Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: lesezeichen Seite 7 von 22

Ins Netz gegangen (4.6.)

Ins Netz gegan­gen am 4.6.:

  • The Dan­ish Cycling Expe­ri­ence — The Euro­pean — es ist ganz ein­fach:

    If you want to have bicy­cles cycling your city, you have to build your city for bicy­cles to cycle.

    oder:

    The main rea­son why the bike has become such a pop­u­lar choice: It’s the eas­i­est way! It’s healthy, cheap, sus­tain­able, and nowa­days the two-wheel­er is even pret­ty trendy in major cities around the world. But at the end of the day, sim­plic­i­ty is the one thing that real­ly counts for com­muters.

  • Des Kaiser’s neue Karte: Dis­rup­tion mit Daten­schutz? — Das gute dig­i­tale Leben — Medi­um — lea gim­pel über eine neue kun­denkarte, die zwar auf per­sön­liche dat­en verzicht­en, dabei aber — und das ist min­destens genau­so schlimm — weit­er dazu beiträgt, die sol­i­darische gesellschaft aufzulösen:

    Die absolute Preis­diskri­m­inierung ist der feuchte Traum jedes Wirtschaftswis­senschaftlers. Und wird sich bald auf alle Lebens­bere­iche erstreck­en: Vom Super­mark­teinkauf über das Tick­et für den öffen­lichen Nahverkehr bis zur Strom- und Wasserver­sorgung. Doch was passiert mit denen, die dabei nicht mit­machen wollen? Nach welchen Kri­tieren wer­den Preise gemacht, wer bes­timmt sie? Und welche gesellschaftlichen Auswirkun­gen hat die kom­plette Umstel­lung des Preis­mod­ells, das unserem Wirtschaftssys­tem zugrunde liegt?

  • The 20 Most Bike-Friend­ly Cities on the Plan­et | WIRED — With each edi­tion, the Copenhagen­ize Design Company’s Index of the most bike-friend­ly cities in the world evolves. In 2011 we ranked 80 glob­al cities; in 2013 we ranked 150.

    This year, we con­sid­ered cities with a region­al pop­u­la­tion over 600,000 (with a few excep­tions because of their polit­i­cal and region­al impor­tance, and to keep things inter­est­ing). We ranked 122 cities. The top 20 are pre­sent­ed here.

  • Vom Perga­ment ins Inter­net — das jgu-mag­a­zin berichtet über das dfg-pro­jekt der dig­i­tal­en veröf­fentlichung der augs­burg­er baumeis­ter­büch­er

    Die Augs­burg­er Baumeis­ter­büch­er sind ein außergewöhn­liche Quelle. “Es gibt fast aus jed­er größeren Stadt und selb­st aus kleineren Orten in Deutsch­land Kon­to­büch­er oder Rech­nungs­büch­er”, erk­lärt Rogge. “Sie sind nur unter­schiedlich gut über­liefert. Manche fan­gen erst um das Jahr 1500 an. Die Augs­burg­er Baumeis­ter­büch­er begin­nen 1320. Das ist sehr früh. Außer­dem sind sie bis zum Jahr 1800 fast kom­plett erhal­ten. Bei vie­len anderen Städten klaf­fen große Lück­en.” Und bei Augs­burg han­delt es sich um einen bedeu­ten­den Ort, eine Reichsstadt, eine weit­ge­hend autonome Kom­mune, die nur dem Kaiser unter­stand. “Sie war unter anderem stark in den inter­na­tionalen Han­del einge­bun­den.”

  • The­ma: 70 Jahre Auf­bau-Ver­lag: Bau Auf­bau auf | ZEIT ONLINE — burkhard müller porträt den (heuti­gen) auf­bau-ver­lag inkl. sein­er geschichte und seinen besitzer, matthias koch
  • Gle­iche Rechte als Son­der­rechte? — sehr gute aus­führun­gen von anna katha­ri­na marigold zur gle­ich­stel­lung vor dem recht in deutsch­land …
  • Hat­ten im Mit­te­lal­ter alle Men­schen schlechte Zähne? | blog.HistoFakt.de — das histo­fakt-blog über die zähne des mit­te­lal­ter­lichen men­schens — die wahrschein­lich (so weit wir das wis­sen) gar nicht so schlecht waren …

    wer etwas auf sich hielt, wird ohne Zweifel von den zahlre­ichen Möglichkeit­en zur Zah­npflege Gebrauch gemacht und auf frischen Atem geachtet haben. Da die typ­is­che Ernährung die Zah­nge­sund­heit zudem weit weniger gefährdete, als dies heutzu­tage der Fall ist, dürften also die meis­ten Men­schen im Mit­te­lal­ter ent­ge­gen pop­ulär­er Vor- und Darstel­lun­gen tat­säch­lich nicht über schlechte, son­dern im Gegen­teil über starke, gesunde und weiße Zähne ver­fügt haben.
    Nicht Ver­fall war im Mit­te­lal­ter die größte Gefahr für Zähne und Zah­n­fleisch, son­dern Ver­schleiß.

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  • Eurokrise: “Es gibt keine ein­deuti­gen Geg­n­er” | ZEIT ONLINE — joseph vogl im gespräch mit der “zeit”:

    Ein­er­seits hat es ein gewaltiges Umverteilung­spro­gramm gegeben, bei dem pri­vate Schuld­ner – also vor allem die hoch ver­schulde­ten Großbanken – mith­il­fe öffentlich­er Gelder saniert wur­den. Ander­er­seits hat man mit der Restau­ra­tion des Finanzsys­tems auch das alte Schla­mas­sel der Zeit vor 2008 wieder her­bei­fi­nanziert: Es herrschen heute wieder die gle­ichen Risiko­la­gen, die gle­iche Insta­bil­ität an den Finanzmärk­ten. Para­dox­er­weise entste­ht diese neue Unsicher­heit eben genau durch die Maß­nah­men, also das Auss­chüt­ten von viel Geld, mit denen die Krise bekämpft wer­den sollte. Was sich in dieser Zeit hinge­gen tat­säch­lich verän­dert hat, ist die Art und Weise, wie wir regiert wer­den. […] Wir erleben also ger­ade ein finanzpoli­tis­ches Dou­blebind: Ein­er­seits gibt die herrschende Dog­matik vor, dass das Wirtschaftswach­s­tum nur mit Investi­tio­nen und neuem bil­ligem Geld zu erre­ichen ist. Ander­er­seits erhöht das gle­iche bil­lige Geld die Risikoan­fäl­ligkeit auf den Märk­ten. Dieses Dilem­ma kennze­ich­net also an einem Punkt ihre Macht und gle­ichzeit­ig ihre struk­turelle Ohn­macht.

    — er sagt noch einiges mehr, was das inter­view sehr lesenswert macht. und sehr beze­ich­nend ist, dass solche eigentlich emi­nent ökonomis­chen (und poli­tis­chen) beobach­tun­gen ger­ade ein kul­tur­wis­senschaftler machen muss — die “fach­leute” scheinen da (zumin­d­est in der deutschen öffentlichkeit) keine posi­tion und/oder stimme zu find­en …

  • Wolf­gang Ull­rich: „Urhe­ber­rechte für die sozialen Net­zw­erke gän­zlich sus­pendieren“ – iRights.info — der kun­sthis­torik­er wolf­gang ull­rich im inter­view mit irights über kun­st, inter­net, jus­tiz, das urhe­ber­recht — und tech­noviking

    Das Urhe­ber­recht denkt auch in den sozialen Net­zw­erken viel zu sehr vom klas­sis­chen Werk­be­griff her und nicht vom Ort, an dem etwas stat­tfind­et. Und da sehe ich die Par­al­le­len zur Prob­lematik in der Kun­st. Wer etwas in die Social Media platziert, gibt es frei – und die Welt kann damit machen, was sie will. Aber in den meis­ten Fällen macht die Welt gar nichts damit. Ab und zu passiert dann doch etwas, es entste­ht gar ein Mem.[…] Mein­er Mei­n­ung nach hinkt bei etlichen Urteilen die Recht­sprechung der Kun­st­prax­is um zwei bis drei Jahrzehnte hin­ter­her. Und das ist auch beim Tech­noviking der Fall.

