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Schlagwort: thomas bernhard

Ins Netz gegangen (7.12.)

Ins Netz gegan­gen am 7.12.:

  • Mehrsprachigkeit : Ein Kind, drei Sprachen | ZEIT — mar­tin spiewak hat für die “Zeit” aufgeschrieben, wie kinder mit mehrsprachigkeit umge­hen — näm­lich in der regel pos­i­tiv.
  • Dichter und Com­put­er im radikalen Zwiege­spräch | FAZ.net — elke heine­mann geht in der FAZ der frage nach, wie dig­i­tal­isierung (die hier vor allem com­put­er­isierung meint) die lyrik verän­dert bzw. verän­dern kann/könnte/wird …

    Viele Lit­er­atur­gat­tun­gen näh­ern sich vor­sichtig den Maschi­nen an, nur die Lyrik hat Berührungsäng­ste. Wie dig­i­tal kann ein Gedicht sein?

  • Mar­lene Streeruwitz: Die Stunde der Wahrheit des Geldes | derStandard.at — mar­lene streeruwitz über die auflö­sung der demokratis­chen gesellschaft ins lachen, am beispiel der usa & don­ald trump: “Die Entwer­tung demokratis­chen Ver­han­delns in der Gesellschaft erfol­gt über die Entwer­tung von Min­der­heit­en.”

    So wird das Prinzip der Geschwis­ter­lichkeit aus der poli­tis­chen Kul­tur ent­fer­nt. Demokratie war geschwis­ter­lich gedacht. Ver­ant­wor­tung füreinan­der sollte das Prinzip sein. Die Über­nahme von Pflicht­en und die gerechte Verteilung der Rechte waren vorge­se­hen. Das bedeutete je neues Ver­han­deln der Aufteilung der Rechte und der Über­nahme von Pflicht­en. Denn. Die Grun­drechte der Per­son acht­end kann es keine endgültige Regelung dieser Verteilung geben. Es muss stets neu ver­han­delt wer­den. Kein­er und keine soll über den anderen ste­hen. Und. Um das leben zu kön­nen, müssen alle daran Beteiligten sich ihrer Grun­drechte bewusst sein. Alle müssen den Wert der Per­son an den Grun­drecht­en messen und daraus auf ihren eige­nen Wert und den der anderen schließen. Der Wert muss bewusst sein.
    […] Das Grun­drecht der Per­son auf Würde ist im Lachen der anderen aufgelöst.

    Das ist dann ziem­lich unwieder­bringlich. Denn. Es bleibt der Entschei­dung der Lachens­bes­tim­mer über­lassen, wer wie ernst genom­men wird. Die Lachen­den sind nur noch Gefol­gschaft. Im Fall von Don­ald Trump geht es genau darum. Die demokratis­che Ver­hand­lung soll durch Führung erset­zt wer­den. Der Kap­i­tal­ist will aber nicht ins Patri­ar­chat zurück­kehren. Vater zu sein. Das hieße ja auch wieder nur die Über­nahme von Ver­ant­wor­tung. Der Postkap­i­tal­ist Trump will die Welt ja nur für den Geld­fluss in seine Tasche zuricht­en. Denn. In der Logik unser­er ver­wirtschaftlicht­en Welt der frag­men­tierten Dien­stleis­tungswirtschaft gibt es als möglich­es Ziel ein­er Poli­tik ohne­hin nur die Weit­er­fül­lung der Taschen des einen Prozents der Alles­be­sitzen­den. Es ist darin dann wieder logisch, dass ein­er aus diesem Besitz­s­tand her­aus die Rhetorik der Schmähung der Anderen so authen­tisch liefern und sich so in den Besitz des Lachens der Mitschmähen­den set­zen kann.

