Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: feuilleton

Ins Netz gegangen (11.2.)

Ins Netz gegan­gen am 11.2.:

  • Lit­er­atur­blogs: Dieses Buch wird Ihr Leben verän­dern! | Zeit — ana maria michel schreibt am mythos der guten, objek­tiv­en lit­er­aturkri­tiken in (zeitungs)feuilletons und der schlecht­en, sub­jek­tiv­en wer­ben­den besprechun­gen in blogs und youtube-kanälen fort. eines der kri­te­rien ihres ziem­lich unzulänglichen textes: in blogs gäbe es nur pos­i­tive, lobende besprechun­gen — als ob das in feuil­leton anders wäre!
  • Stradi­vari: Frau Gen­er­al lässt bit­ten | ZEIT ONLINE — wol­fram goertz kann sich nicht einkriegen vor begeis­terung, dass frank peter zim­mer­mann für drei jahre eine neue geige hat.
  • Der Online-Freud — alle 17 bände der “gesam­melten werke” von freud gibt es hier online: zum lesen im brows­er oder als pdf- bzw. epub-down­load.
  • Open Access zer­stört die Wis­senschaft. Meint Urs Heftrich in der FAZ. | LIBREAS.Library Ideas — ben kaden set­zt der ver­lagspro­pa­gan­da der faz ent­ge­gen

    fak­tisch ist die Bedro­hung des wis­senschaftlichen Ver­lagswe­sens durch Open Access und Zweitveröf­fentlichungsrechte keines­falls so akut, wie sie ihren Lesern glauben machen wollen. Zum Diskurs gehört also auch, darauf hinzuweisen. Ursäch­lich für einen Rück­gang bei den Erwer­bun­gen sind sich­er nicht vor­rangig die Repos­i­to­rien und Open-Access-Ver­lage, son­dern vielmehr die grotesken Preis­steigerung der STEM-Monop­o­lis­ten sowie Kürzun­gen in den Bib­lio­thek­se­tats. Wie sehr würde man sich über regelmäßige, gern auch scharfe Feuil­leton-Beiträge aus Hei­del­berg gegen die Preis­poli­tik von Else­vi­er und für die bessere finanzielle Ausstat­tung von deutschen Hochschul­bib­lio­theken freuen.

  • Deutsch­land: Off Duty | NEO MAGAZIN ROYALE mit Jan Böh­mer­mann — ZDF­neo — YouTube — so bescheuert, dass es schon wieder gut ist: jan böh­mer­manns neuestes video “Deutsch­land: Off Duty”
  • Geschichte der Gegen­wart — “eine Gruppe von Geistes- und Kultur­wis­sen­schaft­le­rInnen” v.a. aus zürich startete ger­ade die “Geschichte der Gegen­wart” als plat­tform, um sich in die öffentliche diskus­sion einzu­mis­chen.

    Texte, in denen die Gegen­wart nicht verneint wird durch das, was man immer schon zu wis­sen glaubt, son­dern zugäng­lich wird durch das, was man erschließen und rekon­stru­ieren, erörtern und analy­sieren, begreifen und ein­schätzen ler­nen kann.

    Gegen­wart liegt nicht ein­fach vor, son­dern sie passiert, wobei sie sich unser­er Aufmerk­sam­keit laufend wieder entzieht… Hal­ten wir sie fest! Dabei gilt: Wie sie passiert und was in ihr passiert, fol­gt aus all ihren Vergan­gen­heiten, die nicht abgeschlossen sind.

    Geschichte der Gegen­wart bietet bewusst keine Möglich­keit, Artikel unmit­telbar zu kommen­tieren. Diese heute so verbrei­tete Form der medi­alen Öffent­lich­keit hat u. E. den Nach­weis ihrer publi­zis­ti­schen Unabding­bar­keit und politi­schen Produk­ti­vität bis­lang nicht erbrin­gen kön­nen, son­dern öffnete das Feld nicht zulet­zt dem ungefil­terten Vorur­teil, der Ranküne und der blossen Mutmas­sung, die sich um Argu­mente nicht zu küm­mern braucht.

    kön­nte inter­es­sant wer­den …

  • Stel­lung­nahme zu “Siegerkun­st” | ideen­frei­heit — wolf­gang ull­rich berichtet per­ver­sitäten des urhe­ber­rechts: künstler_innen nutzen das zunehmend, um abbil­dun­gen ihrer (öffentlich aus­gestell­ten) werke in pub­lika­tio­nen, die ihnen nicht gefall­en, zu ver­hin­dern und somit eine wis­senschaftliche auseinan­der­set­zung (fast) unmöglich machen. und das spiel kann man bis zu 70 jahre nach dem tod der urhe­berin­nen weit­er­spie­len …

Ins Netz gegangen (11.10.)

