Das sind so die Schlagworte, die hier in Rheinland-Pfalz gerade von den Bildungspolitikern (oder denen, die es gerne werden möchten) in die Diskussion geworfen werden. Und das Ergebnis ist schrecklich und schaurig. Man muss sich nur mal den Text der CDU-Seite, vertreten durch den Historiker Andreas Rödder (dessen Lehre ich auch schon mehr oder weniger genossen haben), anschauen: Das ist ein schlimmer Rückfall in Zeiten und Muster, die ich längst für erledigt hielt. Schon wenn man sich Wortwahl, Rhetorik und Argumentationsstruktur des Beitrages in der Rhein-Zeitung anschaut, wird jedem vernünftigen Menschen hoffentlich schlecht: Allen, die andere Ideen von Bildung vertreten als der CDU-“Experte”, wird wiederholt und penetrant “Ideologie” unterstellt und vorgeworfen. Natürlich garniert mit dem bösen, bösen Wort “Einheitsschule” (wenn ich mich recht entsinne, versucht das ja auch auf die Schule der DDR anzuspielen [aber damit kann ichauch irren]). Rödder benötigt sowieso den meisten Raum seiner Ausführungen dazu, den SPD-Politikern Versagen, Unehrlichkeit (“durch die Hintertür”) und Fehler vorzuwerfen. Was er dem entgegensetzen will, bleibt dann — um es höflich auszudrücken — blass. Viel mehr als “Leistung” steht da nicht. Die wird vor allem und bevorzugt mit dem Gymnasium in Verbindung gebracht, das wieder zur Elitenschule vergangener Jahrhunderte werden soll. Und solche kuschelpädagogischen Konzepte (das Wort fällt nicht, ist aber ziemlich offensichtlich mitgedacht) wie Binnendifferenzierung oder individuelle Beurteilungsmaßstäbe oder — Gott behüte — die Ersetzung der numerischen Zensuren durch verbale (schriftliche) Beurteilungen über die zweite Klasse hinaus werden — übrigens so ziemlich komplett gegen den in diesen Belangen relativ eindeutigen bildungswissenschaftlichen Erkenntnisstand — als böse, ungenügend und vor allem die angebetete Leistung ver-/behindernd dargestellt. Auf so einen Blödsinn muss man auch erst einmal kommen.
Wie eigentlich immer bei den Leistungsapologeten spielt auch nur die Spitze eine Rolle [wäre man böse, könnte man einfügen: der Autor hat es dahin ja auch nicht geschafft, sondern ist an so einer mittelmäßigen Universität wie der Mainzer hängen geblieben], was mit den anderen — im Gymnasium selbst und vor allem außerhalb bzw. hier eben deutlich unterhalb dessen — passieen soll, das ist keiner Überlegung wert. Warum auch, die haben ja einfach nicht genug geleistet …
Bei Doris Ahnen von der SPD kommen immerhin solche Prinzipien wie “Vielfalt” und “soziale Gerechtigkeit” als Leitfäden einer Bildungspolitik, die nicht nur in die Geschichte schaut, sondern sich bemüht, auf die Änderungen und Herausforderungen der Gegenwart zumindest einmal zu reagieren (wenn nicht sogar gestaltend einzugreifen), vor. Dass Ahnen auch nur wenig konkrete Projekte und Ziele nennt, sondern vor allem die Erfolge der letzten Jahre heranzitiert, bleibt freilich auch enttäuschend. Aber immerhin, interessnt ist es schon, dass ausgerechnet jetzt, nachdem in den letzten Jahren eigentlich etwas Entspannung in die aufgeladene Bildungs- und Schuldiskussion geraten war, das wieder so stark auf die alten Gegensätze polarisiert wird. Ob es dem Gegenstand gut tut? Ich bezweifle es …
Sylke
Mahlzeit, ich bin mal so frech und schreibe was auf deiner Seite. Sieht toll aus! Ich nutze seit kurzem auch WordPress einige Sachen sind mit aber noch fremd. Dein Blog ist mir da immer eine willkommene Inspiration. Weitermachen!
matthias
danke. weiter geht’s hier bestimmt, immer mal wieder …