  • Ver­hü­tung — Antibabyp­ille — hüb­sch riskant | Süddeutsche.de — ein inter­es­san­ter text von wern­er bartens, der aufzeigt, wie man leute dazu bringt, völ­lig gegen jede logik medika­mente zu bevorzu­gen, die unsicher­er sind als andere

    Unter jun­gen Frauen nimmt der Mark­tan­teil der Pillen der 3. und 4. Gen­er­a­tion trotz­dem stetig zu. Das ist einiger­maßen rät­sel­haft, denn die Risikobe­w­er­tung der Europäis­chen Arzneimit­tel­be­hörde hat ein­deutig ergeben, dass die Prä­parate zu einem deut­lich höheren Embolie- und Throm­boserisiko führen. Das Bun­desin­sti­tut für Arzneimit­tel und Medi­z­in­pro­duk­te hat im Früh­jahr 2014 entsch­ieden, dass in immer mehr Beipackzetteln auf die erhöhte Gefahr hingewiesen wer­den muss. Son­stige Kon­se­quen­zen bish­er: keine.

    die ärzte — die das ja ver­schreiben müssen — bekom­men auch ihr fett weg …

  • Leg­endäre Seleuki­den-Fes­tung Acra in Jerusalem ent­deckt -

    Die Wis­senschafter ent­deck­ten kür­zlich bei Aus­grabun­gen unter dem früheren Givati-Park­platz südlich des Tem­pel­berges Über­reste der leg­endären Fes­tung Acra. Die Zitadelle war vor etwa 2.150 Jahren unter dem Seleuki­den-König Anti­ochus IV. Epiphanes gebaut wor­den.

  • Städtebeschimp­fun­gen — auch cool: thomas bern­hards städtebeschimp­fun­gen, auf der karte verord­net und mit zitat­en gar­niert …
  • Jan Böh­mer­mann : Ich hab Kul­turkri­tik | ZEIT ONLINE@davidhug in der Zeit über jan böh­mer­mann, sein “ich hab polizei” und die kri­tik daran …

    Dabei ist Gang­ster­rap inzwis­chen Main­stream, ähn­lich wie Peter Maf­fay oder Xavier Naidoo es schon lange sind. Das tut vielle­icht weh, aber da müssen wir alle eben durch.

  • Überwachung für mehr Sicher­heit? Ein fataler Trend — Lobo-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — muss man immer wieder empfehlen: sascha lobos spiegel-kolumne …

    Die Evi­denz ist tot, es lebe das medi­al insze­nierte Gefühl der Evi­denz.

  • Peter Kurzeck — ein Getrieben­er der Sprache | Frank­furter Rund­schau — claus-jür­gen göpfert berichtet in der FR über peter kurzeck, sein schreiben, seinen nach­lass und die arbeit des stroem­feld-ver­lages (und der lek­toren deu­ble & loss), den in eine pub­lika­tions­fähige form zu brin­gen:

    Im Gespräch mit seinem Fre­und Rudi Deu­ble erscheint Kurzeck als ein Getrieben­er. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets aufge­s­tanden in sein­er zweit­en Heimat Uzés, habe gear­beit­et bis zum Mit­tag. Dann fol­gte ein aus­gedehn­ter Spazier­gang durch die son­nen­durchglühte Land­schaft, danach ein Mit­tagessen und ein kurz­er Schlaf. Am Nach­mit­tag habe er dann wieder zu schreiben begonnen, bis etwa um 22 Uhr.

    Mit der Schreib­mas­chine: Die Seit­en waren stets nur zu einem Drit­tel bis zu ein­er Hälfte beschrieben, in ganz engem Zeilen­ab­stand, dazwis­chen hat­te der Autor noch hand­schriftliche Kor­rek­turen einge­tra­gen. Die untere Manuskripthälfte war weit­eren Anmerkun­gen gewid­met. Sym­bole wie Dreiecke und Kreuze struk­turi­erten den Text. Die Arbeit der Lek­toren glich der von Archäolo­gen.

  • Frem­den­hass : “Ich halte das für hochge­fährlich” | ZEIT ONLINE — gutes inter­view mit nor­bert frei über die aktuellen gefahren für die deutsche demokratie

    Was wir derzeit erleben, ist etwas anderes, näm­lich eine zunehmende, fun­da­men­tale Ver­ach­tung für die Demokratie, für das “Sys­tem” und die “Sys­tem­parteien”. Ich halte das für hochge­fährlich, ger­ade auch weil sich solche Stim­mungen über die dig­i­tal­en Kom­mu­nika­tion­skanäle so leicht ver­bre­it­en lassen. Dadurch ist eine Par­al­lelöf­fentlichkeit ent­standen, die sich für die “bürg­er­liche Öffentlichkeit” kaum mehr inter­essiert.

