und reißt das schloss waldthausen mit.…
können vier musiker ein trio sein? man braucht keine höhere mathematik, um diese frage zu bejahen. man muss nur eine kleine zeitreise unternehmen. denn in der musik des barock, also im 17. und 18. jahrhundert, war genau das üblich: vier musiker sind die standardbesetzung für eine triosonate. zwei von ihnen spielen allerdings die gleiche stimme. so eine zeitreise konnte man nun im schloss waldthausen mit eigenen ohren erleben. denn london baroque ist pilot, reisebegleiter und organisator zugleich. vor allem sind die vier spezialisten für historische aufführungspraxis aber große verführer zum guten geschmack, zum empfinden des italienischen barock. denn genau dahin geht die imaginäre reise vom schloss waldthausen: zu den triosonaten italiens, zu einer der wichtigsten gattungen der barockmusik. nebenbei fungiert london baroque aber auch noch als unterhalter für die reisegesellschaft. im gegensatz zum heutigen, neuzeitlichen animateur allerdings mit niveau. dafür stehen schon die großen namen: arcangelo corelli, antonio vivaldi und georg friedrich händel zum beispiel. es gibt aber auch einige abstecher in kaum besuchte, dafür umso reizvollere gebiete. etwa zu maurizi cazzatis ciacona in d‑moll: eine derart tänzerische musik, dass es immer wieder scheint, als könne man allein mit zwei geigen, einem cello und dem cembalo die schwerkraft besiergen. so locker und geschmeidig, so beweglich in jedem augenblick können nicht alle ensembles auf alten instrumenten spielen. da merkt man dann doch die fast dreißigjährige erfahrung der londoner. überhaupt lässt sich das gemeinsame spiel dieser gruppe kaum genug loben. natürlich kennen sie sich auch bestens aus mit der aufführungspraxis des 18. jahrhunderts und wissen die verzierungen mit takt und geschmack zu setzen. und selbstverständlich lassen sie diese alte musik ganz frisch und unverbraucht klingen, zetteln mit gewagt hohen tempi rasante jagden über die griffbretter an. und fast in fleisch und blut übergegangen scheint ihnen die schwungvolle, atmende artikulation. aber was sie über die nonchalance, mit der sie das pflichtenheft für zeitreisen in den barock abhaken, hinaus noch mehr auszeichnet, ist die fantastische sicherheit und gewandtheit, mit der sie das zuammenspiel des ensembles organisieren. das gleichgewicht zwischen cembalo und cello auf der einen, den beiden violinen auf der anderen seite bleibt stets fragil und deshalb so spannend, aber doch nie so labil, dass es zusammenbräche. ur:vielleicht doch außerirdische wer sonst könnte denn eine zeitreise so perfekt organisieren und so unbeschwert-vergnüglich gestalten?
Schreibe einen Kommentar