As much as people want the rules for commas to be ironclad, no mechanistic rules can substitute for slow proofreading and redrafting, or even better, a good editor. And having some flexibility in punctuation is one of the things that gives an author a style.
Doch diese Sehnsuchtsbewirtschaftung im Dienste des Regionalen funktioniert nur, weil sie die globale Dimension der beworbenen Produkte aktiv ausblendet. […] Als Realfiktion geistert die Regionalitäts-Illusion durch die Produktionsstätten und Verkaufsläden der Grossverteiler und ist dort zu einem verkaufsträchtigen Teil unseres Konsumalltags geworden.
Alle sind betroffen | Zeit → ein gar nicht schlechter text zum “problem” der “identitäts”-politik (ich mag den begriff nicht besonders, weil er meines erachtens die gesellschaftliche dimension von ungleichheiten zu sehr vernachlässigt bzw. als individuelles problem (noch dazu als nachrangiges) impliziert … trotzdem: catherine newark schafft es, auswüchse abwägend als solche darzustellen, ohne — wie so oft — das kind mit dem bade auszuschütten
#FakeNews jetzt auch im Feuilleton? | Wolfgang Michal → wolfgang michal hat — ausgelöst von der alarmistischen pressemitteilung des börsenverbandes und der ungeprüften übernahme in qualitätsmedien — mal ein bisschen gerechnet, was die rückzahlung illegal erhaltener vg-wort-gelder für verlage eigentlich wirklich bedeutet:
Doch die notorisch klamme Situation mancher Kleinstverlage wird vom reichen Börsenverein ja nur deshalb ins Feld geführt, weil man damit die Herzen notorisch klammer Autoren erweichen kann. Da traut sich dann keiner mehr zu fragen, warum man ausgerechnet kleine Autoren, deren Existenz mindestens ebenso gefährdet ist wie die Existenz kleiner Verleger, mit kulturellen Untergangsszenarien dazu drängen will, auf ihre schmalen Rückforderungsbeträge (von wenigen hundert Euro im Schnitt) „freiwillig“ zu verzichten? Warum springen nicht die Milliardäre und Multimillionäre Bertelsmann, Springer Science oder Westermann in die Bresche und helfen ihrer angeblich so bedrängten Branche? Allein mit dem Jahresgewinn von Bertelsmann könnten sämtliche Rückforderungen der VG Wort 30 Jahre lang beglichen werden.
In Theatern wird “exemplarisch durchgespielt, was Demokratie ausmacht: das Aufeinanderprallen extrem unterschiedlicher Ansätze auszuhalten – und diskursiv zu kanalisieren”? Nein, einfach nein. Politisches Theater ist nur so weit pluralistisch, bis es unangenehm werden könnte. Es hat kein Interesse daran, die Bandbreite der Haltungen einer Gesellschaft vorkommen zu lassen, die – wie eklig! – eben nicht nur aus den Guten besteht
Es geht nicht um Respekt oder Toleranz der einen für die anderen, um etwas, das Mehrheit einer Minderheit gönnt. Es geht darum, dass sich die Gesamtgesellschaft erst als komplett begreift, wenn alle gleichermaßen dazugehören.
100 Jahre russische Revolution: Revolutionsjubiläum ohne Held | NZZ → ulrich m. schmid über die schwierigkeiten der putin-regierung, die revolutionsfeiern des nächsten jahres mit dem nächsten spin zu versehen (spoiler: lenin fällt aus, der russische staat darf in seiner größe und großen geschichte ganz nationalistische wieder auferstehen …)
Vielleicht sind “Day & Taxi” auch nur auf der Suche nach einem Weg. Auf Way gibt es davon jedenfalls viele. Christoph Gallio als Chef dieses Trios mit dem seltsamen Namen “Day & Taxi”, der auch alle Musik für diese im Januar im Studio aufgenommene CD beisteuert, begegnet mir so halb am Rande meines musikalischen Wahrnehmungsfeldes immer mal wieder (die “Soziale Musik” finde ich zum Beispiel konzeptionelle sehr spannend). Das Trio gibt es jetzt schon eine ganze Weile, auch die neue Besetzung — mit jungen Männern am Bass und Schlagzeug — ist schon gut eingespielt.
So ist Way eine sehr kontrastreiche CD geworden, die viel sehr heterogenes Material versammelt, auch von unterschiedlicher Spannung und Güte in meinen Ohren. MM (for Mark Müller) als Beispiel versammelt das meiste davon gleich in einem: gemäßigtes Powerplay, das dann wieder ins Stocken gerät, in eine Leere, eine Art musikalisches Einfrieren fällt, daraus aber wieder weitermacht und auch poetisch-versonnene Einfälle problemlos integriert.