  • Jus­tiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE — die Zeit gibt dem strafvertei­di­ger schwenn möglichkeit, auf prob­leme (wie u.a. das fehlende pro­tokoll) der deutschen strafgerichtsver­fahren aufmerk­sam zu machen

    Die größte Gefahr für den Unschuldigen lauert in den Vorentschei­dun­gen. An ihnen sind oft diesel­ben Beruf­s­richter beteiligt, die später an der Hauptver­hand­lung mitwirken und das Urteil fällen. […] Auch ein Haft­be­fehl darf nur erge­hen, wenn der Tatver­dacht drin­gend, die spätere Verurteilung eines Angeklagten also hochwahrschein­lich ist. Und da lauert die zweite Falle. Denn hat der Richter den Haft­be­fehl selb­st erlassen oder aufrechter­hal­ten, so wird es ihm später schw­er­fall­en, von der eige­nen Verurteilung­sprog­nose abzurück­en.

  • Touris­mus : “Der deutsche Urlauber hat ein aus­ge­sproch­enes Struk­turbedürf­nis” | ZEIT ONLINE — die Zeit hat mit drei sehr unter­schiedlichen reise­leit­ern darüber gesprochen, wie sie “die deutschen” im urlaub wahrnehmen und empfind­en. sehr vergnüglich
  • Wir ver­lieren täglich Tausende Daten­punk­te Zeit- und Medi­engeschichte — kon­rad lis­ch­ka weist auf ein echt­es prob­lem hin: die fehlende archivierung von online-medi­en/-nachricht­en

    Zwei Jahrzehnte Online­jour­nal­is­mus sind vor­beige­zo­gen, ohne dass jemand die Daten­ba­sis für die Erforschung dieser Grün­derzeit geschaf­fen hat. All das ist für immer ver­loren, wir haben heute dank Brew­ster Kahle immer­hin Bruch­stücke und Momen­tauf­nah­men. Enorm wichtige Dat­en für die Erforschung von The­menkar­ri­eren und verän­derten Nutzungs­ge­wohn­heit­en in den 20 Jahren Online­jour­nal­is­mus wäre die Abrufzahlen der archivierten Werke. All diese Dat­en lagen ein­mal dig­i­tal in irgendwelchen Daten­banken vor. Vielle­icht sind sie noch irgend­wo da draußen. Aber wenn heute jemand die Onlineberichter­stat­tung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 ver­gle­ichen will, hat er noch viel weniger Mate­r­i­al als ein His­torik­er, der die archivierten Zeitungsaus­gaben aus dem 19. Jahrhun­dert für seinen Bergar­beit­er­streik unter­sucht.

Biografisch-Chronologisch

Ich has­se Büch­er oder Schriften, die mit einem Geburts­da­tum anfan­gen. Über­haupt has­se ich Büch­er oder Schriften, in welchen biografisch-chro­nol­o­gisch vorge­gan­gen wird, das erscheint mir als die geschmack­los­es­te, gle­ichzeit­ig die ungeistig­ste Meth­ode.

—Thomas Bern­hard

Ins Netz gegangen (14.2.)

Ins Netz gegan­gen am 13.2.:

  • Recom­posed. | Bad Blog Of Musick — Ha! Der Moritz Eggert mal wieder …

    They don’t look to stressed with their part of long held-out dron­ing notes, so I guess they have time to smile. Some­times the cam­era zooms on the left hand of Max Richter when it is about to play a new bass note. Fas­ci­nat­ed we see how he lifts one fin­ger – and press­es down anoth­er one. This seems to be a tir­ing process because after­wards the fin­gers don’t move any­more for a while.
    […] Max Richter smiles at him, it could be that he’s hap­py that he’s back. But then he looks stressed again, because now he lifts his fin­ger to play a new ped­al note. I ask myself if left hands can feel shame. Prob­a­bly not.