Ins Netz gegan­gen am 11.10.:

  • Hilti­bold: Wan­der­er zwis­chen Antike und Mit­te­lal­ter: Das potemkin­sche Dorf Cam­pus Gal­li — Ein kri­tis­ch­er Jahres­rück­blick — hilti­bold über die let­zten entwick­lun­gen am “cam­pus gal­li”, wo ange­blich ver­sucht wird, den st. gal­len­er kloster­plan mit mit­te­lal­ter­lichen tech­niken und mit­teln zu ver­wirk­lichen (tl,dr: viele verzögerun­gen, viele fehler und unsin­nigkeit­en, bish­er noch so gut wie nichts geschafft von den großen zie­len)
  • Autode­sign: Hüb­sch gefährlich | ZEIT ONLINE — Burkhard Straß­mann über die — vor allem für andere Verkehrsteil­nehmer, d.h. Fußgänger und Rad­fahrerin­nen — gefährliche “Ver­panzerung” der Autos durch die Desig­nen­twick­lun­gen der let­zten Jahre/Jahrzehnte, die immer schlechtere Sicht­en für PKW-Fahrer pro­duzieren
  • Das grosse Uni­ver­sum | Schröder & Kalen­der — rainald goetz über jörg schröder, die bun­desre­pub­lik, das leben und die welt — ein eigentlich für den spiegel 1984 geschrieben­er text, dort nicht gedruckt, hier von schröder & kalen­der der mit- und nach­welt über­liefert

    In Wirk­lichkeit erlebt jed­er vie­len, täglich Neues. Weit­ergegeben jedoch, berichtet, erzählt, schrumpeln die meis­ten Leben auf ein trost­los Alt­bekan­ntes zusam­men. Ein­fach weil es so schwierig ist, sich selb­st zu glauben, dem, was man sieht, was man denkt. Und beim Zuhören, noch mehr beim Lesen von Schrift gewor­den­em erzähltem Leben befällt einen man­is­che Trau­rigkeit, Schwäche, großes Matt­sein und Schmerz.

    Schröders Erzählen hinge­gen belehrt einen auf eine unschlag­bar unter­halt­same, wahrhaft komis­che Weise, wie genau die Radikalität aussieht, die vom eige­nen mick­rig­sten Küm­mer­lichkeit­seckchen genau­so unspek­takulär spricht wie vom eige­nen Größen­wahn, und wie genau an diesem Punkt, wo alle Ent­larvungs- und Selb­stent­larvungsab­sicht­en längst zu nicht ver­glüht sind, das Ich explodiert ins tröstlich Unbeson­dere, All­ge­meine, Ver­wech­sel­bare.

  • Sachal Stu­dios’ Take Five Offi­cial Video — nimm fünf! — geniale cov­erver­sion des dave brubeck/paul desmond-klas­sik­ers “take five” mit dem pak­istanis­chen sachal stu­dio orches­tra
  • Debat­te um Flüchtlinge:  Deutsche Werte manip­uliert — Kolumne — SPIEGEL ONLINE — die neue kolumne von mar­garet stokows­ki beim spiegel-online fängt gut an

    Wie hal­ten es diese Flüchtlinge mit der Gle­ich­stel­lung Homo­sex­ueller? Und respek­tieren sie die Rechte der Frauen? Aus­gerech­net Kon­ser­v­a­tive machen sich darüber jet­zt große Sor­gen — dabei waren ihnen diese The­men bish­er her­zlich egal.

  • dichterlesen.net — inter­es­santes archiv, mit span­nen­den fund­stück­en und großem ent­deck­ungspoten­zial …

    Dichterlesen.net ist ein gemein­sames Pro­jekt des Lit­er­arischen Col­lo­qui­ums Berlin (LCB) und des Deutschen Lit­er­at­u­rar­chivs Mar­bach (DLA) und seit dem 3. Okto­ber 2015 online. Gemein­sam haben es sich die kooperieren­den Ein­rich­tun­gen zum Ziel geset­zt, ihre Ver­anstal­tungsmitschnitte aus einem hal­ben Jahrhun­dert deutsch­er und inter­na­tionaler Lit­er­aturgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Das Herzstück des Pro­jek­tes bildet das Online-Tonar­chiv, in welchem die Audio-Auf­nah­men lit­er­arisch­er Ver­anstal­tun­gen (u.a. Lesun­gen, Diskus­sio­nen, Werk­stattge­spräche und Col­lo­qui­en) der beteiligten Insti­tu­tio­nen weltweit zum kosten­freien Nach­hören ange­boten wer­den.