  • Wehrma­cht: Die vergesse­nen Sol­datin­nen | ZEIT ONLINE — die his­torik­erin karen hage­mann erin­nert an die rolle der frauen im zweit­en weltkrieg

    Nicht nur in der pop­ulären Erin­nerung wurde das Aus­maß der mil­itärischen Krieg­sun­ter­stützung von Frauen lange vergessen, selb­st in der umfan­gre­ichen Geschichtss­chrei­bung zum Zweit­en Weltkrieg wer­den Frauen zumeist nur als Arbei­t­erin­nen in der Kriegsin­dus­trie oder Kranken­schwest­ern porträtiert. Dies ist um so bemerkenswert­er, als wir heute auf fast dreißig Jahre Forschung zum The­ma Geschlecht, Mil­itär und Krieg zurück­blick­en kön­nen und die Ära der Weltkriege zu den am besten erforscht­en Peri­o­den über­haupt gehört. Dieser Befund gilt nicht nur für die deutsche, son­dern ähn­lich auch für die inter­na­tionale Geschichtswis­senschaft. Wie ist die Ver­drän­gung zu erk­lären? Warum fällt es vie­len offen­bar noch heute so schw­er, sich Frauen als Sol­datin­nen vorzustellen?
    Ein Grund hier­für dürfte die Bedeu­tung sein, die dem Recht, im Dien­ste des Staates oder ein­er anderen höheren Macht Waf­fen tra­gen und töten zu dür­fen – oder im Kriegs­fall zu müssen – für die Markierung der Geschlech­ter­dif­feren­zen zukommt. Seit der Antike ist dieses Recht männlich kon­notiert. Die kom­ple­men­täre Rolle der Frauen bestand bis ins frühe 20. Jahrhun­dert hinein vor allem darin, Män­ner zum Kampf zu motivieren, Ver­wun­dete zu pfle­gen und Gefal­l­ene zu betrauern. […]Teil der Demo­bil­isierung in der Nachkriegszeit war in allen kriegs­beteiligten Staat­en eine Poli­tik, die die Vorkriegs­geschlechterord­nung und damit die soziale Sta­bil­ität wieder­her­stellen sollte. Frauen wur­den aus den Armeen ent­lassen und mussten ihre während des Krieges ein­genomme­nen Arbeit­splätze in Indus­trie, Han­del und Ver­wal­tung für die heimkehren­den Vet­er­a­nen frei machen, die wieder alleinige Fam­i­lienernährer wer­den soll­ten. Die 1950er Jahren mit ihrem Wirtschaftswun­der wur­den in West­deutsch­land und anderen Län­dern Wes­teu­ropas dank ein­er entsprechen­den Fam­i­lien­poli­tik zum “gold­e­nen Zeital­ter” des Mod­ells der “Alleinverdiener-Hausfrau”-Familie.

  • Stradi­varis Cel­lo: Oh, Mara! | ZEIT ONLINE — car­olin pirich über eines der berühmtesten cel­los aus der stradi­vari-werk­statt und seinen momen­tan­ten besitzer, chris­t­ian poltéra:

    “Das Mara zu spie­len ist wie mit der Stimme eines anderen zu sprechen”, sagt der neue Part­ner des Mara. “Das dauert ein, zwei Jahre, bis es nach mir klingt.”

  • Social Media: Das Netz bist du! | ZEIT ONLINE — kil­ian troti­er porträtiert den britis­chen anthro­polo­gen daniel miller (und seine forschung), der weltweit die nutzung sozialer net­zw­erke erforscht und schon mal eines fest­gestellt hat: die regionalen nutzung­sun­ter­schiede sind gewaltig.
  • Eine Lanze für bloggende Studierende: Patrick Bah­n­ers zur Causa Mün­kler-Watch | Redak­tions­blog — patrick bah­n­ers legt dar, warum es nicht ganz so abstrus, unver­schämt und ohne vor­bild ist, als bloggende studierende mit einem kri­tis­chen blog anonym bleiben zu wollen. und macht neben­bei eine inter­es­sante anmerkung:

    Heikel für Mün­kler ist, dass einige der ihm zugeschriebe­nen Ein­las­sun­gen, die ihn in keinem guten Licht daste­hen lassen, für Leute, die ihn ken­nen, einen nur allzu glaub­würdi­gen Sound haben.

  • Nachruf auf Odo Mar­quard — Mit Witz zum Denken anre­gen — ein Nachruf auf den Philosophen Odo Mar­quard beim deutsch­landra­dio
  • Gewalt | Schmalenstroer.net — michael schmalen­stroer bringt auf den punkt, warum man bei der darstel­lung von gewalt­täti­gen momenten der geschichte manch­mal sich ein­er sehr krassen sprache (und/oder bilder) bedi­enen muss:

    Wenn Dig­i­tal­Past also bru­tal ist, dann beschw­ert euch bei euren Großel­tern. Weil die bru­tal waren.

  • Streik: Hur­ra, Deutsch­land liegt lahm | ZEIT ONLINE — sehr guter kom­men­tar zum streiken in deutschlnd, unter anderem mit diesem schö­nen und lei­der so abso­lut zutr­e­f­fend­en satz: »Die SPD agiert momen­tan also unge­fähr so sozialdemokratisch wie Ayn Rand beim Rest­posten­verkauf.«
  • The Opera Plat­form — schöne ini­tia­tive:

    Die Opern­plat­tform ist eine Part­ner­schaft zwis­chen Opera Europa, einem 155 Opern und Fest­spiele umfassenden Net­zw­erk, dem Kul­tursender ARTE und 15 Opern­häusern aus ganz Europa. Sie wird vom Pro­gramm Kreatives Europa der Europäis­chen Kom­mis­sion unter­stützt und ist für alle Beiträge offen, die Oper einem bre­it­eren Pub­likum zugänglich machen wollen.

  • Bahn-Streik: Danke, Claus Wesel­sky! — Aug­stein-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sehr richtiger kom­men­tar von jakob aug­stein zur rel­e­vanz des gdl-streiks & warum die deutschen der gdl danken soll­ten

Ins Netz gegangen (7.5.)

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  • Volks­banken: Meine Bank ist krank | ZEIT ONLINE — heinz-roger dohms hat eine (sehr) kleine und nicht sehr prof­itable genoss­es­nchafts­bank besucht und berichtet von deren stel­lung prob­leme wohltuend unaufgeregt und ohne große lösun­gen …
  • His­torik­er über Erin­nerungskul­tur: „Mar­tin Luther als Spielfig­ur“ — taz.de — der his­torik­er valentin groeb­n­er im gespräch mit jan fed­der­sen über erin­nerung, gedenken und den zusam­men­hang von ver­gan­gen­heit, geschichte und gegen­wart

    His­torische Jubiläen haben ziem­lich viel mit Heils­geschichte zu tun, mit kollek­tiv­en Erlö­sungswün­schen plus Sin­nange­bot.[…] Wie viel Platz für Über­raschen­des kann denn in den kollek­tiv­en Insze­nierun­gen von Gedenken sein? 2017 ist Luther-Jubiläum – dann wird es ähn­lich sein. Ein biss­chen zuge­spitzt for­muliert: Das Ver­hält­nis zur Ver­gan­gen­heit wird über Gebets­ge­mein­schaften organ­isiert.

  • Der 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung? | res­o­nanz­bo­den — huber­tus knabe find­et die beze­ich­nung “tag der befreiu­ung” für den 8./9. mai 1945 unpassend und schlägt eine zurück­hal­tendere, bit­terere lesart der erin­nerung an das kriegsende vor

    Die Deutschen tun gut daran, sich von solch­er Mythen­bil­dung fernzuhal­ten. Für sie sollte der 8. Mai vor allem ein Tag der Scham und der Trauer sein. Über 50 Mil­lio­nen Men­schen kamen durch die Poli­tik der dama­li­gen deutschen Regierung ums Leben – eine Last, die zu ein­er dif­feren­zierten und real­is­tis­chen Sicht der Geschichte verpflichtet.

  • Varo­ufakis ben­immt sich echt unmöglich (behaupten anonyme Quellen)… | misik.at — robert misik legt sehr schön dar, wie ungesichert und gefährlich die ange­blichen infor­ma­tio­nen der medi­en aus der poli­tik, ins­beson­dere der brüs­sel­er, sein kön­nen:

    Wenn aber der immer gle­iche Spin aus den offen­bar immer gle­ichen “anony­men” Quellen kommt, dann sollte Ihnen als Leser klar sein, dass hier Jour­nal­is­ten vorsät­zlich instru­men­tal­isiert wer­den, um eine “Sto­ry­line” unter die Leute zu brin­gen.