  • 25. Todestag : Wo Thomas Bern­hard run­dum glück­lich war — DIE WELT — Joachim Lottmann besucht zur Erin­nerung an den vor 25 Jahren gestor­be­nen Thomas Bern­hard dessen Liebling­sorte in Wien auf (inklu­sive seinem Grab):

    Bern­hard kon­nte hier sein­er lieb­sten Sucht nachge­hen: der Melan­cholie. Er liebte es, die Men­schen zu beobacht­en, und zwar über Jahrzehnte. Er sah dann, wie die einst junge Serviererin, die ein­mal so behende, flink und lustig gewe­sen war, diesel­ben Bewe­gun­gen, etwa das Zählen des Geldes, nun mit ganz anderen, eben­falls schö­nen Bewe­gun­gen aus­führte – und zer­floss dabei vor Melan­cholie. Er sagte es selb­st: Das Melan­cholis­ch­sein war seine Droge, waren seine Tablet­ten, und er brauchte jeden Tag eine oder zwei davon. Es machte ihn glück­lich, melan­cholisch zu sein.

  • Der Unter­schied zwis­chen Schwulen-Geg­n­ern und Schwulen-Geg­n­er-Geg­n­ern « Ste­fan Nigge­meier — Ste­fan Nigge­meier über die Argu­mente von Schwulen-Geg­n­ern und Schwulen-Geg­n­er-Geg­n­ern, wie sie von Mais­chberg­er vorge­le­sen wur­den:

    Das ist nicht das­selbe. Das hat nicht dieselbe Qual­ität. Objek­tiv nicht.

    (wenn es so aussieht, als würde ich (fast) jeden Blog­a­r­tikel von Nigge­meier empfehlen, dann liegt das ein­fach daran, dass er so oft Recht hat und die Sachen — nüchtern und sach­lich — auf den Punkt bringt)

Aus-Lese #3

Thomas Bern­hard: Argu­mente eines Win­ter­spaziergängers. Und ein Frag­ment zu “Frost”: Leichtlebig. Her­aus­gegeben von Raimund Fellinger und Mar­tin Huber. Berlin: Suhrkamp 2013. 147 Seit­en.

Ich glaube, das ist nur etwas für aus­ge­sproch­ene Bern­hard-Fans. Auf jeden Fall ist es inter­es­sant, solche Über­reste aus der Werk­statt des Schrift­stellers zur Ken­nt­nis nehmen zu kön­nen. Als erstes aufge­fall­en ist mir allerd­ings das feine Papi­er, das sich Suhrkamp hier geleis­tet hat ;-). Und sehr schön auch, dass die fast 30 Seit­en Typoskript von “Leichtlebig” als Fak­sim­i­le hinzuge­fügt wur­den — auch wenn sie so verklein­ert sind, dass sie wirk­lich ger­ade noch so zu lesen sind. Während “Argu­mente eines Win­ter­spaziergängers” mir noch recht unfer­tig vorkommt, wie eine frühe/erste Ver­sion erscheint, ist “Leichtlebig” schon recht weit aus­gear­beit­et — und in gewiss­er Weise schon ein typ­is­ch­er Bern­hard-Text.

Willi Jasper: Zauber­berg Riva. Berlin: Matthes & Seitz 2011. 271 Seit­en.

Willi Jasper schrieb hier eine Lit­er­aturgeschichte der eige­nen Art: Die Geschichte der Lit­er­atur und der Lit­er­at­en eines Ortes — eines realen (Riva am Gar­dasee) und eines imaginären/symbolischen (das Sana­to­ri­um). Das ist stel­len­weise eine faszinierende Mis­chung aus Lit­er­atur- und all­ge­mein­er Kul­turgeschichte der ersten bei­den Jahrzehnte des zwanzig­sten Jahrhun­derts, weil es Stränge der Geschichte zusam­men­führt, die son­st eher fern voneinan­der bleiben: Zum Beispiel vere­int dieser Ort Zauber­berg Riva neben Thomas und Hein­rich Mann auch Franz Kaf­ka, Sig­mund Freud, Her­mann Sud­er­mann, Chris­t­ian Mor­gen­stern und andere. Manch­mal hängt Jasper aber auch ein­fach in ein­er Beschrei­bung (über­haupt ist das eher deskrip­tiv als analysierend) bes­timmter Lebens­ab­schnitte bes­timmter Autoren fest — z.B. Hein­rich Mann, mit dem er sich sehr gut ausken­nt.
Natür­lich spielt auch die Neuras­the­nie eine entsprechend große Rolle — dafür, für diese “Mode”-Krankheit des frühen zwanzig­sten Jahrhun­derts, der nervlichen Erschöp­fung angesichts der rasenden Zeit und der rasenden Umstände der Mod­erne, waren die Sana­to­rien unter anderem ja ger­ade “zuständig” — als eine Art Erhol­ung­sheim, eine Aufhe­bung des gewöhn­lichen Lebens mit seinen moralis­chen und gesellschafltichen Pflicht­en und Zwän­gen, eine Zeit der (tem­porären) Befreiung und Aufhe­bung. Schade nur, dass er ger­ade dies, den eigentlichen Ort, immer wieder über län­gere Streck­en etwas aus den Augen ver­liert und dann nur noch “nor­male” Lit­er­aturgeschichte ist. Ein beein­druck­endes Panora­ma, das eben über die eigentliche Lit­er­atur hin­aus­ge­ht, aber doch nicht nur bloße Kul­turgeschichte ist, ist Zauber­berg Riva den­noch — und ger­ade darin, in seinem eige­nen Blick, aus­ge­sprochen anre­gend.

