Gestern abend bin ich bei meiner ersten Critical Mass dabeigewesen. Dabei hatte ich wieder nur ganz zufällig davon erfahren, dass schon seit letztem Herbst an jedem ersten Freitag im Monat auch in Mainz eine Critical Mass stattfindet. Und gestern war ich sogar noch in Mainz und der Doc hatte gerade das OK gegeben, dass ich wieder Fahrrad fahren darf — also war ich dabei.
Es war eine rundum tolle Erfahrung: Mit gut hundert anderen Radfahrern einfach entspannt durch die Stadt rollen und den Autofahreren und Fußgängern zeigen, dass auch Fahrräder ganz normale Verkehrsmittel sind, die auf die Straße gehören. Das hat im großen und ganzen wunderbar geklappt — weil einerseits einige eifrige junge Herren an Kreuzungen vorsorglich blockiert haben (“korken” heißt das im Critical-Mass-Jargon), sich alle an die Verkehrsregeln gehalten haben und die Polizei zurückhaltend mit zwei Streifenwagen unterstützt hat. Das war ganz nett, aber wahrscheinlich gar nicht unbedingt nötig. Die meisten Leute auf der Route waren auch sehr verständnisvoll und haben sich mitgefreut — ein paar wenige haben natürlich gemotzt, dass sie aufgehalten wurden, aber das gehört halt dazu. Nur am Kasteler Brückenkreisel gab es einen Autofahrer, der erst nicht einsehen wollte, dass er warten muss. Das ist allerdings auch eine der blödesten Situationen: Weil er im Kreisel war, hätte er eigentlich Vorfahrt. Die Spitze der Radmasse war aber schon vor ihm bei freier Fahr in den Kreisel eingefahren, so dass der Rest natürlich — nach den Regeln des geschlossenen Verbandes — auch noch einfahren durfte, obwohl er inzwischen angekommen war. Bei “normalen” Kreuzungen ist das übersichtlicher … Und natürlich gab es auch den obligatorischen Hinweis eines Fußgängers: “Hier gibt es extra Fahrradwege für euch!” — allerdings ausgerechnet in der Großen Bleiche, deren Radwegbenutzungspflich nach den Mainzer Kriterien wohl (analog zur Boppstraße) aufgehoben werden muss (was hoffentlich bald mal geschieht …).
Ernsthafte Zwischenfälle gab es aber — so weit ich mitbekommen habe — keine. Nur eine Menge Spaß im Verkehr in einer leicht anarchischen Variante und eine große Vielfalt von Fahrrädern und Menschen. Genau so, wie es sein soll. Wir sind dabei vom Gutenbergplatz über die Holzhofstraße am Südbahnhof vorbei auf die Rheinstraße, dann ein Stück die Kaiserstraße hoch und durch die Boppstraße in die Neustadt, mit ein/zwei/drei Runden um den Gartenfeldplatz. Dann führte uns die Spitze wieder zurück auf die Rheinstraße, über die Theodor-Heuss-Brücke nach Kastel und zurück, dann — der einzige Regelverstoß — in die Große Bleiche (da darf man eigentlich nur als Linienbus abbiegen …) und über Umbach und Ludwigsstraße zurück zum Gutenbergplatz.
Die “Allgemeine Zeitung” hat schon darüber berichtet (und hatte auch im Vorfeld auf die Critical Mass hingewiesen), weitere Infos gibt es auch in der Facebook-Gruppe (oder bei Twitter), aus der ich auch diese beiden Fotos geklaut habe:
Die nächste Mainzer Critical Mass startet am 2. Mai um 18 Uhr auf dem Gutenbergplatz vor dem Großen Haus des Staatstheaters.
Planet History (@Planet_History)
[matthias-mader.de] Wir sind der Verkehr — Critical Mass Mainz http://t.co/HVnFJxWpiE
matthias mader (@matthias_mader)
Gestern bin ich bei meiner ersten “Critical Mass” mitgefahren — eine rundum tolle Erfahrung mit 100 anderen Radlern > http://t.co/upbM18aLW8
Friedrich Demmler
OP-bedingt konnte ich in diesem Jahr noch nicht auf’s Rad steigen, aber das wird sich ändern. Als regelmäßiger Fluglärm-Demo-Gänger fahre ich auch mit dem Rad zur Montags-Demo zum Flughafen und ich würde es begrüßen, wenn ich auf diesem Weg mal eine ordentliche Truppe zum Flughafen hin und zurück aktivieren könnte.
Wer mir da helfen kann, gerne — meine Mailadresse für weiteres ist oben.
Friedrich Demmler
Mainz/Mommenheim