Viele “Widmungsstücke” gibt es auf Way, die Namen sagen mir fast alle nichts. Nicht immer wird beim Hören klar, wie viel/was davon jetzt komponiert oder improvisiert ist — das ist aber eben auch egal: Kontingenzen und Möglichkeitsformen werden nicht ohne Grund in den Liner Notes thematisiert. Das ist vielleicht das auffälligste an Way: Dass es kaum eine wirkliche Richtung gibt, sondern das Trio vielen Verästelungen nachgeht, an Weggabelungen immer neu spontan-zufällig entscheidet — und dabei Umwege und Irrungen, auch Sackgassen in Kauf nimmt, nicht verschweigt, sondern auch dem Hörer offenbart. Wahrscheinlich fällt mir deshalb das Urteil so schwer: Ich höre die Qualität des Albums, das ist unstreitig richtig gute Musik. Aber ich habe das ganze jetzt drei- oder viermal gehört: Und so richtig mitreißen oder begeistern kann es mich als Ganzes nicht. Vielleicht liegt es am Klangbild, Gallios Saxophone klingen mir etwas eng-nasal … Es mag aber aber auch an den Uneindeutigkeiten liegen. Was aber wieder seltsam ist, weil ich offene Musik eigentlich favorisiere. Nur bleibt mir diese Offenheit hier etwas verschlossen. (Naja, die Metapher habe ich jetzt genug strapaziert …). Aber andererseits: Bei jedem Hören entdecke ich neue spannende, faszinierende Momente. MM habe ich schon erwähnt, auch Snow White Black Magic ist ziemlich gelassen-großartig. Dazwischen steht auch viel kurzes Material, das da einfach so herumsteht, wie ein Gewächs am Wegerand: Das ist, das existiert für sich — aber damit passiert nichts. Manchmal fällt es einem der drei Reisenden auf, dann entwickeln sich daraus Ideen, komplexere Abläufe. Manchmal ist es nach ein paar Dutzend Sekunden aber auch wieder aus dem Blickfeld und damit erledigt. Bis etwas Neues auftaucht, einfällt oder passiert.
Way hat aber noch eine wirkliche Besonderheit. Unter den 22 Titeln sind einige Miniaturen. Und darunter noch drei spezielle: Miniaturen nämlich, die Texte von Friederike Mayröcker aufnehmen. Das hat mich — als Mayröcker-Leser — natürlich sehr neugierig gemacht. Der Bassist Silvan Jeger singt also dreimal, jeweils vier bis sechs Zeilen älterer Gedichte aus dem umfangreichen Katalog Mayröckers, mit ein bisschen Geplänkel des Trios dabei. Leider sind das wirklich knappeste Stückchen — zwischen 37 und 47 Sekunden lang. Und musikalisch passiert da auch nicht sehr viel. Immerhin wird hier also mal Mayröcker gesungen — so arg häufig passiert das ja nicht. Viel mehr höre ich da aber auch nicht. Vor allem keine Antwort auf das Warum? (Warum Mayröcker? Warum diese Texte?).
Day & Taxi: Way. Percaso 2016: percaso 34. Spielzeit: 1:09:52.
Der ungebildete Mann sieht sich als Opfer der Verhältnisse, weil er nicht mehr machen darf, was er will: zu schnell Auto fahren, besoffen Auto fahren. Stattdessen muss er sich um den Haushalt kümmern. Das irritiert die verblödeten Männer. Deswegen folgen sie einer Partei, die sich systematisch als Opfer inszeniert […]
Und die ungebildeten jungen Männer folgen einer Macht, die besinnungslos gegen alles losschlägt, was Menschlichkeit heißt. […]
Es ist ja so: Nicht einmal die Rechtspopulisten sind von ihren Ideen überzeugt. Das sind gewissenlose Betrüger, die in der Regierungsverantwortung dann pragmatisch werden. Und plötzlich ganz anders agieren, als sie vorher angekündigt haben; eine humane Außenpolitik machen oder sich für Homosexuellenrechte einsetzen. Die glauben, bis auf ein paar Prozent Vollidioten, gar nicht an ihre eigene Idee. Die sind nur an der Macht interessiert. Darin passen sie zu ihren Wählern.
Die Wahl der Begriffe enthält eine Positionierung. Ändert sich die Positionierung, ändern sich auch die Begriffe.
Der zweite Versuch → Ingo Zamperoni über die (Vor-)Wahl in den USA und Hillary Clinton
Ready for Hillary? Schafft es Hillary Clinton im zweiten Anlauf nach 2008, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten zu werden – oder sogar ins Weiße Haus einzuziehen? ARD-Korrespondent Ingo Zamperoni widmet sich den Pros und Contras in dieser Frage.
