinen Reiz ver­lor, weil das als Roman­text eher banal und kon­ven­tionell bleibt. Inter­es­sant sind höch­stens die Metaebe­nen der Erzäh­lung (die es reich­lich gibt) und die Anachro­nis­men (die auch gerne und mit Absicht ver­wen­det wer­den), zumal die The­o­rie und ihr Per­son­al immer mehr aus dem Blick ger­at­en

Die im Titel ver­hießene siebte Sprach­funk­tion bleibt natür­lich Leer­stelle und wird nur in Andeu­tun­gen — als unwider­stehliche, poli­tisch nutzbare Überzeu­gungskraft der Rede — kon­turi­ert. Dafür gibt es genü­gend andere Sta­tio­nen, bei denen Binet sein Wis­sen der europäis­chen und amerikanis­chen Post­mod­erne großzügig aus­bre­it­en kann.

Während er rück­wärts­ge­ht, über­legt Simon: Angenom­men, er wäre wirk­lich eine Romangestalt (eine Annahme, die weit­ere Nahrung erhält durch das Set­ting, die Masken, die mächti­gen malerischen Gegen­stände: in einem Roman, der sich nicht zu gut dafür wäre, alle Klis­chees zu bedi­enen, denkt er), welch­er Gefahr wäre er im Ernst aus­ge­set­zt? Ein Roman ist kein Traum: In einem Roman kann man umkom­men. Hin­wiederum kommt nor­maler­weise die Haupt­fig­ur nicht ums Leben, außer vielle­icht gegen Ende der Hand­lung. / Aber wenn es das Ende der Hand­lung wäre, wie würde er das erfahren? Wie erfährt man, wann man auf der let­zten Seite angekom­men ist? / Und wenn er gar nicht die Haupt­fig­ur wäre? Hält sich nicht jed­er für den Helden sein­er eige­nen Exis­tenz? 420

Dieter Grimm: “Ich bin ein Fre­und der Ver­fas­sung”. Wis­senschafts­bi­ographis­ches Inter­view von Oliv­er Lep­sius, Chris­t­ian Wald­hoff(span> und Matthias Roßbach mit Dieter Grimm. Tübin­gen: Mohr Siebeck 2017. 325 Seit­en. ISBN 9783161554490.

grimm, freund der verfassung (cover)Ein feines, kleines Büch­lein. Mit “Inter­view” ist es viel zu pro­saisch umschrieben, denn ein­er­seits ist das ein vernün­ftiges Gespräch, ander­er­seits aber auch so etwas wie ein Auskun­fts­buch: Dieter Grimm gibt Auskun­ft über sich, sein Leben und sein Werk. Dabei lernt man auch als Nicht-Jurist eine Menge — zumin­d­est ging es mir so: Viel span­nen­des zur Entwick­lung von recht und Ver­fas­sung kon­nte ich hier lesen — span­nend vor allem durch das Inter­esse Grimms an Nach­bardiszi­plinen des Rechts, ins­beson­dere der Sozi­olo­gie. Deshalb tauchen dann auch ein paar nette Luh­mann-Anek­doten auf. Außer­dem gewin­nt man als Leser auch ein biss­chen Ein­blick in Ver­fahren, Organ­i­sa­tion und Beratung am Bun­desver­fas­sungs­gericht, an dem Grimm für 12 Jahre als Richter tätig war. Schön ist schon die nüchterne Schilderung der der nüchter­nen Wahl zum Richter — ein poli­tis­ch­er Auswahl­prozess, den Grimm für “erfreulich unpro­fes­sionell” (126) hält. Natür­lich gewin­nt das Buch nicht nur durch Grimms Ein­blick in grundle­gende Wesens­merk­male des Rechts und der Jurispru­denz, son­dern auch durch seine dur­chaus span­nende Biogra­phie mit ihren vie­len Sta­tio­nen — von Kas­sel über Frank­furt und Freiburg nach Paris und Har­vard wieder zurück nach Frank­furt und Biele­feld, dann natür­lich Karl­sruhe und zum Schluss noch Berlin — also qua­si die gesamte Geschichte der Bun­desre­pub­lik Deutsch­land — Grimm ist 1937 geboren — in einem Leben kon­den­siert.

