Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: protest

Abendlied zu Ostern

Geht nun Heim, bewahrt den Traum
den wir alle hat­ten:
Erde gibt für viele Raum,
so für Men­sch und Tier und Baum,
Friede ist kein Schat­ten.

—Gerd Sem­mer, Abend­lied zu Ostern (1965[?])

ACTA, geistiges Eigentum & Privatisierung der Rechtsdurchsetzung

Nach SOPA/PIPA drängt ACTA als gewis­ser­maßen “europäis­che” Ver­sion (ein dur­chaus prob­lema­tis­ch­er Ver­gle­ich, aber darum geht es hier nicht …) ger­ade in die Aufmerk­samkeit. mspr0 hat eine schöne, kleine Ein­führung in die Prob­leme des ACTA-Abkom­mens geschrieben: klick. Mehr ins Detail geht ars tech­ni­ca. Auch bei netzpolitik.org gibt es einiges zum Abkom­men, den Geheimver­hand­lun­gen und dem Protest in Europa, Markus Beckedahl hat im Auf­trag der Dig­i­tal­en Gesellschaft auch auf Spiegel Online die wesentlichen Prob­leme von ACTA noch ein­mal zusam­menge­fasst.. Emp­fohlen sei deshalb zumin­d­est die Peti­tion an das EU-Par­la­ment bei Avaaz oder andere For­men des Protestes gegen diese ein­seit­ige, unvernün­ftige und rück­sicht­slose sowie vol­lkom­men undemokratis­che Art der Poli­tik.

Taglied 17.1.2012

weil es gestern so schön war, habe ich noch weit­er gekramt und einen anderen Trikont-Sam­pler her­vorge­holt: Flash­back #6 — Amer­i­can War Songs: Hitler & Hell. Darauf ist auch wieder eine Menge span­nen­der und außergewöhn­lich­er (oder heute so scheinen­der) Musik. Zum Beispiel das hier, Texas Jim Robert­son mit “The Last Page of Mein Kampf”:

hans söllner wird alt

und ein biss­chn depres­siv. oder zumin­d­est res­ig­na­tiv. wenn man sich “mei zua­s­tand” anhört und das mit “im regen live” (mein­er mei­n­ung nach wohl seine beste veröf­fentlichung), dann läuft’s einem fast kalt den rück­en hin­unter: das ist ein ganz ander­er men­sch, offen­bar nur noch ein rest des ein­sti­gen manns­bilds. gebrochen klingt er, schw­er­fäl­lig fast, wie er sich mühevoll aufrafft, in gemäch­lichen tem­pi alte lieder zu sin­gen — das ist schauer­lich. vor allem wenn man noch das unbeugsame energiebün­del im ohr und vor augen hat, das söll­ner ein­mal war, der sich schon aus prinzip mit allem und jedem angelegt hat. hat ihn die macht des staates (die war es ja vor allem, gegen die er kämpfend/schreiend/singend auf­begehrte) doch gebrochen? es mag fast so scheinen. richtig trau­rig ist das, wenn er so — ja, man muss es so sagen: so gezähmt lieder singt wie “für meine buam”, die vom auf­s­tand sin­gen, von unbeugsamkeit und prinzip­i­en­fes­tigkeit bis zum bit­ter­sten ende. die stimme ist jet­zt brüchig und die auf­nahme im kalt (man möcht hier fast sagen: see­len­los) klin­gen­den stu­dio — schön sauber, fein pro­duziert, zart gespielt vom bayaman’sissdem — hil­ft da auch nicht (aber söll­ner war live schon immer bess­er). auch der reg­gae hat jede farbe und jedes strahlen ver­loren, ist löchrig gewor­den und blass, oft sog­ar fad klingt er nun, fast wie eine pflichübung manch­mal, nicht mehr wie eine tiefe inner­ste überzeu­gung.

ein alter­swerk ist “mei zua­s­tand”, ohne zweifel. aber gebraucht, gebraucht hätte es das nicht … söll­ner zuzuhören, wie er sich im “win­ter­traum” ver­liert (“oin win­ter in mir, der koi ende mehr nimmt” ) — ich kann mich nicht entschei­den, ob das trau­rig, fol­gerichtig oder ein­fach der lauf der dinge ist …

und dann noch das cov­er. das sieht söll­ner aus wie ein alter indi­an­er-häuptling. bald wird er in weisen sprüchen und zun­gen zu uns reden, unser neuer gott. oder, wenn man ins digi­pack hinein schaut: söll­ner als der alte, der weise vom berge, der aus der ferne geruh­sam beobachtet und scharf urteilt … — mit solchen klis­chees spielt nicht nur die ver­pack­ung, das atment auch die musik immer. und er wird uns bis zum — nicht mehr fer­nen — let­zten atemzug ermah­nen, jet­zt doch mal endlich, endlich aufzuste­hen, mal was zu tun, gegen all die bösen, bösen missstände, und gegen die blö­den und bös­er bolit­iger mal so eine richtige rev­o­lu­tion anzuzetteln und die macht der liebe zu ent­fes­seln und das uni­ver­sum entschei­den lassen (ja, das ist dann halt söll­ners pri­va­tre­li­gion. dafür muss man sich wahrschein­lich erst ein paar dutzend jahre bek­if­f­en …). inhaltlich war das natür­lich schon immer mehr oder weniger quatsch. aber jet­zt klingt es lei­der auch noch so, als ob söll­ner das selb­st so sähe — und dann hat das ganze natür­lich über­haupt keinen sinn mehr.

hans söll­ner: mei zus­tand. trikont 2011.

g8-proteste in rostock und die medien

immer­hin einen schö­nen, d.h. guten artikel habe ich gele­sen über die proteste in ros­tock und die dor­ti­gen auss­chre­itun­gen: von ste­fan klein in der süd­deutschen zeitung unter dem titel „als der hafen nicht mehr sich­er war”. das scheint mir doch etwas aus­ge­wo­gen­er als der ten­den­z­iöse rest, der wieder nur die krawalle reg­istri­ert (und sich dadurch natür­lich wieder bestätigt fühlt, wie unbe­d­ingt notwendig der zaun und demon­stra­tionsver­bote und andere ein­schränkun­gen der grun­drechte doch seien). ste­fan klein merkt näm­lich, neben ein­er schön lakonis­chen beschrei­bung der ganzen ver­anstal­tung, auch zwei sachen an: wieso ließ sich die polizei, die ja lange genug zeit für die vor­bere­itung hat­te und gewaltige per­son­ale und finanzielle mit­tel zur ver­fü­gung hat, von den krawall-demon­stran­ten so über­raschen? und wieso gibt es so viele ver­let­zte, selb­st bei der offen­bar doch recht mar­tialisch aus­ges­tat­teten polizei?

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