Es war der Basler Bürgersohn, ETH-Professor und Bauernverbandssekretär Ernst Laur (der „Bauernheiland“), hat in der Zwischenkriegszeit den Schweizerischen Bauernverband (SBV) zu einer schlagkräftigen und einflussreichen Lobbyorganisation aufgebaut und er prägte vor allem jenen Slogan, der bis heute offenbar unauslöschlich im identity-code vieler Schweizerinnen und Schweizern verankert ist, obwohl sie seit schon bald nicht mehr erinnerbaren Generationen in Städten leben: „Schweizer Art ist Bauernart“. Zusammen mit seinem gleichnamigen Sohn hat er im Rahmen der Geistigen Landesverteidigung der 1930er Jahr das neu erfunden, was angeblich der „frume edle pur“ der alten Eidgenossenschaft gewesen sein soll: Laur junior beauftragte in den 1930er Jahren mehrere Textildesigner, um die heute bekannten Schweizer Trachten entwerfen zu lassen. Dabei passt ins Bild, dass schon an der Wende zum 20. Jahrhundert in der Unterhaltungsszene des Zürcher Niederdorfs die Ländler-Musik kreiert worden ist, und dass ebenfalls zu Beginn des 20. Jh. der städtisch-bürgerliche Heimatschutz die von der Moderne „bedrohte“ bäuerliche Kultur und die Vielfalt der Schweizer Bauernhäuser zu „schützen“ sich zur Aufgabe machte. „Der“ Schweizer Bauer ist eine städtische Erfindung; die „Bauernart“-Ideologie war, noch bevor sie Laur auf den Begriff brachte, eine Reaktion auf die Moderne.
The Strange Tale of Social Autopsy, the Anti-Harassment Start-up That Descended Into Gamergate Trutherism | NYMag → tolle geschichte über ein kickstarter-projekt, das auf ominöse weise hate-speech & cyberbulling bekämpfen wollte und dann ganz schnell sich selbst in gamergate-verschwörungen verstrickte — weil die initiatorin offenbar keine ahnung hat(te), was im internet der jetztzeit so alles passiert …: “So overall, Social Autopsy’s Kickstarter rollout has not been without its hiccups.”
Informationelle Selbstzertrümmerung | ctrl+verlust → interessante überlegungen von mspro: hindert das konzept der informationellen selbstbestimmung nicht eigentlich einen effektiven datenschutz oder einen schutz der individuen vor missbräuchlicher nutzung ihrer daten?
Man kann das noch weiterspinnen, wie ich es ja bereits seit einigen Jahren tue 4: Wenn wir 1. nicht mehr kontrollieren können, welche Daten über uns an welchen Stellen gesammelt werden, weil wir die ganze Welt mit immer mehr und immer unsichtbareren Sensoren ausstatten; Wenn wir 2. die Kapazitäten von Leitungen und Datenträgern immer weiter erhöhen, so dass Daten in immer größerem Umfang immer problemloser von A nach B kopiert werden können; Wenn wir 3. immer bessere Methoden und Software zur Datenauswertung bereitstellen, die noch aus den unschuldigsten Daten komplexe Profilbildungen und unvorhergesehene Erkenntnisse erlauben; Wenn wir also den informationellen Kontrollverlust auf den Ebenen der Sammlung, Speicherung und Auswertung erleben, wie können wir dann überhaupt noch – egal wo – von einer „informierten Einwilligung“ sprechen, ohne uns in die eigene Tasche zu lügen?
Kleine Kritik am digitalen Diskurs | Bob Blume → bob blume ist vom “digitalen diskurs” etwas desillusioniert und überlegt, was digitale bildung in der schule soll/kann/muss … — auch die kommentare steuern interessante überlegungen bei
Wir Schweizer sind gute Umweltverwalter, sehen uns gern als Vorbilder und sind manchmal ganz gern auch Umweltträumer, und wo Umweltschutz kostet, haben wir das Geld dafür. Sobald es aber um Verhaltensweisen oder gar um Machtstrukturen geht, lassen wir lieber alles beim Alten.
Für die anstehenden großen Umweltprobleme vom Kulturlandverlust über das Artensterben bis zum Klimawandel wird das nicht genügen.
HISTOdigitaLE → oer-plattform der leipziger uni für das fach geschichte, mit schwerpunkt auf leipzig-themen
Old man yells at cloud | Coffee And TV → auch nerds sehnen sich nach der guten, alten zeit — nur begründen sie es halt mit einem douglas-adams-zitat (im grunde trifft lukas aber einen punkt, den ich ähnlich empfinde, was die verfügbarkeit von musik, bildern, texten angeht …)
The consequence of this is that remembrance as a species of morality has become one of the more unassailable pieties of the age. Today, most societies all but venerate the imperative to remember. We have been taught to believe that the remembering of the past and its corollary, the memorialising of collective historical memory, has become one of humanity’s highest moral obligations.
But what if this is wrong, if not always, then at least part of the time? What if collective historical memory, as it is actually employed by communities and nations, has led far too often to war rather than peace, to rancour and resentment rather than reconciliation, and the determination to exact revenge for injuries both real and imagined, rather than to commit to the hard work of forgiveness?
[…]
There is also too much remembering, and in the early 21st century, when people throughout the world are, in the words of the historian Tzvetan Todorov, “obsessed by a new cult, that of memory”, the latter seems to have become a far greater risk than the former.
Ludwig Winder: Der Thronfolger. Ein Franz-Ferdinand-Roman. Wien: Zsolnay 2014. 576 Seiten.