  • Oliv­er Maria Schmitt Poschardts Kinder | TITANIC – Das endgültige Satiremagazin — oliv­er maria schmitt rech­net mit dem welt-feuil­leton ab — sehr tre­f­fend, sehr gemein & sehr gut:

    »Springer­ju­gend« nan­nte die linke Lügen­presse seine Boys und Girls. »Hitlers Kinder«, so sann es in Poschardts Polo, so nan­nte man doch früher mal sozusagen metapho­risch die Dep­pen von der RAF. Kohls Kind, das war er im Prinzip selb­st. Und Merkels Kinder, die schrieben ihm jet­zt das Feuil­leton voll. Die ehe­mals von den Linken monop­o­lisierte Protest- und Ran­daliergeste war nun im recht­en Main­stream angekom­men, analysierte der Dr. die Gesamt­lage auf den Straßen von Großber­lin. Und recht eigentlich waren es doch seine Kinder. Ja, das war die Poschardtju­gend, haha! Flink wie Schoßhunde, zäh wie Nap­paled­er und hart wie die Kro­nko­rken von Club-Mate.

  • Vor­würfe gegen von der Leyen: Unge­le­sene Dok­torar­beit­en? — sehr gute einord­nung von jür­gen kaube über das pro­mo­tion­swe­sen in deutsch­land, forschung, qual­i­fika­tion, lesen und schreiben …
  • NSU ǀ Geheime Kom­mu­nika­tion — der Fre­itag — der “Fre­itag” über hin­weise und indizien, dass der baden-würt­tem­ber­gis­che nsu-auss­chuss der exeku­tive — die er kon­trol­lieren soll — hin­weise auf aus­sagen und hin­weis­ge­ber weit­ergegeben hat.
  • Der Bib­lio­thekar als Gate­keep­er der Wis­senschaft | KSW Blog — michael knoche, direk­tor der her­zo­gin-anna-amalia-bib­lio­thek in weimar, über die notwendigkeit, auch heute unter bed­i­n­un­gen zumin­d­est teil­weis­er elek­tro­n­is­ch­er pub­lika­tion, in forschungs­bib­lio­theken noch/weiter samm­lun­gen aufzubauen
  • Wider die Aktengläu­bigkeit! Eine Lehrstunde bei Egon Bahr | Aktenkunde — die “Aktenkunde” über das dif­fizile zusam­men­spiel von akten und mem­oiren von poli­tik­ern, inter­es­sant dargestellt anhand egon bahrs:

    Quel­lenkri­tisch ist das natür­lich ein Prob­lem, denn Zirkelschlüsse dro­hen. Vor allem müssen His­torik­er in der Lage sein, die den “Erin­nerun­gen” zugrun­deliegen­den Unter­la­gen aktenkundlich einzuschätzen. Dazu erteilt Bahr in seinen Mem­oiren eine Lehrstunde: 1968 führte er als Pla­nungsstab­schef des Auswär­ti­gen Amts in Wien ein ver­traulich­es Sondierungs­ge­spräch mit dem pol­nis­chen Geschäft­sträger in Öster­re­ich, Jerzy Raczkows­ki. Um dieses Gespräch in seinen Mem­oiren darzustellen, hat­te Bahr in einem sel­te­nen Glücks­fall nicht nur seinen eige­nen Gesprächsver­merk zur Hand, son­dern auch den seines pol­nis­chen Gegenübers.

  • Apfel­ernte: Ohne Streuob­st­wiesen keinen Apfel­wein
  • Rebuild­ing Berlin’s Stadtschloss is an Act of His­tor­i­cal White­wash­ing | The May­bachufer — sehr richtig (und passiert lei­der nicht nur in berlin):

    By rebuild­ing the Stadtschloss in place of the Palast der Repub­lik, Berlin is air­brush­ing its own his­to­ry. East Ger­many hap­pened. Phys­i­cal­ly remov­ing the evi­dence of it from the heart of Berlin, replac­ing it with what was there before, pre­tend­ing it was nev­er there, is disin­gen­u­ous and it is dan­ger­ous.

Ins Netz gegangen (2.2.)

