so, noch einmal nachrichten vom mainzer musiksommer. diesmal habe ich das ma’alot-quintett erwischt, im weihergarten, gespielt wurde die seltsame kombination von piazzolla und mozart, die total blödsinnig nebeneinander standen und sich bloß anschwiegen… viel mehr gibt’s eigentlich nicht sagen — außer das die bestuhlung im weihergarten nicht gerade sehr bequem ist.. und das publikum diesmal ziemlich träge war…
also, so hat’s die rhein-zeitung bekommen:
die fräcke waren eigentlich überflüssig: die wahre kultur zeigt sich schließlich im klang und nicht in der kleidung. und sie passten auch nicht so recht ins gemütliche ambiente des weihergarten. vor allem aber ging die dienstkleidung des maalot-quintetts (zumindest ihrer vier männer) nicht so recht mit der musik zusammen, die sie am meisten spielten. denn astor piazzollas werke sind nie nur reine konzertsaalmusiken, sondern immer auch noch unterhaltung.
das liegt natürlich am tango, von dem (fast) jeder note aus seiner hand beseelt ist. zwar würde es wohl schwerfallen, zu seinem tango nuevo einen klassischen paartanz aufs parkett zu legen, aber ganz lässt piazzolla seine herkunft nie los. bestes beispiel dafür ist wohl die histoire du tango, eine viersätzige suite, die genau das tut, was ihr titel verspricht: eine geschichte der tangomusik in klingenden beispielen zu schreiben. der klarinettist des maalot-quintetts, ulf-guido schäfer, hat das für sein ensemble zurechtgerückt. und die fünfe bringen mit dieser musik sogar die stuhlbeine zum tanzen. das ist nämlich genau das, was der gemeine mitteleuropäische konzertbesucher mit dem tango verknüpft: leidenschaft pur. und das maalot-quintett zeigt wunderbar die entwicklung von der nachtmusik in den konzertsaal, vom anrüchigen tanz zur hochkultur.
fast ebenso erfolgreich nahm sich das bläserquintett des tango ballets von piazzolla an. immer wieder wechselten sie ganz nonchalant und beiläufig vom flötenden frohsinn zur besinnlichen nachdenklichkeit und der gedankenverloren melancholie. so kam nie langweile auf. geschlossener blieb das ensemble bei den estaciones portenas, der argentinischen version von vivaldis vier jahreszeiten. hierbei fiel die paradoxe mischung des maalot-quintetts vielleicht am deutlichsten auf: da versuchen sich fünf musiker in einer klassischen besetzung der europäischen kunstmusik an mehr oder minder echter südamerikanischen folklore. und es funktioniert erstaunlich gut. vielleicht ist es ein wenig zu gut, zu schön aber das stört ja kaum.
ganz umsonst hat sich das maalot-quintett übringens doch nicht in die fräcke geworfen: für mozart gehört sich das immer noch. und weil eben mozartjahr ist, darf auch möglichst kein konzert ohne den jubilar vorübergehen. auch wenn es überhaupt nicht ins programm passt. die harmoniemusik zu così fan tutte und das andante für eine orgelwalze, die ulf-guido schäfer für sein ensemble bearbeitet hat, sind zwar auch schöne musik und die fünf bläser spielen auch frisch und fröhlich drauf los aber das ist im weihergarten, umgeben von piazzollas musik, weder besonders passend noch besonders spannend.
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