Das Buch hat immer­hin auch seine Selt­samkeit­en — in einem solchen Text in zwei Stich­wörtern in der Fußnote zu erk­lären, wer Kon­rad Ade­nauer war, hat schon seine komis­che Seite. Bei so manch anderem Namen war ich aber froh über zumin­d­est die grobe Aufk­lärung, um wen es sich han­delt. Die andere Selt­samkeit bet­rifft den Satz. Dabei hat jemand näm­lich geschlampt, es kom­men immer wieder Pas­sagen vor, die ein Schrift­grad klein­er geset­zt wur­den, ohne dass das inhaltlich motiviert zu sein scheint — offen­sichtlich ein unschön­er Fehler, der bei einem renom­mierten und tra­di­tion­sre­ichen Ver­lag wie Mohr Siebeck ziem­lich pein­lich ist.

Adorno ver­stand ich nicht. Streck­en­weise unter­hielt ich mich ein­fach damit zu prüfen, ober er seine Schach­tel­sätze kor­rekt zu Ende brachte. Er tat es. 41

Con­stan­ti­jn Huy­gens: Euphra­sia. Augen­trost. Über­setzt und her­aus­ge­ge­ben von Ard Post­hu­ma. Leip­zig: Rei­ne­cke & Voß 2016. [ohne Sei­ten­zäh­lung]. ISBN 9783942901222.

Zu diesem schö­nen, wenn auch recht kurzen Vergnü­gen habe ich vor einiger Zeit schon etwas geson­dert geschrieben: klick.

außer­dem gele­sen:

  • Dirk von Peters­dorff: In der Bar zum Krokodil. Lieder und Songs als Gedichte. Göt­tin­gen: Wall­stein 2017 (Kleine Schriften zur lit­er­arischen Ästhetik und Hermeneu­tik, 9). 113 Seit­en. ISBN 978–3‑8353–3022‑1.
  • Hans-Rudolf Vaget: “Wehvolles Erbe”. Richard Wag­n­er in Deutsch­land. Hitler, Knap­perts­busch, Mann. Frank­furt am Main: Fis­ch­er 2017. 560 Seit­en. ISBN 9783103972443.
netz mit fisch (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (4.12.)

Ins Netz gegan­gen am 4.12.:

Ins Netz gegangen (10.6.)

Ins Netz gegan­gen am 10.6.:

  • Debat­te um Vergü­tung: Wenig Fair­ness im Umgang mit Autoren | Deutsch­landra­dio → hen­ry stein­hau über die beziehung zwis­chen ver­la­gen und autorin­nen:

    Ver­lage soll­ten ihre Kräfte darauf ver­wen­den, tragfähige Geschäftsmod­elle zu entwick­eln. Und zwar solche, die nicht darauf angewiesen sind, den Autoren eine Beteili­gung an Vergü­tun­gen abzurin­gen.

  • Der #öffentliche_Raum ist immer poli­tisch. Ein Gespräch mit Christoph Haer­le (Teil 1) | Geschichte der Gegen­wart → philipp sarasin hat sich mit dem architek­ten, stadt­plan­er und kün­stler christoph haer­le über den öffentlichen raum unter­hal­ten. im ersten teil geht es vor allem um die geschichte des öffentlichen raums bis ins 19. jahrhun­dert — sehr span­nend.
  • Der post­mod­erne #öffentliche_Raum. Ein Gespräch mit Christoph Haer­le (Teil 2) | Geschichte der Gegen­wart → der zweite teil des gesprächs von philipp sarasin mit christoph haer­le, nun zu den öffentlichen räu­men des 20. jahrhun­derts und der gegen­wart — und deren prob­le­men und gefährdun­gen.
  • Mein Vater, der bekan­nte Ver­schwörungs­the­o­retik­er | Broad­ly → die tochter eines ein­flussre­ichen ver­schwörungs­the­o­retik­ers (“truther”) erzählt

    Ger­ade weil Ver­schwörungs­the­o­retik­er immun gegen jedes noch so vernün­ftige Argu­ment aus der „Main­stream-Welt” sind, sehe ich diese Bewe­gung als äußerst gefährlich an. Wie viele sub­ver­sive Grup­pen aus dem recht­en Lager, holen sich die Truther meis­tens Leute aus schwieri­gen sozialen Ver­hält­nis­sen ins Boot. Men­schen, die froh über Sün­den­böcke sind und in elo­quenten Per­sön­lichkeit­en Führung suchen. Die Truther bestre­it­en eine Zuge­hörigkeit zum recht­en Lager zwar vehe­ment, jedoch sprechen meine per­sön­lichen Erfahrun­gen für sich. Sex­is­mus, Homo­pho­bie und Ras­sis­mus sind genau­so ver­bre­it­et, wie eine fehlgeleit­ete Vorstel­lung von Kul­tur und Heimatliebe.

