Am letzten Samstag war ich — am Vorabend des dritten Advents — zur Eröffnung des Weihnachtsmarkt im Sensbachtal, genauer gesagt: in der Dorfkirche Unter-Sensbach. Da der Männergesangverein sang, hatte ich nicht so arg viel tun … Die Kirche, ein Neubau von 1961, hat eine etwas ungewöhnliche bauliche Lösung für die 1963 erbaute Orgel (an der sich dem Anschein nach seit damals nichts geändert hat, noch nicht einmal der Motorschlüssel …): Die steht in einer Nische neben dem Altar, an der Rückwand der Kirche — so hat man als Organist leider sehr wenig Kontakt zur Gemeinde.
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Das kleine Kirchlein im ziemlich kleinen, versteckt und abgelegenen Dorf Wald-Amorbach hat auch eine etwas spezielle Orgel. Das Instrument ist seitenspielig, was hier schon selten genug ist. Außerdem hat es eine interessante Auslegung des kurzen Pedals: Nicht die Oktave ist kurz, sondern die Pedaltasten sind so kurz geraten, dass ich mit meinen noch nicht einmal besonders großen Füßen ganz schöne Probleme hatte, da kein Durcheinander anzurichten. Ein anderes Problem der nichtstandardisierten, unergonomischen Maße: Das Notenpult — da passen nämlich keine Noten im Hochkant-Format drauf. Das ist schon etwas gemein. Aber ich habe ja immer einen Plan B und bin für die meisten Fälle inzwischen gerüstet …
Die Orgel spielt sich wie eine echte Dorforgel, die von einem Orgelbauer gefertigt wurde, der wahrscheinlich eher Schreiner als Instrumentenmacher war ;-) (wobei ich keine Ahnung war, wer sie gebaut hat): Die Tasten sind reichlich schwergängig, die Intonation sehr unausgewogen mit einigen Überraschungen. Und manche Töne brauchten einen halben Takt, bis sie richtig ansprachen. Aber auch das macht ja den Reiz des Vertretungsorganistendaseins aus, dass man immer wieder auf neue (alte), überraschende Instrumente stößt …

Die evangelische Kirche in Sandbach ist überraschend groß und großzügig gebaut (und verfügt noch über die in protestantischen kirchen inzwischen seltenen Beichtstühle) — man muss nur hinkommen (mit dem Auto ist das etwas abenteuerlich …)
Die 1787 von den Brüdern Johann Christian und Johann Georg Dauphin erbaute Orgel auf der Empore über dem Altar sieht im Kirchenraum so aus:
Die im großen und ganzen seit ihrer Erbauung unveränderte Orgel hat eine überraschend großzügige, fein gestufte Disposition, die klanglich allerdings nicht ganz so differenziert ist wie es auf dem Papier aussieht …

Der Michelstädter Stadtteil Steinbach hat keine “klassische” Kirche, aber ein sehr schönes, zweckmäßiges Gemeindehaus mit einem großen und gut gestaltetem Gottesdienstraum. Die Orgel von Förster und Nicolaus, die dort steht, ist leider nicht besonders spannend — und hat zwei “Qualitäten”, die ich nicht besonders goutiere: Geteilte Lade und angehängtes Pedal. Da das Pedal nicht mal ein einziges eigenes Register hat, ist es nicht mehr als eine Spielhilfe … Und für die geteilte Lade habe ich eigentlich nie wirklich Verwendung, das macht nur zusätzliche Arbeit beim Registrieren. Dafür hat das kleine Werk ordentlich Power, die der Organist auch voll abbekommt: Schon der 4‑Fuß-Prinzipal ist schön kräftig und die Zimbel setzt dem eine schöne Krone auf.
- Die ganze Orgel. Man sieht sehr schön, wie die Gehäusetüren auch als Liedtafel genutzt werden …
- Der Prospekt ist mit Schranktüren zu verschließen (und genau auf Ohrenhöhe des Organisten)
- Die Spielanlage (das angehängte Pedal lässt sich mit dem Tritt auch abhängen, also stummschalten).
- Das im Notenpult angebrachte Firmenschild der Erbauer Förster & Nicolaus
- Die komplette Registratur der Bass-Seite.
Die sehr schöne und alte Kirche St. Markus in Brensbach hat eine 1964 von Oberlinger gebaute einmanualige Orgel mit (fast nur angehängtem) Pedal und der von mir nicht sehr gemochten geteilten Lade (der zusätzliche Registrieraufwand wiegt die möglichen Vorteile in meiner Erfahrung eher nicht auf …). Wie so oft bei kleinen Orgel fehlt mir aber eine ordentliche, tragende 8′-Stimme, dafür sind die oberen Lagen gut vertreten.
Die Orgel der Evangelischen Johanniterkirche in Ober-Mossau, von einem (mir) unbekannten Erbauer aus der Mitte des 19. Jahrhunderts — manchmal etwas ruppig und lärmend, vor allem aber am Spieltisch viel zu eng (wenn der Gottesdienst — und vor allem die Predigt … — lange dauert, wird es hart, weil ich nie weiß, wo ich meine Beine unterbringen soll …). Irgendwann hat mal irgendwer (ein Orgelbauer oder vielleicht doch ein Orgelschüler?) auf der Leiste vor den Tasten des einzigen Manuals mit inzwischen recht abgegriffenen Elfenbeintasten die Oktaven angezeichnet.
In der kleinen Kirche der kleinen Gemeinde Güttersbach im Odenwald steht eine schöne, 1740 vom kurpfälzischen Hof- und Landorgelbauer Johann Friedrich Ernst Müller geschaffene Orgel, die — abgesehen von einer kleinen, behutsamen Erweiterung um ein zweiregistriges Pedal — noch weitgehend im originalen Zustand ist — inklusive “Noli me tangere” und der Werckmeister-III-Stimmung, die auch noch einen Halbton höher als heute gewöhnlich liegt. Die Orgel hat nicht nur einige sehr schöne, charakteristische Stimmen, sondern auch eine aufwendig gearbeitete Tastatur:
Timo Ruttkamp, Farbenblind (es spielt Dominik Susteck):
https://soundcloud.com/ruttkamp/timo-ruttkamp-farbenblind
Der wunderbare Organist Dominik Susteck hat auf der grandiosen, von Peter Bares konzipierten Orgel in der Kunst-Station Sankt Peter in Köln am 7. September ein Improvsationskonzert “Herbst” gespielt und vier Sätze davon dankenswerter Weise auf YouTube zugänglich gemacht: Traumtanz, Antwort, Alpha und Verwaschen
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