Zum 200. Geburtstag von Georg Büchner geht es rund — nicht nur wegen der neuem Biographie von Hermann Kurzke (ich habe sie noch nicht gelesen, vermute aber, dass sie aufgrund des Verfassers und seiner stilistischen Fähigkeiten wahrscheinlich mehr gelesen wird als die maßgebliche von Hauschild (auch wenn ich mit Kurzkes Methodes des fröhlichen Zirkelschließens zwischen Leben und Literatur und Leben schon bei Thomas Mann so meine Probleme hatte und aus meiner Textkenntnis etwas skeptisch bin ob der Auffassung Büchners als vor allem christlichen Autor …)), außerdem stürzen sich natürlich auch die Medien auf das Jubiläum. Lustig fand ich wieder die “Zeit”, die ihren nicht schlechten, aber auch nicht besonderen Text von Elisabeth von Thadden schon eine Woche zu früh brachte — obwohl doch der 17. Oktober gerade ein Donnerstag ist. Aber das gehört ja inzwischen zur Medienmechanik, alle Jubiläen möglichst früh und damit möglichst vor allen anderen zu feiern (bei Komponisten, die ja immer ein ganzes Jahr — Wagner, Verdi, … — bekommen, ist es wesentlich schlimmer).
Büchner ist ja ein Autor, den man gut feiern kann: Die Texte sind kanonisiert, es sind nicht so viele und die meisten auch gar nicht so lang — da kann jeder mitreden ;-). Und sie bieten auch vielfältige Anschlussmöglichkeiten in alle möglichen Richtungen — vom politischen Agitator über den Lustspielautor zum psychisch interessierten Erzähler und dem medizinischen Wissenschaftler ist für jeden Geschmack etwas dabei …
Schön geworden finde ich aber auch die zweite Ausgabe von “Das Buch als Magazin”, die sich mit dem “Woyzeck” beschäftigt und wieder dem Konzept treu bleibt: Vorne den Originaltext (was hier ja ein bisschen schwierig ist, weil der Woyzeck nur als Fragmentsammlung überliefert ist), danach journalistische Text zu verschiedenen nah oder fern liegenden Aspekten bringt — und das ganze schick gemacht dazu.
Und wo wir schon beim Woyzeck sind: Arte hat eine Fernsehversion des Woyzeck drehen lassen (in der Mediathek noch verfügbar), für die Nuran David Calis die Handlung in den Kiez von Berlin verlegt. Das ist vielleicht keine geniale Leistung, hat aber sehr schöne Momente. Nicht zuletzt dank Tom Schilling und Nora von Waldstätten, dank der schönen Bilder und vor allem dank der geschickten Soundgestaltung. Gewiss, Überraschungen bietet das keine, ist mir aber als respektvolle Aneignung eines klassischen Textes positiv aufgefallen.
Die Darmstädter Ausstellung — “Georg Büchner. Revolutionär mit Feder und Skalpell — habe ich noch nicht gesehen, das kommt aber demnächst auch noch — mal sehen, ob ich da noch etwas Neues und/oder Interessantes finden kann …
Aber am besten feiert man einen Dichter natürlich durchs Lesen. Am Wochenende ist wieder der Lenz dran, dann nehme ich mir die wunderschöne Edition der Marburger Ausgabe noch einmal vor.
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