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Schlagwort: hanns eisler

Vorwärts, die Zeit

Sang der Gesänge (Zeit-Marsch)

Sang der Gesänge,
heb dich zur Sonne
über dem Marsch
der roten Kolonne.
Land, sei bereit!
Vor­wärts, die Zeit!

Du, Land der Länder,
brich auf und stürme
tritt in den Staub
das Modergewürme.
Wage den Streit!
Vor­wärts, die Zeit!

Freu­dig, du Land,
der Zukunft verschworen
denn die Kommune
steht vor den Toren.
Hal­te den Eid!
Vor­wärts, die Zeit!

Greif in die Räder
Zahn­rad der Wochen
Tag­schicht und Nachtschicht!
Ununterbrochen!
Spu­te dich heut!
Vor­wärts, die Zeit!

Mei­ne Kommune,
sto­ße vom Thron heut
Faul­heit und Schlendrian,
alte Gewohnheit!
Herz sei erneut!
Vor­wärts, die Zeit!

Wla­di­mir Maja­kow­ski, deutsch von Hugo Huppert

Ernst Busch – Zeit Marsch („Sang der Gesänge“)

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Taglied 1.5.2013

Heu­te mit einer Son­der­aus­ga­be zum Tag der Arbeit“ – zunächst mit einem Klas­si­ker, Hanns Eis­ler „Lied der Kom­in­tern“ aus der Orches­ter­suite Nr. 5 op. 34: 

https://web.archive.org/web/20170704113501/https://www.youtube.com/watch?v=LrTEN5Yhl3w

Und eben­falls sehr pas­send heu­te: Fre­de­ric Rzew­skis „The Peo­p­le United Will Never Be Defea­ted! (1978)“, das beim Ubu­Web kom­plett in einer Auf­nah­me von Ursu­la Oppen vor­liegt. Hier mal das Thema:

die Varia­ti­on 27:

und das Fina­le, die Varia­ti­on 36:

Das gesam­te Werk gibt es bei Ubu­Web zum Down­load als mp3-Datei­en (die Auf­nah­men von Kai Schu­ma­cher oder ins­be­son­der Marc-André Hame­lin sind aller­dings besser).

Taglied 6.9.2012

Zum Geden­ken an Hanns Eis­ler, der vor 50 Jah­ren starb: „Spren­gen des Gar­tens“ in der begeis­tern­den Ver­si­on von Hei­ner Goeb­bels & Alfred Harth:


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Die Eisler-Familie

Via Adress­comp­toir bin ich gera­de auf die­ses gut gemach­te, inter­es­san­te Fea­ture über die Eis­ler-Fami­lie (d.h. Hanns Eis­ler, Ger­hart Eis­ler & Ruth Fischer) beim Ö1 gesto­ßen, das noch 7 Tage online gehört wer­den kann: Unbe­dingt zu emp­feh­len, für alle, die sich auch nur etwas für die Geschich­te des 20. Jahr­hun­derts inter­es­sie­ren. Viel typi­sches pas­siert mit den drei Geschwis­tern Hanns Eis­ler als Musi­ker, Ger­hart Eis­lerRuth Fischer vor allem als Poli­ti­ker des lin­ken Spek­trums, in Deutsch­land, Öster­reich, den USA, der Sowjet­uni­on und anders­wo. Immer wie­der berüh­ren mich die Eis­ler­schen Musi­ken, der unbe­ding­te Ernst und der fes­te Glau­be an die his­to­ri­sche Mis­si­on des Kom­mu­nis­mus, die aus sei­ner Musik immer wie­der spricht – ob es nun um Mär­sche geht, um Lie­der, Musik­thea­ter oder Orches­ter­wer­ke. Das Fea­ture von Hen­ry Bern­hard erzählt die gan­zen Ver­knüp­fun­gen, die Ver­su­che und Feh­ler und natür­lich auch ganz stark die Tra­gik die­ser Leben: 

Der Karl Marx der Musik, die Denun­zi­an­ten-Lady und der gefähr­lichs­te Ter­ro­rist der Welt. Die Eis­lers – eine Aus­nah­me­fa­mi­lie. Wie poli­ti­sche Gesin­nung die Geschwis­ter Ger­hart Eis­ler, Hanns Eis­ler und Ruth Fischer entzweit.

„In der Fami­lie Eis­ler herr­schen ver­wandt­schaft­li­che Bezie­hun­gen wie in den Shakespeare’schen Königs­dra­men“, hat­te Char­lie Chap­lin über die Geschwis­ter Eis­ler gesagt. Er hat­te allen Grund dazu. Stand der älte­re Ger­hart Eis­ler 1947 in New York als Ange­klag­ter vor Gericht, so tra­ten sein jün­ge­rer Bru­der Hanns als Zeu­ge der Ver­tei­di­gung und die Schwes­ter Ruth Fischer als Zeu­gin der Ankla­ge auf.