  • Was darf die Satire? — Kurt Tuchol­sky, Jan Böh­mer­mann und die Fol­gen | literaturkritik.de → ste­fan neuhaus über satire von tuchol­sky und böh­mer­mann, unter beson­der­er berück­sich­ti­gung ihrer ästhetis­chen und poli­tis­chen imp­lika­tio­nen in deutsch­land
  • Ver­fas­sungsrechtler über die AfD: „Unvere­in­bar mit dem Grundge­setz“ | taz.de → jurist joachim wieland im taz-inter­view über das grund­satzpro­gramm der afd:

    Aus mein­er Sicht ver­sucht die AfD, die Gren­ze, die die Ver­fas­sung zulässt, bis ins Äußer­ste auszutesten. Dabei arbeit­et sie mit unklaren Begrif­f­en, damit sie, wenn sie zur Rede gestellt wird, sagen kann: So war das gar nicht gemeint. In eini­gen Punk­ten sehe ich den Men­schen­rechtskern des Grundge­set­zes ver­let­zt. Das kön­nte die AfD, selb­st wenn sie entsprechende Mehrheit­en hätte, nicht umset­zen, ohne dass es zu ein­er ein­deuti­gen Ver­fas­sungsver­let­zung käme. Man muss also sagen: Die AfD bewegt sich in vielem an der Gren­ze zur Ver­fas­sungswidrigkeit und in manchem hat sie diese Gren­ze bere­its über­schrit­ten.

  • EBooks vs Papi­er-Büch­er: Vom Kul­tur­wan­del und notwendi­gen Lern­prozessen (in der Schule) | herrlarbig.de → herr lar­big denkt darüber nach, was eigentlich den unter­schied zwis­chen papier­buch und ebook aus­macht

    Während wir das analoge Buch aus Papi­er nach wie vor gut im Rah­men der von uns erlern­ten (hart­näck­i­gen) Muster des Lesens aufzunehmen und zu bear­beit­en wis­sen, ver­langt das dig­i­tale Buch von uns, in einen Lern- und Gewöh­nung­sprozess einzutreten.

    Es muss gel­ernt wer­den, wie man mit den verän­derten Möglichkeit­en des Daten­trägers zu arbeit­en ver­mag und man muss sich gle­ichzeit­ig daran gewöh­nen, dass Texte die Dimen­sion der Tiefe im Sinne von Seiten­zahlen »ver­lieren«. – Dies ist allerd­ings viel mehr als eine Frage der Hap­tik.

Ins Netz gegangen (20.7.)

Ins Netz gegan­gen am 20.7.:

  • «Dig­i­tal Human­i­ties» und die Geis­teswis­senschaften: Geist unter Strom — NZZ Feuil­leton — sehr selt­samer text von urs hafn­er, der vor allem wohl seine eigene skep­sis gegenüber “dig­i­tal human­i­ties” bestäti­gen wollte. dabei unter­laufe ihm einige fehler und er schlägt ziem­lich wilde volten: wer “human­i­ties” mit “human­wis­senschaften” über­set­zt, scheint sich z.b. kaum auszuken­nen. und was die verz­er­rende darstel­lung von open access mit den dig­i­tal human­i­ties zu tun hat, ist auch nicht so ganz klar. ganz abge­se­hen davon, dass er die fäch­er zumin­d­est zum teil fehlrepräsen­tiert: es geht eben nicht immer nur um close read­ing und inter­pre­ta­tion von einzel­tex­ten (abge­se­hen davon, dass e‑mailen mit den dig­i­tal human­i­ties unge­fähr so viel zu tun hat wie das nutzen von schreib­maschi­nen mit kittler’schen medi­en­the­o­rien …)
  • Lyrik: Reißt die Seit­en aus den Büch­ern! | ZEIT ONLINE — nette idee von thomas böhm, die lyrik zu vere­inzeln (statt in lyrik­bän­den zu sam­meln), das gedicht als optis­ches sprachkunst­werk zu ver­mark­ten (auch wenn ich seine argu­men­ta­tio­nen oft über­haupt nicht überzeu­gend finde)
  • Ein­sam auf der Säule « Lyrikzeitung & Poet­ry News — gute kri­tikkri­tik zur besprechung des aktuellen “Jahrbuchs für Lyrik” in der “zeit”, die auch mich ziem­lich ver­wun­dert hat.