  • Mak­ing the Right Choic­es: A John Cage Cen­ten­ni­al Cel­e­bra­tion — videos von john-cage-werken — schön gemachte seite von michael tilson thomas & new world sym­pho­ny
  • Plat­ten aus dem Plat­ten­bau — taz.de — andreas hart­mann hat für die taz das kleine, aber sehr feine (vor allem, wenn man auf abge­fahrene musik so abfährt wie ich …) plat­ten­la­bel karl­records ent­deckt

    Karl ist eines dieser vie­len kleinen, aber feinen Labels, die es weltweit gibt und die nach der Krise der Musikin­dus­trie durch die Dig­i­tal­isierung in den nuller Jahren in ein­er Nis­che blühen und gedei­hen — wegen des über­raschen­den Vinyl-Revivals.

    (ich bin aber immer froh, dass die ihre sachen nicht nur auf vinyl, son­dern auch dig­i­tal — bei band­camp — anbi­eten)

  • Die Neuzeit und die Kul­tur der Unruhe: Das Gesumm der men­schlichen Dinge — NZZ.ch — ralf kon­ers­mann über die “ent­deck­ung” der unruhe und ihre beschrei­bung und analyse durch blaise pas­cal

    Das Neue der Neuzeit war die Bejahung der Unruhe, nicht jedoch das Empfind­en der Unruhe selb­st.

  • Dig­i­tale Agen­da der Bun­desregierung — Bös­es Netz — Chris­t­ian Heise vom Cen­tre for Dig­i­tal Cul­tures der Leuphana Uni­ver­sität in Lüneb­urg kom­men­tiert in der süd­deutschen zeitung das totalver­sagen der bun­de­spoli­tik bei dig­i­tal­en und net­zpolit. the­men:

    Die Net­zpoli­tik der schwarz-roten Koali­tion ist ein Witz. Sie ist gekennze­ich­net durch fehlen­den Sachver­stand und eine grundle­gende Abwehrhal­tung gegenüber der Dig­i­tal­isierung. Statt Pri­or­itäten zu deren Aus­bau zu definieren, konzen­tri­ert sich die Bun­desregierung darauf, die Poten­ziale des Dig­i­tal­en zur Kon­trolle und zur Überwachung der Bürg­er zu nutzen.

    — auch der rest ist pointiert, tre­f­fend und sehr lesenswert!

  • Zum Ver­ständ­nis | Postkul­tur — jan kuhlbrodt:

    Ich ver­steh nicht, was mit Ver­ste­hen gemeint sein soll. […] Ver­ste­hen im ästhetis­chen Sinne aber, wäre die Offen­heit der Kunst­werke auszuhal­ten, und ihre Ver­weigerung, sich in einem instru­mentellen Sinn über­set­zen zu lassen, dass heißt, sich erset­zen zu lassen durch Hand­lung oder Aus­sage.

    — ich glaube, dass “wäre” sollte durch ein “ist” erset­zt wer­den …

  • Spi­onage: Der BND, ein gefährlich­er Staat im Staat | ZEIT ONLINE — kai bier­mann sehr pointiert zur neuesten wen­dung im spi­onage-skan­dal (kann man das eigentlich noch so nen­nen?)

    Der Fall zeigt, wie krank das Geschäft der Geheim­di­en­ste ist. Er zeigt, wie ver­schoben deren moralis­che und rechtliche Maßstäbe sind. Sehen­den Auges nahm der BND hin, dass ihn die NSA dazu miss­braucht, Unternehmen, Behör­den und Poli­tik­er in Europa auszus­pähen. Ein Pakt mit dem Teufel, dem zuges­timmt wurde, weil man glaubte, ihn kon­trol­lieren und vor allem davon prof­i­tieren zu kön­nen.
    Aber wenn jed­er jeden betrügt und aus­trickst, wo bleiben dann Recht und Gesetz? Richtig, auf der Strecke. Kein­er der Beteiligten scherte sich darum, nie­mand inter­essierte sich für Grun­drechte der Bürg­er, auch das wurde in den Befra­gun­gen im Unter­suchungsauss­chuss klar. […] Wenn nicht ein­mal die Regierung ihre Spi­one im Griff hat, dann hat nie­mand sie im Griff.

  • Angesichts der von #Lidl proklamierten… — Bäck­erei Richter, Kub­schütz — eine schöne reak­tion eines bäck­er­meis­ters als reak­tion auf die ziem­lich bescheuerte (und die einkaufend­en ver­arschende) wer­bekam­pagne von lidl

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  • Bis­lang unveröf­fentlichte Wehrma­cht­sak­ten jet­zt online zugänglich — das dhi moskau und das zen­tralarchiv des russ. vertei­di­gungsmin­steri­ums haben bish­er unveröf­fentlichte wehrma­cht­sak­ten dig­i­tal­isiert und stellen sie (in kürze) online zur ver­fü­gung

    Der Bestand der deutschen Doku­mente im Zen­tralarchiv des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums umfasst ca. 28.000 Akten und ist ins­ge­samt in 50 Find­büch­er gegliedert. Nach dem Abschluss der ersten Pro­jek­t­phase wer­den am 29. April 2015 die für die Forschung beson­ders wichti­gen Unter­la­gen des Oberkom­man­dos der Wehrma­cht (271 Akten) und des Heeres (988 Akten) sowie der Heeres­gruppe Mitte (852 Akten) weit­ge­hend online zugänglich gemacht. Ausgenom­men sind bis­lang groß­for­matige Karten, deren Dig­i­tal­isierung beson­ders aufwändi­ge Tech­nolo­gien erfordert. In ein­er zweit­en Pro­jek­t­phase fol­gen in Kürze die Bestände der Heeres­gruppe „Weich­sel“ (54 Akten), des Amts Ausland/Abwehr im OKW (52 Akten), der Waf­fen-SS und Polizei (120 Akten) sowie Beutedoku­mente der Aufk­lärungsver­wal­tung beim Gen­er­al­stab der Roten Armee –GRU (332 Akten).

  • Bun­desnachrich­t­en­di­enst: Neue NSA-Affäre erschüt­tert BND — SPIEGEL ONLINE — Überwachung: Neue Spi­onageaf­färe erschüt­tert BND (und mich auch …)
  • We Can’t Let John Deere Destroy the Very Idea of Own­er­ship | WIRED — wenn urhe­ber­schutz (und so etwas wie soft­ware-patente …) wild laufen, freuen sich konz­erte — denn dann kommt so etwas her­aus:

    John Deere and Gen­er­al Motors want to evis­cer­ate the notion of own­er­ship. Sure, we pay for their vehi­cles. But we don’t own them. Not accord­ing to their cor­po­rate lawyers, any­way

  • 31 The­o­riean­sätze: Woran erken­nt man ein Gedicht? — NZZ — der ver­leger jochen jung (von jung & jung) hat 31 “the­o­riean­säatze” (man kön­nte sie auch the­sen nen­nen) über das wesen von gedicht­en notiert:

    Gedichte strahlen in ihrer Her­rlichkeit, sie kön­nen blenden (aber nicht blind machen). Bisweilen sind sie auch Blender.

  • Jour­nal­is­mus als Katas­tro­phe | Lesen was klüger macht — eine erk­lärende abrech­nung mit dem zus­tand des jour­nal­is­mus heute von georg seeßlen

    Einen Unter­schied zwis­chen „Qual­ität­sjour­nal­is­mus“ und Boule­vard kann es dann nicht mehr geben, wenn alle Nachricht­en­me­di­en ein­er­seits aus den gle­ichen Inter­essen und den gle­ichen Quellen entste­hen, und wenn sie ander­er­seits alle an die gle­ichen Kun­den (Anzeigen auf der einen, Leute die Kaufen, ein­schal­ten, klick­en usw. auf der anderen) wollen, wenn sie Down­graden von Niveau und Respekt als Über­lebensstrate­gie recht­fer­ti­gen. Dabei wer­den die Tricks der Nachricht­en­erzeu­gung aus mehr oder weniger nichts immer selb­stzer­störerisch­er.[…] Kann denen mal vielle­icht jemand sagen, dass die Unter­schei­dung zwis­chen gutem und schlechtem Jour­nal­is­mus nicht darin liegen kann, dass man let­zte Gren­zen der Nieder­tra­cht über­schre­it­et oder nicht, son­dern darin, dass man seine Arbeit und seinen Auf­trag grund­sät­zlich anders ver­ste­ht?

