robert schumann und heinrich heine, die beiden großen genies der romantik, haben in diesem jahr ihren 150. todestag — auch wenn sich mozart vordrängt. dabei ist gerade dieses traumpaar viel interessanter. und es ist auch noch lange nicht alles gesagt. beide verbindet nämlich nicht nur das jahr ihres todes, sondern auch ein blick für die jeweils andere kunst. beide waren außerdem wunderbare musikschriftsteller. und nicht zuletzt hat schumann eben heine öfter vertont als jeden anderen dichter. diese lieder mussten allerdings im laufe der zeit so einige unbill erfahren. genau das hat thomas synofzik, direktor des robert-schumann-hauses in zwickau, offenbar gereizt. denn seine pünktlich zum jubiläum erschienene studie hat zwei ziele: zum einen will synofzik mit der rezeptionsgeschichte mal so richtig aufräumen. und er will das verhältnis von musik und ironie unter die lupe nehmen. der titel verspricht dabei allerdings ein wenig mehr als das buch einlösen kann. denn sein fokus bleibt beschränkt: es geht um die heine-lieder — und um nichts anderes.
der versuch, der romantischen ironie überhaupt analytisch habhaft zu werden, macht den anfang. synofzik sieht sie vor allem als ausdruck der ambivalenz und der ambiguität. das beobachtet er in heines lyrik und danach sucht er in seinen detaillierten harmonischen, metrischen, melodischen und strukturellen analysen der musik. und er findet dabei so viele und eindeutige musikalischen umsetzungen der ironie, dass man die früheren versuche, genau das schumanns vertonungen abzusprechen, kaum glauben mag. ob es nun die bodenlose harmonik des chorsatzes “die lotusblume”, die tonale ambivalenz von “im wunderschönen monat mai”, die rossini-persiflage in “die rose, die lilie, die taube” oder die paradoxen schlusswendungen und ironischen pointen — synofzik spürt sie mit viel analytischem geschick und scharfblick auf. was seinem buch gerade am ende der lektüre allerdings ein wenig abgeht, ist der größere zusammenhang. interessant wäre schon noch, wie sich diese beobachtungen mit anderen lieder schumanns oder heine-vertonungen anderer komponisten vergleichen ließen.
thomas synofzik: heinrich heine — robert schumann. musik und ironie. köln: dohr 2006. 191 seiten. 24,80 euro.
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