Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: klavier Seite 1 von 5

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Ins Netz gegan­gen am 7.3.:

  • „Sol­i­dar­ität gegen Ama­zon ist eine große Schimäre“ | Welt → zwar in der “welt”, aber trotz­dem ein sehr tre­f­fend­es inter­view mit klaus schöf­fling — das liegt aber vor allem eben an schöf­fling ;-). anlass war die insol­venz von KNV, aber es geht auch/eher um grundle­gende fra­gen des buch­mark­ts

    Ich weiß nicht, ob man jet­zt nach dem Staat rufen muss. Richtig bekla­gen kann sich die Buch­branche, die ja auch mit der Buch­preis­bindung vom Staat geschützt wird, eigentlich nicht.

  • Desire paths: the illic­it trails that defy the urban plan­ners | Guardian → ein schön­er beitrag über tram­pelp­fade im urban­den raum und die möglichkeit, sie zur pla­nung von wegverbindun­gen zu nutzen
  • Die Hand­schrift stirbt aus | Due Oresse → ein kurz­er überblick, wie es (öster­re­ichis­che) kom­pon­is­ten mit dem schreiben ihrer par­ti­turen hal­ten
  • Was hält Demokra­tien zusam­men? | NZZ → aus anlass des todes von böck­en­förde wieder her­vorge­holt: die sehr schöne, klare und deut­liche einord­nung des böck­en­förde-the­o­rems in die deutsche gesh­ci­chte des 20. jahrhun­derts
  • Diese Abende sind eine Qual | Zeit → flo­ri­an zin­neck­er hat für die “zeit” ein nettes inter­view mit igor lev­it über die elbphil­har­monie und ihre akustik geführt — und lev­it bleibt wieder ein­mal cool und über­legen
  • Wada­da Leo Smith Pays Trib­ute to Rosa Parks in New Album | Qwest → inter­view mit dem großen Wada­da Leo Smith, in dem er unter anderem darüber spricht, warum er den begriff “impro­vi­sa­tion” nicht mag:

    Impro­vi­sa­tion was strong in the late ‘60s and ear­ly ‘70s. But then it got very pol­lut­ed, like you can put every­thing into per­form­ing that you want to. There’s no lead­er­ship, no guid­ance. It’s nowhere near the way of Louis Arm­strong, Duke Elling­ton, Miles Davis, Bessie Smith or Abbey Lin­coln who were all right in terms of cre­at­ing oppor­tu­ni­ties in their music. The peo­ple call­ing them­selves impro­vis­ers today are like a soup. You can add every­thing in at once and cook it. But that’s a bad soup. You need to cook var­i­ous por­tions and add in dif­fer­ent things like spices which is what mak­ing music in the present is meant to be. It’s like what the Cre­ator cre­at­ed in the begin­ning. It’s authen­tic­i­ty. You’re bring­ing some­thing into being.

Cecil Taylor am Klavier

Cecil Taylor (1929–2018)

What a shame: Der große und großar­tige Cecil Tay­lor ist gestern ver­stor­ben. Die Ent­deck­ung sein­er Musik hat nicht ganz unwesentlich dazu beige­tra­gen, dass sich mir der Kos­mos des Free Jazz und der Impro­visierten Musik erschlossen hat. Und seine Auf­nah­men — unter anderem “The Willisau Con­cert” (2000) — sind immer noch und immer wieder unter meinen Lieblingsplat­ten, die ich am öftesten und immer wieder mit Begeis­terung hören kann. Beim Free Jazz Col­lec­tive gibt es einen sym­pa­this­chen Nachruf.

