In den letzten Wochen bin ich mit meinen gesamten Internetrepräsentatioen, mit allen Webseiten und diversen Webdiensten, umgezogen: Von All-Inkl zu den Ubernauten. Nicht unbedingt, weil ich mit All-Inkl besonders unzufrieden gewesen wäre … Aber das Konzept der Ubernauten, jeden Kunden seinen Preis selbst (abgesehen von einem absolut niedrigen Mindestbetrag) selbst festlegen zu lassen und dafür im Gegensatz unheimlich viele Freiheiten und Möglichkeiten — inklusive einer vollständigen Shell — zu geben, hat mich begeistert. Und natürlich muss man die lokalen Mainzer Unternehmer ja auch unterstützen …
Zunächst habe ich die einfachen Domains umgezogen, die meines Bruders (jmader.de) und von COMEDIAN SIXPACK — alles ohne Probleme. Aber das waren ja auch einfache Fälle. Mein eigener Kram wurde etwas komplexer. Ich habe mit den Hintergrunddiensten angefangen, den Webservices, die ich für mich selbst aufgesetzt habe.
Feed-Reader
Das ist zunächst mal der RSS-Reader TTRSS (übrigens wirklich eine großartige Sache!) Die Installation war vollkommen problemlos, nur der Transfer der Datenbank klappte zunächst nicht. Das wollte und musste ich aber hinbekommen, sonst hätte ich ja wieder viel Arbeit gehabt, all die Feeds einzulesen und zu organisieren (ich bin momentan bei 448 Feeds, die ich verfolge). Und die alten Artikel wollte ich auch behalten. Das Problem war wohl einfach die Größe der Datenbank … Jedenfalls hat es weder mit PHPMyAdmin noch mit Adminer, die beide bei den Ubernauten zur Verfügung stehen, geklappt. Die Jungs gaben mir dann den Tipp, es direkt auf der Konsole zu versuchen — und da hat es tatsächlich geklappt. Und ab da lief alles wie geschmiert, meine Informationssucht konnte wieder befriedigt werden …
ThinkUp & Piwik
Ebenfalls vollkommen ohne Problem lief der Umzug der Thinkup-Installation, die die Tweets meiner drei Accounts, meine G+- und Facebook-Aktivität archiviert und analysiert: Einfach auf dem Uberspace neu installieren, die alte Datenbank exportieren und hier wieder importieren — fertig.
Gleiches gilt für Piwik, das ich zum Monitoring meiner Webseiten benutze. Auch da muss man nur einfach neu installieren und die Datenbank transferieren. Alles kein Problem.
Owncloud
Das nächste Projekt war dann die eigene Cloud, die mit Owncloud möglich wird. Oder zumindest simuliert wird … Das hat übrigens bei All-Inkl nie richtig funktioniert, die Synchronisation konnte ich z.B. nie in Gang bringen, weil der Server offenbar immer Laufzeit-Fehler produziert hat. Und auch auf der Kontakte- und Kalenderebene gab es reichlich Fehler, so dass ich das nur mal kurz ausprobiert hatte. Bei den Ubernauten lief es gleich vollkommen problemlos, alles funktioniert (und funktioniert imemr noch) einwandfrei — die Synchronisation läuft tadellos, die Kontakte stimmen (von Google exportiert und hier importiert), auch die Kalender (ebenso dorthin geschafft) sind in Ordnung. Deshalb habe ich dann auch den nächsten Schritt gewagt und mein Handy von der Google-Synchronisation getrennt (was Kontakte und Kalender angeht) und mit den beiden kleinen Apps “CalDAV Sync” und “CardDAV Sync” über die OWncloud synchronisiert — auch das funktioniert grandios, eigentlich ganz einfach (und kostengünstig). So habe ich nun die Datenhoheit über Termine und Adressen & Telefonnummern. Auch Thunderbird gleicht jetzt diese Daten mit meiner Owncloud-Instanz ab — toll, wie das alles klappt!
Etherpad
Etherpad-lite hat zunächst nicht funktioniert, obwohl ich mich an die Anleitung hielt. Aber offenbar habe ich irgendwo einen Tippfehler oder so eingebaut. Beim dritten Versuch, bei dem ich besonders aufmerksam war, ging das dann auch alles durch, so dass ich jetzt auch für kollobarative Texterstellungen (und Notizen oder so) Google den Rücken kehren kann.
Runalyze
Zu der von mir verwendeten Laufstatistik-Software Runalyze habe ich im Laufblog etwas geschrieben — zum Umzug und zur Installation auf dem Uberspace. Das ist aber auch vollkommen unproblematisch abgelaufen, wer schon einmal eine Webanwendung installiert hat, bekommt das auch ohne Anleitung hin …
WordPress mal drei
Der letzte Schritt vor der Domainportierung zu den Ubernauten war dann aber der schwierigste. Auf matthias-mader.de liefen bisher drei WordPress-Installationen: Für das hier, also für “Nächstens mehr.”, für das Laufblog und für die Fehlerhölle. Im Rahmen des Umzugs wollte ich das auf eine reduzieren und WordPress im Multisite-Modus betreiben. Das ist an sich auch wieder kein Hexenwerk (auch wenn es etwas manuelles Gefummel in der wp-config.php und der .htaccess benötigt), machte dann das Portieren aber etwas umständlicher, weil ich nicht einfach die SQL-Datenbank importieren konnte. Vielleicht geht das auch irgendwie, ich habe es jedenfalls nicht richtig hinbekommen. Also bin ich den Umweg über den WordPress-eigenen WXR-Ex- & ‑Import gegangen. Das hat aber beim Hauptblog mit etwas über 1000 Artikeln nicht vollständig funktioniert, deshalb musste ich das noch in Etappen jahresweise machen, was dann letztendlich auch funktionierte.