Ein schöner und guter Roman eines vergessenen Autors zu einem bekannten Thema. Ludwig Winder, in der Zwischenkriegszeit ein berühmter Autor und Journalist, hat mit dem “Franz-Ferdinand-Roman” Der Thronfolger ein richtig gutes Buch geschrieben, das leider lange Zeit ziemlich vergessen war. Der Wiener Zsolnay-Verlag hat es jetzt (mit einem Nachwort des Spezialisten Ulrich Weinzierl) neu aufgelegt — und so konnte ich auch diesem Roman, der 1937 das erste mal erschienen ist, kennen lernen.
Winder erzählt das Leben des Erzherzogs Franz Ferdinand trotz der ausführlichen Darstellung in strenger Chronologie des Lebens. Und weil er stilistisch dabei erstaunlich locker bleibt, lässt sich das trotz der etwas langatmigen Anlage und Struktur sehr gut lesen. Denn im Kern ist es eben ein starkes, lebendiges Porträt des Erzherzoges — der war ja, wenn man Winder glauben mag (und es gibt keinen Grund, das nicht zu tun), alles andere als ein leibenswürdiger Charakter: Spröde, harsch, krankhaft ehrgeizig und misstrauisch — ein Misanthrop reinsten Geblüts sozusagen. Die radikale personale Perspektive macht das zu einem dichten Porträt einer historischen Figur, ohne sie vorzuführen oder zu verurteilen. Interessant wird das auch dadurch, dass im Hintergrund des Textes immer die Frage mitschwingt: hätte die Geschichte nicht auch ganz anders ausgehen können? Das “faktische” Ende ist ja bekannt — hier wird aber immer wieder mit der Möglichkeit gespielt, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Figur Franz Ferdinands auch andere Potenzen und Potenziale gehabt hätte — die aber ungenutzt bleiben (und vielleicht auch einfach bleiben müssen).
Unterdessen wurden in den Konferenzsälen der Generalstäbe, Ministerien und Botschaften, in den Salons der Munitionsfabrikanten, in den Schlössern und auf den Vergnügungsyachten der Staatsoberhäupter, in den Klubzimmern der Abgeordneten, in den Spielzimmern der Offizierskasinos, in den armen Mansardenkammern jugendlicher Verschwörer die Pläne ausgeheckt, die zum Kriege führen sollten. Leichtfertige Diplomaten, ehrgeizige Generäle, verbrecherische Geschäftemacher und halbwüchsige Patrioten, deren nationalistischer Rausch sich unversehens in Blutrauseh wandelte, arbeiteten einander in die Hände, ohne es zu wissen. Sie jagten einander Angst ein, um die Vernunft zu töten. Sie wollten die Welt mit Angst erfüllen, um die Verbrechen, die sie planten, zu entschuldigen. Sie sagten den Völkern, der Feind gönne ihnen das Leben nicht und wolle ihnen den Lebensraum verkürzen. Sie forderten den Feind heraus, den ersten Schuss abzugeben, das Signal zum großen Massenmord. Sie hatten Angst vor dem ersten Schuss, den sie inbrünstig ersehnten. (454)
Gute Gedichte scheinen mir das zu sein, der “Güte” schwer zu fassen sind: Da sind starke, anziehende Bilder, die ganz wunderbar selbstverständlich wirken. Da ist die Bewegung der Sprache, die sich ungehindert und wie von selbst enfaltet. Und das Fortschreiten im Text und der Welt, auch in der Zeit: immer weiter, nicht rasten, nicht ruhen … Da ist die szenische Narration, die immer wieder auftaucht. Die Reihung von kurzen Sequenzen, die geschnitten (Cut!) Bilder, die Realität und Sprache miteinander kommunizieren lassen (oder auch nicht), zumindest in Beziehung setzen, sie aufeinander treffen lassen. Schade nur, dass der Band von Dombrowski so kurz ist …
Archivare Schiffe zu falten den Eisbären dort unten wo ihnen die Schollen wegbrechen haben wir jetzt nicht das Papier
So filmen wir weiter ihr polares Treiben vom Hubschrauber aus (30)
Hans Pleschinski: Der Holzvulkan. Ein deutscher Festbrief. Mit einem Nachwort von Gustav Seibt. München: Beck 2014 (textura). 96 Seiten.
Eine kuriose Erzählung eines kuriosen Geschehens der an Kuriositäten nicht gerade armen deutschen Geschichte: Der Erzähler triff auf die Geschichte, die sich in Form eines Art Führers und Erzählers sowie der traumhaften Vergegenständlichung der historischen Bauten und Ansichten darstellt und zeigt. Es geht um einen etwas ausgeflippten deutschen Herzog des 17. Jahrhundert, den Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, der nicht nur (extrem ausufernde) Romane schrieb, sondern auch als Feste-Arrangeur und Mäzen sein kleines HZerzogtümchen zu einem europäischen Zentrum der Künste und der repräsentativen Darstellung machen wollte — und damit so grandios und krachend scheitert, dass es Pleschinski wunderbaren Stoff zum Erzählen gibt. Und auf den wenigen Seiten macht er das ausgesprochen lebendig und sympathisch, mit raffinierten erzählerischen Volten, die dem Gegenstand des Illusionstheaters wunderbar angemessen sind — und zugleich ein Beispiel, wie man kunstvoll Geschichte (nach-)erzählen kann. Also: eine schöne, unterhaltende und auch belehrende Lektüre für zwischendurch (zumal das Büchlein bei Beck auch nett gemacht und um einige Kupferstichen ergänzt wurde).
