»Nächstens mehr.«

Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Taglied 3.2.2023

Jür­gen Paapes “So weit wie noch nie”, habe ich durch Thomas Mei­neck­es Playlist ken­nen­gel­ernt:

Jür­gen Paape — So Weit Wie Noch Nie

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Wochenblog 4/2023

Eine gewöhn­liche Woche im Jan­u­ar. Wieder etwas viel gear­beit­et und tortz­dem mit dem Gefühl raus­ge­gan­gen, nicht viel geschafft zu haben. Aber das ist wohl ein­fach eine prinzip­ielle Täuschung ;-). Es bleibt kalt, aber zum Glück für den Fahrrad­pendler nur sehr wenig Schnee hier. Damit kann ich gut leben. Neben­bei war diese Woche auch noch ein wenig Web­seit­en­basteln ange­sagt — hier, bei Come­di­an Six­pack und noch ein paar andere Inter­ne­tauftritte mussten ein wenig gewartet und angepasst wer­den.

Text: Ich arbeite mich langsam (sehr langsam) durch meinen Stapel unge­le­sen­er Büch­er und habe mir deshalb ein Einkauf­s­mora­to­ri­um aufer­legt. Diese Woche aus­ge­le­sen habe ich Sla­ta Roschals kleinen Gedicht­band “Wir verzicht­en auf das gelobte Land”, 2019 bei Rei­necke & Voß in Leipzig erschienen. Der hat einige inter­es­sante Leseer­fahrun­gen zu bieten, aber auch ein biss­chen Leer­lauf. Für meinen Geschmack ist die Sprache der Gedichte oft etwas zu alltäglich, zu wenig kun­st-voll: Ich bevorzuge ja doch im all­ge­meinen Lyrik, die sich nicht nur for­mal, son­dern auch sprach­lich vom alltäglichen, “nor­malen” Sprachge­brauch deut­lich abhebt.

Außer­dem: Karen Ruoffs “Acad­e­mia”. Das ver­sucht in der Tra­di­tion (und öfters in recht enger Anlehnung an) David Lodges eine Satire des (amerikanis­chen) Uni­ver­sitäts­be­triebs der Gegen­wart, vor allem sein­er Finanzierung. Das ist aber hölz­ern in Form und Sprache, bleibt weit­ge­hend vorherse­hbar und lässt all die Ele­ganz und das Spielerische von Lodge lei­der völ­lig ver­mis­sen.
Und weit­erge­le­sen in Philipp Sarasins großer Geschichte des Jahres “1977” (oder der Gegen­wart, je nach­dem). Das ist wirk­lich sehr anre­gend: Wahnsinn, was da alles an Mate­r­i­al, Ideen und Beobach­tun­gen drin steckt. Und klasse, wie gut es geschrieben ist, wie gut es sich, trotz sein­er fach­lichen Bre­ite und Tiefe (bei­des zusam­men ist ja nicht sehr häu­fig), lesen lässt, auch in kleineren Por­tio­nen.

Ton: Zur Auf­frischung habe ich mehrmals die “Win­ter­reise” gehört. Das ist sozusagen Vor­bere­itung für das näch­ste Woch­enende, wenn ich Sie mal wieder live hören kann. Und in den let­zten Jahren habe ich sie eher sel­ten gehört, also war es mal wieder Zeit.

Draußen: In dieser Woche bin ich halb­wegs fleißig gelaufen. Denn die Läufe gestal­tete ich in dieser Woche als Crescen­do: Jeden Tag mehr als am Vortag. Das werde ich in der näch­sten Woche defin­i­tif nicht wieder­holen kön­nen. Jet­zt ging es, weil ich auf sehr niedrigem Niveau anf­ing. Und erstaunlicher­weise blieb das Tem­po der Läufe die ganze Woche über recht ordentlich. Eigentlich wartete ich jeden Tag darauf, dass meine Beine sagen: Mal langsam. Aber selb­st die 14 Kilo­me­ter mit eini­gen Höhen­metern am Son­ntag liefen doch gut. Vielle­icht kommt die Erschöp­fung ja auch erst noch.

Wochenblog 3/2023

Wenig zu bericht­en von dieser Woche. Wieder mal etwas viel gear­beit­et, unge­fähr 50 Stun­den und damit nur leicht über dem Durch­schnitt ;-). Dabei hat­te ich wieder oft das Gefühl, nicht voranzukom­men, nichts wirk­lich zu erledi­gen. Immer­hin war auch einiges schönes dabei — ein Sem­i­nar, das so inten­sive disku­tiert, dass ich mit meinem Pro­gramm nicht durchkam; ein Pla­nungsmeet­ing, in dem es mal wirk­lich vorang­ing.