    Unter­schei­dung, Alter­na­tiv­en, Schw­er­punk­t­set­zung? Fehlanzeige. Rez. zieht es vor, sich als scharfe Kri­tik­erin zu insze­nieren, jede Dif­feren­zierung schwächte das Bild nur. Lieber auf der Schul­ter von Riesen, hier neben Krüger, Benn & Co. vor allem Jos­sif Brod­sky, auf die behauptet magere deutsche Szene her­ab­blick­en. Ein­sam ist es dort oben auf der Säule!

  • Verkehrssicher­heit: Brun­ners let­zte Fahrt | ZEIT ONLINE — sehr inten­sive reportage von hen­ning susse­bach über die prob­leme der/mit altern­den aut­o­fahrern (für meinen geschmack manch­mal etwas trä­nen­drüsig, aber ins­ge­samt trotz­dem sehr gut geschrieben)

    Urlaub­szeit in Deutsch­land, Mil­lio­nen Reisende sind auf den Straßen. Da biegt ein 79-Jähriger in falsch­er Rich­tung auf die Auto­bahn ein – fünf Men­schen ster­ben. Ein Unglück, das zu ein­er brisan­ten Frage führt: Kann man zu alt wer­den fürs Aut­o­fahren?

  • Lyrik und Rap: Die härteste Gan­gart am Start | ZEIT ONLINE — uwe kolbe spricht mit mach one (seinem sohn) und kon­stan­tin ulmer über lyrik, raps, rhyth­mus und the­men der kun­st

    Dass ich mit meinen Gedicht­en kein großes Pub­likum erre­iche, ist für mich etwas, worunter ich sel­ten lei­de. Ich möchte das, was ich mache, auf dem Niveau machen, das mir vorschwebt. Dabei nehme ich auch keine Rück­sicht mehr. Ich gehe an jeden Rand, den ich erre­ichen kann.

  • Rainald Goetz: Der Weltab­schreiber | ZEIT ONLINE — sehr schöne und stim­mende (auch wenn das the­ater fehlt …) würdi­gung rainald goet­zes durch david hugen­dick anlässlich der bekan­nt­gabe, dass goetz diesjähriger büch­n­er-preis-träger wird

    Die einzige Reak­tion auf die Zudringlichkeit der Welt kann nur in deren Pro­tokoll beste­hen, die zugle­ich ein Pro­tokoll der eige­nen Über­forderung sein muss.

  • “Panora­mafrei­heit”: Wider den Urhe­ber­rechts-Extrem­is­mus — Süddeutsche.de — leon­hard dobusch zum ver­such, in der eu das urhe­ber­recht noch weit­er zu ver­schär­fen:

    Wir alle sind heute ein biss­chen wie Licht­en­stein oder Warhol. Wir erstellen und teilen ständig Fotos und Videos, in denen Werke ander­er vorkom­men. Zeit, dass das Urhe­ber­recht darauf einge­ht.

  • Stravinsky’s Ille­gal “Star Span­gled Ban­ner” Arrange­ment | Tim­o­thy Judd — ich wusste gar nicht, dass es von straw­in­sky so ein schönes arrange­ment der amerikanis­chen hmyne gibt. und schon gar nicht, dass die ange­blich ver­boten sein soll …
  • Essay Griechen­land und EU: So deutsch funk­tion­iert Europa nicht — taz.de — ulrich schulte in der taz zu griechen­land und der eu, mit vie­len sehr guten und tre­f­fend­en beobach­tun­gen & beschrei­bun­gen, unter anderem diesen

    Von CSU-Spitzenkräften ist man inzwis­chen gewohnt, dass sie jen­seits der bay­erischen Lan­des­gren­ze so dumpf agieren, als gössen sie sich zum Früh­stück fünf Weiß­bier in den Hals.
    […] Das Char­mante an der teils irrlichtern­den Syriza-Regierung ist ja, dass sie einge­spielte Riten als nackt ent­larvt.