Ger­hart gilt zeit­wei­se als „Staats­feind Nr. 1“ in den USA; der Kom­mu­nist soll ein Auf­wieg­ler, Ter­ro­rist und Agent der Kom­in­tern gewe­sen sein – dies mein­te auch und gera­de sei­ne Schwes­ter. Und wenn sich die Geschwis­ter auch nicht gegen­sei­tig umbrach­ten, so kamen ihre Ver­leum­dun­gen doch Ruf­mor­den gleich. […] 

Die Revo­lu­ti­on hat ihre Kin­der gefres­sen – außer­or­dent­lich begab­te Kin­der, die an ihren ver­ra­te­nen Hoff­nun­gen zer­bro­chen sind.

Taglied 24.2.2012

Hei­ner Goeb­bels & Alfred Harth (bei­des auch in allen ande­ren Kon­tex­ten groß­ar­ti­ge Musi­ker …) spie­len Hanns Eis­lers „Vom Spren­gen des Gartens“


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lieder aus der fremde = gute unterhaltung?

Gefühl ist Trumpf, ohne Gefühl geht hier gar nichts. Salo­me Kam­mer kann sich das aber auch leis­ten. Denn die Sopra­nis­tin – den meis­ten eher als Schau­spie­le­rin aus den „Heimat“-Filmen bekannt – ist ohne wei­te­res in der Lage, zwei Stun­den über und mit Gefühl zu sin­gen, ohne der Lan­ge­wei­le oder der Ein­tö­nig­keit den Hauch einer Chan­ce zu geben.
Lie­der auf Tex­te von Brecht hat sie sich aus­ge­sucht, von Kurt Weill und Hanns Eis­ler. Der Abend steht, als Teil des Begleit­pro­gramms zur Aus­tel­lung „Das vedäch­ti­ge Saxo­fon – ‚Ent­ar­te­te Musik’ im NS-Staat“, unter dem Titel „Lie­der aus der Hei­mat – Lie­der in der Frem­de“. Aber dar­um geht es gar nicht so sehr. Das erzwun­ge­ne Exil von Dich­ter und Kom­po­nis­ten, die Erfah­rung der Frem­de und der Unsi­cher­heit – all das steht für Kam­mer und ihren Beglei­ter Rudi Spring gar nicht unbe­dingt im Zen­trum des Pro­gramm. Denn den Mit­tel­punkt hat ganz ein­deu­tig die Unter­hal­tung besetzt. Das ist zwar ein klei­ner Eti­ket­ten­schwin­del. Aber kein schlim­mer – denn wer so gut unter­hal­ten kann wie die­se bei­den Musi­ker, der soll­te das auf jeden Fall mög­lichst häu­fig tun. Wesent­li­che Ingre­di­enz für den Erfolg ist die gro­ße Viel­falt. Und zwar in jeder Hin­sicht: Von der Aus­wahl der Lie­der bis zur stimm­li­chen Umset­zung und ange­deu­te­ten sze­ni­schen und mimi­schen Prä­sen­ta­ti­on – Lang­wei­le hat hier im Rat­saal über­haupt kei­ne Chance.
Aber auch die Sen­ti­men­ta­li­tät nicht. Denn Salo­me Kam­mer wird nie gefühls­du­se­lig. Auch bei den gro­ßen Hits von Brecht/​Weill, der See­räu­ber-Jen­ny etwa oder „Und was bekam des Sol­da­ten Weib“ zeich­net sich die Sän­ge­rin vor allem durch die cha­mä­loen­haf­ti­ge Ver­wand­lun­gen ihrer Stim­mun­gen aus, die sehr genau treffen.
Noch etwas kon­zen­trier­ter, fokus­sier­ter – und des­halb auch wir­kungs­stär­ker – sang sie die Eis­ler-Lie­der. Vor allem bei der Aus­wahl aus dem Hol­ly­wood-Lie­der­buch konn­te sie die knap­pen, trotz ihrer kunst­vol­len Form sehr aufs Wesent­li­che redu­zier­ten Lie­der stark machen, sie vital und char­mant vibrie­ren lassen.
Hier war das Duo ohne Zwei­fel am stärks­ten. Aber gera­de hier stell­te sich manch­mal doch die Fra­ge: Nimmt Salo­me Kam­mer das nicht alles ein wenig locker? So anre­gend es immer wie­der ist, ihr zuzu­hö­ren und zuzu­schau­en – man­ches Lied hat kom­ple­xe­re Inhal­te und mehr zu ent­de­cken, als sie ihm zuge­ste­hen will. Denn bei allem Witz und bei aller Raf­fi­nes­se, die Brecht und sowohl Weill als auch Eis­ler immer wie­der ver­sprü­hen: Alle die­se Lie­der sind bis auf ihren Kern geprägt von den tra­gi­schen Erfah­run­gen des 20. Jahr­hun­derts, wie sie ihre Schöp­fer mit­er­leb­ten. Doch die­ses Stim­mung und die­ses Gefühl woll­ten Kam­mer und Spring nicht mit ihrem Publi­kum teilen. 

geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung.

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