Cecil Tay­lor (ca. 1965)

Taglied 17.9.2017

Manch­mal, aber nur manch­mal, höre ich tat­säch­lich min­i­mal music im weitesten Sinne. Zum Beispiel so etwas hier, die Phry­gian Gates von John Adams, sehr drama­tisch gespielt von Ralph van Raat:

Adams — Phry­gian gates (1978)

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.
fischernetz (detail)

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Ins Netz gegan­gen am 16.5.:

  • Weswe­gen der Ver­weis auf „Führungss­chwäche“ das Prob­lem der Bun­deswehr nicht trifft. Die Skan­dale bei der Bun­deswehr als unge­wollte Neben­fol­gen von Kam­er­ad­schaft­ser­wartun­gen | Sozialthe­o­ris­ten → ste­fan kühl über die bun­deswehr, ihre beson­dere (und wohl notwendi­ge) form der kam­er­ad­schaft und die frage der “führungss­chwäche”

    Die Bun­deswehr hat mit ihrem in der Öffentlichkeit geze­ich­neten Wun­schbild nichts zu tun. Jen­seits der for­malen Ord­nung gibt es in Armeen immer auch Prob­leme der Zusam­me­nar­beit, die nicht durch die for­male Ord­nung gelöst wer­den kön­nen. Vor allem die konkrete Leis­tungsmo­ti­va­tion der Mit­glieder, beson­ders aber die rei­bungslose Lösung der Prob­leme der alltäglichen Zusam­me­nar­beit zwis­chen den Organ­i­sa­tion­s­mit­gliedern lassen sich nicht durch for­male Vorschriften allein garantieren. Und genau hier greifen die in Kam­er­ad­schaft­snor­men verdichteten infor­malen Erwartun­gen.

    Jed­er Sol­dat weiß, dass eine Armee nur deswe­gen funk­tion­iert, weil von den for­malen Regel­w­erken immer wieder abgewichen wird.

  • Vor­rats­daten­spe­icherung wird jet­zt schon aus­geweit­et | Zeit → das gesetz zur vor­rats­daten­spe­icherung ist noch nicht umge­set­zt, da wird es schon aus­geweit­et — und die ver­sprechen der poli­tik­er gebrochen. das sollte es dem bver­fg doch eigentlich leichter machen, die fehlende ver­fas­sungstreue zu erken­nen …
  • Ähn­lichkeits­beschla­gung. Fün­fte These zur Geschicht­skul­tur | zzz → achim landwehrs seziert weit­er­hin sehr tre­f­fend (und spitz­züngig) die geschicht­skul­tur unser­er gegen­wart:

    Die fün­fte These zur Geschicht­skul­tur lautet: Die deutsche Geschicht­skul­tur des frühen 21. Jahrhun­derts tendiert dazu, Ver­gan­ge­nes nicht mehr als fremd und irri­tierend wahrzunehmen, son­dern es sich der eige­nen Gegen­wart anzuäh­neln. […] Und die Ten­denz lautet: Ver­gan­gen­heit wird mit Ähn­lichkeit beschla­gen. Ganz im Sinne der erken­nt­nis­the­o­retis­chen Bin­sen­weisheit, dass man nur sehen kann, was man bere­its weiß, zeigt sich am Beispiel der gegen­wär­ti­gen Geschicht­skul­tur, dass sie häu­fig nur noch wis­sen will, was sie ohne­hin schon sieht. Und das ist meis­tens nichts allzu weit ent­fer­nt von der eige­nen Nasen­spitze. […] Das Andere, das ver­gan­gene Zeit­en für uns sein kön­nten, wird dadurch in Eigenes und Ver­trautes ver­wan­delt und muss eine Ähn­lichkeits­beschla­gung über sich erge­hen lassen. Der Vor­gang ließe sich auch mit der angemesse­nen Neg­a­tiv­ität zum Aus­druck brin­gen: Es geht um Störungsver­weigerung. […] Kann man dann über­haupt noch nach der Aktu­al­ität des Gewe­se­nen fra­gen? Sicher­lich kann man das. Aber nicht unter scham­los­er Aus­nutzung des bere­its benan­nten Macht­ge­fälles zwis­chen Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit. Wir müssen dem Ver­gan­genen seine Einzi­gar­tigkeit nicht nur zugeste­hen, son­dern sie auch schützen. Nur dann kann es zu einem Dia­log kom­men zwis­chen den Zeit­en, nur dann kön­nen wir etwas ler­nen aus dieser Beziehung (denn wir ler­nen nicht ‚aus der Ver­gan­gen­heit‘, son­dern aus der Art und Weise, wie wir uns auf Ver­gan­gen­heit­en beziehen), nur dann kön­nen wir uns durch das Ver­traut-Frem­dar­tige, durch das Bekan­nt-Ver­wirrende hin­re­ichend aus dem Trott brin­gen lassen, um nicht nur die Ver­gan­gen­heit, son­dern auch unsere Gegen­wart neu und anders zu befra­gen.

