sie nervt zumin­d­est ein biss­chen. aber bevor ich das lästern anfange, zunächst ein­mal den text, den ich für die mainz­er rhein-zeitung schrieb:

Sie sind brin­gen alle zusam­men: Sin­gende Kinder, kreis­chende Tee­nies mit und ohne Eltern, alte Fans, die schon beim ersten Konz­ert dabei waren genau wie zahlre­ich neu enthu­si­as­mierte, solche mit Par­ti­tur unterm Arm und diejeni­gen, die schon im Tour-T-Shirt erscheinen und sig­nierte CDs als Trophäen heim­tra­gen. Bei den Wise Guys ist ein­fach jed­er zu Hause. Und die fünf sind über­all dort daheim, wo ein Bühne und einige gut gelaunte Zuhör­er zu find­en sind. In Mainz passiert das öfters. Jet­zt wieder mal in der Phönix-Halle, um ihr neues Album vorzustellen. Das heißt „Klassen­fahrt“ — ein wun­der­bar­er, passender Titel für das Quin­tett. Die auch nicht mehr ganz so jun­gen Her­ren aus Köln wer­den näm­lich ein­fach nicht so richtig erwach­sen. Dafür haben sie viel zu viel Spaß am Rumal­bern. Und am Sin­gen. Und ganz beson­ders, wenn sie bei­des verbinden kön­nen. Zum Beispiel in der Rap-Par­o­die „Ham­let“, in der zumin­d­est zwei aus ihrer Mitte, Sari und Fer­enc, mal die ganz harten Ker­le geben. Das erfordert einige Umstel­lung, denn eigentlich sind die Wise Guys viel zu nett für so etwas. Deshalb ist das auch nicht ger­ade der Höhep­unkt des Konz­ertes. Davon gibt es aber mehr als genug andere – mit den alten Hits wie „Es ist nicht immer leich ich zu sein“ oder dem unvergessen­lichen „Radio“. Aber auch mit neuer Musik und neuen Tex­ten, wie immer vor allem von Dän und Eddi.
Denn, das zeigt „Klassen­fahrt“ sehr schön, die Wise Guys bleiben sich treu. Und das heißt, dass sie weit­er­hin sehr nette, hitverdächtige Pop­songs schreiben. Dass sie die als A‑Cap­pel­la-Gruppe halt auss­chließlich mit ihren Stimm­bän­dern pro­duzieren, ist da fast zufäl­lig. Und gar nicht so wichtig. Haupt­sache, die gute Laune kommt. Dafür brauchen sie nie viel: Eine eingängige Melodie, ein unbe­d­ingt gereimter Text, etwas Augen­zwinkern: Und fer­tig ist schon die Rock-Hymne „Latein“, die den Klassen­primus zum Helden macht. Zumin­d­est für diesen Song. Über­haupt ihr unge­broch­en­er Opti­mis­mus. Das wird manch­mal fast zu viel, wenn sie immer noch und wieder nur an das Gute glauben – selb­st „Am Ende des Tages“, mag er noch so rup­pig gewe­sen sein. Und das „Schlechte Kar­ma“ wird natür­lich auch umge­hend über­wun­den. Das sind eben die Wise Guys: unver­drossen gut drauf. Das es musikalisch ein­fall­sre­ichere und stimm­lich raf­finiert­ere Grup­pen gibt, macht da gar nix. Denn wenn die Wise Guys dann zum Beispiel „Wo der Pfef­fer wächst“ anstim­men, kön­nten sie sich ganz entspan­nen und aufs pan­to­minis­che Sin­gen ver­legen – das Pub­likum singt gerne und run­dum begeis­tert an ihrer Stelle. Aber das tun sie natür­lich nicht. Son­dern leg­en noch einen Zahn zu und rock­en auf der Bühne mal so richtig ab. Schließlich wollen ja alle Spaß haben – und das „ganz ohne Dro­gen“, wie es ein­mal heißt. Aber irgen­dewie sind die Wise Guys doch auch eine Droge. Man kommt ein­fach nicht los von ihnen.

ja, so war das. und ich habe noch ein biss­chen mehr drüber nachgedacht. vielle­icht ist ja der erfolg der wise guys in deutsch­land das beste zeichen für ihr mit­tel­maß — in zeit und ort -, für die zufrieden­heit der musik­er & des pub­likums mit der beque­men mitte, dem ewigen sowohl-als auch: ein biss­chen witz, ein biss­chen nach­den­klichkeit, ein biss­chen gut, ein biss­chen böse, ein biss­chen freud und ein biss­chen leid. aber halt nichts richtig … nichts wirk­lich zu ende gedacht oder geführt. und das nervt nach ein­er weile — mich zumin­d­est: diese ewigen halb­heit­en, die — das unter­stelle ich — dur­chaus berech­net, zumin­d­est beab­sichtigt sind: näm­lich aus der ori­en­tierung am größten gemein­samen nen­ner. die offen­sichtliche ästhetis­che (und intellek­tuelle) belan­glosigkeit ist die folge davon. und damit ist die musik nicht nur nachrangig, son­dern auch voll zufrieden: das streben nach beson­derem, nach außergewöhn­lichem hat sie längst aufgegeben. das aber macht sie (fast) blödsin­nig (ok, das ist vielle­icht ein wenig hoch gegrif­f­en) massenkom­pat­i­bel. nur eben auch lang­weilig und vorherse­hbar. da ist für mich ein­fach kein kitzel, kein reiz mehr dran — wed­er musikalisch noch inhaltlich irgend etwas über­raschen­des, neues.

schon die beset­zung weist ja darauf hin: fünf män­ner­stim­men — aber keine extreme. kein wirk­lich tiefer bass und kein ordetnlich­er hoher tenor. auch keine beat­box oder wirk­lich gute vocal per­cus­sion. und, das ist die kehr­seite, deswe­gen sind sie ja auch so wun­der­bar zum mitsin­gen geeignet. aber das liegt natür­lich auch an den ein­fachst gebaut­en songs, den über­sichtlichen arrange­ments und vor allem den eingängi­gen, unkom­plizierten, eigentlich sog­ar sim­plen melo­di­en.