Es ist ein ständi­ges Kom­men und Gehen. Beim acht­en Sin­foniekonz­ert ist auf der Bühne des Großen Haus­es viel Bewe­gung – kaum eine halbe Stunde verge­ht, ohne dass die Beset­zung des Phil­har­monis­chen Orch­esters sich ändert und kleinere Umbaut­en anste­hen. Dabei sind nur zwei Kom­pon­is­ten zu hören: Johann Sebas­t­ian Bach und Igor Straw­in­sky. Bei­de allerd­ings mit mehreren Werken – und jedes Werk ver­langt ein anderes Orch­ester: Mal sind es nur ein knappes Dutzend Stre­ich­er, mal ein kom­plettes Stre­i­chorch­ester, mal mit und mal ohne Bläs­er.
Kon­trast­dra­maturgik heißt das im Pro­grammheft: Zwis­chen Orch­ester­musik von Bach – zwei Suit­en und dem drit­ten Bran­den­bur­gis­chen Konz­ert – ste­hen noch zwei Kom­po­si­tio­nen von Straw­in­sky: Die Dans­es con­cer­tantes und das Con­cer­to in D. Das hat einen guten Sinn, denn der Neok­las­sizist Straw­in­sky klingt zwar ein biss­chen anders als Bach, bezieht sich aber gerne und oft auf barocke For­men, wie sie eben auch bei Bach vorkom­men.

Im Staat­sthe­ater merkt man das vor allem dem späten Con­cer­to an, das Andreas Sper­ing wun­der­bar dirigierte. Und bei dem das Orch­ester beson­ders klangschön arbeit­ete: Weiche, runde Stre­icher­har­monien wech­seln mit kanti­gen Ein­wür­fen. Quick­lebendig inter­pretierte Sper­ing das – bei diesem Werk, das gerne etwas spröde daher kommt, ein großes Ver­di­enst. Seine Präzi­sion und natür­lich die des Phil­har­monis­chen Orch­esters ent­fachen nicht nur unzäh­lige Attack­en, son­dern beherrschen alle Stim­mung, auch die zarten, fast vergesse­nen anmu­ten­den Schwärmereien des Mit­tel­satzes.
Über­haupt gelingt Andreas Sper­ing in diesem Konz­ert der Abwech­slung und der Schnitte etwas seltenes: Eine kon­stante Steigerung vom etwas betulichen Beginn zu einem großen Finale.
Denn auch in der abschließen­den vierten Suite von Bacht betont Sper­ling gerne die große Band­bre­ite der musikalis­chen Charak­ter und Emo­tio­nen. Die Rän­der sind es, die ihn an diesem Spek­trum beson­ders gelin­gen – dazwis­chen bleibt es dur­chaus auch mal solides Mit­tel­maß. Aber im Ganzen ist das doch ein pack­end inten­sives Orch­ester­fest und ein wun­der­bar­er gemein­samer Abschluss nach so viel Beset­zungswech­seln.

(geschrieben für die Mainz­er Rhein-Zeitung.)