Deutsches Barock ist den Deutschen am fremdesten, weil’s dort nicht mal um Gemütlichkeit ging (75)
Patrick Maisano: Mezzogiorno. Salzburg u.a.: müry salzmann 2014. 152 Seiten.
Ein schönes und gelungenes erzählerisches Experiment, dieses Debüt von Maisano: Zwei Erzähler — auch noch beide Architekten — streiten sich um die Wahrheit des Erzählens, der Erinnerung und der Deutung der Gegenwart. Zugleich ist das auch ein Streit zweier Lebensentwürfe: Der geniale, faule und organisierte Architekt gegen den ordnungsfixierten, unternehmerischen, aber ideenlosen Bauingenieur und Planer. Die Menschen bleiben allein, die Familien tauchen als Idee und Erzählung öfter und wirklicher auf als in der “wahren” Realität: Patricks trockenes Berichten und Toms unbeschwertes Fabulieren konkurrieren um den Leser — glaubhaft sind natürlich beide nicht, wie sich zusehends herausstellt. Dass beiden Protagonisten und Erzählern am Ende dann ganz symbolisch und reell der Boden und das Fundament unter den Füßen wegrutscht — das Chalet, in dem sie sich befinden, fällt einem Bergrutsch zum Opfer — ist dann fast schon zu offensichtlich. Aber bis dahin hat man beim Lesen an diesem rasanten Text eine Menge Vergnügen gehabt.
Lutz Seiler: im felderlatein. Berlin: Suhrkamp 2010. 102 Seiten.
“daheim an den gedichten” ist Lutz Seiler: Auch wenn er jetzt für seinen Roman “Kruso” so sehr gelobt ist: Er ist vor alledem ein vortrefflicher und ausgesprochen kluger Lyriker. Schon pech & blende hat das gezeigt, im felderlatein gelingt es erneut: Hier ist eine eigene Stimme und ein eigener Denke. Seilers Gedichte machen immer wieder die Zeit selbst zum Thema:
[…] immer
in der schwebe, die schätze dieser zeit
- eine Zeit, die sich in der Erinnerung zeigt oder als Gegenwart der Vergangenheit im Augenblick der Empfindung und Wahrnehmung. Vor allem aber geht es ihm immer wieder um die Verbidungen und Verknüpfungen von Natur, Mensch und eben Zeit. Ein Gedicht wie “im felderlatein” macht das besonders deutlich. Schon der Titel verknüpft alle drei Bereiche: Den Menschen mit seiner Sprache — aber einer Sprache, die “ausgestorben” ist, die Sprache der Vergangenheit ist, aber in unserer Gegenwart immer noch lebt; und diese Sprache der Menschen eben schon im Kompositum verknüpft mit der Natur der “Felder” — die, sobald sie Felder sind, ja auch schon mit dem kultivierenden und abgrenzenden Menschen in Verbindung stehen. Dort, also “im felderlatein”, heißt es:
im nervenbündel dreier birken: umrisse der existenz & alte formen von geäst wie schwarzer mann & stummer stromabnehmer. all
die falschen scheitel, sauber nachgezogen im archiv der glatten überlieferung. gern
sagst du, es ist die kälte, welche dinge hart im auge hält, wenn große flächen schlaf wie winkelschleifer schleifen in den zweigen. so
sagt man auch: es ist ein baum & wo ein baum so frei steht muß er sprechen
Und das zeigt sich auch in Versgruppen, die deutlich machen, dass dem Menschen (noch) längst nicht Zugriff auf alles eigen ist:
du weißt noch immer nicht, daß es dich gibt, doch was geschieht ist begriffen, ins brüchige dunkel entleert sich das haus (48)
In seinem flanierenden Streifen durch Landschaften, Vergangenheiten und Typen (Rückkehr ist der entscheidende Begriff heir, nicht die Ankunft!) gelingen Seiler jedenfalls immer wieder großartige Gedichte, die als konzentrierte, starke Schöpfungen der Sprache und des Denkens so etwas wie Bestandsaufnahmen sind (nicht ohne Grund ist “inventur” eines der besten gedichte in diesem band):
[…] & unter der erde
liegen die toten & halten die enden wurzeln im mund (49)
Monika Rinck: I am the zoo. Ostheim: Peter Engstler 2014. 52 Seiten.
