Dieses kleine, von Susanne Fischer (der Geschäftsführerin der Arno-Schmidt-Stiftung) herausgegebene Bändchen hält genau, was der Titel verspricht: Vergnügliche Streifzüge durch das Schaffen Schmidts. Thematisch in 14 Kapitel geordnet, versammelt das hier Bonmots, Einfälle, Aussprüche und kurze Abschnitte, die im weitesten Sinne vergnüglich sind: Weil sie humorig formuliert sind oder afu eben diese Weise bestimmte Dinge beobachten. Eine wunderbare Lektüre für zwischendurch (weil das fast immer nur kurze Abschnitte von wenigen Sätzen sind).
Ziegler erzählt in Nichts Weißes die Lebensgeschichte einer Schriftgestalterin und die Idee der perfekten, weil absolut unaufälligen Schrift am Umbruch zum Computer-/PC-Zeitalter. Das wird aber erst auf den letzten Seiten richtig deutlich: Dann wird klar, dass es hier vor allem um das Ende des klassischen Gutenberg-Zeitalters mit seiner Fixierung auf Schrift und Text (und deren Herstellung, um die es hier — im Bereich der Typographie — ja vor allem geht) geht. Das ist durchaus raffiniert, etwa in der Andeutung der Auflösung der Textdominanz durch die (Gebrauchs-)Grafik der Werbung und ähnliche Vorgänge, auch die allmählich wachsende Dominanz der Computer ist ganz geschickt erzählt, auch wenn das am Ende etwas platt wird. Überhaupt erzählt Ziegler durchwegs gut und klug, aber sprachlich ohne besondere Faszination für mich. Auch schien mir das Ziel des Textes lange Zeit nicht so recht klar, zumal es weite Abschweifungen gibt, die nicht so recht motiviert sind — etwa die Blicke in die Kindheit: Das sind formal etwas fragwürdige Lösungen, um die (inhaltliche) Motivation der Heldin Marleen hinzubekommen und ausführlich zu erklären. Der Schluss ist dann etwas unvermittelt, die Wende zum Computerzeitalter scheint schon über den Text hinaus zu gehen.
Überhaupt verliert das dann an Kraft, wenn es um die eigentlichen Lebenswege der Protagonistin geht. Wo Ziegler die “Hintergründe” — das Aufwachsen im Deutschland der 70er/80er Jahre etc. — schildert, ist es viel präziser und faszinierender als im Lebenslauf Marleens, der etwas blass bleibt.
Genervt haben mich etwas die oberflächlich verhüllten Anspielungen auf reale Welten — IBM heißt hier IOM (office statt bureau), Greno in Nördlingen Volpe, die Andere Bibliothek ist die Eigene geworden und so weiter — das ist so durchsichtig, dass es eigentlich sinnlos ist und den Text irgendwie billig wirken lässt.
Franck schildert hier die berühmte “Urlaubsreise” Bachs zum großen Organisten Dietrich Buxtehude nach Lübeck, die ein kleines bisschen länger dauerte als geplant: Der Arnstädter Rat hatte seinem Organisten einen Monat Urlaub genehmigt, nach mehr als vier Monaten war Bach wieder in Thürigen zurück. Francks Novelle pendelt zwischen pseudobarockem Satzgeschwurbel und modernem Menschenbild, garniert mit einer deftigen Prise überbordender Frömmigkeit. Weder literarisch noch historisch besonders wertvoll, aber eine nette Kuriosität für eine Stunde Zugfahrt …
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