  • Sich „kon­struk­tiv ver­hal­ten“ heißt, ernst genom­men zu wer­den | KRZYSZTOF RUCHNIEWICZ — Stel­lung­nahme ehe­ma­liger Mit­gliedern des Wis­senschaftlich Beraterkreis­es der (sowieso über­mäßig vom Bund der Vertreibenen dominierten) Stiftung Flucht, Vertrei­bung, Ver­söh­nung zur Farce der Wahl des neuen Direk­tors unter Kul­turstaatsmin­is­terin Moni­ka Grüt­ters
  • Kon­sum: Kleine Geschichte vom richti­gen Leben | ZEIT ONLINE — marie schmidt weiß nicht so recht, was sie von craft beer, handgeröstetem kaf­fee und dem ganzen zele­bri­erten super-kon­sum hal­ten soll: fetisch? rückbesin­nung alte handw­erk­liche werte? oder was?
  • Alle Musik ist zu lang — wun­der­bare über­legun­gen von diet­mar dath zur musik, der welt und ihrer philoso­phie

    Alle bere­its vorhan­dene, also aufgeschriebene oder aufgeze­ich­nete Musik, ob als Schema oder als wieder­gabefähige Auf­führung erhal­ten, ist für Men­schen, die heute Musik machen wollen, zu lang, das heißt: Das kön­nen wir doch nicht alles hören, wir wollen doch auch mal anfan­gen. Wie gesagt, das gilt nicht nur für die Werke, son­dern schon für deren Muster, Prinzip­i­en, Gat­tun­gen, Tech­niken.
    […] Musik hält die Zeit an, um sie zu ver­brauchen. Während man sie spielt oder hört, passiert alles andere nicht, insofern han­delt sie von Ewigkeit als Ereig­nis- und Taten­losigkeit. Aber bei­de Aspek­te der Ewigkeit, die sie zeigt, sind in ihr nicht ein­fach irgend­wie gegeben, sie müssen hergestellt wer­den: Die Ereignis­losigkeit selb­st geschieht, die Taten­losigkeit selb­st ist eine musikalis­che Tat.

  • Lit­er­atur­blogs are bro­ken | The Dai­ly Frown — fabi­an thomas attestiert den “lit­er­atur­blogs” “fehlende Dis­tanz, Gefall­sucht und Harm­losigkeit aus Prinzip” — und angesichts mein­er beobach­tung (die ein eher kleines und unsys­tem­a­tis­ches sam­ple hat) muss ich ihm lei­der zus­tim­men.
  • Inter­view ǀ „Ent-iden­ti­fiziert euch!“ — der Fre­itag — großar­tiges gespräch zwis­chen har­ald fal­ck­en­berg und jonathan meese über wag­n­er, bayreuth, kun­st und den ganzen rest:

    Ja, ich hab total auf lieb Kind gemacht. Ich merk­te ja schon, dass ich im Wag­n­er-Forum so als Mon­ster dargestellt wurde. Ich bin kein Mon­ster. Ich wollte das Ding nur radikalisieren. Ich hab auf nett gemacht und so getan, als wäre ich gar nicht ich selb­st. Was ich ja immer tue. Sei niemals du selb­st. Keine Selb­st­suche, bitte. Keine Pil­ger­fahrt. Keine Möncherei. Ich bin ein­fach wie ’n Spielkind da range­gan­gen, und ich dachte, jet­zt geht’s ab.
    […] Kul­tur ist genau­so beschissen wie Gegenkul­tur. Main­stream ist genau­so beschissen wie Under­ground. Kul­tur und Gegenkul­tur ist das Gle­iche. Poli­tik kannst du nicht mit Kul­tur bekämpfen. Son­dern nur mit Kun­st. Du kannst nicht eine neue Partei grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine neue Reli­gion grün­den, weil sie genau­so scheiße ist wie alle anderen. Du kannst keine neue Eso­terik schaf­fen, weil sie genau­so scheiße ist wie jede andere. Du kannst keine Spir­i­tu­al­ität schaf­fen, die bess­er wäre als alle anderen.
    Jede Partei ist gle­ich scheiße, jede Reli­gion ist gle­ich zukun­ft­sun­fähig, jede Eso­terik ist abzulehnen. Ich benutze Eso­terik, aber ich iden­ti­fiziere mich nicht damit. Ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Wag­n­er, ich iden­ti­fiziere mich nicht mit Bayreuth, ich iden­ti­fiziere mich mit gar nichts.
    Ent-iden­ti­fiziert euch! Seid nicht mehr! Seid eine Num­mer! Seid endlich eine Num­mer!
    Das ist geil. Seid kein Name! Seid kein Indi­vidu­um! Seid kein Ich! Macht keine Nabelbeschau, keine Pil­ger­reise, geht niemals ins Kloster, guckt euch niemals im Spiegel an, guckt immer vor­bei!
    Macht niemals den Fehler, dass ihr auf den Trip geht, euch selb­st spiegeln zu wollen. Ihr seid es nicht. Es ist nicht die Wichtigtuerei, die die Kun­st aus­macht, son­dern der Dienst an der Kun­st. Die Kun­st ist völ­lig frei. Meine Arbeit, die ist mir zuzuschreiben, aber nicht die Kun­st. Die spielt sich an mir ab.