Ins Netz gegan­gen am 2.2.:

  • Krach um Cas­torfs “Baal”: Opi­um ist Reli­gion fürs Volk — Tagesspiegel — peter lau­den­bach macht sich über den ver­such, die cas­torf-insze­nierung des brecht’schen “baal” zu ver­bi­eten, lustig:

    Vielle­icht sollte sich die Rechtsabteilung bei Gele­gen­heit auf den Stand des eige­nen Ver­lagspro­gramms brin­gen – von Fou­caults Kri­tik am Begriff des Autors über Kris­tevas Wis­sen, dass in einem Text viele Stim­men sprechen, bis zu Hein­er Müllers Hin­weis: „Brecht gebrauchen ohne ihn zu kri­tisieren, ist Ver­rat.“ Man kann Cas­torf vieles vor­w­er­fen – nicht aber , dass er Brech…

  • Warum klas­sis­che Musik schon immer poli­tisch war — Süddeutsche.de — rein­hard j. brem­beck beschreibt, warum musik — und musik­er — immer poli­tisch ist (mit eini­gen seit­en­hieben auf aktuell musizierende …)

    Und nicht nur die Musik­er sind, ja, müssen poli­tisch sein. Auch die Kom­po­si­tio­nen sind unau­flös­lich ver­bun­den mit dem sie bedin­gen­den poli­tis­chen Sys­tem.

  • Lit­er­aturkri­tik ver­sus Lit­er­atur­jour­nal­is­mus — lothar struck ergänzt die bemerkun­gen von jörg sun­der­meier um einige meines eracht­ens sehr richtige, wichtige und zus­tim­mungs­fähige beobach­tun­gen und ein­schätzun­gen:

    Ich plädiere für die ein­deutige Unter­schei­dung zwis­chen »Lit­er­aturkri­tik« und »Lit­er­atur­jour­nal­is­mus«. Dem­nach ist Lit­er­aturkri­tik der meist etwas umfan­gre­iche Ver­such, nicht nur den Inhalt eines Buch­es wiederzugeben, son­dern darüber hin­aus for­male und ästhetis­che Kom­po­nen­ten zu ein­er lit­er­arischen Bew­er­tung her­anzuziehen. […] Die Lit­er­aturkri­tik sollte am Text »kleben«, ohne ihn gram­matikalisch zu sezieren. Neben der Kri­tik am Plot, an ein­er Hand­lung, sollte auch auf die Sprache und die Form geachtet wer­den. Außer­lit­er­arische Bezüge soll­ten ver­nach­läs­sigt wer­den.
    Lit­er­atur­jour­nal­is­mus hinge­gen reduziert die Kom­plex­ität, bilanziert vor­eilig in Schubladen, druckt leicht zitier­bare Etiket­ten. Lit­er­aturkri­tik ihrer­seits öffnet den Text, find­et Alle­gorien, engt jedoch den poten­tiellen Leser nicht ein, son­dern erzeugt Neugi­er. Lit­er­atur­jour­nal­is­mus ist pater­nal­is­tisch und pos­tuliert Urteile, Lit­er­aturkri­tik begrün­det sie. Lit­er­atur­jour­nal­is­mus ist getrieben und unter­liegt den kom­merziellen Geset­zen von Ver­lagspro­gram­men und deren Zyklen. Lit­er­aturkri­tik hat Zeit und ver­langt Zeit. Lit­er­atur­jour­nal­is­ten haben Fre­unde, Lit­er­aturkri­tik­er Kol­le­gen.

  • Fire­fox und Chrome ver­rat­en IP-Adressen trotz VPN | heise Net­ze — ständig muss man irgend­wo nachbessern …

    Viele Nutzer ver­schleiern ihre eigentliche IP-Adresse und damit ihren Stan­dort, indem Sie über einen VPN-Serv­er ins Inter­net gehen. Die WebRTC-Imple­men­tierun­gen von Mozil­la Fire­fox und Google Chrome plaud­ern aber die Adresse aus.

    — immer­hin lässt sich das auch ver­hin­dern.

  • Span­ish Civ­il War pho­tos by Agusti Cen­telles and Robert Capa.
  • Energiewende: “Aut­o­fahren ist viel zu bil­lig” | ZEIT ONLINE — andreas knie:

    Wir haben in Deutsch­land so viele Autos, dass alle Ein­wohn­er auf den vorderen Sitzen Platz nehmen kön­nten, auch die Babys und Rent­ner. Und Fortschritte, beispiel­sweise durch sparsamere Motoren, wer­den durch die Leis­tungssteigerung der Fahrzeuge ein­fach zunichtegemacht. Eine mutige Bun­desregierung müsste das ändern.

  • Tal der Ahnungslosen | misik.at — »Die blanken Sta­tis­tiken des IWF zu referieren ist heute schon linkspop­ulis­tisch.«
  • Inter­view ǀ „Immer noch so cool“ — der Fre­itag — carl hege­mann über die volks­bühne:

    Dieses The­ater hat den The­ater­be­griff verän­dert. Auch durch die Dreistigkeit, mit der sich Schaus­piel­er als sie sel­ber auf die Bühne stell­ten und nicht nur als Fig­uren. Hen­ry Hübchen war da der Vor­re­it­er, der in den Räu­bern sagte: „Meinen Sie, ich mach das hier gerne: jeden Abend Franz Moor – seit 200 Jahren?“ – und dann das Pub­likum als „Kadet­tfahrer“ beschimpfte. Diese Per­spek­tive hat das The­ater stark verän­dert. Und die Theaterwissenschaft.</bloc…