  • Marathon­läufer über TV-Sportvielfalt: „Nicht alle mögen den Fußball“ | taz → arne gabius spricht mit der taz über die monokul­tur der sport­berichter­stat­tung in den deutschen medi­en und die schä­den, die das — nicht nur für die ver­nach­läs­sigten sportler/innen — nach sich zieht
  • His­torik­erin über Fürstin Maria There­sia: „Man ging leg­erer mit Trav­es­tie um“ | taz → span­nen­des und inter­es­santes inter­view mit stoll­berg-rilinger über maria there­sia und das ancien régime

    Was die Geschlech­ter­dif­ferenz ange­ht, war man im Ancien Régime deut­lich flex­i­bler als im 19. Jahrhun­dert. In der höfis­chen Gesellschaft ging man viel leg­erer mit Trav­es­tie und Homo­sex­u­al­ität um. Trans­gen­derverklei­dun­gen waren an der Tage­sor­d­nung. Das erschien im bürg­er­lichen 19. Jahrhun­dert als absoluter Sit­ten­ver­fall. […] Das Span­nende am Meti­er der Geschichte ist ja, sich die Fremd­heit des Anderen vor Augen zu führen. Pro­jiziert man eigene Wertvorstel­lun­gen in die Geschichte, bestätigt man nur, was man sowieso schon empfind­et. Ich brauche Maria There­sia nicht, um Fem­i­nistin zu sein.

  • Short-Attack­en oder Pech durch Mit­tod – Mil­liar­den ver­nichtet! | Wild Dueck Blog → gunter dueck über short-attack­en mit­tels geschickt platziert­er gerüchte — und die daran fleißig mitver­di­enen­den banken

    Man kann Mil­lio­nen schef­feln, indem man vage Vor­würfe gegen eine börsen­notierte Fir­ma im Inter­net for­muliert, am besten so, dass sich die Vor­würfe nicht sofort entkräften lassen. Das betrof­fene Unternehmen braucht dann ein paar Tage für eine ser­iöse Antwort – bis dahin rauscht der Kurs aber nach Süden ab. Da haben die Leerverkäufer gut Zeit zum Kassemachen. Was das betrof­fene Unternehmen nach einiger Bedenkzeit und Rechts­ber­atung antwortet, ist schon egal. Die schwarzen Rit­ter sind schon weg, das Unternehmen leckt seine Wun­den, die Aktionäre sitzen auf schw­eren Ver­lus­ten.

  • How the KGB infil­trat­ed clas­si­cal music | Spec­ta­tor → nor­man lebrecht plaud­ert ein biss­chen über emil gilels und die kol­portierten spi­one in seinem umfeld …
schweizer, piano solo 1 (cover)

Taglied 25.7.2016

Aus irgend einem Grund waren mir die ersten Auf­nah­men von Irène Schweiz­er bei Intakt bish­er unbekan­nt. Das ist eine große Schande, denn das ist großar­tige Musik. Zum Beispiel die bei­den Solo-Alben (mit dem etwas ein­fall­slosen Titel “Piano Solo, Vol. 1” bzw. “… 2”). Da ist auch die wun­der­bare “Bal­lad of the sad Cafe” zu find­en:

https://soundcloud.com/hochschuleluzern/ballad-of-the-sad-cafe-piano

Ins Netz gegangen (12.7.)