Wie schon bei Helle Verwirrung und Hasenhass belässt es Rinck auch hier nicht bei der Schrift, beim Text allein, sondern arbeitet mit Zeichnungen zuammen. Genauer gesagt: Sie arbeitete mti der Zeichnerin Nele Brönner zusammen. Die legte täglich eine von 24 Zeichnungen vor, zu der Rinck textete, was wiederum Brönner zur nächsten Zeichnung veranlasste etc: Die gegenseitigen Rückkopplungen entwickeln sich hier Seite für Seite zu einer Fabel — einer fabelhaften, phantastisch-spielerischen Geschichte. “Irritierte Verheißung” heißt es einmal im Text — und das passt recht gut: Gegenseitige Irritation beflügelt die Phantasie, die immer neues, anderes, ungeplantes verheißt. Und das dann nicht unbedingt einlöst: Dieses Buch (ich scheue mich, nur vom Text zu sprechen, die Zeichnungen sind schließliche elementarer Teil des Werkes) ist nie langweilig, weil die Entwicklung zwar zu beobachten ist, aber nie vorhersehbar wird. Und weil dazu noch die Sprache Monika Rincks zwischen Prosa und Lyrik schwankt, wenn man das so sagen darf, ihre poetische Qualtiät des Klangs und der Nicht-Alltäglichkeit besonders betont, ist das ein Werk ganz nach meinem Vergnügen: Ein Buch, das mit dem Untertitel Geschichten vom inneren Biest gar nicht so schlecht umschrieben ist.
Sibylle Berg: Der Tag, als meine Frau einen Mann fand. München: Hanser 2015. 256 Seiten.
In gewisser Weise ist das wieder ein typischer Sibylle-Berg-Roman — und das ist ja schon einmal ein guter Start. Der Klappentext des übrigens sehr schön gemachten und in feinem Leinen gebundenen Buch verheißt:
Chloe und Rasmus sind seit fast zwanzig Jahren verheiratet, und ja, alles bestens, man hat sich entwickelt, man ist sich vertraut. Aber dass dieses Leben nun einfach so weitergehen soll, ist auch nicht auszuhalten. […] Sibylle Berg stellt die Frage, die alle Paare irgendwann einmal beschäftigt: Ist Sex lebensnotwendig? Oder doch eher die Liebe?
Und das passt schon ganz gut: Berg erzählt (wieder einmal) aus der Hölle der Selbstfindung eines ziemlich frustrierten Paares. Es geht in wechselnder Perspektive aus der Sicht der beiden Protagonisten Rasmus und Chloe um das Abnutzen der Gefühle, um das Leiden am Leben, um die unendliche ernüchternde und nüchterne Ausweglosigkeit des Alltags. In kurzen Kapitel und klarer, knapper und präziser Prosa beschreibt Berg die aufdämmernde Katastrophe der Paarbeziehung, das Umschlagen, die völlige Zerstörung und Neuschaffung. Das ist Literatur, die kurzfristig unterhält und nachhaltig verstören kann, wie Richard Kämmerlings ganz richtig beobachtet hat. Und genau diese Kombination aus Unterhaltung und Verstörungspotenzial, aus Humor und tiefem, dunklem Ernst ist es, was mir an Bergs Büchern immer wieder zusagt.
Die Aufregung. Hat sich abgenutzt, wie alle Gefühle, ich hatte jedes schon einmal. Es wird kein neues dazukommen. Das ist das Grauen der mittleren Jahre. Die Langeweile und die noch allzu nahe Erinnerung an Zeiten, in denen alles zum ersten Mal passierte. (50)
außerdem gelesen:
Helene Hegemann: Axolotl Roadkill. Berlin: Ullstein 2010. 204 Seiten.
Es ist nicht einfach, das Geschehen in Cambridge angemessen zu charakterisieren, ohne dabei innerlich mit dem Kopf zu schütteln und an der Legitimität des eigenen Berufsstandes zu zweifeln.[…]
Allerdings profitieren davon [von den spektakulären Zuschreibungen] weniger die Museen als die oft privaten Besitzer der Werke. Selbst eine Ausstellung strittiger Zuschreibung erzielt leider diese Wertsteigerung. Es wird Zeit, dass sich an diesem Mechanismus etwas ändert.
[die deutschen politiker] wissen, wenn sie eine Position ökonomischer Vernunft zu laut und vernehmbar einnehmen würden, würden sie sich in ihrem Land isolieren. Oder besser: Sie glauben das. Mit dem Ergebnis, dass im Spektrum der “ernstzunehmenden Politik” eine Position ökonomischer Vernunft nicht mehr geäußert wird, was seinerseits zur Stabilisierung des Meinungsklimas beiträgt. Da die wirtschaftliche Vernunft, die überall in der Welt Mainstream wäre, in Deutschland im politischen Feld nicht mehr repräsentiert ist (außer am linken Rand der Grünen und am Realo-Rand der Linkspartei), hat das wiederum Auswirkungen auf das veröffentlichte Meinungsbild. Kurzum: Die Schlange beißt sich in den Schwanz.
