das tied+tickled trio (das auf dieser aufnahme ein quintett ist) klingt auft aelita ein wenig anders als gewohnt. vor allem gibt es sich, als sei es elektronik pur — das klingt viel künstlicher und computerlastiger als ich frühere alben in erinnerung habe. und oft aber auch wieder mit der fürs ttt bestimmenden typischen melancholie: keine selbstvergessenheit des gefrickels, keine pessimistische weltuntergangsstimmung, aber doch immer etwas, nur eine spur, verzweifelt; immer etwas angewidert und desillusioniert von der häßlichkeit der welt; und — ja, auch das — immer ein kleines bisschen empört, dass sich niemand außer ihnen daran stört und darum kümmert.
nur leider wieder viel zu kurz: ein happen für das kurze hören zwischendurch sozusagen ;-) schwere kost ist es ja gerade nicht. aber schön ist es schon. chlebnikov vor allem — wunderbar poetische klangzusammenstellung, total eklektizistisch — aber was solls, das macht eben spaß. (interessant auch, dass mir in letzter zeit immer wieder verweise und anspielungen auf chlebnikov begegnen. überhaupt scheint die russische kunst des frühen 20. jahrhunderts als referenzrahmen gerade wieder eine gewisse beliebtheit zu erfahren …)
laut.de ist damit nicht so ganz glücklich geworden. da steht auch ein satz, der mir noch einmal sehr klar machte, warum ich das so anders wahrnahm als frühe ttt-alben: „ Auf “Aelita” verschwindet die von allen Seiten geschätzte Jazz-Ästhetik, die den Stil des T&TT und das Spiel der Protagonisten bisher hervorragend kennzeichnete, in vollem Umfang.” das ist leider wahr. und manifestiert sich am stärksten in der nicht vorhandenen entwicklung der einzelnen stücke: die sind von anfang an da — und bleiben einfach, wie sie sind, gerade so stehen — bis dann irgendwie mal irgendwann schluss ist. von daher ist es dann doch wieder gerade nicht zu kurz, sondern manches mal fast zu lang… exit-music sieht das ähnlich. und kann noch auf eine andere referenz verweisen: „Drei mal verweisen die Instrumental-Musiker auf die sagenumwobene Aelita, die Mars-Königin aus dem gleichnamigen Roman des russischen Autors Alexej Tolstoi.”
und jetzt, wo ich das alles geschrieben habe, sehe ich auch, was das label auf seiner homepage dazu schreibt: „[…] the Tied+Tickled Trio made a record, that deals with long gone utopias, concentrated, minimal and melancholy”. na, das passt dann ja …
aelita ist übrigens auch ein sowjetischer stummfilm — und ein sowjetischer monophoner synthesizer …
tied+tickled trio: aelita. morr music 2007.
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