Lebens­mit­tel­preise sind ger­ade sehr, sehr selt­sam. Bei Aldi zum Beispiel ist das Toast­brot der Eigen­marke in diesem Jahr von 99 Cent auf 1,59 Euro gestiegen, um dann zwei Wochen später bei 1,29 Euro zu lan­den. Sauer­kraut ist im Bio­markt in Bioland-Qual­ität gün­stiger als beim Dis­counter. Irgend­wie komme ich mir bei solch­er Preis­gestal­tung zunehmend abge­zockt und nicht ernst genom­men vor. Nun ja, mal sehen, wie sich das alles weit­er entwick­elt.

Und am trüben Woch­enende habe ich mal wieder ein wenig an meinen Blogs rumge­bastelt, die Kom­pa­bil­ität mit php8 endlich gek­lärt, ein wenig am Design und den Ein­stel­lun­gen rumgeschraubt.

Ton: Eine wun­der­bare Hän­del-Auf­nahme habe ich gehört: “Han­del Goes Wild” von L’Arpeg­gia­ta und Christi­na Pluhar. Das sind Impro­vi­sa­tio­nen über Hän­del-Werke und impro­visierende Inter­pre­ta­tio­nen von Hän­del-Arien, die damit eine dur­chaus barock­typ­is­che Anver­wand­lung auf­greifen und das mit viel Spaß, Sub­til­ität und Ideen so tun, dass das Hören mir echte Freude bere­it­ete.
Und auch sehr gut und schön, wenn auch nicht ganz so überzeu­gend wie bei Christoph Pré­gar­di­en: Franz Schu­berts “Schwa­nenge­sang” in der neuen Auf­nahme von André Schuen und Daniel Hei­de.

Text: Das “Blut­buch” von Kim de l’Hori­zon fer­tig gele­sen. Es kommt mir inge­samt doch ein wenig prä­ten­tiös vor. Die ver­han­del­ten The­men sind eigentlich recht schnell klar, sie wer­den aber überdeckt von der wuch­ern­den, unge­formten Form des Textes, der so ziem­lich (beina­he) alle denkbaren Reg­is­ter zieht, um seine Avant­gardität vorzuführen (ein biss­chen Holzham­mer-Meth­ode). Ich musste da öfters an Baßlers These des Mid­cults (Inter­na­tion­al Style) denken. So wie ich das ver­standen habe (ohne seine eigentliche Arbeit zu lesen freilich), beobachtet er eine Vari­ante der Lit­er­atur, die durch schwere The­men und aus­gestellte for­male Abweichung(en) eine Pseu­do-Moder­nität, einen Pseu­do-Kun­stcharak­ter her­stellt, aber eigentlich mit tra­di­tionellen Mit­teln erzählt. Gut, das let­zte passt auf das “Blut­buch” vielle­icht nicht so voll­ständig, aber mein Hauptein­wand nach mein­er vielle­icht etwas unge­nauen Lek­türe ist, dass die Form des Textes, seine Struk­tur und seine Sprache, nur sehr dünn ästhetisch begrün­det sind und vor allem markieren sollen, wie avanciert der Text ist. Vielle­icht ist das avancierteste hier aber doch bloß die Posi­tion der Erzäh­ler­fig­ur, des fik­tiv­en Autors (die natür­lich mehr oder weniger aut­ofik­tion­al durch die lebensweltliche Autor­fig­ur Kim de l’Hori­zon abgesichert und ver­stärkt wirkd).

Draußen: Weit­er­hin täglich gelaufen, aber langsam und dafür immer nur kurze Run­den. Keine gute Entwick­lung ger­ade, aber die Moti­va­tion war auch nicht sehr hoch.

Wochenblog 2/2023

Eine wenig ereign­sre­iche Woche im Ganzen. Im Büro einiges, was noch im let­zten Jahr liegen geblieben war, auf- und abgear­beit­et. Unter anderem endlich die let­zten Port­fo­lios des ver­gan­genen Som­merse­mes­ters kor­rigiert.

Anson­sten war recht wenig los, es wirk­te noch etwas ruhiger und ver­hal­tener in der ersten Arbeitswoche des neuen Jahres. Bei mir ging auch son­st viel ein­fach weit­er, wo es im Dezem­ber aufhörte …

Am Don­ner­stag auf dem Heimweg durfte ich mich an mein­er Lieblings­baustelle wieder kräftig ärg­ern: Die hat zwei Ein-/Aus­fahrten, vor bei­den waren Fuß- und Rad­wege im Schlamm und Schot­ter kaum zu benutzen. Und bei der zweit­en habe ich mit dem Vorder­ad einen Stein so blöd erwis­cht (es war ja schon fast ganz dunkel), dass ich einen Sofort­plat­ten hat­te. Und das heißt dann, erst ein­mal heim­schieben. Zum Glück war es nicht mehr über­mäßig weit, das ist schon immer sehr nervig … Die Baustelle ist immer schon sehr gut, die Wege und Straßen gut einzuschmutzen. Das Ord­nungsamt hat­te ich schon mal in Ken­nt­nis geset­zt, aber die sind erst nach dem näch­sten Regen dort vor­bei und kon­nten dann nichts mehr sehen. Tja.

Am Fre­itag habe ich dann mein Schneer­ad genutzt, weil ich abends keine Lust mehr auf Fahrrad­basteln hat­te. Das habe ich dann am Woch­enende erledigt. Und gle­ich noch ein biss­chen Ord­nung in meinen Papierkram gebracht. Bald ste­ht ja auch wieder die Steuer­erk­lärung an, muss ja alles vor­bere­it­et sein.

Und mein Strom wird im März teur­er. Rein zufäl­lig natür­lich erhöht sich der Arbeit­spreis ger­ade über die Strompreis­bremse, nach­dem ich mich kür­zlich noch gefreut hat­te, dass der Anbi­eter so fair schien und bish­er nur eine (sehr mod­er­ate) Erhöhung vorgenom­men hat. Mal sehen, ob ich dann nicht doch wieder wech­seln muss.

Außer­dem noch einen neuen Tee verkostet. Einen schwarzen Tee aus Mosam­bik — Afri­ka war bish­er in mein­er Tee­land­karte nur mit Tansa­nia vertreten, aber der Monte Metilile kön­nte sich auch einen dauer­haften Platz sich­ern.

Text: Lau­ren Binet’s Eroberung fer­tig gele­sen und ein wenig ent­täusch davon. Eigentlich eine vielver­sprechende Idee: Ein kon­trafak­tis­ch­er Roman, in dem die Wikinger nach Südameri­ka kom­men und Kolum­bus dage­gen in Ameri­ka ver­sackt und nie zurück­kommt, die Inkas dage­gen Spanien (und dann weite Teile des Heili­gen Römis­chen Reich­es) erobern, auch die Mexikan­er lan­den schließlich noch in Frankre­ich. Aber das ist ein­fach nicht überzeu­gend erzählt: Binet scheint mehr in die Kon­struk­tion als in die Umset­zung investiert zu haben.

Draußen: Jeden Tag gelaufen, oft im feucht­en oder gar im Regen, und meist nur recht kurze Run­den.

Wochenblog 1/2023

Nach einem guten, entspan­nten Start ins neue Jahr und einem sehr mäßig besucht­en Neu­jahrs­gottes­di­enst auf dem Dorf habe ich nach­mit­tags auf der Fahrt nach Regens­burg gle­ich mal wieder 68 Minuten Ver­spä­tung einge­sam­melt: Die zweite Region­al­bahn der VIAS ist ein­fach kurzfristig auus­ge­fall­en, wegen Per­sonal­man­gel — da ist offen­bar wieder ein­mal (nicht zum ersten Mal) ein Zugführer erkrankt und Reserveper­son­al gibt es ein­fach nicht mehr … Nun ja, ich bin dann eben den total unsin­ni­gen Umweg über Frank­furt (also erst ein­mal unge­fähr eine Stunde in die falsche Him­mel­rich­tung) gefahren und dort in einen über­raschend angenehm leeren ICE gewech­selt, der mich zumin­d­est nach Nürn­berg brachte. Der Rest war dann immer­hin plan­mäßig unter­wegs.

