Netterweise sagen die fünf Jungs von Basta gleich dazu, was sie machen: Gute-Laune-Musik. Das ist nicht nur ein Songtitel auf dem neuen Album “Freizeichen”, sondern auch die beste Art, das Quintett und ihre Musik zu charakterisieren. Gute Laune quillt nämlich sozusagen aus allen akustischen Poren ihrer achten CD, die sie in einem Wohnzimmer auf dem Land vor den Toren Kölns aufgenommen haben. Die entspannte Atmosphäre bei der Entstehung hat sich hörbar niedergeschlagen. Man hat unweigerlich immer fünf nett lächelnde junge Männer vor dem inneren Auge — manchmal geht das Lächeln etwas mehr ins Schelmische, manchmal wird es eher ironisch. So klingt’s auch: Basta bedient sich hier und da, lässt sogar mal ein bisschen Bossa-Nova-Feeling aufkommen. Die Hauptsache aber ist: Es klingt immer schön eingängig, leicht und zugänglich. Und manchmal schreit das geradezu nach Live-Aufführung: “Ich Bass” zum Beispiel, bei dem Arndt Schmöle zeigen kann, was so ein Bass drauf hat, aber auch “Nachkommen” sind Songs, die auf der CD ihr Potenzial nur andeuten können.
Anderes zündet dagegen auch hier. „Gute-Laune-Musik“ nimmt die einfachen Pop-Hit-Rezepte mit stampfendem Beat und um jeden Preis eingängigen Refrains schön aufs Korn. „Ein kleines bisschen Hass“ ist eine schöne Pophymne gegen das Unterdrücken eigener Gefühle. Und mit „Buhne 4“ ist auch eine richtig schwärmerisch-sehnsüchtige Liebesballade als „Sehnsuchtssinfonie“, wie es im Text heißt, mit dabei. Es geht dann auch immer wieder leicht zeit- und kulturkritisch zu – schon gleich beim Opener “Offline”, der das Offline-Gehen als das “letzte Abenteuer” gegen die Onlinesucht stellt, oder beim musikalisch sehr mitreißendem “Sodom und Gomera”, das die Auswüchse des Pauschaltourismus mit frecher Zunge vorführt.
Basta sind eben ganz schön ausgefuchst, routiniert und smart. William Wahl, der mit ein wenig Hilfe bei den Arrangements von Oliver Gies, fast alleine für Texte und Musik zuständig ist, hat sich viele nette Details einfallen lassen. Insgesamt wirkt „Freizeichen“ aber etwas atemlos, Schlag auf Schlag folgt hier immer mehr von fast dem Gleichen. Das ist alles ohne Frage auf gleichem, hohen Niveau. Aber kaum ein Song sticht wirklich heraus. Alle sind sie zweifellos gut gemacht, haben nette Ideen und feinen Witz, geschickte Arrangements und werden ausgezeichnet gesungen.
So klingt das ganze “Freizeichen” ausgesprochen geschmeidig, bleibt dabei aber auch etwas oberflächlich. Das ist alles so eingängig, dass man sich bei jedem Song sofort zu Hause fühlt. Aber leider sind sie auch schnell wieder aus den Ohren und aus dem Sinn. Basta macht auf “Freizeichen” eigentlich nichts verkehrt, technisch und sängerisch sowieso nicht. Aber dennoch gibt es eher wenig, was so richtig voll begeistert und Zustimmung erzwingt. Aber immerhin hat Basta damit viel Material für großartige Live-Konzerte.
Basta: Freizeichen. The Record Company 2016. Spielzeit: 47:42.
(Zuerst erschienen in »Chorzeit – Das Vokalmagazin« No. 33, Dezember 2016.)
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