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Kategorie: philosophie Seite 2 von 4

Affirmation

Und weil ich denke, dass sie über Fou­cault redet, muss ich an Ellen denken. Daran, dass sie mal über Fou­cault meinte, er sei über­holt, weil jed­er große Denker genau dann über­holt sei, wenn sein Name bei Microsoft Word nicht mehr rot unterkringelt wird. Und Namen, die so gängig sind, ass sie von Anfang an vom Sys­tem affir­miert wer­den, wür­den sowieso nichts tau­gen, meinte sie. Malte Abra­ham, Weil wir so sind, sagen wir schön (Edit #67, 15)

Wahnsinn

Die Men­schen sind so notwendig wahnsin­nig, dass es eine andere Art von Wahnsin wäre, nicht wahnsin­nig zu sein.Pas­cal

Ursachen

Man soll nicht, „Ursache“ und „Wirkung“ fehler­haft verd­inglichen, wie es die Natur­forsch­er thun (und wer gle­ich ihnen heute im Denken nat­u­ral­isirt — ) gemäss der herrschen­den mech­a­nis­tis­chen Tölpelei, welche die Ursache drück­en und stossen lässt, bis sie „wirkt“; man soll sich der „Ursache“, der „Wirkung“ eben nur als rein­er Begriffe bedi­enen, das heisst als con­ven­tioneller Fik­tio­nen zum Zweck der Beze­ich­nung, der Ver­ständi­gung, nicht der Erk­lärung. Im „An-sich“ giebt es nichts von „Causal-Ver­bän­den“, von „Noth­wendigkeit“, von „psy­chol­o­gis­ch­er Unfrei­heit“, da fol­gt nicht „die Wirkung auf die Ursache“, das regiert kein „Gesetz“. Wir sind es, die allein die Ursachen, das Nacheinan­der, das Für-einan­der, die Rel­a­tiv­ität, den Zwang, die Zahl, das Gesetz, die Frei­heit, den Grund, den Zweck erdichtet haben; und wenn wir diese Zeichen-Welt als „an sich“ in die Dinge hineindicht­en, hinein­mis­chen, so treiben wir es noch ein­mal, wie wir es immer getrieben haben, näm­lich mythol­o­gisch. Der „unfreie Wille“ ist Mytholo­gie: im wirk­lichen Leben han­delt es sich nur um starken und schwachen Willen.

—Friedrich Niet­zsche, Jen­seits von Gut und Böse, 21

Orientierung

Der gute Geschmack, dieser abge­halfterte Gaul aller Begriff­s­losen, ist mit Recht bis heute das diskred­i­tierteste aller Ori­en­tierungsmit­tel.

—Klaus Theweleit, 2000 Light Years from Home

Klaus Theweleit: “2000 Light Years from Home” (Vor­trag zur Popgeschichte)

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Erkenntniß durch Publizität

Der regelmäßige Fortschritt des men­schlichen Geschlechts zur vol­lkommen­ern Aus­bil­dung geschieht, sagten wir oben, auf dem Wege der Erken­nt­niß des Schlechtern und des ihm ent­ge­gen geset­zten Bessern. Denn Erken­nt­niß des Schlechtern und Ken­nt­niß des Bessern erzeugt den Wun­sch, der Wun­sch das Bestreben, sich des erstern zu entledi­gen, sich Besitz und Genuß des andern zu gewähren.
Zu dieser dop­pel­ten Erken­nt­niß aber gelan­gen die Men­schen nicht leichter, als durch die öffentliche Mit­theilung ihrer Ideen ver­mit­telst der Druck­er­presse, eine Mit­theilung, nach welch­er ein gerügter Mißbrauch, eine vorgeschla­gene heil­same Maaßregel, eine bekan­nt gewor­dene Ent­deck­ung doer Erfind­ung, in weni­gen Tagen mehrere Geis­ter eines ganzen Volks erhitzen, und in weni­gen Wochen einem ganzen Welt­theil Inter­esse ein­flößen kann.