  • Furios in den Unter­gang — Jörg Sun­der­meier — jörg sun­der­meier noch ein­mal pointiert zu sein­er sicht des standes der lit­er­aturkri­tik in den medi­en heute:

    Das erk­lärt die Mis­ere der Lit­er­aturkri­tik aber nicht hin­re­ichend. Dieser fehlen vor allem die Kri­te­rien. Stilis­tis­ches Kön­nen eines Autors wird oft nur behauptet, nicht belegt, offenkundi­ge Stil­blüten wer­den nicht angeprangert, die Fig­urenkon­stel­la­tio­nen wer­den nicht unter­sucht, der Plot nicht analysiert – im Gegen­teil. Ein Buch wird von ein­er Rezensentin für eine Beson­der­heit …

  • Neue Studie über Fahrrad­fahren unter Alko­hole­in­fluss — der rechtsmedi­zinier thomas dal­drup hat den ein­fluss von alko­holkon­sum auf’s fahrad­fahren unter­sucht — mit über­raschen­den ergenis­sen:

    Nach unseren Ergeb­nis­sen müsste die Recht­sprechung eigentlich in dem Sinne rev­i­diert wer­den, dass es für Fahrrad­fahrer keine Ober­gren­ze mehr gibt. Auch mit 1,6 Promille oder mehr – manche Teil­nehmer hat­ten sog­ar zwei Promille – kön­nen einige ohne große Aus­fall­er­schei­n­un­gen Rad fahren. Ein pauschal möglich­es Strafver­fahren bei 1,6 Promille erscheint nach…

  • Jan Böh­mer­mann: Der Allei­n­un­ter­hal­ter | ZEIT­magazin — matthias kalle erk­lärt im “zeit­magazin” jan böh­mer­mann und dessen neue sendung “neo mag­a­zin royale”, die im “richti­gen” zdf zu sehen sein wird
  • Unge & die YouTu­ber Szene: Jan Böh­mer­mann im Inter­view bei Visa Vie (zqnce) — YouTube — “Googlet mal “dif­feren­ziert””: Jan Böh­mer­mann zur YouTu­ber-Szene, medi­alen Ver­ant­wor­tung & Auf­gaben der Kul­turkri­tik

Ins Netz gegangen (13.1.)

Ins Netz gegan­gen am 13.1.:

  • Ein deutsch­er Dichter bin ich einst gewe­sen | ver­brecherei — Max Her­rmann-Neisse:

    Ein deutsch­er Dichter bin ich einst gewe­sen,
    die Heimat klang in mein­er Melodie,
    ihr Leben war in meinem Lied zu lesen,
    das mit ihr welk­te und mit ihr gedieh.

    Die Heimat hat mir Treue nicht gehal­ten,
    sie gab sich ganz den bösen Trieben hin,
    so kann ich nur ihr Traum­bild noch gestal­ten,
    der ich ihr trotz­dem treu geblieben bin.

    — der Ver­brech­er-Ver­lag hat jet­zt auch ein Ver­lags­blog …

  • Späte Kriegs­gewinnler — Wiener Zeitung Online — Edwin Baum­gart­ner über die flut an bedruck­tem papi­er im gedenk­jahr zum ersten weltkrieg

    Und so ein­fach ist es auch beim Ersten Weltkrieg: Es ist ein Riesen­re­ma­suri, ein — wie heißt das beina­he deutsche Wort? — ja, richtig: ein Hype.

    /via “der umblät­ter­er”, die das nicht ganz zu unrecht zum feuil­leton des jahres 2014 wählten (http://www.umblaetterer.de/2015/01/13/die-ergebnisse-der-feuilleton-meisterschaft-2014/)

  • What David Cameron just pro­posed would endan­ger every Briton and destroy the IT indus­try — Boing Boing — david cameron will den bösen buben die ver­schlüs­selung ver­bi­eten. dumm nur, dass er halt keine ahnung hat: “David Cameron does­n’t under­stand tech­nol­o­gy very well, so he does­n’t actu­al­ly know what he’s ask­ing for”, sagt cory doc­torow, “it puts the whole nation — indi­vid­u­als and indus­try — in ter­ri­ble jeop­ardy. ”
  • 33. Europas Werte und das Para­dox der Aufk­lärung | Geschichte wird gemacht — achim landwehr über europäis­che werte (eigen­tum!) und ihre para­doxale struk­tur
  • Schlund | Peter Richter — peter richter hat einen “mon­tags-spazier­gang” in dres­den besucht und in die abgründe der pegida-“bewegung” geschaut.
  • Büch­er von Pop­musik­ern: Wahre Größe gibt es nur schwarz auf weiß | ZEIT ONLINE — ger­rit bar­tels ste­ht etwas hil­f­los vor dem phänomen, dass schein­bar immer mehr popmusiker/innen büch­er schreiben und veröf­fentlichen (wie gle­ich der erste kom­men­ta­tor bemerkt, hat er mit thomas mei­necke das beste beispiel vergessen …)