Die ersten Tage im neuen Jahr waren dann sehr entspan­nt: Da die Uni­ver­sität uns wieder bis ein­schließlich 6. Jan­u­ar Zwang­surlaub verord­net hat, habe ich eben das gemacht, allerd­ings zu Hause. Mit eini­gen schö­nen Läufen (sog­ar weit­er­hin täglich), etwas hin- und her­räu­men und vor allem wenig Stress. Am Ren­nrad verzweifele ich allerd­ings ger­ade an der Schal­tung, die bekomme ich auf dem Train­er ein­fach nicht in den Griff …

Fre­itags bin ich dann wieder abends in die Heimat gefahren, weil ich für Son­ntag eine Gottes­di­en­stvertre­tung in mein­er Heimat­ge­meinde über­nom­men habe. Lei­der hat die Gemeinde die Gottes­di­en­ste momen­tan ins Gemein­de­haus ver­legt, so dass ich statt der schö­nen Orgel (auf der ich einst anf­ing und die der Haupt­grund war, die Vertre­tung zu übernehmen) auf dem Klavier spie­len durfte/musste. Trotz­dem wurde es dann ein ganz schön­er Gottes­di­enst.

Und nach­mitags dann wieder die Rück­fahrt nach Regens­burg, dieses Mal tat­säch­lich ohne bericht­enswerte Vorkomm­nisse. Es geht eben doch.

Bild: Noah Baum­bachs White Noise nach Don DeLil­los mir unbekan­nter Roman­vor­lage ist wieder ein sehr cool­er Film (bei Baum­bach ja auch so zu erwarten), in dem natür­lich auch Gre­ta Ger­wig wieder großar­tig mit­spielt.

Ton: Noch ein wenig Wei­h­nachtsmusik nachge­holt, dabei unter anderem Philipp Wol­frums Wei­h­nachtsmys­teri­um, ein dur­chaus inter­es­santes, aber eher vergessenes Werk, echt­es, tief emp­fun­denes und oft genau­so arti­fizielles 19. Jahrhun­derts in großer, weit­ge­hend eigen­ständi­ger Geste: Span­nend.

Text: Kim de l’Hori­zons Blut­buch ange­fan­gen — noch nicht ganz sich­er, was ich davon hal­ten soll. Ich fürchte, das kön­nte darauf hin­aus­laufen, dass das ein Text ist, der vor allem klug und avanciert wirken will, ohne es dann aber unbe­d­ingt wirk­lich zu sein: Alles etwas überde­ter­miniert mit Sig­nifikan­ten, mit allen nur möglichen und erden­klichen for­malen Spiel­ereien und Vari­a­tio­nen, ohne aber eine eigene Form (oder Sprache — obwohl es da zumin­d­est etwas bess­er aussieht) zu find­en.
Auch ange­fan­gen: Lau­ren Binet’s Eroberung, ein kon­trafak­tis­ch­er Roman, in dem die Wikinger nach Südameri­ka kom­men und Kolum­bus dage­gen in Ameri­ka ver­sackt und nie zurück kommt. Lässt sich etwas trock­en und kon­stru­iert an bis jet­zt.
Und wiederge­le­sen: Siegfried Bern­felds Sisyphos oder die Gren­zen der Erziehung von 1925. Immer wieder eine anre­gende Lek­türe. Bern­feld hat damals schon viel sehr richtig gese­hen. Und so einiges davon gilt auch heute, beina­he 100 Jahre später, noch.

Draußen: Jeden Tag gelaufen, aber öfters nur kurz, deshalb auch nur 50 km.

Zitat

Ein Zitat
ist keine Abschrift.
Ein Zitat
ist eine Zikade.
Es läßt sich nicht
zum Schweigen brin­gen.
Hat es sich erst
eingstimmt,
hört es nicht mehr auf.

—Ossip Man­del­stam, Gepräch über Danke (TItel)

Worte

O ihr abge­holzten Bürg­er, vernehmt meine Worte.

— Archi­la­chos (52 D./109 W.)

Herbst

Der dun­kle Herb­st kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schö­nen Som­merta­gen.
Ein reines Blau tritt aus ver­fal­l­en­er Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekel­tert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leis­er Antwort dun­kler Fra­gen

[…]—Georg Trakl, Der Herb­st des Ein­samen

Herbstbild

Dies ist ein Herb­st­tag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und den­noch fall­en raschel­nd, fern und nah,
Die schön­sten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie sel­ber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

Friedrich Hebbel

wer hat diesen mond auf die blaue flur,
wer hat diesen mund auf die nacht ange­set­zt?“

— Car­olin Cal­lies, schat­ullen & bre­douillen, 83

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