—Daniel Jenisch, Geist und Charak­ter des achtzehn­ten Jahrhun­derts, Zehn­ter Abschnitt

Stehende Heere

„Ste­hende Heere (miles per­petu­us) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“ Denn sie bedro­hen andere Staat­en unaufhör­lich mit Krieg durch die Bere­itschaft, immer dazu gerüstet zu erscheinen; reizen diese an, sich einan­der in Menge der Gerüsteten, die keine Gren­zen ken­nt, zu übertr­e­f­fen, und indem durch die darauf ver­wandten Kosten der Friede endlich noch drück­ender wird als ein kurz­er Krieg, so sind sie selb­st Ursache von Angriff­skriegen, um diese Last loszuw­er­den; wozu kommt, daß, zum Tödten oder getödtet zu wer­den in Sold genom­men zu sein, einen Gebrauch von Men­schen als bloßen Maschi­nen und Werkzeu­gen in der Hand eines Andern (des Staats) zu enthal­ten scheint, der sich nicht wohl mit dem Rechte der Men­schheit in unser­er eige­nen Per­son vere­ini­gen läßt.

— Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. Ein philosophis­ch­er Entwurf, 1795; Abschnitt I, Artikel 3

Fortschritt

Über­haupt hat der Fortschritt das an sich, daß er viel größer auss­chaut, als er wirk­lich ist.
Lud­wig Wittgen­stein, Philosophis­che Unter­suchun­gen

Kampf der Philosophen

Aus dem Beetle­bum-Blog stammt diese vorzügliche Darstel­lung des Kampfes “Philoso­phie vs. Kampf-Robot­er”, die mich heute mor­gen sehr erheit­ert hat:

Philoso­phie vs. Kampf-Robot­er

Auswahl

Da hat aber auch jemand lange über­legt, wie er die Liste möglichst sinn­los erscheinen lässt und doch den Anschein der Entschei­dung wahrt.

Aber ich würde ja eigentlich am lieb­sten alles ankreuzen …

geist vs. natur

der stre­it zwis­chen geistes- und natur­wis­senschaften ist uralt. und stin­klang­weilig, weil es eigentlich über­haupt keine rolle spielt. immer wieder inter­es­sant zu beobacht­en sind aber die orte und die gründe, an denen diese front wieder neu beschworen, beobachtet oder beack­ert wird. hier ist mal wieder ein gege­nan­griff: eigentlich ist der viel behauptete, auf wil­helm dilthey zurück gehende unter­schied zwis­chen geis­teswis­senschaften und natur­wis­senschaften, näm­lich die unter­schei­dung ver­ste­hen — erk­lären, längst nichtig. meint zumin­d­est sibylle krämer:

„Es greift zu kurz, die Geis­teswis­senschaften in die Schublade bloßer Deu­tungswis­senschaften zu steck­en oder gar als Kom­pen­sa­tion­s­mech­a­nis­men instru­menteller Ver­nun­ft zu hand­haben. Vielmehr haben Geis­teswis­senschaften immer auch eine dop­pelte Funk­tion: sie sind Wis­senschaft von Realien und liefern zugle­ich Ori­en­tierungswis­sen (Sinn, Werte …).
Geis­teswis­senschaften forschen über Realien, also über ‘Gegen­stände’, die immer auch in Raum und Zeit situ­iert sind (oder waren). Überdies sind alle wis­senschaftlichen Gegen­stände inter­pre­ta­tion­s­ab­hängig und dies gilt ger­ade auch für die ‘epis­temis­chen Dinge’ der Natur­wis­senschaften. Geis­teswis­senschaften haben es nicht nur mit Sinn und Bedeu­tung zu tun, son­dern immer auch mit Kul­turtech­niken, Prax­is­for­men, Medi­en­struk­turen ud sym­bol­is­chen Gram­matiken, ohne welche die Genese und Zirku­la­tion von Sinn und Bedeu­tung nicht erk­lär­bar wäre. Daher ist die Demarka­tion­slin­ie von ‘Erk­lären’ und ‘Ver­ste­hen’ kein geeignetes Unter­schei­dungskri­teri­um zwis­chen Natur- und Geis­teswis­senschaften.”

(das zitat ist geklaut von der „guten stube”.)

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