  • Eine Bemerkung zur Kom­pe­ten­zori­en­tierung by Fach­di­dak­tik Deutsch -

    »Fak­ten­wis­sen« kommt nicht zuerst, wenn Kom­pe­ten­zori­en­tierung ernst genom­men wird – Kön­nen kommt zuerst. Kom­pe­ten­zori­en­tierung bedeutet, die Ler­nen­den zu fra­gen, ob sie etwas kön­nen und wie sie zeigen kön­nen, dass sie es kön­nen. Weil ich als Lehren­der nicht mehr zwin­gend sagen kann, auf welchem Weg dieses Kön­nen zu erre­ichen ist. Dass dieses Kön­nen mit Wis­sen und Moti­va­tion gekop­pelt ist, ste­ht in jed­er Kom­pe­ten­zde­f­i­n­i­tion. Wer sich damit auseinan­der­set­zt, weiß das. Tut das eine Lehrkraft nicht, ist das zunächst ein­fach ein­mal ein Zeichen dafür, dass sie sich nicht mit Kom­pe­ten­zori­en­tierung beschäftigt hat. Fehlt diese Bere­itschaft, müssen zuerst die Voraus­set­zun­gen dafür geschaf­fen wer­den.

  • Essay zum UN-Weltkul­turerbe: Mord mit besten Absicht­en — taz.de -

    Und immer noch drän­geln die Städte, die Dör­fer, die Regio­nen, dass sie ja als Erste ein­bal­samiert wer­den. Wie die Län­der, die sich um Olymp­is­che Spiele bewer­ben, ohne sich klarzu­machen, dass sie damit ihren Unter­gang her­auf­beschwören wie Griechen­land mit Athen.

  • Wie man nicht für die Vor­rats­daten­spe­icherung argu­men­tiert | saschalobo.com — sascha lobo seziert den tweet von rein­hold gall. wie (fast) immer exzel­lent. schade (und mir unver­ständlich), dass solche texte in den großen, pub­likum­swirk­samen medi­en keinen platz find­en — warum ste­ht das nicht im print-spiegel, der gedruck­ten faz oder süd­deutschen?
  • Sex (und gen­der) bei der Fifa | Männlich-weib­lich-zwis­chen — ein schön­er text zum prob­lem der bes­tim­mung des geschlechts, des biol­o­gis­chen, wie es die fifa ver­sucht — näm­lich über den testos­teron-spiegel. mit dem (inzwis­chen erwart­baren) resul­tat: so kann man das jeden­falls nicht machen.

    an darf also ver­muten und hof­fen, dass auch diese Def­i­n­i­tion von sex zu sportlichen Zweck­en dem­nächst, wie bish­er alle anderen Def­i­n­i­tio­nen auch, als unbrauch­bar und absurd erweisen – aber wohl, eben­falls wie immer, erst zu spät.

Ins Netz gegangen (9.10.)

Ins Netz gegan­gen am 9.10.:

  • Bodo Ramelows Tri­umph und die Gren­zen der stre­it­baren Demokratie — Das Ver­fas­sungs­blog zur Entschei­dung des BVer­fG, dass die Überwachung Ramelows nicht recht­ens war:

    Noch schön­er wäre es, wenn wir Ver­fas­sungss­chutzbe­hör­den und ein Bun­desver­wal­tungs­gericht besäßen, die da von sel­ber drauf kom­men.

    — dem ist kaum etwas hinzuzufü­gen. Aber schön auch, was einige Absätze später ste­ht:

    Der Zweite Sen­at hat sich dabei zunächst ein­mal die Gele­gen­heit nicht ent­ge­hen lassen, ein weit­eres Kapi­tel für das mon­u­men­tale Hand­buch zur All­ge­meinen Demokratie- und Staat­slehre zu schreiben, das in Karl­sruhe unter dem unschein­baren Titel “Entschei­dun­gen des Bun­desver­fas­sungs­gerichts” in 130 Bän­den erscheint. Dieses Kapi­tel ist für jeden, der etwas Kluges über Par­la­men­taris­mus erfahren will, eine aus­ge­sprochen erhebende Lek­türe.

