die neueste lektürefrucht: frank rexroth: deutsche geschichte im mittelalter. münchen: beck 2005.
im allgemeinen sind die bändchen der reihe „wissen“ aus dem beck-verlag ja sehr zu empfehlen: kompakte darstellung, kompetente schreiber, informativ und lesbar. aber rexroths büchlein hat mich nicht wirklich überzeugt. vielleicht sind 120 seiten doch zu wenig, um eine sinnvolle, ausreichend ausführliche, lesbare und verständliche geschichte deutschlands oder der deutschen oder des deutschen reichs im mittelalter zu schreiben. rexroth reflektiert diese probleme, also was in diesem zeitrahmen überhaupt deutsch heißt, natürlich – in der gebotenen kürze und folgt dann einem recht pragmatisch scheinendem ansatz, der sich vor allem auf die wiederentdeckung von tacitus‘ „germania“ bezieht. auch wenn die vorgeschichte (karolinger, entstehung des reichs etc.) wirklich extrem knapp ausfällt.
in den hauptteilen gilt rexroths interesse dann zum einen der machtökonomie und den herrscherideologien (also vor allem ihren rechtfertigungsversuchen und unternehmungen der dynastiegründung etc.). großen wert legt er deshalb auf die beschreibung der konstitution, gestaltung, ausweitung/erhaltung/pflege von politischer macht in den händen der könige und kaiser, aber eben auch der fürsten und kleriker. das verbindet er grob gesagt zu einer geschichte der (mentalen) reichsbildung.
da rexroth geschichte offenbar vor allem als dialogisches geschehen auffasst (insbesondere wenn es um die deutsche geht), als bewegung von dialogischen spannungen, tritt neben diesen machtpolitischen fokus noch ein (in der darstellung freiliche enttäuschend pauschaler) blick auf die sozialgeschichte der betrachteten zeiträume. gerade im zusammenspiel dieser beiden faktoren ist rexroth besonders darauf bedacht, langfristige entwicklungen und verbindungslinien aufzuzeigen. das einzelne ereignis interessiert ihn dabei weniger bzw. vor allem als symptom oder anstoss solcher entwicklungen.
diese perspektiven auf die deutsche geschichte des mittelalters sind ohne zweifel interessant, durch die ständig wechselnden foki wird die darstellung aber äußerst unübersichtlich und wirkt oft unsystematischer als sie eigentlich ist. aufgrund der zusätzlichen, sehr gedrängten kompaktheit der schilderung ist das ganze ohne durchaus einigermaßen detailliertes vorwissen im grunde nicht nutzbar zu lesen und auch kaum verständlich. das gilt vor allem, was die beziehung zwischen den jeweils handelnden betrifft. da zeigt sich vor allem, dass geschichte eben doch immer noch auch etwas mit geschichten zu tun hat – doch dafür hat rexroth hier einfach keinen platz.
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