Ins Netz gegangen am 10.3.:
- Liebe Raubkopierer bei der SPD, | taz Hausblog — Sebastian Heiser mahnt SPD-Gruppierungen ab, weil sie eines seiner Fotos nicht lizenzgemäß verwandten:
Normalerweise stört es mich nicht, wenn andere Leute meine Texte oder Bilder weiterverbreiten. Falls es mich doch mal stört, schreibe ich eine freundliche E‑Mail oder greife zum Telefon (außer bei Kai Diekmann). Aber in diesem Fall dachte ich mir: Warum sollen unter dem kaputten Urheberrecht immer nur die Leute leiden, die damit täglich arbeiten müssen? Und nicht auch mal die, die dafür verantworlich sind?
- Hubert Fichte — Der schwarze Engel — (Nachtrag zur Erinnerung an seinen Todestag am 8. März)
- Sybille Lewitscharoff: Sybille Bergs Gedanken zur Skandalrede — SPIEGEL ONLINE — Sybille Bergs heutige Kolumne könnte man Satz für Satz zitieren — sie hat einfach Recht …
Unverständlich jedoch: Was bringt scheinbar gesunde, gutsituierte Menschen dazu, unverdrossen über Dinge zu reden, die sie nicht betreffen, sondern nur die Trägheit ihres Geistes offenbaren? Homophobie, Angst vor Randgruppen und Ekel vor in Retorten gezeugtem Leben sagen nur etwas über den Verstand der lallenden Kritiker aus. Sie sagen: Ich bin am Ende mit meiner Weisheit. Ich will nicht denken, ich will mich nicht neu orientieren. Ich will keine Welt, in der alle Menschen gleich sind.
- Justiz: Bitte entschuldigen Sie, Herr Edathy | ZEIT ONLINE — Thomas Fischer, Richter am BGH, in der “Zeit” über die Rolle der Staatsanwaltschaft im Strafrecht, ihre Entwicklung und ihren gegenwärtigen Zustand — natürlich aus aktuellem Anlass:
Man wagt es kaum zu sagen: Vielleicht sollte sich der Rechtsstaat – jedenfalls vorläufig, bis zum Beweis des Gegenteils – bei dem Beschuldigten Sebastian Edathy einfach entschuldigen. Er hat, nach allem, was wir wissen, nichts Verbotenes getan. Vielleicht sollten diejenigen, die ihn gar nicht schnell genug in die Hölle schicken wollen, vorerst einmal die eigenen Wichsvorlagen zur Begutachtung an die Presse übersenden. Vielleicht sollten Staatsanwaltschaften weniger aufgeregt sein und sich ihrer Pflichten entsinnen. Vielleicht sollten Parteipolitiker ihren durch nichts gerechtfertigten herrschaftlichen Zugriff auf den Staat mindern. Vielleicht sollten aufgeklärte Bürger ernsthaft darüber nachdenken, wo sie die Grenze ziehen möchten zwischen Gut und Böse, zwischen dem Innen und Außen von Gedanken und Fantasien, zwischen legalem und illegalem Verhalten. Zwischen dem nackten Menschen und einer “Polizey”, die alles von ihm weiß.
- Ann Cotten im Interview: Die Abweichung bejahen | Frankfurter Rundschau — Judith von Sternburg spricht mit Ann Cotten
Als ich einmal Ornamente gezeichnet habe, fiel mir auf, dass in meiner Struktur offenbar etwas angelegt ist, das die Abweichung immer bejaht. Ich versuche, den absolut schönen Kreis, die gerade Linie zu zeichnen, aber meine Finger sind bis in die Spitzen darauf trainiert, die Abweichung gutzuheißen. […] Ich glaube, es wäre voreilig, sich damit zufrieden zu geben, nicht perfekt sein zu wollen. Natürlich kann ich nicht wie ein Computer zeichnen, aber die Bemühung darum macht etwas mit mir. Ich habe genug Chaos in mir, um froh zu sein, wenn ich mich um klare Formen bemühe. Ohne die Liebe zur unerreichbaren Perfektion, zu Gott, wie immer Sie es nennen wollen, wäre Kunst auch nur so ein Kacken. Wenn man sich damit zufrieden gibt, das Fleischliche, Fehlerhafte zu feiern.