Paul Bogaert: Der Soft-Slalom. Her­aus­gegeben und über­set­zt von Chris­t­ian Fil­ips. Leu­ven u.a., rough­books 2013 (=rough­book 027). 65 Seit­en.

Crazy, was der Bel­gi­er Bogaert da geschaf­fen hat — das liegt ja nahe, wenn man den Über­set­zer als Lyrik­er schon ken­nt …
Der Soft-Slalom ist eine Art erzäh­len­der Gedichtzyk­lus in num­merierten Kapiteln und Einzelgedicht­en, die sehr nahe an der Prosa sind/bleiben (zumin­d­est in der deutschen Ver­sion, die flämis­che kann ich nun lei­der nicht beurteilen, auch wenn das rough­book bei­de Sprachen bietet), in sprach­lich­er Hin­sicht spielerisch und ver­spielt. Inhaltlich bleibt mir das meiste kryp­tisch — was vielle­icht nur teil­weise an den Tex­ten selb­st liegt:

Heute müssen Namen erdacht wer­den,
damit wir später einen übrig haben.
[…] Später erst, viel später, als all das neu­tral­isiert ist,
der Soft-Slalom, na, ist das was,
da umfasst mich, tauber inzwis­chen
und blind­er, super­sacht
eine Umar­mung von hin­ten

“Hast du diesen Satz ver­standen?”, heißt es ein­mal, und: “Kommt das gut? Ergreift es dich?” Das ist tat­säch­lich die Frage, die sich mir bei der Lek­türe dieser Gedichte beson­ders deut­lich stellt: Habe ich das ver­standen? Bedeutet (mir) das etwas? Doch mit­ten­drin ver­steck­en sich auch ein­fach schöne Momente hier drin (zumin­d­est ver­steck­en sie sich für mich oder vor mir .…):

Es herrscht Trubel
und mit­ten­drin bemerkst du
eine Man­i­fes­ta­tion. Fühlst du, wie
die Sit­u­a­tion
sich zu bewe­gen begin­nt?

Rain­er Stoll­mann: Die Entste­hung des Schön­heitssinns aus dem Eis. Gespräche über Geschicht­en mit Alexan­der Kluge. Berlin: Kad­mos Kul­turver­lag 2005. 154 Seit­en.

Alexan­der Kluge erk­lärt im Gespräch mit Rain­er Stoll­mann die Geschicht­en aus seinem Band “Die Lücke, die der Teufel läßt” (2003) — und zugle­ich sich selb­st und vor allem die ganze Welt. Wie immer bei Kluge-Gespräche ist das klug und meist ein­leuch­t­end, nicht sel­ten über­raschend, weil Kluge Fak­ten aus allen Wis­sens­ge­bi­eten auf unge­wohnte Verbindun­gen abklopft und auch noch Verbindun­gen sieht oder zieht, wo ich beim besten Willen keine (mehr) sehen kann. Manch­mal ist das in dem etwas besser­wis­serischen Ges­tus des Alles-Durch­schauers aber dur­chaus auch etwas ner­vend. Doch das Gefühl habe ich bei Kluge öfters …

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