Der Stre­it um den Suhrkamp-Ver­lag, der ja über­haupt eigentlich ein Stre­it im Suhrkamp-Ver­lag ist, kön­nte — so schwant mir dieser Tage wieder — mal ein sehr inter­es­santes Beispiel wer­den, um die Real­ität des Medi­endiskurs­es im Deutsch­land am Anfang des 21. Jahrhun­derts zu rekon­stru­ieren. Da ist zum einen natür­lich die Ver­schiebung der Rel­e­vanzen und Bedeu­tun­gen: Auch wenn der Suhrkamp-Ver­lag ohne Zweifel tolle Büch­er macht: so debat­tenbes­tim­mend wie in früheren Jahrzehn­ten der alten Bun­desre­pub­lik ist er schon lange nicht mehr. Den­noch über­stürzen sich Zeitun­gen, Feuil­letons und (Literatur-)Kritiker in der Berichter­stat­tung über den Stre­it zwis­chen den bei­den Besitzer­parteien. Beze­ich­nend ja auch, dass dieser Stre­it über­wiegend nicht im Wirtschaft­steil doku­men­tiert und/oder begleit­et wird — da müsste doch (eigentlich) der Sachver­stand der Redak­tio­nen für solche Geschehnisse und Ereignisket­ten sitzen …

Und dann ist da natür­lich noch die Art, wie berichtet wird. Sel­ten fiel mir eine der­maßen fast unbe­gren­zte Parteilichkeit ein. Man kön­nte das sehr schön schon an der Rhetorik und Begrif­flichkeit fast jeden einzel­nen Textes über die ver­schiede­nen Ebe­nen des Stre­ites unter­suchen. Dass ein Teil der Ver­lagsautoren mit rabi­at­en Begrif­f­en um sich schmeißt — geschenkt, die dür­fen ja sozusagen keine Ahnung haben (auch wenn ich es im Detail nicht ganz ver­ste­he …). Aber dass das in der “Presse” ganz ähn­lich geschieht, das wun­dert mich doch immer wieder. Vielle­icht liegt das daran, dass hier der mögliche Unter­gang eines Ver­lages zu beobacht­en und zu doku­men­tieren ist, der als Sym­bol für das ste­ht, was die Feuil­letons auch für sich in Anspruch nehmen (und was oft nur noch ein Traum ist): Der maßge­bliche Ort intellek­tueller Debat­ten der Gesellschaft (die auch noch irgendwelche Ergeb­nisse erzie­len) zu sein. Mit dem “Ver­lust” des Suhrkamp-Ver­lages wird dann überdeut­lich, dass sie sich selb­st genau­so ver­loren haben und es bish­er nur noch nicht wahrhaben woll­ten …

(Keine Links, weil ich zu faul bin, alle die notwendi­gen Beispiele her­auszusuchen. Anlass war aber dieser Artikel der “Zeit”, der Bar­lach einen “Tri­umph” unter­stellt und erst kurz vor Schluss erwäh­nt, dass Bar­lach eben offiziell im Recht ist — was übri­gens nie­mand anzuzweifeln scheint. Wie auch, die Lit­er­aturkri­tik­er ken­nen sich wohl nur sel­ten gut genug mit dem Wirtschaft­srecht aus. Beze­ich­nend auch, dass dieser Text — wie so viele — den eigentlichen Stre­i­tan­lass für diese Gericht­sentschei­dung gar nicht mehr erwäh­nt: Dass näm­lich Unseld-Berkéwicz vor dem Umzug nach Berlin einen entsprechen­den Ver­trag mit Bar­lach abgeschlossen hat …)