Gellend meckern die Klarinetten, von sanft schwingenden Flöten gleich behutsam beruhig. In der Tiefe brummeln die Fagotte und im Hintergrund schrubbt der Kontrabass dazu. Die Oboen wieseln derweil elegant über Hoch und Tief, während die Hörner unaufgeregt zwischen druckvollem Schmettern und gelassenen Kantilenen wechseln.
Ja, es ist eine Menge los, wenn so ein Bläserdezett ein Konzert gibt. Auch wenn, wie beim dritten Kammerkonzert in Kleinen Haus des Staatstheaters, manchmal nur neun oder acht statt der zehn Holz- und Blechbläser aus dem Philharmonischen Orchester im Einsatz sind. Dafür haben sie aber auch nicht nur artfremde Unterstützung durch den Kontrabass – der gehört ja quasi dazu, auch wenn niemand ihn mitzählt. Sondern sie haben für ihr ausgewähltes Publikum auch hochkarätige Unterstützung dabei. Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt setzt sich für das Philharmonische Bläserdezett am Ende ihrer Mainzer Zeit noch einmal an den Flügel. Mit den „Variations sur un thème plaisant“ von Jean Françaix tut sie das für eine angenehme Komposition, bei der nicht nur das Thema gefällt. Gemeinsam mit dem Philharmonischen Bläserdezett lässt sie die neoklassizistischen Variationen immer wieder charmant changieren zwischen Heiterkeit und Nachdenklichkeit. Bläser und Pianistin spielen das mit viel Esprit, immer locker, genau und vor allem ausgesprochen inspiriert.
Als zweite Solistin hatte das Ensemble die junge Sopranistin Alexandra Samouilidou verpflichtet. Die sang die Fünf frühen Lieder Gustav Mahlers – in einer auch wieder aus Mainz stammenden Bearbeitung für Bläserdezett. Ob die wirklich besser ist als die Orchestrierung von Luciano Berio sei einmal dahingestellt. Im Kleinen Haus ist jedenfalls ein Genuss. Das ist sowohl ein Verdienst der klar artikulierenden Sängerin, die sich eng in den Bläserklang integriert, als auch eben dieser zehn Bläser, die das dicht gewebte Arrangement sehr plastisch ausformen.
Die hatten ihr Hauptwerk und ein echtes Heimspiel aber noch vor sich: Die Suite aus Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“, für die das Dezett zur Harmoniemusik schrumpfte. Nun waren sie zwar nur noch zu acht (plus dem einsamen Kontrabass), aber immer noch gewitzt und spielfreudig. Die sichtliche und vor allem hörbare Freude, diese Oper – die ja auch auf dem Spielplan des Großen Hauses stand – mal ganz allein, ohne störende Sänger, Streicher, Dirigenten und den ganzen Kram auf der Bühne in Angriff zu nehmen, zog sich sowohl durch die Tanzstücke als auch die Duette und Ensembles. Andreas Tarkmanns Bearbeitung bietet auch viele reizvolle Möglichkeiten der Entfaltung für die Harmoniemusik – und macht dieser Besetzung, eigentlich vor allem eine Sache des späten 18. Jahrhunderts, auch tscheschiche Nationaloper des späteren 19. Jahrhunderts zu eigen. Und die wiederum klang beim Philharmonischen Bläserdezett so frisch und unverbraucht, als wäre sie erst vor einigen Wochen komponiert worden und nicht schon 155 Jahre alt.
(geschrieben für die mainzer rhein-zeitung.)
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