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Schlagwort: verfassung

Abschied von der Weltgeschichte

Der Verzicht auf die europäis­che Eini­gung wäre auch ein Abschied von der Welt­geschichte

- so zitiert die FAZ heute aus einem noch unveröf­fentlichen Posi­tion­spa­pi­er von Jür­gen Haber­mas, Julian Nida-Rümelin und Peter Bofin­ger für ein zu schreiben­des SPD-Pro­gramm. Und da frage ich mich doch mal wieder (und nicht zum ersten Mal), ob diese Her­ren (natür­lich alles Män­ner, auch der Vor­sitz der SPD, aus der die Anre­gung dazu kam, ist ja fest in Män­ner­hand …) eigentlich noch lesen, was sie so alles schreiben. Und ob sie merken, was sie da äußern. Denn was soll das denn bitte sein, “ein Abschied von der Welt­geschichte”? Das die Geschichte kein Ende hat, auch wenn manche anderes behaupten, hat sich inzwis­chen ja doch wieder ver­bre­it­ete. Aber kann man — gemeint sind hier, so errate ich das aus dem kurzen Text, die Nation­al­staat­en in der EU — sich von “der Geschichte” ver­ab­schieden? Wie geht das? Muss man sich abmelden? Muss der His­torik­ertag zus­tim­men? Und was heißt das, wenn man sich von der Welt­geschichte” ver­ab­schiedet? Bleibt man dann in der Lokal‑, Region­al- oder Nation­algeschichte noch “drin”? Fra­gen über Fra­gen … Vielle­icht sind die drei alten Män­ner aber unschuldig und die FAZ hat nur ungeschickt zitiert. Wer­den wir auch noch her­aus­bekom­men …

Taglied 23.5.2012

Wir sind die Einge­bore­nen von Tri­zone­sien — Karl Berbuer (1948)

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und die “Alter­na­tivver­sion”:
Tri­zone­sier­lied — alter­na­tive Ver­sion

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Konservative Tugenden: Lügen, Täuschen, Betrügen

Gus­tav Seibt hat für das heutige Feuil­leton der Süd­deutschen Zeitung eine wun­der­bare kleine Abhand­lung geschrieben, in der er Gut­ten­bergs unsägliche Ver­suche, die kon­ser­v­a­tiv­en Tugen­den­den des Lügen, des Anpassen von Regeln und Werten (des Staates vor allem) den eigen­em Gut­dünken unterzuord­nen, auf die Wis­senschaft auszudehnen, in eine his­torische Kon­ti­nu­ität stellt und auf eine Nähe dieses “putschis­tis­chen Regelver­stoßes” zum ver­fas­sungs- und geset­zesver­ach­t­en­den Ver­hal­ten Berlus­co­nis hin­weist. Und den Schluss muss ich ein­fach hier noch ein­mal zitieren, das ist zu gut und zu tre­f­fend:

Und es ist schon toll, dass wir nun, zehn Jahre nach Casimir, Kan­ther und Kohl, schon wieder ein Vir­tu­osen­stück dieser gum­mi­ar­tig beweglichen und zugle­ich wet­ter­fest tan­nen­haften aris­tokratis­chen Prinzip­i­en­stärke anstaunen dür­fen. Nach der bru­tal­st­möglichen Aufk­lärung kam die mühevoll­ste Kleinar­beit elek­tro­n­isch gestützter Textge­nese, mit der min­destens zwei Grun­dregeln wis­senschaftlichen Anstandes ver­let­zt wur­den: das Urhe­ber­recht und die ehren­wörtliche Ver­sicherung selb­ständi­ger Her­stel­lung ein­er wis­senschaftlichen Qual­i­fika­tion­ss­chrift. Dazu kommt jen­er dreiste Mut zur Unwahrheit gegenüber der Öffentlichkeit, der die bald ein­deutig belegten Ver­fehlun­gen zunächst als “abstrus” und dann als unab­sichtlich hin­stellt. Möglicher­weise kommt durch die Ver­wen­dung wis­senschaftlich­er Zuar­beit­en aus dem Bun­destag noch Amtsmiss­brauch hinzu.

Gekrönt wird das Ver­hal­tens­muster des putschis­tis­chen Regelver­stoßes dadurch, dass der so über­führte Edel­mann sich nachträglich zum Her­ren des Pro­mo­tionsver­fahrens macht und seinen Dok­tor­ti­tel von sich aus ablegt. Der Große ste­ht dabei im Sturm des Beifalls ein­er Menge, die, wie Pro­fes­sor Bar­ing weiß, beim Wort “Fußnoten” fragt: Ach, wer­den jet­zt auch Füße benotet? Dage­gen wirken ein Uni­ver­sität­skan­zler und ein in Urlaub gegan­gener Dok­tor­vater mit ihren tüdeli­gen Prü­fungsver­fahren nur bürg­er­lich-grau und glan­z­los. Das Ste­hende der Insti­tu­tion und ihres Ethos ver­dampft unter der Sonne ständis­chen Glanzes. Der Beifal­lum­toste mag kurz wack­eln, aber vor­erst ste­ht er fest, weil jede und jed­er, der ihm den entschei­den­den Stoß ver­set­zen würde, der wüten­den Menge um ihn zum Opfer fall­en müsste. Vielle­icht ist diese geschichtliche Anpas­sungs­fähigkeit an Zei­tum­stände das eigentliche Geheim­nis achthun­dertjähriger Fam­i­liengeschicht­en.

Aber was unter­schei­det solche Durch­hal­tekraft eigentlich noch von der Zähigkeit eines Sil­vio Berlus­coni?

Der ganze Text mit der Über­schrift “Der Herr des Ver­fahrens” ste­ht sog­ar online.

verfassungswidrige wahlcomputer

es ist ja schon fast per­vers und eigentlich über­haupt nicht der sinn der sache — aber die beste und vernün­ftig­ste poli­tik scheint in deutsch­land im moment tat­säch­lich das bun­desver­fas­sungs­gericht zu machen. jet­zt hat es geurteilt, dass die bei der bun­destagswahl 2005 einge­set­zten wahlcomu­put­er ver­fas­sungswidrig waren. da hät­ten die poli­tik­er in regierung und bun­destag auch selb­st drauf kom­men kön­nen …

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