    Das Kanon­isieren von Pop und bes­timmten Pop­szenen geht also inten­siv weit­er. Auch für Musik­er ist es da attrak­tiv, die flüchti­gen Pop­mo­mente auf den Büh­nen und den DJ-Kanzeln festzuhal­ten, die Dreiminuten-Sin­gle und den Club-Hit in eine Erzäh­lung zu bet­ten und damit zu sich­ern. Ein Buch hat eben doch Bestand, ist ein ganz eigen­er Wert.

  • Pegi­da-Demon­stra­tio­nen — “Das ist alles ernst zu nehmen” — Der Direk­tor der säch­sis­chen Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung, Frank Richter, hat zum Dia­log mit den Anhängern der Pegi­da-Grup­pierung aufgerufen. “Wir haben es offen­sichtlich mit einem Prob­lem­stau zu tun”, sagte Richter im Deutsch­land­funk. Man müsse den Bürg­ern respek­tvoll zuhören, so schwierig es auch sein möge.
  • Islamisierung, Marken­schutz und dumme Fra­gen — jür­gen kaube hat recht:

    Gefüh­le haben ihr eigenes poli­tis­ches Recht. Die Frage ist nur, ob sich zutr­e­f­fende Gedanken daraus machen lassen.

  • Wie es bei „Maybrit Ill­ner“ im ZDF wirk­lich zuge­ht — der autor ulf erd­mann ziegler war bei der ill­ner-rede­gruppe im zdf als gast geladen. und kann skurile ergeb­nisse bericht­en, die alle hoff­nung auf qual­ität­sjour­nal­is­mus im talk­for­mat ver­nicht­en.

    Okay, die plöt­zliche Über­frach­tung der Sendung mit Sebas­t­ian Edathy und seinem Schick­sal ist das eine. Den­noch, man hätte die Kurve kriegen kön­nen. Wie wäre es etwa mit der Frage gewe­sen: ob, Herr Ziegler, was an diesem Don­ner­stag die Haupt­stadt erschüt­terte, eigentlich ein gutes Roman­the­ma sei. Aber mit Sicher­heit, Frau Ill­ner! Die Neben­rolle der Igno­ran­tin, die sich all­wis­send gibt, wäre Ihnen darin sich­er.

Ins Netz gegangen (15.6.)

Ins Netz gegan­gen am 15.6.:

  • WM ver­sus The­ater: Sibylle Berg über deutsche Kul­tur — SPIEGEL ONLINE — wie eigentlich immer ist sibylle bergs kolumne diese woche sehr gut:

    Wenn Deutsch­lands Mannschaft nicht gewin­nen sollte, was für eine wun­der­bare Vorstel­lung! Tausende weinen­der Fußball­fans liegen sich heulend in den Armen. Und trösten einan­der schul­terk­lopfend mit den Worten: Ach komm, Schwamm drüber. Denk nur an unsere iden­titätss­tif­tende Kul­tur. Ja, du hast recht, Rudi, lass uns gle­ich mal wieder in ein gutes Berg-Stück gehen.

  • Der Briefwech­sel zwis­chen Schiller und Goethe — “Es ist unbe­grei­flich, wie eine Unklugheit auf die andere fol­gt und wie incor­ri­gi­bel er in seinen Schiefheit­en ist.”
  • Forschungsplatz Orgel­bank: Gerd Zach­er (1929–2014) | nmz — neue musikzeitung — Ein schön­er Nachruf von Georg Beck:

    Dass er sich seine Orgel­bank mit Vor­liebe als Forschungsplatz ein­gerichtet hat, war Wirkung fes­ter Überzeu­gung: „Kom­po­si­tions-Anwalt“ wollte er sein. Auf allen Feldern, dem des his­torischen Erbes wie dem der Zeitgenossen­schaft, musste sich für ihn die Inter­pre­ta­tion vor der Kom­po­si­tion ver­ant­worten. Egotripps  ver­achtete er. Ander­er­seits: Die „Köni­gin“ unter den Instru­menten, dies war ihm wichtig, sollte Staat machen, sollte neue Klei­der haben und sie auch stolz aus­führen. Dafür hat sich Gerd Zach­er eben­so einge­set­zt wie für neue For­men kirchen­musikalis­ch­er Prax­is, was für ihn mit der Fort- und Weit­er­bil­dung sein­er Hör­er notwendig zusam­men­fiel.