  • Auf Kante gepresst — Warum der Vinyl-Hype die Schallplat­te kaputtmacht | Das Fil­ter — inter­es­sante ein­blicke in die schwierigkeit­en, die es mit sich bringt, ein “ver­al­tetes” medi­um wie die schallplat­te weit­er zu pro­duzieren — v.a. die prob­leme, die fehlen­der neubau von pro­duk­tion­s­maschi­nen und ‑werkzeug verur­sachen (von der frage nach mate­r­i­al für zwis­chen­stufen ganz abge­se­hen) …

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  • Was hin­ter­lässt Gün­ter Grass?: Olymp der Old Boys — taz.de — mar­lene streeruwitz blickt kri­tisch aus Gün­ter Grass und sein poli­tis­ches Engage­ment zurück:

    Wenn die soziale Gerechtigkeit am Ende doch partei­isch gedacht war. Die Moral zer­bricht an so einem Wider­spruch. Das kam wohl auch daher, dass diese Gen­er­a­tion von kri­tis­chen Söh­nen sich auf einem Olymp der Moral­ität wäh­n­ten und dort bleiben woll­ten. Aber ungestört. Statt also den Olymp zu demokratisieren, wurde die deutsche Kul­tur zu einem der vie­len old boys clubs, wie sie die Welt immer schon beherrscht­en. Solche Per­so­n­en haben viel verän­dert und am Ende dann wieder gar nicht so viel.

  • Die Geschichte offen­hal­ten (junge Welt) — ingar solty & enno stahl diag­nos­tizieren die gesellschaftliche Bedeu­tungslosigkeit der Lit­er­atur und machen Vorschläge, wie sich das ändern ließe

    Diese sozialen und ökonomis­chen Dis­so­nanzen müssen sich in der Lit­er­atur nieder­schla­gen, die mon­ströse Asym­me­trie des Lebens, Momente der Schön­heit neben Aus­brüchen atavis­tis­ch­er Grausamkeit, die Ver­strick­un­gen des einzel­nen im großen Ganzen, ger­ade wenn er oder sie sich her­auszuhal­ten sucht. Die Lit­er­atur muss sagen, was Sache ist, muss doku­men­tieren, nach­haltig auf­be­wahren und damit ankla­gen, welche Ver­heerun­gen sich ereignet haben und wer die Verur­sach­er sind

  • Mara Gen­schel: Die Erhaben­heit des Tesafilms | ZEIT ONLINE — Michael braun über die wun­der­bare und span­nende Lyrik­erin mara gen­schel
  • Mauer­fall: Sch­abows­ki-Zettel soll gestohlen wor­den sein — Poli­tik — Süddeutsche.de — Mehr als 20 Jahre lang galt der Notizzettel von Gün­ter Sch­abows­ki für die Pressekon­ferenz, die den Mauer­fall aus­löste, als ver­schollen. Dann tauchte er bei der Stiftung “Haus der Geschichte” auf. Sch­abowskis Ehe­frau erhebt schwere Vor­würfe gegen Bekan­nte.
  • Don’t make bicy­clists more vis­i­ble. Make dri­vers stop hit­ting them. — The Wash­ing­ton Post — eben weiss hat zwar die usa im blick, seine argu­mente (etwa in bezug auf die helmpflicht für rad­fahrer) lassen sich aber prob­lem­los auf europa & deutsch­land über­tra­gen:

    Effec­tive­ly, we’ve lost equal access to the pub­lic road­ways unless we’re will­ing and able to foot the hefty bill for a car. Instead, what we have is an infra­struc­ture opti­mized for pri­vate vehi­cles and a nation of sub­si­dized dri­vers who balk at the idea of sub­si­diz­ing any oth­er form of tran­sit, and who react to a park­ing tick­et as though they’ve been cru­ci­fied.

  • Blitz­marathon: Rasen und witzeln — Welt — Tagesspiegel — inter­es­san­ter ver­gle­ich:

    Die Römer hiel­ten Glad­i­a­torenkämpfe, also das, was wir heute Bar­barei nen­nen, für Spiele. In ein­er späteren Zivil­i­sa­tion wird man wom­öglich auf uns zurück­blick­en und sich fra­gen, warum wir die Bar­barei auf unseren Straßen für Sport gehal­ten haben.

  • Der Wort­van­dale — taz.de — jens uthoff würdigt rolf dieter brinkmann zu seinem 75. geburt­stag:

    Brinkmann wollte die unge­filterte Wirk­lichkeit darstellen, einen unver­mit­tel­ten, ersten Ein­druck der Dinge wieder­erlan­gen und sprach­lich for­mulieren.[…] Brinkmann ist als Poet, dessen großes The­ma Ent­frem­dungser­fahrun­gen, die Wahrnehmung und das Bewusst­sein waren, noch immer aktuell: Die Medi­atisierung ist vor­angeschrit­ten; die Erfahrun­gen sind noch weniger als zu Brinkmanns Zeit­en unmit­tel­bare. Mehr noch: Die medi­ale Ver­w­er­tung des Augen­blicks muss heute stets mitgedacht wer­den, erst das Self­ie dient dazu, uns unser­er selb­st zu ver­sich­ern. Und auch sein Stram­peln und Schla­gen “gegen die Sub­jek­tver­drän­gung” (Hand­ke), gegen die Verd­inglichung und den Ver­lust natür­lich­er Lebenswel­ten spiegelt stets aktuelle men­schliche Grund­kon­flik­te oder fort­laufende Prozesse.

  • Die Gründe, bitte | law blog — udo vet­ter

    Hier sind nach wie vor die Befür­worter der Spe­icherung in der Pflicht nachzuweisen, dass eine Ein­schränkung der Bürg­er- und Frei­heit­srechte über­haupt einen Nutzen bringt, der den weit­eren Ausverkauf des Grundge­set­zes und europäis­ch­er Werte­s­tandards ver­schmerzbar erscheinen lässt.
    Wenn ich schon Verzicht üben und kün­ftig in einem anderen Staat leben soll, der mich als poten­ziell Verdächti­gen behanelt, dann möge man mir bitte plau­si­bel erk­lären, warum.

Ins Netz gegangen (15.4.)

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  • Vor­rats­daten­spe­icherung: Du bist verdächtig | ZEIT ONLINE — ach, das ist doch alles so blöd, unsin­nig, ohne ver­stand und gemein — manch­mal möchte man wirk­lich aus­flip­pen. erst insze­niert sich jus­tizmin­is­ter maas als stand­hafter geg­n­er der anlass­losen überwachung namens vor­rats­daten­spe­icherung — jet­zt knickt er doch wieder ein und lässt sich halt einen neuen namen ein­fall­en. zum kotzen, das alles, diese ver­ach­tung der grun­drecht an höch­sten stellen … kai bier­mann hat dazu einen — ich weiß nicht, seinen wie viel­ten — klu­gen kom­men­tar geschrieben

    Und dann bleibt da noch die Hal­tung, die sich in dem Vorhaben zeigt. Das Grundge­setz wurde in dem Wis­sen geschaf­fen, dass die Exeku­tive prinzip­iell über­grif­fig ist, dass sie immer ver­suchen wird, ihre Bürg­er stärk­er zu überwachen. Das Grundge­setz soll die Bürg­er davor schützen, soll den Staat im Zaum hal­ten. Diverse Gerichte haben das angesichts der vie­len, vie­len Überwachungsin­stru­mente, die es längst gibt, immer wieder betont, bekräftigt, daran erin­nert. Überwachung trotz­dem aus­dehnen zu wollen, ist geschichtsvergessen und igno­rant gegenüber der Ver­fas­sung.

  • Er war kein Urvater des Pop — Rolf Dieter Brinkmann zum 75. Geburt­stag : literaturkritik.de — markus fauser erin­nert an rolf dieter brinkmann und seine lit­er­arische prä­gung, die keineswegs — wie immer noch oft angenom­men und behauptet wird — vor allem der pop war:

    Ihm war nicht zu helfen. In seinem kurzen Leben schuf er unter enormem Druck einige größere Werke. […] Seine gesamte Prosa hat­te ohne­hin mit Pop nichts zu tun und nur ein klein­er Teil sein­er Gedichte war davon angeregt. Ger­ade auch die jün­geren Stu­di­en aus der Forschung leg­en darauf Wert. Pop ste­ht nicht nur in der Lit­er­atur bis heute für ein pos­i­tives Weltver­hält­nis, für einen spielerischen Umgang mit der Real­ität und – vielle­icht am wichtig­sten – für das Hin­nehmen von Kon­sum und Kom­merz. Nichts davon passt auf Brinkmann. […] Sein Werk ste­ht vielmehr im Zeichen der nach­holen­den Mod­erne.