    Schade nur, dass aus­gerech­net die Jus­tiz diese Auf­gabe erledi­gen müssen. Gäbe es da nicht auch (noch) ein paar andere Zuständi­ge?

  • Aben­teuer­liche Seil­bahn-Stadt in Georgien — Wirtschaft — Süddeutsche.de — Beein­druck­ende Bilder: Die @SZ zeigt ver­fal­l­ende Infra­struk­tur in Tschiatu­ra (Georgien) >
  • Twit­ter / KereT_TereK: Dear Mr Motorists! Please dont … — RT @KereT_TereK: Dear Mr Motorists! Please dont dri­ve at all if U arent able to recog­nise kids with­out stu­pid hi-vis in our city. THX!
  • Fritz Bauer Insti­tut: Mitschnitte Prozesspro­tokolle — Ton­band­mitschnitt des 1. Frank­furter Auss­chwitz-Prozess­es 1963/64, mit Tran­skrip­tio­nen und Mate­ri­alien

Ins Netz gegangen (23.9.)

Ins Netz gegan­gen am 23.9.:

  • Einige Gedanken am Tag nach der Bun­destagswahl — Max­i­m­il­ian Stein­beis weist im Ver­fas­sungs­blog auf einige wenig beachtete Fol­gen des Wahlaus­gangs hin. Zum Beispiel:

    Eine von Union und SPD getra­gene Regierung kön­nte sich auf 503 von 630 Sitze stützen – fast eine Vier­fün­ftelmehrheit.

    Die Oppo­si­tion aus Grü­nen und Linken kön­nte nicht ein­mal mehr einen Unter­suchungsauss­chuss ein­set­zen. Sie kön­nte auch kein Nor­menkon­trol­lver­fahren in Karl­sruhe anstren­gen. Dazu sind jew­eils 25 Prozent der Stim­men im Bun­destag nötig, und die bekom­men sie selb­st dann nicht auf die Waage, wenn sie sich zu einem solchen Schritt zusam­men­raufen.

    Da kann man es langsam wirk­lich mit der Angst bekom­men … — denn in so guten Hän­den waren Recht und Ord­nung in den let­zten Jahren ja nicht bei der Regierung, die unzäh­li­gen Hin­weise aus Karl­sruhe sprechen da ja eine deut­liche Sprache …

  • Still­stand | Car­ta — Wolf­gang Michal sagt, was zu sagen ist, zum Aus­gang der Bun­destagswahl:

    Ich glaube, nach dem Wahlabend des 22. Sep­tem­ber wird der Dude-ismus auch in Deutsch­land Fuß fassen. Es scheint sich um die einzige Lebens­form zu han­deln, die einem der­ar­ti­gen Wahlergeb­nis gewach­sen ist. Man möchte nur noch bowlen, einen Joint rauchen und in einem Ford Gran Tori­no „Lookin out my back­door“ hören.

    Das Ergeb­nis der Bun­destagswahl fühlt sich an, als würde die Zeit einge­froren. Als würde ein vier­jähriger Win­ter bevorste­hen, den man nur über­ste­hen kann, wenn man jeden Abend den Film „The Big Lebows­ki“ ansieht. 2017 kön­nen wir vielle­icht weit­er­ma­chen, wo wir 2013 aufge­hört haben.

    Beson­ders schade ist, dass die CDU die absolute Mehrheit knapp ver­fehlt hat. Denn das bedeutet, dass die SPD wieder nicht von Stein­brück und Stein­meier lassen kann. Es wird keinen Neuan­fang geben. Also stellen wir vor­sor­glich die Uhren auf 2005 zurück, ver­streuen die Asche der FDP und gehen bowlen.

  • Asylpoli­tik — Vor­würfe gegen Gericht in Eisen­hüt­ten­stadt — Poli­tik — Süddeutsche.de — Andreas Fis­ch­er-Les­cano im Inter­view mit der SZ über die ille­galen und men­schen­ver­ach­t­en­den Prak­tiken der Jus­tiz in Deutsch­land, wenn es um Flüchtlinge geht — hier am Beispiel Eisen­hüt­ten­stadt.

    Ich beschäftige mich seit Jahren mit Migra­tionsrecht und in diesem Bere­ich ist vieles möglich, was meine zivil­rechtlichen Kol­le­gen für unvorstell­bar hal­ten. Aber die Urteile aus Eisen­hüt­ten­stadt haben doch eine beson­dere Dimen­sion. Das habe ich bis­lang für unvorstell­bar gehal­ten.