Stand der Literaturkritik: Ewige Krise klingt gut — Kultur — Tagesspiegel — gerrit bartels hat leider nichts verstanden. jör sundermeier ging es doch gar nicht so sehr darum, den literaturjournalismus zu verteufeln. was er aber — und da stimme ich ihm zu — für problematisch hält, ist, wenn dieser die literaturkritik ersetzt. bartels hat offenbar auch nicht richtig gesehen, dass sundermeier darauf hinweist, dass die kritik schon länger in der krise steckt.
Über die Schweiz könne man keine guten Bücher schreiben, heißt es. Das ist falsch. Die Literatur des 21. Jahrhunderts vermisst das Land völlig neu.
Christoph Irniger ist ein wirklich interessanter Schweizer. Der noch ziemlich junge Saxophonist hat bei Intakt bereits im letzten Jahr mit seinem Trio die wunderbar kraftvolle CD Gowanuns Canal veröffentlicht. Und jetzt legt er nach — und noch eines drauf. Mit der losen Formation “Christoph Irniger Pilgrim”, die in etwas anderer Besetzung schon eine Aufnahme gemacht hat (die ich (noch) nicht kenne), hat er wieder bei Intakt (die sind eben wirklich gut, die Züricher …) Italian Circus Story vorgelegt. Und das ist tolle Musik, die mich beim ersten Hören berührt, beim zweiten begeistert und beim dritten entzückt hat.
Schon der Beginn ist ziemlich cool: schleicht sich auf weichen Klangpfoten hinein, mit Zeit für Entwicklungen und Entdeckungen. Überhaupt die Entwicklung: Wie spannend und vielfältig es sein kann, die Ideen zu entfalten, hört man wohl am besten beim viertelstündigen Titelstück Italian Circus Story. Das ist keine akrobatische Verrenkung (für die ich ja durchaus auch einiges übrig habe …), sondern eine phantastische Geschichte voller Verwandlungen, Überraschungen und Entwicklungen, Höhepunkte und Tiefen. Nebenbei bemerkt klingt die Aufnahme auch sehr gut, hat einen schönen warmen und plastischen Sound. Überhaupt zeichnet die ganze Italian Circus Story eine große Präzision des klanglichen Gefüges aus. Die Klänge verfügen in so ziemlich jedem Moment über beeindruckende Klarheit — trotz der (zeitweise) hohen Dichte und durchaus vorhandenen Komplexität erscheinen sie wie selbstverständlich und fast natürlich. Das hängt damit zusammen, dass das Quintett aus Klangpilgern besteht: Fest stehen sie auf gemeinsamen Grund, überzeugt in ihrem Tun, sehr selbstsicher und selbstbewusst. Und das durchaus mit Grund, denn sie sind hörbar alle große Könner und erstaunlich reife Stilisten. Das zeigt sich gerade immer wieder darin, dass sie Zeit haben oder sich Zeit nehmen, die Musik nicht drängen, sondern ihr Freiraum zur inneren und äußeren Entfaltung geben.
Die Klarheit der Farben und Motive, das oft auch sehr durchsichtig Ensemble, selbst bei erheblicher klanglicher Dichte beziehungsweise momentaner Verdichtung vermittelt so immer wieder eine dieser Musik innewohnende poetische Freiheit. Dabei ist alles sehr konzentriert, genau und im höchsten Maße ausgefeilt — nicht die Freiheit des egal was, des Wartens auf die Inspiration hört man hier, sondern die Freiheit der Vorbereitung — und der daraus resultierenden Gewissheit und Überzeugung (des Gelingens).
Christoph Irniger ist dabei selbst als Saxophonist gar nicht so sehr präsent, wie man das von Bandleadern gewohnt ist: Er drängelt nicht, sondern lässt viel Raum — unter anderem für den klangsinnigen Pianisten Stefan Aeby oder den schwebenden Gitarrensound von Dave Gisler. Aber egal, wer gerade zu hören ist: Immer wieder beeindruckt die konzentrierte Gelassenheit der Musik, die erarbeitete, hergestellte Lockerheit und die angespannte Aufmerksamkeit für jedes rhythmische, motivische und klangliche Detail.
Christoph Irniger Pilgrim: Italian Circus Story. Intakt CD 238. Intakt Records 2014.
Politisch betrachtet wird das Ganze immer absurder. Schon die Einführung des LSR entbehrte jeglicher Begründung und Rechtfertigung. Der Versuch, zu dessen Durchsetzung auch noch das Kartellrecht ad absurdum zu führen, ist infam. Umso erstaunlicher und bedenklicher sind erste Anzeichen, dass sich die Politik erneut hinters Licht führen lässt.
Das Platzspitz-Trauma | Das Platzspitz-Trauma — Große, gut aufbereitete Geschichte im “Tagesanzeiger” über die Züricher Drogenszene in den Neunzigern — und die entsprechenden Probleme bis zur “Lösung”:
Die riesige offene Drogenszene in den Achtziger- und Neunzigerjahren zählt zu den grössten sozialen Katastrophen Zürichs und der Schweiz überhaupt.
