die bei­den kom­men ja ab und an mit­ein­an­der in berüh­rung, meist aller­dings nur in einer rich­tung, um die es hier jetzt auch geht: ein net­tes klei­nes kon­zert loka­ler kräf­te im gon­sen­hei­mer rat­haus, das um das the­ma „natur­ver­to­nun­gen“ kreist – mit hef­ti­gem hin- und her-sprin­gen zwi­schen den sti­len und jahr­hun­der­ten (ein bei­trag zur tat­säch­lich statt­fin­den­den berüh­rung in umge­kehr­ter rich­tung, also kul­tur in der natur, fin­det sich etwa hier.) so, genug der vor­re­de, jetzt der eigent­lich text:

rau­schen­de flüs­se, spru­deln­de quel­len, wogen­de wäl­der – fer­tig ist die natur. viel mehr bekommt die musik näm­lich nicht von ihr mit, wären da nicht nur die vogel­stim­men. aber die sind ja immer schon mehr oder weni­ger musik gewe­sen. und obwohl sich die natur in der rea­li­tät noch ein wenig viel­fäl­tig prä­sen­tiert, die mög­lich­kei­ten sind auch so für die musik schon uner­gründ­lich. ein paar, ganz weni­ge eigent­lich, die­ses ein­drin­gens der natur in die akus­ti­sche kunst waren jetzt im gon­sen­hei­mer rat­haus zu hören. die drei musi­ke­rin­nen des duo flau­tia­no machen das mit einem rund­um­schlag: aus barock, roman­tik und gegen­wart haben sie der kam­mer­mu­sik ein paar stich­pro­ben zum the­ma „wind, wald und was­ser“ ent­nom­men.

nicht feh­len darf bei einem sol­chen the­ma natür­lich oli­vi­er mes­siaen, der meis­ter der inte­gra­ti­on von vogel­stim­men in die kom­po­nier­te musik. von ihm haben sich die pia­nis­tin ange­li­ka raff und ihre part­ne­rin, die flö­tis­tin susan­ne gimm, sein ers­tes werk, in dem er sich ganz dem klang eines vogels ver­schreibt, aus­ge­sucht: „le mer­le noir“, die schwa­re amsel. damit kön­nen die bei­den zuge­lich zei­gen, wie gut sie auf­ein­an­der abge­stimmt sind: im stän­di­gen auf und ab, in den viel­fäl­ti­gen stim­mun­gen des kur­zen stücks bil­det das duo eine geschlos­se­ne ein­heit, das den unzäh­li­gen details, den natur­nach­ah­mun­gen und atmo­sphä­ri­schen ein­drü­cken ihren raum lässt.

vor der roman­tik rausch­te und plät­scher­te es in der musik eher sel­ten. hän­dels „neun deut­sche ari­en“ bie­ten immer­hin zwei bei­spie­le: regi­na dah­len singt mit wohl­do­sier­ter kraft und kla­rer arti­ku­la­ti­on vom zit­tern­den glän­zen der spie­len­den wel­len, von der herr­lich­keit der natur. aber erst die roman­tik ist die hoch­zeit der ver­mäh­lung von natur und kunst: ob in lie­dern oder sona­ten – ganz ohne geht es nur noch sel­ten ab. carl reine­ckes „undi­ne“, eine pro­gram­ma­ti­sche sona­te für flö­te und kla­vier, erfor­dert zwar eher groß­zü­gi­ges asso­zi­ie­ren, um die natur in der musik zu erken­nen. aber sie brei­tet ein wun­der­ba­res pan­oram aus – mit klei­nig­kei­ten geben die musi­ke­rin­nen sich hier nicht ab. immer haben sie gro­ße zusam­men­hän­ge im blick, stets bleibt alles im fluss, beharr­lich fol­gen sie den wel­len­be­we­gun­gen des emo­tio­na­len erle­bens, das erst in der besinn­li­chen ver­söh­nung des schlus­ses sei­ne erfül­lung fin­det.

gut, das war der also offi­zi­el­le text­teil. nicht mehr hin­ein­ge­passt hat v.a. sofia gubai­du­li­nas „klän­ge des wal­des“. obwohl das auch mal wie­der ganz schön zu hören war. natür­lich auch hier wie­der die obli­ga­ten vogel­stim­men (was wäre ein wald ohne die gefie­der­ten vie­cher), aber vor allem ein sehr atmo­sphä­ri­sches stim­mungs­bild, noch bei­na­he (naja, viel­leicht doch nicht so bei­na­he) roman­ti­sches stück musik. wobei die grund­hal­tung, das emo­tio­na­le emp­fan­gen und (hör-)bildliche wie­der­ge­ben die­ser stim­mung in der musik eben doch ziem­lich von der roman­ti­schen ästhe­tik bestimmt ist. jeden­falls sehr schö­ne, plas­ti­sche momen­te – vor dem inne­ren auge tau­chen ein­sa­me, unbe­rühr­te, leicht ver­wil­der­te mär­chen­wäl­der auf, sanf­te nebel­schwa­den, hier und da blitzt immer wie­der ein ein­sa­mer son­nen­strahl durch das dach der grü­nen wüs­te, ansons­ten eher gedämpf­tes licht etc. usw. – also irgend­wie eben die typi­schen emp­fin­dun­gen der roman­ti­ker – oder die ent­spre­chen­den kli­schees.