  • Konkur­renz zu Ama­zon: Nette Buch­händ­lerin­nen allein reichen nicht — Büch­er — FAZ — ulf erd­mann ziegler über­legt, ob nicht ver­lage, grossis­ten etc. in deutsch­land ein konkur­renz-unternehmen zu ama­zon im bere­ich des buchverkaufs/buchversands aufziehen kön­nten und/oder soll­ten
  • Gün­ter Grass: Oskar Matzerath ist eine ganze Epoche — nora bossong denkt anlässlich des todes von gün­ter grass wohltuend unaufgeregt über die rolle und die möglichkeit­en ein­er schrift­stel­lerin damals und heute nach

    Auch hat sich der Diskurs frag­men­tiert und in ver­schiedene Zuständigkeits­bere­iche aufgeteilt. Hier die Poli­tik, da die Kun­st, sprechen Sie, wenn Sie aufge­fordert wer­den und für den Rest gilt: Ruhe, set­zen. Ein Weisungsmonopol, wie es Grass innehat­te, kann heute kein Intellek­tueller mehr für sich beanspruchen und es scheint auch nicht mehr erwün­scht. Die Frage ist, ob zu viel Stille irgend­wann taub macht.

  • “House of Cards”: Die teuer­ste Seifenop­er der Welt | ZEIT ONLINE — nick­las baschek zeigt die prob­leme von “house of cards” sehr schön auf. mich stört ja daran vor allem: dieses ver­ständ­nis von poli­tik wird größ­ten­teils als real­is­tisch wahrgenom­men — und das hat, befürchte ich, doch mas­sive auswirkun­gen auf unser/das poli­tis­che han­deln in der wirk­lichkeit, die ich nicht gut find­en kann. man muss sich zum ver­gle­ich nur mal die darstel­lung des poli­tis­chen han­delns in “the west wing” anschauen, um zu sehen, wie zer­störerisch das net­flix-bild ist (und wie sehr sich das “durch­schnit­tliche” bild von poli­tik offen­bar in den let­zten jahren gewan­delt hat) …
  • Medi­en Inter­net: Die Okku­pa­tion der Pri­vat­sphäre | Kul­tur — Frank­furter Rund­schau -

    Wir gefährden die Demokratie, wenn wir die Gren­zen zwis­chen öffentlich und pri­vat aufheben, sei es mutwillig oder nach­läs­sig.

    sehr schönes gespräch mit har­ald welz­er über pri­vatheit, den nutzen und die gefahren von inno­va­tio­nen, auch dig­i­tal­en tech­niken, und die möglichkeit­en, sich dem ent­ge­gen­zustellen, das zu ändern …

  • Diese miese Krise — Nachricht­en Print — DIE WELT — Kein Geld, keine Würde. Eine griechis­che Fort­set­zungs­geschichte – mar­lene streeruwitz als nelia fehn schreibt die geschichte von “Die Reise ein­er jun­gen Anar­chistin nach Griechen­land” in einem recht selt­samen text fort
  • Wolf Won­dratschek: Best­seller, Auflage: 1 — Büch­er — FAZ — sehr selt­samer text von volk­er wei­der­mann über den meines eracht­ens ten­den­ziell über­be­w­erteten wolf won­dratschek. und das war mal ein lit­er­aturkri­tik­er! hier ist alles nur eine einzige jubelei. irgend ein his­torisch­er kon­text fehlt völ­lig: dass kun­st mäzene hat, die unter umstän­den die einzi­gen sind, die das werk ken­nen dürfen/können, ist ja nun wirk­lich nicht neu. inter­es­sant auch, wie kri­tik­los er den “mäzen” won­dratscheks porträtiert, der aus­drück­lich nicht kun­st, son­dern “den men­schen” kauft — alles sehr selt­sam. aber was soll man von einem lit­er­aturkri­tik­er hal­ten, der solche sätze schreibt: “Was für ein her­rlich­er Moment für einen Kri­tik­er: Ein Buch, das er nicht lesen kann, wird ihm vom Dichter selb­st erzählt.” — das ist ja mal wieder typ­isch: da bleibt doch nur der inhalt — aber die form, die das erst zur kun­st macht, ist doch da nicht mehr vorhan­den!

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  • christian2 | Pro­jek­tbeschrei­bung — an der hab wolfen­büt­tel wird ein fürstlich­es tage­buch aus dem 17. jahrhun­dert ediert:

    Die dig­i­tale Edi­tion der Tage­büch­er des reformierten Fürsten Chris­t­ian II. von Anhalt-Bern­burg (1599–1656) aus dem Zeitraum von 1621 bis 1656 erschließt einen quan­ti­ta­tiv wie qual­i­ta­tiv ganz einzi­gar­ti­gen Brenn­spiegel der deutschen und europäis­chen Geschichte sowie der vielfältig­sten Diskurse während der ersten Hälfte des 17. Jahrhun­derts. Darüber hin­aus weist die Quelle einen außergewöhn­lich hohen Anteil an ver­bal­isiert­er zeit­genös­sis­ch­er Sub­jek­tiv­ität auf, der dem Text stel­len­weise sog­ar lit­er­arische Qual­ität ver­lei­ht. Die trans­diszi­plinäre Bedeu­tung des Werkes bet­tet sich in eine Vielzahl von Forschungsin­ter­essen und ‑kon­tex­ten ein. Dazu zählen nicht nur die jüng­sten Unter­suchun­gen zur klas­sis­chen Poli­tik- und Mil­itärgeschichte, zu früh­neuzeitlichen Selb­stzeug­nis­sen, zur Sozial‑, All­t­ags- und Geschlechtergeschichte, zur Kon­fes­sion­al­isierung, zu ver­schiede­nen Aspek­ten des Dreißigjähri­gen Krieges, zur Hof- und Adels­forschung oder zur Sprach‑, Lit­er­atur- und all­ge­meinen Kul­turgeschichte, son­dern auch zu The­men wie der Geschichte der Emo­tio­nen und des Traumes in jen­er Epoche. Als eine den gegen­wär­ti­gen wis­senschaftlichen Stan­dards entsprechende dig­i­tale Edi­tion wird sie den ver­schieden­sten Forschungsper­spek­tiv­en eine Vielzahl von Anknüp­fungspunk­ten bieten kön­nen.
    Das in quan­ti­ta­tiv­er wie qual­i­ta­tiv­er Hin­sicht unübertrof­fene, im Lan­deshauptarchiv Dessau-Roßlau auf­be­wahrte Diar­i­um beste­ht aus 23 Bän­den mit unge­fähr 17.400 größ­ten­teils eigen­händig in deutsch­er (ca. 87%), franzö­sis­ch­er (ca. 11%), ital­ienis­ch­er (ca. 1%), lateinis­ch­er, spanis­ch­er und nieder­ländis­ch­er Sprache beschriebe­nen Seit­en.

    das ist ein ziem­lich aufwendi­ges, großes und langes pro­jekt:

    Das auf 12 Jahre angelegte DFG-Pro­jekt begin­nt mit ein­er drei­jähri­gen Pilot­phase, inner­halb welch­er zunächst die knapp 1.500 Seit­en umfassende Peri­ode vom Jan­u­ar 1635 bis August 1637 tran­skri­biert und veröf­fentlicht wird. Deren beson­ders dichte und viel­seit­ige Nieder­schriften stellen ein geeignetes Feld zur Bewährung und Justierung der edi­torischen Grund­satzentschei­dun­gen hin­sichtlich der Wieder­gabe und Kom­men­tierungstiefe der Texte in den Gren­zen des zeitlich Möglichen dar. Außer­dem ver­sprechen sie einen Ertrag, der par­a­dig­ma­tisch die wis­senschaftliche Bedeu­tung des gesamten Fürstent­age­buch­es zeigt.

  • Ver­schol­lene Büch­er zum Ersten Weltkrieg ent­deckt — georg giers­berg erzählt in der faz (etwas wirr) die geschichte der offiz­iösen wirtschafts­geschichte des ersten weltkrieges aus den zwis­chenkriegs­jahren nach, die offen­bar so brisant war, dass die veröf­fentlichung damals nach dem druck unter­sagt wurde und die entsprechen­den stu­di­en (fast) ver­schwun­den sind
  • Bruck­n­er Online — das bruck­n­er-archiv hat was online gestellt:

    bruckner-online.at ist ein umfan­gre­ich angelegtes Anton Bruck­n­er-Inter­net­por­tal (Webarchiv), in dem neben der elek­tro­n­is­chen Doku­men­ta­tion hand­schriftlicher Quellen auch Kom­po­si­tio­nen, rel­e­vante Per­so­n­en und Orte enthal­ten sind. Zudem wer­den von allen Hand­schriften, Erst­druck­en und der Alten Gesam­taus­gabe voll­ständi­ge Dig­i­tal­isate zur Ver­fü­gung gestellt.

  • David Gar­rett: Habt mich bitte lieb! | ZEIT ONLINE — julia spin­o­la hat sich david gar­ret mit den brahmssonat­en ange­hört und war nicht begeis­tert. deshalb schreibt sie einen erstk­las­si­gen ver­riss:

    David Gar­rett will endlich wieder als ser­iös­er Musik­er ver­standen wer­den und geht mit den Vio­lin­sonat­en von Johannes Brahms auf Tournee

    sehr amüsant auch die leserin­nen­stim­men — unter den fan­boys und ‑girls find­en sich so ziem­lich alle pseudoar­gu­mente gegen kri­tik, die seit jahrhun­derten wider­legt sind … (und viel hass auf jeman­den, der ihr idol nicht vergöt­tert) — sehr amüsant …

  • Vom Mythos der tech­nis­chen Insti­tu­tion « Michalis Pan­telouris — michalis pan­telouris liefert ein paar hin­ter­gründe zu legit­i­ma­tion, zie­len und prob­le­men (u.a. demokrati­ethe­o­retis­che, von den ökonomis­chen ganz abge­se­hen) der teil­nehmer der “troi­ka”:

    Poli­tis­che Insti­tu­tio­nen sind niemals ein­fach tech­nisch, aber die hierzu­lande weit­ge­hend unkri­tis­che Darstel­lung der Troi­ka-Insti­tu­tio­nen als solche, die ein­fach nur die Ein­hal­tung von bere­its aus­ge­han­del­ten Verträ­gen überwachen sorgt dafür, dass jed­er ihr Wider­sprechende automa­tisch als Ver­trags­brech­er wahrgenom­men wer­den muss. Das ist es, was viele Medi­en mit der neuen griechis­chen Regierung machen: Um eine Diskus­sion um ihre Poli­tik zu ver­mei­den, ziehen sie die Diskus­sion ins Unpoli­tis­che, ins Tech­nis­che: Verträge sind einzuhal­ten; Die Regierung ist inkom­pe­tent (was man poli­tisch ja kaum sein kann); Sie wollen “Refor­men zurück­drehen”.
    Die Wahrheit ist eine andere: Die Troi­ka hat eine Poli­tik vertreten, eine Ide­olo­gie, die in Wahrheit nir­gends in Europa eine Mehrheit hat. Es gibt auch in Deutsch­land keine neolib­erale Mehrheit. Es sind zwei unter­schiedliche Dinge, ob man auf die Ein­hal­tung von Verträ­gen pocht, oder ob man einem anderen Land eine Poli­tik aufzwingt, und dann eine, die ganz expliz­it von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt wird. Mit dem Mythos der rein tech­nis­chen Ein­griffe wird die Abschaf­fung der Demokratie ver­schleiert.

  • Grabun­gen in der St. Johan­niskirche in Mainz — markus schug über die spek­takulären aus­grabun­gen unter der johan­niskirche in mainz, wo schon zu merowinigis­ch­er zeit eine große kirche stand …
  • Peti­tio­nen: Peti­tion 58168 — eine wun­der­bare peti­tion (die sich­er erfol­g­los bleiben wird, aber trotz­dem — im sinne der bewusst­seins­bil­dung — notwendig ist): Der Deutsche Bun­destag möge beschließen, dass homöopathis­che Behand­lungsmeth­o­d­en nicht mehr als Satzungsleis­tung von geset­zlichen Krankenkassen gezahlt wer­den dür­fen. — das ist übri­gens schon der gesamte text der peti­tion.
  • Klage gegen Kruz­i­fix-Pflicht in Bay­ern: Karl­sruhe vertrödelt heik­les Urteil — taz.de — hört sich sehr pein­lich & feige an, wie das bun­desver­fas­sungs­gericht unter voßkuh­le & müller mit dieser klage umge­ht
  • Ein­führung in den Fefis­mus. | H I E R — mspr0 erk­lärt fefe (und den “fefis­mus”) und rech­net gle­icht mit ihm ab — und ver­bal­isiert damit ziem­lich genau mein eigenes unbe­ha­gen mit fefe …

    Fefe ist mehr als der Men­sch, es ist mehr als das Blog. Zusam­men mit seinem Leser­mob ist es eine Has­s­mas­chine. Diese Shit­stormkul­tur gegen alles, was ihnen Fremd ist, ist kaum noch ohne God­wingepulle zu beschreiben.[…] Die Nerd­szene lei­det extrem unter dem Fefis­mus. Es wird Zeit, dass es in ihr zu ein­er Form der Selb­staufk­lärung kommt. Ne…

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  • Fahrrad­boom und Fahrradin­dus­trie — Vom Draht­e­sel zum “Bike” — ein sehr schön­er, langer, vielfältiger, bre­it­er und inten­siv­er text von gün­ter brey­er zur sit­u­a­tion des fahrrads als pro­dukt in deutsch­land: her­stel­lung, ver­trieb, verkauf in deutsch­land, europa und asien — mit allem, was (ökonomisch) dazu gehört …
  • Geset­zge­bung: Unsinn im Strafge­set­zbuch | ZEIT ONLINE — thomas fis­ch­er legt in sein­er zeit-kolumne unter dem titel “Unsinn im Strafge­set­zbuch” sehr aus­führlich dar, warum es im deutschen recht ein­fach schlechte, d.h. handw­erk­lich verp­fuschte, para­graphen gibt und fordert, in dieser hin­sicht auch mal aufzuräu­men

    Ein Beispiel für miss­glück­te Geset­zge­bung und insti­tu­tion­al­isierte Ver­ant­wor­tungslosigkeit – und ein Aufruf zur Reparatur

  • Anti­semitismus: Was heißt “N.soz”? | ZEIT ONLINE — adam soboczyn­s­ki über den ver­dacht (der sich bis­lang nicht erhärten oder wider­legen lässt), dass die hei­deg­ger-aus­gabe möglicher­weise philol­o­gisch nicht sauber erstellt wurde (was insofern prob­lema­tisch ist, als der zugang zum nach­lass nur eingeschränkt möglich ist und die hei­deg­ger-aus­gabe eh’ schon keine kri­tis­che ist — was bei einem philosophen dieses ranges & ein­flusses eigentlich notwendig wäre)

    Hätte der mas­sive Anti­semitismus des Philosophen Mar­tin Hei­deg­ger früher belegt wer­den kön­nen? Das fragt sich mit­tler­weile auch der Ver­lag der umstrit­te­nen Gesam­taus­gabe und ver­langt jet­zt den Her­aus­ge­bern Rechen­schaft ab.

  • Musik — Der vol­lkommene Musik­er — Süddeutsche.de — rein­hard brem­beck würdigt zum 90. geburt­stag pierre boulez und seine eigentlich irren leis­tun­gen:

    Boulez, der an diesem Don­ner­stag seinen 90.Geburtstag feiert, ist der vol­lkommene Musik­er. Er ist Kom­pon­ist, Diri­gent, Forsch­er, Intellek­tueller, Pro­voka­teur, Päd­a­goge, Ensem­ble- und Insti­tutsgrün­der in Per­son­alu­nion. Und das alles nicht nur im Neben‑, son­dern im Haupt­beruf. Damit ste­ht er heute zwar allein da, er knüpft aber an ein bis in die Roman­tik dur­chaus gängiges Berufs­bild an, das Musik­er nur gel­ten lässt, wenn sie möglichst all diese Tätigkeit­en gle­icher­weise ausüben.
    Boulez ist von Anfang an ein Prak­tik­er gewe­sen. Aber ein­er, der sich nie seine Träume durch die Ein­schränkun­gen und faulen Kom­pro­misse der Prax­is kor­rumpieren ließ.

  • Pierre Boulez: “Sprengt die Opern­häuser!” | ZEIT ONLINE — eine geburt­stagswürdi­gung für pierre boulez von felix schmidt, die sich stel­len­weise schon fast wie ein nachruf liest …

    Boulez hat dem Musik­be­trieb einen gewalti­gen Stoß ver­set­zt und ihm viel von sein­er Gedanken­leere aus­getrieben. Die Langzeit­fol­gen sind unüber­hör­bar.

  • Ille­gale Down­loads machen dem E‑Book-Markt Sor­gen — ein etwas selt­samer artikel von clemens voigt zur pira­terie bei ebooks: eigentlich will er gerne etwas panik ver­bre­it­en (und pira­terie mit dem dieb­stahl physich­er gegen­stände gle­ich­set­zen) und lässt deshalb aus­führlich die abmah­nan­wälte wal­dorf-from­mer zu wort kom­men und anbi­eter von pira­terie-bekämp­fungs-soft­ware. ander­er­seits wollen die ver­leger diese panikmache wohl nicht so ganz mit­machen … — deswe­gen bleibt das etwas ein­seit­ig …
  • Selb­st­bild ein­er Uni­ver­sität « erlebt — françois bry über das prob­lema­tis­che ver­ständ­nis von wis­senschaft & uni­ver­sität, dass “kinderu­nis” ver­mit­teln kön­nen:

    Die Fam­i­lien­vor­lesung war unter­halt­sam. Lehrre­ich war sie insofern, dass sie ein paar Vorstel­lun­gen auf den Punkt brachte:
    Ein Pro­fes­sor ist ein Star.
    Eine Vor­lesung ist eine ein­drucksvolle Schau.
    Ver­ste­hen, worum es bei ein­er Vor­lesung geht, tut man wenn über­haupt außer­halb des Hör­saals.

  • Fehlende Net­zneu­tral­ität für Telekom-Kun­den spür­bar | daniel-weber.eu — daniel weber erk­lärt, wie die telekom den fehlen­den zwang zur net­zneu­tral­ität aus­nutzt und warum das auch für ganz “nor­male” kun­den schlecht ist
  • Autoren nach der Buchmesse — Sibylle-Berg-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — sibylle berg ist gemein — zu ihre kol­le­gen schrif­stellern und den vertretern des lit­er­ar­jour­nal­is­mus:

    Auf allen Kanälen wur­den Schrift­steller wieder über ihr Schrift­steller­tum befragt, und sie gaben mit schiefgelegtem Kopf Auskun­ft. Warum Leute, die schreiben, auch noch reden müssen, ist unklar. Aber sie tun es. Es wird erwartet. Da muss irgen­dein Anspruch befriedigt wer­den, von wem auch immer. Da muss es wabern, tief und kapriz­iös sein. Das muss sein, denn das Schreiben ist so ein unge­mein tiefer Beruf, dass jed­er gerne ein wenig von der lei­den­den tiefen Tiefe spüren mag.

    (das beste kann ich nicht zitieren, das muss man selb­st lesen …)

  • Rus­s­land: Was Putin treibt | ZEIT ONLINE — gerd koe­nen als (zeit-)historiker über ukraine, rus­s­land und was putin so umtreibt … (und die kom­mentare explodieren …)
  • Woh­nungs­bau: Es ist zum Klotzen | ZEIT ONLINE — han­no rauter­berg rantet über den ein­fall­slosen woh­nungs­bau in ham­burg — gilt aber so ähn­lich auch für andere städte …

    Häuser wer­den streng rasiert geliefert, oben alles ab. Das alte Spiel mit Trapez- und Trep­pengiebeln, mit Walm‑, Sat­tel- oder Mansard­däch­ern, ein Spiel, das Häusern etwas Gemütvolles ver­lei­ht, auch etwas Behü­ten­des, scheint die meis­ten Architek­ten kaum zu inter­essieren. Es regiert die kalte Logik des Funk­tion­al­is­mus, sie macht aus dem Wohnen eine Ware. Und da kann ma…

  • Ukraine: Frei­heit gibt es nicht umson­st | ZEIT ONLINE — geigerin Lisa Bati­ashvili zur sit­u­a­tion in der ukraine und europa sowie seine werte
  • Son­nen­fin­ster­n­is: Ein Main­stream der Angst­mache — Feuil­leton — FAZ — Main­stream der Angst­mache
  • Amerikanis­ch­er Drohnenkrieg — Was die Regierung unter Aufk­lärung ver­ste­ht — Süddeutsche.de — die süd­deutsche über die unfähigkeit der bun­desregierung, sich ans völk­er­recht zu hal­ten (wollen), hier beim drohnenkrieg der usa:

    Jenen “Frage­bo­gen”, auf dessen Beant­wor­tung die Bun­desregierung ange­blich so gedrun­gen hat, erachteten die Amerikan­er jeden­falls “als beant­wortet”, teilte das Auswär­tige Amt jüngst auf Fra­gen der Linkspartei-Abge­ord­neten Andrej Hunko und Niema Movas­sat mit. Man sehe die Angele­gen­heit damit als “gek­lärt” an, schrieb eine Staatssekretärin. Die Fra­gen bleiben also weit­ge­hend unbeant­wortet. Und die Bun­desregierung nimmt das ein­fach so hin. “Das Auswär­tige Amt will keine Aufk­lärung, inwiefern US-Stan­dorte in Deutsch­land am tödlichen Drohnenkrieg der US-Armee in Afri­ka und Asien beteiligt sind”, kri­tisieren die Par­la­men­tari­er Hunko und Movas­sat. “Das ist nicht nur undemokratisch, son­dern es erfüllt den Tatbe­stand der Strafvere­it­elung.”

  • Deutsch­land: Am Arsch der Welt | ZEIT ONLINE — david hugen­dick haut den deutschen das abend­land um die ohren

    Das Abend­land ist ein deutsch­er Son­der­weg von Kul­tur, Geist, Stolz, Volk und Wein­er­lichkeit. Warum dieses Geis­ter­re­ich der Gefüh­le nicht totzukriegen ist. Eine Polemik

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  • Die zwölf Arbeit­en des Ver­legers | Edit — jan wen­zel charak­erisiert die tätigkeit des ver­legens in 12 arbeit­en und begin­nt mit dem “einkreisen der gegen­wart”, bevor er sich eher pro­sais­chen arbeit­en wid­met

    Die Arbeit des Ver­legers ist vor allem eine Suche. […] Der Wun­sch, die flüchtige Gegen­wart les­bar zu machen, ist sein Antrieb. Die Spur sein­er Such­be­we­gung sind die Büch­er, die entste­hen. Jet­zt und jet­zt und jet­zt.

  • Vorschläge für eine bessere Opern­welt. | Bad Blog Of Musick — moritz eggert macht — ziem­lich ein­fache — vorschläge, wie die opern­welt deutsch­lands bess­er (und vor allem: aktueller) wer­den kön­nte: ein­fach mehr neue opern spie­len — und zwar nicht nur urauf­führun­gen, son­dern auch nach-insze­nierun­gen …

    Gäbe es aber viel Neues, Ver­rück­tes und Exper­i­mentelles in den Opern­häusern zu sehen, so würde man sich auch gerne mal eine Mozartop­er anschauen, die ohne sinnlosen Schnickschnack auskommt und in der sich nie­mand anpis­sen muss. Das wäre dann auch nicht spießig, son­dern lebendi­ge Tra­di­tion in Kom­mu­nika­tion mit dem Neuen. Wenn ich mir die “Mona Lisa” anschaue, so ist es halt die “Mona Lisa”, und das ist auch in Ord­nung so. Ein Doku­ment ein­er bes­timmten Zeit, ein­er bes­timmten Sicht auf die Dinge. Ich muss das nicht zer­stören, son­dern kann es auch so mal ste­hen lassen.
    Es wäre alles so ein­fach.
    Wenn sich nur jemand mal endlich trauen würde, etwas dauer­haft zu ändern.

  • Hei­deg­ger-Lehrstuhl-Stre­it: Rek­tor ver­ste­ht nicht — jür­gen kaube über die “aufre­gung” um die umwid­mung eines lehrstuhls zur junior-pro­fes­sur an der uni freiburg:

    Doch der Rek­tor der Uni­ver­sität Freiburg ver­ste­ht die ganze Aufre­gung nicht. Wir glauben ihm. Er ver­ste­ht es ein­fach nicht, aber genau das ist ja das Prob­lem. An deutschen Uni­ver­sitäten, die dauernd Exzel­lenz beschwören und nach Stan­ford schauen, gibt es zu viel Spitzen­per­son­al, das ein­fach nicht ver­ste­ht, wenn sich andere über die Phrasen aufre­gen, mit denen es seine merk­würdi­gen Entschei­dun­gen deko­ri­ert.

  • BND-Überwachung: Warum schickt der BND der Bun­deswehr abge­hörte Dat­en? | ZEIT ONLINE — es hört nicht auf mit den spi­onageskan­dalen — der bnd scheint wirk­lich kein­er­lei respekt für irgendwelche deutschen geset­ze und gren­zen zu haben:

    Warum gibt der BND der Bun­deswehr abge­hörte Dat­en? Und lässt von ihr Spi­onagemel­dun­gen über­set­zen? Es ist ille­gal

  • Vor­rats­daten­spe­icherung : Ein Schritt zur total­en Überwachung | ZEIT ONLINE — kai bier­mann erin­nert (mal wieder, lei­der aber eben auch mal wieder notwendi­ger­weise) daran, warum eine lück­en­lose überwachung der gesamten bevölkerung mit der vor­radts­daten­spe­icherung keine so gute idee ist:

    Darum aber, die Arbeit der Polizei beque­mer zu machen, darf es nicht gehen. Sicher­heit ist nicht das ober­ste Ziel eines Staates, auch wenn Innen­min­is­ter das gerne behaupten. Wäre es das, würde dieser Staat bald all seine Bürg­er voll­ständig überwachen. Genau um das zu ver­hin­dern, gibt es das Grundge­setz, es ist eine Samm­lung von Abwehrrecht­en, mit denen sich die Bürg­er den Staat vom Leib hal­ten sollen. Und dort ste­ht, die Würde der Men­schen zu schützen und zu erhal­ten, sei die erste Regel.
    […] Kein Anschlag der ver­gan­genen Jahre war im Nach­hinein eine Über­raschung, alle Täter waren bere­its zuvor aufge­fall­en. Für diese Erken­nt­nisse brauchte es keine geset­zliche Vor­rats­daten­spe­icherung.

  • Peter Engstler: Die Frei­heit, langsam zu sein | Frank­furter Rund­schau — sabine vogler hat den wun­der­baren peter engstler und seinen ver­lag besucht und ein schönes porträt eines ide­al­is­ten geschrieben:

    Als Engstler 1986 mit dem Bücherver­legen begann, hat­te er kein­er­lei Finanzkap­i­tal im Hin­ter­grund. Das ist bis heute so. Sein Ein­mann­be­trieb rech­net sich mark­twirtschaftlich nicht. Engstlers Büch­er, nun­mehr knapp 200 und fast alle noch liefer­bar, sind Nis­chen­pro­duk­te: Lyrik, exper­i­mentelle Prosa.
    […] Engstler ist ein Beispiel dafür, dass doch ein richtiges Leben im falschen möglich ist. Ein glück­lich­er Rebell, dem nichts man­gelt. […] Was immer da abläuft, es ist unbezahlbar.

  • ICE-Anbindung Darm­stadts: Knif­flige Über­legun­gen — neue Eisen­bahn­streck­en zu pla­nen kann ganz schön kom­pliziert sein. Hier: ICE in Darm­stadt — hält er oder nicht?

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  • There is no sci­en­tif­ic case for home­opa­thy: the debate is over | Edzard Ernst | The Guardian — edzard ernst fasst die bemühun­gen der let­zten jahrzehnte unter bezug­nahme auf eine aus­tralis­che (meta-)studie zusam­men: homöopathie ist wis­senschaftlich nicht halt­bar, sie hat keine wirkung über die place­bo-wirkung hin­aus
  • Kolumne Unter Schmerzen: Das Rein-raus-Prinzip — taz.de — ein taz-redak­teur kommt mit dem deutschen gesund­heitssys­tem in berührung:

    Es gibt selt­same Kun­st an den Wän­den, und es gibt reich­lich Wartezeit, über die Ahnungslosigkeit von Ärzten in Sachen Kun­st nachzu­denken.

  • Schutz der eige­nen Staats­bürg­er sieht anders aus — Recht sub­ver­siv — wolf­gang kaleck erin­nert an das schick­sal khaled el-mas­ris und das schäbige, mehr oder weniger rechts­beu­gende ver­hal­ten der deutschen bun­desregierun­gen
  • A Tale of two Courts — christoph möllers gewohnt pointiert:

    Der Non­nen­hab­it ist nicht die Volk­stra­cht der grundge­set­zlichen Wertege­mein­schaft.

    — später aber wohl auch etwas ide­al­is­tisch …

  • Karl­sruher Beschluss: Kopf­tuch – na und? — Feuil­leton — FAZ — chris­t­ian gey­er angenehmge­lassen­zum aktue­len kopf­tuch-urteil des bver­fg:

    Sor­gen kann man sich um vieles. Aber wo kämen wir hin, wenn jede Sorge zu einem vor­sor­glichen Ver­bot des mut­maßlichen Sor­ge­nan­lass­es führen würde? Der öffentliche Raum ist kein klin­is­ch­er Bezirk, der nach der Meta­pher der Keimver­mei­dung zu denken wäre. Auch für die beken­nt­nisof­fene Gemein­schaftss­chule gilt, dass sie Spiegel der religiös-plu­ral­is­tis­chen Gesellschaft ist, heißt es in dem Beschluss, den der Erste Sen­at des Bun­desver­fas­sungs­gerichts am Fre­itag veröf­fentlichte.

  • Fem­i­nis­mus: Die Angst in den Augen der Frauen — FAZ — ein sehr guter und kluger text von anto­nia baum über lau­rie pen­ny und ihr neues buch:

    Pen­ny will einen anderen Fem­i­nis­mus. Einen Fem­i­nis­mus, der sich nicht auss­chließlich für das Ide­al­bild der Kar­ri­ere­traum­frau ein­set­zt, ein Fem­i­nis­mus für Homo­sex­uelle, Hässliche, Arme, Schwarze, Män­ner.
    […] Pen­ny hat keine Antwort auf die Frage, wie alles anders wer­den kann, aber das ist auch nicht ihr Job. Sie for­muliert nur mit absoluter Radikalität, dass es anders wer­den muss. Für Frauen, Män­ner, für alle. Und dabei gelin­gen der rasend klu­gen Pen­ny dann Beobach­tun­gen und Analy­sen, für die man sie küssen möchte

  • Lau­rie Pen­ny: Lebe wild und frei! | ZEIT ONLINE — marie schmidt hat sich mit lau­rie pen­ny getrof­fen und einen zwis­chen über­mäßiger per­son­al­isierung und the­o­rie schwank­enden text aus boston mit­ge­bracht. lau­rie pen­ny:

    “Ich glaube, die Idee ein­er Zukun­ft, in der Geschlechter­rollen ganz aufgegeben wer­den, ist ganz erschreck­end für Män­ner, denn ihr Selb­st­wert­ge­fühl stammt aus ein­er Welt, die es nie wirk­lich gab, in der sie die Mächti­gen waren, das Geld ver­di­en­ten und die Aben­teuer bestanden”, sagt sie, bevor sie im Café Diesel nicht mehr still sitzen kann und wir atem­los über den ver­schneit­en Cam­pus ren­nen.

  • Kan­di­dat für Leipziger Buch­preis: Dichter am Erfolg — taz.de — luise checchin hat sich in der lyrik­szene umge­hört und reka­tio­nen auf die/einschätzungen der nominierung von jan wag­n­ers “regen­ton­nen­vari­a­tio­nen” für den preis der leipziger buchmesse gesam­melt
  • Mod­erne Lit­er­atur fehlt in Lehrplä­nen der Schulen — san­dra kegel in der faz:

    Der Klassen­z­im­mer-Club der toten Dichter
    Das kann ja wohl nicht wahr sein: Der mod­ern­ste Autor, der in Berlin­er Schulen gele­sen wird, ist seit fast sechzig Jahren tot. Zur Lage der zeit­genös­sis­chen Lit­er­atur in deutschen Ober­stufen.

  • Bitte malt mir kein Schaf! | — anne schüssler über die miss­bräuch­liche nutzung des “kleinen prinzen” (ich bin aber doch der mei­n­ung, dass schon der “kleine prinz” eigentlich ziem­lich schrot­tig ist und den miss­brauch ger­adezu her­aus­fordert …)

    Ich mochte meine Grund­schullehrerin wie jedes nor­male Grund­schulkind seine Lehrerin mag, aber im Nach­hinein muss man vielle­icht sagen, dass sie eben auch Unfug gemacht hat. Gesellschaftlich anerkan­nten Unfug zwar, aber trotz­dem Unfug.

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