Ergänzend dazu habe ich noch die Themes- und Plugins-Ordner aus der alten in die neue Installation kopiert. Dann waren die Dateien schon einmal da, trotzdem musste ich aber noch alle Optionen und Einstellungen wieder an “meine” Standards anpassen — hätte ich die Datenbank komplett importiert, wäre mir das natürlich erspart geblieben. Das dauerte dann doch recht lange, vor allem, weil ich bei vielen Sachen erst in der alten Installation nachschauen musste, wie ich das vorher eingerichtet hatte — vieles muss man ja nur einmal einstellen und lässt es dann einfach so. Und “Nächstens mehr.” gibt es jetzt ja auch schon ein paar Jahre.
Etwas Handarbeit erforderte aber die NextGen-Gallery, die ich teilweise als Ersatz für die WordPress-Bildergalerie benutze. Die Tabelle habe ich aus der alten Datenbank separat exportiert und entsprechend in die neue importiert. Dann müssen aber auch noch die Dateien in die neue Installation kommen, NGG speichert “seine” Bilder in einem eigenen Ordner unter wp-content, nämlich direkt in wp-content/gallery, nicht im Uploads-Verzeichnis von WordPress. Knapp 500 MB waren das (hätte ich nicht gedacht, das das so viel geworden ist), die ich aus der Sicherung der alten Dateien, die ich mir lokal gemacht habe, gezippt und per scp im Terminal auf den Uberspace geschafft habe.
Dann hatte ich noch die Freude, das ganze gleich wieder im großen Stil zu aktualisieren, weil genau jetzt natürlich WordPress 3.5 herauskam und auch viele Plugins aktualisiert wurden … Aber irgendwann war auch das geschafft und läuft jetzt — soweit ich das sehe — auch zufriedenstellend.
Domainwechsel
Der eigentliche Domainwechsel ist das einfachste: Dafür benötigt man nur den auth-code des bisherigen Providers und eine kurze mail an die Ubernauten, den Rest übernehmen die …
Wordpress hat mir da aber noch einen Stein in den Weg gelegt. Weil ich die Ausfallzeit von matthias-mader.de ja möglichst gering halten wollte, hatte ich WordPress schon unter meinem Uberspace installiert und eingerichtet. Dann, dachte ich, muss ich nach der Domain-Portierung nur noch Base-URL und Home-URL in den Einstellungen ändern, damit alles wieder unter *.matthias-mader.de zu erreichen ist. Das habe ich auch probiert — und kam in einen Teufelszirkus, der mich komplett aus der WordPress-Installation rausgeschmissen hat, ich konnte mich nirgendswo mehr einloggen. Das Problem ließ sich dann aber auch lösen: Die Multisite-Variante von WordPress schreibt die Basis-URL nicht nur in die Datenbank (dort auch gleich in mehrere Tabellen: wp_options, wp_site und wp_blogs), sondern auch noch in die wp-config.php — das hatte ich nicht gewusst. Ändert man die auch noch, funktioniert auf einmal wieder alles und man kann munter weiterarbeiten …
E‑Mail
Mit der Domain ziehen ja auch meine E‑Mail-Adressen und ‑Postfächer zu den Ubernauten um. Weil ich zuerst die Comedian-Sixpack-Domain umgezogen habe, bin ich auf ein kurioses Problem gestoßen: Manche Mails an deren Adresse kamen einfach nicht an. Jonas hat dann vermutet, dass All-Inkl offenbar noch alte Informationen lokal gespeichert hatte, denn dort im Postfach waren die Mails noch, nur nicht in dem “neuen” von comedian-sixpack.de. Aber so sehr mich das zunächst beunruhigt hat, das einige Mails einfach nicht ankommen, so erleichert war ich dann über die einfache Erklärung.
Für meine Hauptdomain war der E‑Mail-Umzug allerdings etwas aufwändiger: Zunächst müssen die Postfächer eingerichtet werden — weil ich meine Korrespondenz je nach Zweck gerne auf verschiedene Adressen aufteile, ist das einfach ein bisschen Arbeit (na gut, 11 Accounts sind noch handhabbar …).
Dann habe ich noch die eigentlichen Mails umgezogen: Mit “imapsync” geht das auch fast von alleine — man muss ihm nur Bescheidsagen (und die Syntax richtig hinbekommen, das hat natürlich bei mir wieder zwei Fehlversuche gebraucht, weil ich Anleitungen ja prinzipiell nur überfliege und nicht lese …). Und ein paar tausend Mails inklusive ein paar Anhängen zu transferieren dauert dann auch etwas, selbst wenn es mit imapsync direkt von Server zu Server geschieht (bei ca. 2MiB/S).
Der richtige Spaß kommt dann aber erst zum Schluss: Alle Mailclients müssen angepasst werden, weil sich die Zugangsdaten (Benutzername/Passwort und auch die Serveradressen) geändert haben. Da ich ja alles vierfach haben will (PC, Netbook, Handy & Tablet) war ich damit eine ganze Weile am werkeln. Auch wenn ich immerhin die Konfigurationsdatei zwischen Handy und Tablet einfach kopieren konnte, weil ich auf beiden Geräten K9 benutze. Aber da ich beim PC Thunderbird bevorzuge, auf dem Netbook aber Sylpheed (weil es ressourcenschonender ist), hat das dort nicht so einfach geklappt. Nicht, dass die Sache besonders schwierig wäre — es kostet einfach nur ein bisschen Zeit, all die Daten zu ändern …
Aber jetzt ist alles wieder im Reinen, die Server brummenn, meile Mails fliegen hin und her und ich bin glücklich …