Zum 200. Geburt­stag von Georg Büch­n­er geht es rund — nicht nur wegen der neuem Biogra­phie von Her­mann Kurzke (ich habe sie noch nicht gele­sen, ver­mute aber, dass sie auf­grund des Ver­fassers und sein­er stilis­tis­chen Fähigkeit­en wahrschein­lich mehr gele­sen wird als die maßge­bliche von Hauschild (auch wenn ich mit Kurzkes Meth­od­es des fröh­lichen Zirkelschließens zwis­chen Leben und Lit­er­atur und Leben schon bei Thomas Mann so meine Prob­leme hat­te und aus mein­er Tex­tken­nt­nis etwas skep­tisch bin ob der Auf­fas­sung Büch­n­ers als vor allem christlichen Autor …)), außer­dem stürzen sich natür­lich auch die Medi­en auf das Jubiläum. Lustig fand ich wieder die “Zeit”, die ihren nicht schlecht­en, aber auch nicht beson­deren Text von Elis­a­beth von Thad­den schon eine Woche zu früh brachte — obwohl doch der 17. Okto­ber ger­ade ein Don­ner­stag ist. Aber das gehört ja inzwis­chen zur Medi­en­mechanik, alle Jubiläen möglichst früh und damit möglichst vor allen anderen zu feiern (bei Kom­pon­is­ten, die ja immer ein ganzes Jahr — Wag­n­er, Ver­di, … — bekom­men, ist es wesentlich schlim­mer).

Vielleicht Georg Büchner? - Philipp August Joseph Hoffmann (1833) (Quelle: Commons

Vielle­icht Georg Büch­n­er? — Philipp August Joseph Hoff­mann (1833) (Quelle: Com­mons)

Büch­n­er ist ja ein Autor, den man gut feiern kann: Die Texte sind kanon­isiert, es sind nicht so viele und die meis­ten auch gar nicht so lang — da kann jed­er mitre­den ;-). Und sie bieten auch vielfältige Anschlussmöglichkeit­en in alle möglichen Rich­tun­gen — vom poli­tis­chen Agi­ta­tor über den Lust­spielau­tor zum psy­chisch inter­essierten Erzäh­ler und dem medi­zinis­chen Wis­senschaftler ist für jeden Geschmack etwas dabei …

Schön gewor­den finde ich aber auch die zweite Aus­gabe von “Das Buch als Mag­a­zin”, die sich mit dem “Woyzeck” beschäftigt und wieder dem Konzept treu bleibt: Vorne den Orig­inal­text (was hier ja ein biss­chen schwierig ist, weil der Woyzeck nur als Frag­mentsamm­lung über­liefert ist), danach jour­nal­is­tis­che Text zu ver­schiede­nen nah oder fern liegen­den Aspek­ten bringt — und das ganze schick gemacht dazu.

Und wo wir schon beim Woyzeck sind: Arte hat eine Fernse­hver­sion des Woyzeck drehen lassen (in der Mediathek noch ver­füg­bar), für die Nuran David Calis die Hand­lung in den Kiez von Berlin ver­legt. Das ist vielle­icht keine geniale Leis­tung, hat aber sehr schöne Momente. Nicht zulet­zt dank Tom Schilling und Nora von Wald­stät­ten, dank der schö­nen Bilder und vor allem dank der geschick­ten Soundgestal­tung. Gewiss, Über­raschun­gen bietet das keine, ist mir aber als respek­tvolle Aneig­nung eines klas­sis­chen Textes pos­i­tiv aufge­fall­en.

Die Darm­städter Ausstel­lung — “Georg Büch­n­er. Rev­o­lu­tionär mit Fed­er und Skalpell — habe ich noch nicht gese­hen, das kommt aber dem­nächst auch noch — mal sehen, ob ich da noch etwas Neues und/oder Inter­es­santes find­en kann …

Aber am besten feiert man einen Dichter natür­lich durchs Lesen. Am Woch­enende ist wieder der Lenz dran, dann nehme ich mir die wun­der­schöne Edi­tion der Mar­burg­er Aus­gabe noch ein­mal vor.