Ins Netz gegan­gen am 12.7.:

  • Was lesen Buch­blog­ger: Eine neue Analyse mit Visu­al­isierun­gen und Sta­tis­tiken | lesestunden.de → tobi hat ver­sucht zu analysieren (und visu­al­isieren), was buch­blog­gerin­nen (er hat ein fast auss­chließlich weib­lich­es sam­ple) eigentlich lesen. die daten­grund­lage ist aber zumin­d­est in teilen schwierig, die genre-ein­teilung zum beispiel nahe an der gren­ze zum absur­den (wie er selb­st auch anmerkt)
  • Inte­gra­tive Obstar­beit | Draußen nur Kän­nchen → wun­der­bare “integrations”-begegnung, aufgeschrieben von frau nessy
  • The Peo­ple Who Craft World-Class Stein­way Pianos → schöne foto­strecke (anlässlich eines entsprechen­den buchs …) über die arbeiter/innen in stein­ways fab­riken
  • Besuch bei Ver­leger Jochen Jung: “Du bist ein Schmarotzer! Nutznießer, eine Zecke” | Welt → aus­nahm­sweise mal eine empfehlung zur springer-presse: man­fred reb­han­dl hat näm­lich ein schönes stück über den ver­leger jochen jung geschrieben
  • Zum Ethos der Tech-Szene in der dig­i­tal­en Ökonomie: Zwis­chen Anspruch und Wirk­lichkeit | netzpolitik.org → Maciej Cegłows­ki über pro­gram­mier­er und ihren zugriff auf die wirk­lichkeit und die daraus resul­tieren­den fra­gen und prob­leme

    Unsere Ziele sind ein­fach und klar. Zuerst wer­den wir messen, dann analysieren, dann opti­mieren. Und man wird uns dankbar sein.

    Aber die reale Welt ist eigensin­nig. Sie ist so kom­plex, dass sie Abstrak­tion und Mod­el­lierung wider­ste­ht. Sie erken­nt unsere Ver­suche sie zu bee­in­flussen und reagiert darauf. Genau­so wenig, wie wir aus unser­er eige­nen Haut kön­nen, kön­nen wir hof­fen, die Welt von außen objek­tiv zu erfassen.

    Die ver­net­zte Welt, die wir erschaf­fen, mag Com­put­er­sys­te­men ähneln, aber es bleibt den­noch die gle­iche alte Welt wie vorher, nur mit ein paar Mikro­fo­nen und Tas­taturen und Flatscreens, die hier und dort her­aus­ra­gen. Und sie hat immer noch die gle­ichen alten Prob­leme.

  • „Ein­fach nur pri­vatis­tisch Intim­itäten aus­plaud­ern, kann nicht zielführend sein.“ | fem­i­nis­tis­che stu­di­en → inter­es­santes inter­view mit car­olin emcke über sub­jek­tiv­ität, intim­ität und spreche & sprache

    Ein­fach nur „ich“ sagen, ein­fach nur pri­vatis­tisch Intim­itäten aus­plaud­ern, kann nicht zielführend sein. Die sub­jek­tive Form, das Reflek­tieren auf eigene Erfahrun­gen oder Wahrnehmungen braucht, mein­er Ansicht nach, immer einen Grund, warum sie in einem bes­timmten argu­men­ta­tiv­en, diskur­siv­en Kon­text einge­set­zt wird.

    Als Pub­lizistin füh­le ich mich verpflichtet, mit sprach­lichen Mit­teln jene ide­ol­o­gisch aufge­lade­nen Bilder und Begriffe, jene Assozi­a­tions­ket­ten und Vorstel­lun­gen aufzubrechen, die Ressen­ti­ments gegenüber Frauen oder Homo­sex­uellen, Gehör­losen oder Jüdin­nen, Linkshän­dern oder Schalke-Fans trans­portieren. Und dazu gehört dann, dass wir nor­ma­tive Begriffe in Erfahrun­gen über­set­zen, dass wir das, was uns wütend oder verzweifelt zurück lässt, ver­ste­hbar machen für diejeni­gen, die diese Erfahrun­gen nicht teilen.