Ins Netz gegangen (25.5.)

Ins Netz gegan­gen (22.5. — 25.5.):

  • Giro d’I­talia 1988: Als starke Män­ner wein­ten — Über­sicht Nachricht­en — NZZ.ch — Die NZZ erin­nert an eine Etappe des Giro vor 25 Jahren, in der die Sportler (beina­he) im Schnee steck­en blieben und hat dazu einige Stim­men der Rad­fahrer gesam­melt — zum Beispiel Andy Hamp­sten:

    Später im Auf­stieg war’s so weit: Ich hörte auf, Gott um Hil­fe anzu­fle­hen, stattdessen über­legte ich mir, ob ich mich auf einen Deal mit dem Teufel ein­lassen sollte, falls er hier und jet­zt auf­tauchte. Eine halbe Meile vor dem Pass erhielt ich meinen Sack, der Wind blies so stark, dass ich das Velo kaum in der Spur hal­ten kon­nte. Aber hätte ich da ange­hal­ten, ich wäre wohl nie mehr wieder los­ge­fahren. (…) In der Abfahrt musste ich erst die Brem­sen von Hand enteisen. Zum Glück war es in der Höhe eine Schot­ter­strasse, auf der der Schnee nicht so schnell gefror wie auf Asphalt. Zuschauer und Mechaniker ran­nten hin und her, im Unwis­sen, ob das Ren­nen über­haupt noch im Gang war. Ein Car­rera-Mechaniker trug diesen tollen Gore­tex-Ganzkör­per­anzug – was hätte ich dafür gegeben! Ich schaute auf meine Beine, durch eine Schicht von Eis und Mas­sageöl leuchteten sie knall­rot. Ich entsch­ied, nicht wieder hinzuguck­en.

  • Grundge­setz für die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land [Doc­Patch] — Diese Web­seite ermöglicht das Nachvol­lziehen aller Verän­derun­gen am Grundge­setz für die Bun­desre­pub­lik Deutsch­land seit seinem Inkraft­treten im Jahr 1949. Es enthält den voll­ständi­gen Geset­zes­text zuzüglich viel­er Infor­ma­tio­nen, die damit in Verbindung ste­hen. Somit ste­ht ein umfassendes Werk zur Ver­fü­gung, die Entwick­lung der deutschen Ver­fas­sung trans­par­enter zu machen.
  • Nachruf Sarah Kirsch: “Du bist nicht auf Erden” | Kul­tur | ZEIT ONLINE — Sarah Kirsch war eine der bedeu­tend­sten deutschen Lyrik­erin­nen. Ihr Rhyth­mus und ihr Streben nach Autonomie wer­den fehlen, schreibt der Schrift­steller Jan Kuhlbrodt.
  • Guten­berg ePub Gen­er­a­tor von Furtmeier.IT — Gen­er­a­tor — Dieser Gen­er­a­tor erzeugt aus den Spiegel Guten­berg-Büch­ern Dateien im ePub-For­mat, die Sie mit den meis­ten eBook-Read­ern prob­lem­los lesen kön­nen.

Nein zur Bestandsdatenauskunft

Es ist ja irgend­wie lästig, aber es muss sein: Gegen das Gesetz zur Bestands­date­nauskun­ft muss Ver­fas­sungs­beschw­erde erhoben wer­den. Recht­san­walt Mein­hard Starostik, der schon erfol­gre­ich gegen die Vor­rats­daten­spe­icherung Beschw­erde ein­legte, bere­it­et ger­ade die Ver­fas­sungs­beschw­erde gegen das neue Gesetz zur Bestands­date­nauskun­ft vor — und dem kann und sollte man sich anschließen! Das ist auch ganz ein­fach, erfordert nur eine Unter­schrift unter ein For­mu­lar und die 58 Cent, die der Brief nach Berlin kostet. Mein Brief ist schon unter­wegs …

Argu­mente gegen die Bestands­date­nauskun­ft gibt es hier und hier, mit­machen kann man ganz ein­fach hier.

 Verfassungsbeschwerde gegen die Bestandsdatenauskunft

Ver­fas­sungs­beschw­erde gegen die Bestands­date­nauskun­ft

Netzfunde vom 6.1. bis zum 11.1.

Meine Net­z­funde für die Zeit vom 6.1. zum 15.1.:

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