Heute ein ganz besonderes Schmuckstück, der “Marche fatale” von Helmut Lachenmann:
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So schreibt der Komponist im Programmheft der Uraufführung:
Marche fatale – ist eine unvorsichtig gewagte Eskapade, sie dürfte den Kenner
meiner Kompositionen mehr irritieren als meine früheren Werke, von denen
nicht wenige sich erst nach Skandalen bei ihrer Uraufführung durchgesetzt
haben. Meine Marche fatale hat allerdings stilistisch mit meinem bisherigen
kompositorischen Weg wenig zu tun, sie präsentiert sich hemmungslos wenn
nicht als Rückfall, so doch als Rückgriff auf jene Floskeln, an welche die
moderne Zivilisation in ihrer täglichen »Gebrauchsmusik« nach wie vor sich
klammert, während doch die Musik im 20. und 21. Jahrhundert längst zu
neuen, ungewohnten Klanglandschaften und Ausdrucksmöglichkeiten vorgedrungen
ist.
[…] Ist ein Marsch mit seinem kollektiv in kriegerische oder festliche
Stimmung zwingenden Anspruch nicht a priori lächerlich? Ist er überhaupt
»Musik«? Kann man marschieren und zugleich hören?
[…] Meine alte Forderung an mich und meine musikschaffende Umgebung,
eine »Nicht-Musik« zu schreiben, von wo aus der vertraute Musikbegriff
sich neu und immer wieder anders bestimmt, so dass der Konzertsaal statt
zur Zuflucht in trügerische Geborgenheiten zum Ort von geist-öffnenden
Abenteuern wird, ist hier – vielleicht? – auf verräterische Weise »entgleist«.
Wie konnte das passieren?
Der Rest ist – Denken.
Einen kleinen Kommentar zum Werk von Moritz Eggert gibt es auch beim Bad Blog of Musick: klick.