Currently, the English Wikipedia has more than 50 official policies with a word count close to 150,000 (enough for a thick book). But that’s just the tip of the administrative iceberg. In addition to the policies, there are guidelines and essays—more than 450 devoted solely to proper conduct. You will also find more than 1,200 essays containing comments on the policies and guidelines, advisory notes, and analyses of the community. The total word count for all guidelines and essays can easily be in the magnitude of millions. It is safe to assume that no one in the world knows them all, and that Wikipedians really wallow in creating norms and regulations. I should know—I am one. But this is madness!
Sein Lösungsvorschlag:
A bureaucracy-busting squad of Wikipedians, who actively use and educate about the “ignore all rules” rule, should be recognized and commended within the community.
The Deal That Brought Dvorak to New York — NYTimes.com — The contract that brought Dvorak to the new world — six pages of gracefully handwritten clauses, bound by green ribbon … einige Auszüge davon hat die NYT auch online gestellt: http://www.nytimes.com/2013/08/24/arts/music/the-fine-print-of-dvoraks-contract.html
Und während “der Euro gerettet wird”, Deutsche den Hitlergruß zeigen, der Verfassungsschutz so bleibt, wie er ist, um die nächste Neonazi-Kaderorganisation aufzubauen, Frauen mit Migrationshintergrund zuhause bleiben müssen, weil ihnen die CSU dafür einen Hunni in die Schürze steckt, die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern zu einer Art Neo-Kolonisation umgebaut wird, die Arbeitslosigkeit in prekären Jobs versteckt ist und die deutsche Außenpolitik zur Belanglosigkeit wird, während all das passiert, soll man eines Septembermorgens aufstehen und sagen: “Dann geh’ ich mal die Mutti wählen.”
Tot oder lebendig im Gangsta-Kapitalismus — taz.de — Klaus Walter zum 50jährigen Jubiläum von Martin Luther Kings “I have a dream”-Rede, zu deren (falscher) Vereinnahmung und der Wende der schwarzen Bürgerrechtsbewegung:
Ego-Politics ersetzen Bürgerrechtsbewegung. Fünfzig Jahre nach “I have a dream” sind die Idole des schwarzen Amerika Rapper wie Jay‑Z und Kanye West. Sie haben sich durchgeboxt
Jubelnd äußern sich die Leser über ein neues drolliges Hitler- oder Pferdebuch. Wunderbar, dass man es kann — grauenhaft, wenn Verbrauchermeinungen das einzige Korrektiv in der Kultur werden. Hatte ich mir mit meiner Aussage, zeitgenössische Kunst würde von Experten in den Kanon befördert, schon viele Freunde gemacht, gilt es doch auch in allen anderen Bereichen unseres Lebens. […]
Keiner muss den Empfehlungen eines Literaturwissenschaftlers folgen, aber als Gegenentwurf zur eigenen Meinung war sie ab und zu hilfreich.
Und natürlich bringen die Kommentare gleich die ach-so-wertvollen Gegenbeispiel aus der Welt der Literaturblogs. Und die gibt es ja durchaus. Nur ohne die Schlagkraft der “alten” Kulturkritik. Und das darf man durchaus vermissen, ohne gleich als ewig Gestrige abgestempelt werden zu müssen. Und auch, ohne direkt davon etwas zu haben.
Panzerfaust | Das Magazin — Ein schweizer Wehrpflichtiger berichtet — vom Grauen, Unsinn und Chaos des Militärs:
Und dass man auch noch gehorcht! Und diese gottverdammten Lieder! (springt auf, geht herum, ruft ausser sich) Ich habe einfach so überhaupt keinen Bock herumzuballern, mich von Gleichaltrigen figgen zu lassen und perverse Lieder zu singen! Muss aber! (stösst die Luft aus, setzt sich, sagt leise) Kannst du mir erklären, warum das jemand geil findet? Manchmal ist es – ziemlich unheimlich.
Jill Peters Photography — Sworn Virgins of Albania — ein interessantes Projekt der Photographin Jill Peters: In Albanien gibt es eine Tradition, nach der Frauen als Männer leben können — allerdings unter der Bedingung der Jungfräulichkeit & Keuschheit:
“Sworn Virgin” is the term given to a biological female in the Balkans who has chosen, usually at an early age, to take on the social identity of a man for life. As a tradition dating back hundreds of years, this was sometimes necessary in a society that lived within tribal clans, followed the Kanun, an archaic code of law, and maintained an oppressive rule over the female gender. […]
As an alternative, becoming a Sworn Virgin, or ‘burnesha” elevated a woman to the status of a man and granted her all the rights and privileges of the male population. In order to manifest the transition such a woman cut her hair, donned male clothing and sometimes even changed her name. Male gestures and swaggers were practiced until they became second nature. Most importantly of all, she took a vow of celibacy to remain chaste for life. She became a “he”.