  • Last Week Tonight with John Oliv­er (HBO): FIFA and the World Cup — YouTube — Die FIFA als die Kirche des Fußballs: Ein wun­der­bar­er Überblick von John Oliv­er (Last Week Tonight with John Oliv­er)
  • Wie das Inter­net die Wahrnehmung von Men­schen verän­dert | schneeschmelze | texte — Der (bish­er) beste — und vielle­icht ehrlich­ste — Nachruf auf Frank Schirrma­ch­er:

    Das einzige, das sein Tod markiert, ist das Ende des Feuil­letons. Ein let­ztes Auf­bäu­men der Pressekonz­erne, um „Debat­ten“ zu insze­nieren, cross­me­di­al. Das kon­nte er.

  • “heute-show” im ZDF — Da lacht der Ochsen­frosch — Medi­en — Süddeutsche.de — Detlef Esslinger bringt mein Unbe­hange an/mit der “heute-show” gut auf den Punkt:

    Die “heute-show” gilt als Ret­ter der deutschen Fernsehsatire. Dabei scheuen die Pointen der ZDF-Sendung niemals ein Klis­chee. Eine Hal­tung erken­nt man bei den Mach­ern nicht.

  • Emser Depesche: Der Über­liefer­ungszusam­men­hang | Aktenkunde — Hol­ger Berwinkel set­zt seinen detail­lierten Bericht der aktenkundlichen Unter­suchung der berühmten “Emser Depesche” fort. Da find­et sich auch die schöne Anmerkung:

    Aus der Lit­er­atur ken­nen wir die mod­erne Archivsig­natur, R 11674, und auch Blattzahlen: 209–214. Also kön­nten wir uns sofort auf Abekens Bericht aus Ems stürzen. Viele Forsch­er tun das auch und verzicht­en darauf, “ihre” Funde im Akten­zusam­men­hang zu kon­tex­tu­al­isieren. Sie tun das auf eigene Gefahr.

Medienarchälogie bei Suhrkamp

Der Stre­it um den Suhrkamp-Ver­lag, der ja über­haupt eigentlich ein Stre­it im Suhrkamp-Ver­lag ist, kön­nte — so schwant mir dieser Tage wieder — mal ein sehr inter­es­santes Beispiel wer­den, um die Real­ität des Medi­endiskurs­es im Deutsch­land am Anfang des 21. Jahrhun­derts zu rekon­stru­ieren. Da ist zum einen natür­lich die Ver­schiebung der Rel­e­vanzen und Bedeu­tun­gen: Auch wenn der Suhrkamp-Ver­lag ohne Zweifel tolle Büch­er macht: so debat­tenbes­tim­mend wie in früheren Jahrzehn­ten der alten Bun­desre­pub­lik ist er schon lange nicht mehr. Den­noch über­stürzen sich Zeitun­gen, Feuil­letons und (Literatur-)Kritiker in der Berichter­stat­tung über den Stre­it zwis­chen den bei­den Besitzer­parteien. Beze­ich­nend ja auch, dass dieser Stre­it über­wiegend nicht im Wirtschaft­steil doku­men­tiert und/oder begleit­et wird — da müsste doch (eigentlich) der Sachver­stand der Redak­tio­nen für solche Geschehnisse und Ereignisket­ten sitzen …

Und dann ist da natür­lich noch die Art, wie berichtet wird. Sel­ten fiel mir eine der­maßen fast unbe­gren­zte Parteilichkeit ein. Man kön­nte das sehr schön schon an der Rhetorik und Begrif­flichkeit fast jeden einzel­nen Textes über die ver­schiede­nen Ebe­nen des Stre­ites unter­suchen. Dass ein Teil der Ver­lagsautoren mit rabi­at­en Begrif­f­en um sich schmeißt — geschenkt, die dür­fen ja sozusagen keine Ahnung haben (auch wenn ich es im Detail nicht ganz ver­ste­he …). Aber dass das in der “Presse” ganz ähn­lich geschieht, das wun­dert mich doch immer wieder. Vielle­icht liegt das daran, dass hier der mögliche Unter­gang eines Ver­lages zu beobacht­en und zu doku­men­tieren ist, der als Sym­bol für das ste­ht, was die Feuil­letons auch für sich in Anspruch nehmen (und was oft nur noch ein Traum ist): Der maßge­bliche Ort intellek­tueller Debat­ten der Gesellschaft (die auch noch irgendwelche Ergeb­nisse erzie­len) zu sein. Mit dem “Ver­lust” des Suhrkamp-Ver­lages wird dann überdeut­lich, dass sie sich selb­st genau­so ver­loren haben und es bish­er nur noch nicht wahrhaben woll­ten …