  • Fetisch Effizienz | Mar­cel Häng­gi → markus häng­gi hat für “zeit wis­sen” die geschichte und the­o­rie der energieef­fizienz schön aufgeschrieben.

    Die unter dem Gesicht­spunkt der Energieef­fizienz bemerkenswerteste Erfind­ung der Mod­erne war das Fahrrad

    Es gibt keinen Grund, Energi­eträger, deren Nutzung die men­schliche Zivil­i­sa­tion bedro­hen, über­haupt auf den Markt zu lassen.

  • Inter­view: „Ich bin kein Fotoro­bot­er“ | der Fre­itag → inter­es­santes inter­view mit dem fotografen christoph bangert (der mit “war porn” ein her­vor­ra­gen­des foto­buch über den krieg veröf­fentlichte) über krieg, gewalt, absur­dität, ver­ste­hen und ver­ar­beit­en
  • Aut­o­fahren in Deutsch­land: Die Strafen für Ras­er und Verkehrssün­der sind lächer­lich — Poli­tik — Tagesspiegel Mobil → hein­rich schmitz hat wort­ge­waltig und fak­tengesät­tig genug von der ver­harm­lo­sung der ras­er und der mitlei­d­slosen inkauf­nahme der tödlichen verkehrsun­fälle

    Bei „bereiften Mördern“ – so wer­den hier in der Region scherzhaft Aut­o­fahrer mit einem BM-Kennze­ichen aus Bergheim genan­nt – packt die Poli­tik die Samthand­schuhe aus. Aut­o­fahrer sind halt Wäh­ler und nicht mal wenige. Da wer­den selb­st die in der son­st für ihre Poli­tik so heiß geliebten Schweiz gel­tenden Regeln nicht einge­führt.

  • Zu Besuch Friederike Mayröck­er: Eine Gle­ichung von math­e­ma­tis­ch­er Ele­ganz | FAZ → der bald-büch­n­er-preisträger mar­cel bey­er über einen besuch bei büch­n­er-preisträgerin friederike mayröck­er

    Leben = Schreiben: Mir fiele nie­mand ein, für den diese Gle­ichung so wenig antast­bar, so pro­duk­tiv, schlicht unum­stößlich wahr wäre wie für Friederike Mayröck­er. Eine Gle­ichung von math­e­ma­tis­ch­er Ele­ganz.

  • Mar­tin Vogel: Anmerkung zu einem richti­gen Urteil | perlentaucher.de → mar­tin vogel legt noch ein­mal seine/die sicht der urhe­berin­nen zur vg wort, ihren auss­chüt­tun­gen und ihrer krachen­den nieder­lage vor dem bgh dar. sehr lesenswert
  • Diedrich Diederich­sen im Gespräch über poli­tis­che Kor­rek­theit in öffentlichen Debat­ten | jungle-world.com → span­nen­des, langes inter­view mit diedrich diederich­sen über poli­tis­che kor­rek­theit, kul­turkampf, (neue) rechte und die entwick­lun­gen in der (deutschen) diskurs­ge­sellschaft der let­zten jahre/jahrzehnte

    Mit der soge­nan­nten PC kam der Ärg­er auf ein­er unge­wohn­ten Ebene zurück, als Debat­te um Sprache. Let­ztlich war der dann fol­gende Auf­schrei in der kon­ser­v­a­tiv­en bis reak­tionären Mitte vor allem ein Symp­tom der Ent­täuschung. Man hat­te gehofft, ganz demarkiert Poli­tik und Geschäfte machen zu kön­nen, und wollte mit inhaltlichen Auseinan­der­set­zun­gen, die dann auch noch auf poli­tis­chen oder ethis­chen Grundüberzeu­gun­gen – Beze­ich­nun­gen wie Ras­sis­mus waren ja wichtig, wir woll­ten Ras­sis­mus Ras­sis­mus nen­nen, die anderen Frem­den­feindlichkeit – nichts mehr zu tun haben.

    Das ist eine schlimme Entwick­lung, die die strate­gisch berechtigte Idee, Orte zu schaf­fen, in denen man zum Beispiel vor trans- und homo­phober Ver­fol­gung sich­er ist, in eine völ­lig bescheuerte Rich­tung ver­schoben haben. Safe Spaces sind jet­zt Sem­i­nare, die als so eine Art erweit­ertes Kinderz­im­mer mit Kuschelkul­tur nur über Dinge sprechen, die die behüteten Mit­telschicht­skinder nicht erschreck­en. »Trig­ger Warn­ings« sollen helfen, dass man das Böse gar nicht erst zur Ken­nt­nis nimmt. Von Verge­wal­ti­gung und Ras­sis­mus darf man dann gar nicht mehr sprechen.

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  • Peter Schaar: Ist das “Pri­va­cy Shield” endlich ein sicher­er Hafen? | heise — auch peter schaar ist vom “pri­va­cy shield” nicht begeis­tert:

    Man darf deshalb auf den Text der von der Europäis­chen Kom­mis­sion mit der US-Regierung aus­ge­han­del­ten Vere­in­barung ges­pan­nt sein. Nach den Worten von EU-Vizepräsi­dent Ansip soll das neue Arrange­ment wesentlich bess­er sein als das alte Safe-Har­bor-Sys­tem. Das muss es auch sein, denn anson­sten geht die Kom­mis­sion ein großes Risiko ein, dass auch dieser neue Rah­men für die Datenüber­mit­tlung in die USA die Prü­fung durch den Europäis­chen Gericht­shof nicht über­ste­ht. Dies wäre schlecht für den Grun­drechtss­chutz der Bürg­erin­nen und Bürg­er und es wäre auch nicht im Inter­esse der europäis­chen oder US-amerikanis­chen Wirtschaft.

  • Safe Har­bor: Alter Wein in neuen Schläuchen › Dig­i­tale Gesellschaft — die “dig­i­tale gesellschaft” mit klaren worten zum neuen pseu­do-daten­schutz­abkom­men, dass die eu mit den usa aus­ge­han­delt hat
  • Grig­o­ry Sokolov: “Man spielt jeden Tag anders” | ZEIT — wun­der­bar kurios­es inter­view von chris­tine lemke-matwey in der “zeit” mit dem großen pianis­ten grig­o­ry sokolov

    Für echte Kun­st gibt es keine Zeit und keine Gren­zen. Und keine Geografie. Für einen Welt­men­schen spielt das alles keine Rolle.
    […]Erfolge feiern nicht die Kün­stler, son­dern die Zuhör­er, die den Kün­stler mehr und mehr ver­ste­hen.
    […]Die Kun­st ist ein Par­al­lelu­ni­ver­sum zur Wirk­lichkeit.

  • In der Wahrheit liegt die Lüge — ana­tol ste­fanow­itsch über sprache und sprach­liche maxi­men, die dazu führen, dass auch geäußerte triv­i­al­itäten plöt­zlich (falsches) gewicht bekom­men — am beispiel von dro­gen­süchti­gen, kor­rupten min­is­terin­nen
  • Rad­wege: Pots­dam macht es vor | Zeit — andrea rei­dl in der zeit über die rad­verkehrs­förderung in pots­dam, die den radan­teil inner­halb weniger jahre auf 20% brachte (unter­dessen ist die faz immer noch die mei­n­ung, die 12% in frank­furt seien ein ganz toller wert … — kopen­hagen nähert sich den 50%)
  • 4740,10 Euro pro Medika­ment | ZEIT­magazin -

    4.740,10 Euro kostet eine Pack­ung Nex­avar. Sie reicht einen Monat. Wie viel ist uns das Leben der anderen wert?

    guter, aus­führlich­er text über neue, sehr teure medika­mente (v.a. in der kreb­s­ther­a­pie), die oft nur einen ver­gle­ich­sweise gerin­gen nutzen haben — z.b. 14 tage mehr leben­szeit …

  • Kun­st­s­pedi­tion: Niemals stürzen … | ZEIT ONLINE — schöne reportage über den kun­st­s­pedi­teur klaus hilmann mit dem wun­der­baren schlusssatz des unternehmers: “Nur weil etwas 500.000 Euro gekostet hat, ist es noch nicht nationales Kul­turgut.”

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Taglied 5.12.2014

eine schöne Klavierver­sion von Pink Floyds “Com­fort­ably Numb”:

Pink Floyd — Com­fort­ably Numb | Vkgoeswild piano cov­er

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Ins Netz gegangen (31.10.)

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  • Größen­wahn ǀ Der reiche Mann und das Meer — der Fre­itag — geschicht­en aus ein­er fer­nen welt. heute: als besatzung auf ein­er supery­acht. …

    Häu­fig wird von Exzessen berichtet. Jed­er hat min­destens eine haarsträubende Geschichte auf Lager, schw­er zu sagen, was davon wahr ist und was über­trieben. Das Schwein, das aus Däne­mark einge­flo­gen wird, weil jemand einen Brat­en wün­scht. Der Besitzer, der Klein­wüch­sige anheuert, damit sie zu sein­er Belus­ti­gung um das Boot herum Wasser­s­ki fahren. Die Wäsche, die per Lear­jet zur Reini­gung nach Paris geht. Der kün­stliche Strand, der jeden Tag im Heck ein­er Yacht angelegt wird. Die Deck­ies, die das umgebende Meer per Hand nach Quallen absuchen, ehe ein Gast eine Runde schwimmt. Jed­er Wun­sch ist Befehl.

  • USA: Kul­turkampf um den Geschicht­sun­ter­richt « DiePresse.com — schlimm:

    Seit Amerikas Kon­ser­v­a­tive als Reak­tion auf die ihrer Ansicht nach exzes­siv­en gesellschaftlichen Bewe­gun­gen der 1960er-Jahre die „Cul­ture Wars“ erk­lärt haben, ist das in Schulen und Uni­ver­sitäten ver­mit­telte Geschichts­bild eine der am wildesten umfocht­e­nen Fra­gen. Je mehr die Geschichtswis­senschaft sich um ein dif­feren­ziertes Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit bemüht, desto stärk­er sehen sich rechte Anhänger der Idee von Amerikas Aus­nah­merolle in der Welt von linken Defätis­ten umzin­gelt, die die Jugend mit Hass auf das Vater­land zu indok­trinieren ver­suchen.

  • Vielle­icht später: Eine Reise — LOGBUCH (Suhrkamp-Blog) — schön (detlef kuhlbrodt unter­wegs. immer ein inter­es­santes vergnü­gen für den betrachter/leser)
  • Krawalle in Köln: Har­monie mit Hooli­gans | ZEIT ONLINE — “Wenn Recht­sradikale, die sich zu Tausenden ver­sam­meln, keine poli­tis­che Ver­anstal­tung sind, … ?” >
  • Marc-André Hamelin: Keine Angst vor Extrem­is­ten | ZEIT ONLINE — volk­er hage­dorn lässt sein­er (abso­lut gerecht­fer­tigten) begeis­terung von marc-andré hamelin freien lauf:

    Die Hand ist es, die diese Musik spielt, nicht der Pianist. Man sieht förm­lich ein Lebe­we­sen über die Tas­ten rasen, krabbeln, sprin­gen, sich in sie hine­in­stürzend wie in Wogen. Keine Bewe­gung zu viel, wie ein Tier, das sich in Jahrhun­derten der Evo­lu­tion vol­len­det seinem Biotop angepasst hat.

  • Dan Visel on Twit­ter: “I am not a som­me­li­er, but you know you are drink­ing Fine Wine when there is “Lorem Ipsum” on the label: http://t.co/fntrp92lEO” — RT @dbvisel: I am not a som­me­li­er, but you know you are drink­ing Fine Wine when there is “Lorem Ipsum” on the label

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