ein nettes abschlusskonz­ert der fün­ften arbeit­sphase der rheinis­chen orch­ester­akademie mainz im kur­fürstlichen schloss — mit drei ganz ver­schiede­nen vertretern “amerikanis­ch­er” musik:

ameri­ka ist ein großes land mit vie­len leuten, die gerne auch so viel tra­di­tion und geschichte hät­ten wie die europäer. vor allem wenn es um die musik für den konz­ert­saal geht – da tat­en sich die siedler und ihre nach­fahren näm­lich lange schw­er.

inzwis­chen ist das prob­lem freilich nicht mehr so zu erken­nen, auch die amerikan­er haben eine musik­tra­di­tion.

drei möglichkeit­en des kom­ponierens in und mit ameri­ka beschäftiget die fün­fte aus­gabe der rheinis­chen orch­ester­akademie mainz (roam), die ihre ergeb­nisse bei einem abschlusskonz­ert im schloss präsen­tierte.

sergej prokof­jew muss her­hal­ten als ein emi­grant, der zumin­d­est zeitweise in den usa lebte. seine 7. sin­fonie freilich ist erst viel später ent­standen und ver­ar­beit­et deshalb auch andere ein­flüsse, vor allem die bes­tim­mungen der sow­jetis­chen kul­tur­poli­tik nach dem zweit­en weltkrie. aber let­ztlich ist es auch ein­fach nur musik. die strenge, fast mil­itärisch straffe organ­i­sa­tion, die der junge diri­gent tobias rokahr der roam verord­netet, ver­hil­ft dieser sin­fonie zu ein­drück­lichem erfolg. keine spur von chaos, kein unkon­trol­liert­er tumult trüben die große überzeu­gungskraft.

weniger glück­lich zeigte sich rokahr dage­gen beim con­certi­no für marim­baphon und orch­ester von paul cre­ston, das für die zweite möglichkeit des amerikanis­chen kom­ponierens stand: die verbindung von u- und e‑musik, wohl die erfol­gre­ich­ste form. am solis­ten ben­jamin schäfer lag das freilich nicht: der ließ seine schlegel mit viel feuer und gehörig druck tanzen. die roam wirk­te dage­gen wie ziem­lich schw­er­fäl­liger dampfer – aber da sie eh’ nicht so wichtig ist für das gelin­gen dieses con­certi­nos, macht das nichts.

charles ives schließlich ist einen drit­ten weg gegan­gen: vor allem der kün­st­lerischen avant­garde verpflichtet, ohne seine heimat darüber zu vergessen. „the unan­swered ques­tion“ ist ein echter dauer­bren­ner, um das zu beweisen. zum glück spielte die roam auch den dazuge­höri­gen zweit­en teil. denn schon der anfang ist ein­fach unwer­fend: zart flir­ren die stre­ich­er, darüber erhebt sich die tas­tend fra­gende trompete, die eigentlich schon jede hoff­nung auf eine antwort aufgegeben hat und zunehmend desparater wirkt, aber den stachel der hoff­nung nie ganz ent­fer­nen kann: vielle­icht klappt es ja doch noch ein­mal. die antwort ver­suchen die holzbläs­er – und find­en keine. sie erge­hen sich in hek­tis­chem ges­tam­mel, wis­sen allerd­ings selb­st immer schon, dass das keine antwort wer­den wird, bis sie schließlich genug haben und selb­st den ver­such aufgeben – da hat tobias rokahr die tragik der mod­erne wirk­lich wun­der­bar her­aus­gek­itzelt.