(Keine Links, weil ich zu faul bin, alle die notwendi­gen Beispiele her­auszusuchen. Anlass war aber dieser Artikel der “Zeit”, der Bar­lach einen “Tri­umph” unter­stellt und erst kurz vor Schluss erwäh­nt, dass Bar­lach eben offiziell im Recht ist — was übri­gens nie­mand anzuzweifeln scheint. Wie auch, die Lit­er­aturkri­tik­er ken­nen sich wohl nur sel­ten gut genug mit dem Wirtschaft­srecht aus. Beze­ich­nend auch, dass dieser Text — wie so viele — den eigentlichen Stre­i­tan­lass für diese Gericht­sentschei­dung gar nicht mehr erwäh­nt: Dass näm­lich Unseld-Berkéwicz vor dem Umzug nach Berlin einen entsprechen­den Ver­trag mit Bar­lach abgeschlossen hat …)

Fanboy

Allein für diesen Kom­men­tar muss man Rainald Goetz doch lieben!
Der Umblät­ter­er hat­te zum 30jährigen Jubiläum der “Feuil­leton­manie” von Rainald Goetz, die — zumin­d­est in der für den Leser sicht­baren Form — mit ein­er Reportage (?) über Feuil­leton­is­ten im Transat­lantik von August 1981 begonnen hat, eine kleine (lobpreisende) Würdi­gung dieses “Unternehmens” (das ja eher einem Zwang/Drang zu entsprin­gen scheint als Über­legung, meint man manch­mal) geschrieben. Und Rainald Goetz hat kom­men­tiert. Unter anderem damit, mit einem kleinen aber bösen Seit­en­hieb auf die momen­tane Form des FAZ-Feuil­letons:

Über den aktuellen KITSCH der Faz-Kul­tur und ‑Lit­er­atur, den die dor­ti­gen Frauen Loven­berg, Mühl, Bopp, Kegel u.a. mit ihren Lebenser­fahrungs-bericht­en und tod­trau­ri­gen Spießerthe­o­rien über die FAMILLJE ver­bre­it­en, anstatt Büch­er zu besprechen, weil Büch­er dort pro­gram­ma­tisch nur noch bejubelt wer­den […]

Und mit ein­er kleinen Abwe­ichung zu Botho Strauß:

Botho »gle­ich­wohl« Strauß schreibt seine unschöne Erlesen­heitssprache, hat seine scheußlich erlese­nen Kitschgedanken auch deshalb, weil er zu wenig Feuil­leton liest. Er liest zu viel gehobe­nen Dreck, das ergibt im Resul­tat Kitsch.

Das ist doch — so neben­bei — ein­fach mal wieder her­rlich.

die zeit entdeckt die vermarktung der feuilleton-redaktionen

und haut dabei schön auf die kol­le­gen von der süd­deutschen ein. denn die, so sug­geriert jens jessen, hät­ten die restau­rierung von fass­binders berlin alexan­der­platz nur deshalb vertei­digt, weil die entsprechen­den dvds in ihrem laden ver­trieben wer­den. das mag ja sog­ar so sein — wobei ich das nicht annehme, denn die auf­sicht über die restau­rierung und ins­beson­dere die in frage ste­hende aufhel­lung hat­te fass­binders kam­era­mann, der ja so unge­fährt wis­sen dürfte, wie das ganze mal gedacht war. es mag also sein, wie es will. und natür­lich sind die ganzen nebengeschäfte mir auch ein dorn im auge. aber wenn das in der zeit kri­tisiert wird, so ist das bloß hypokri­tisch. und sein schlusssatz zeigt außer­dem, dass er das wahre prob­lem (er beschwört ja auch weniger die möglichkeit der tat­säch­lichen bestechung, son­dern den glaub­würdigkeitsver­lust alleine durch den arg­wohn, den diese möglichkeit aus­löst) wenn vielle­icht auch nicht verken­nt, so doch herun­ter­spielt: „Zeitun­gen, die Nebengeschäfte treiben […], müssen höl­lisch auf­passen, die fil­igrane Gren­ze zwis­chen redak­tionellem Urteil und Wer­bung in eigen­er Sache nicht zu ver­wis­chen.” denn diese gren­ze ist doch nun wirk­lich über­haupt nicht fil­igran, sie ist ganz schnurg­er­ade und deut­lich zu erken­nen — über­schrit­ten wird sie von den kol­le­gen der zeit genau wie von denen der süd­deutschen (und all den anderen medi­en auch) regelmäßig und — so behaupte ich — dur­chaus in voller absicht und ken­nt­nis.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén