Die etwas ungewöhnliche Besetzung – nicht nur der siebenstimmige Chor, sondern besonders der „leicht verstärkte“, ausschließlich gezupfte Kontrabass — verrät die Herkunft und Erfahrung des Komponisten: Gavin Bryars begann seine musikalische Laufbahn als Jazzbassist. Aber der für die Vertonung des Psalm 126 geforderte Bass ist noch mehr, er ist zugleich auch ein wesentliches Element der nötigen Auflockerung an entscheidenden Stellen. Denn Bryars schreibt hier sonst einen sehr streng konstruierten Chorsatz, der in ausgesprochen eng verzahnten Stimmen mit Vorliebe für die jeweils tiefere Lagen mit klassischen kontrapunktischen Techniken aufwartet. Besonders die vielfältigen Imitationen bestimmen die Struktur des knapp fünfminütigen Stückes.
Der siebenstimmtige Chor (allein der Sopran ist nicht geteilt) schafft in dunklen Farben und Klägen eine fast meditative Stimmung. Auf jeden Fall ist das motivisch sehr schlicht aufgebaut. Zusammen mit den durchweg mäßigen Tempi und den vorwiegend geringen Lautstärken (gesungen wird fast nur im piano) entsteht so eine fast raunende, geheimnisvolle Aura — so vertont Bryars die lateinischen Wort des 126. Psalm, die von der Vergeblichkeit aller Bemühungen ohne Gottes Wort und der Eitelkeit alles Schaffens ohne dessen Unterstützung sprechen.
Der Schott-Verlag hat die eigentlich schon sehr übersichtliche Partitur noch mit einem zusätzlichen Klavierauszug für die Einstudierung herausgegeben. Diese Hilfestellung ist gerade für manche ungewohntere Akkordverbindung sicher nicht verkehrt – obwohl Bryars Tonsprache im Ganzen doch sehr moderat modern und auch ohne das durchaus leicht verständlich ist.
Gavin Bryars: Psalm 126 (127) für gemischten Chor und leicht verstärkten Kontrabass. Mainz: Schott 2004 (ED 12879, Spielpartitur). 16 Seiten.
erschienen in der zeitschrift des deutschen chorverbandes, der „neuen chorzeit”, ausgabe juli/august 2007.
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