Geht nun Heim, bewahrt den Traum
den wir alle hatten:
Erde gibt für viele Raum,
so für Mensch und Tier und Baum,
Friede ist kein Schatten.
—Gerd Semmer, Abendlied zu Ostern (1965[?])
Geht nun Heim, bewahrt den Traum
den wir alle hatten:
Erde gibt für viele Raum,
so für Mensch und Tier und Baum,
Friede ist kein Schatten.
—Gerd Semmer, Abendlied zu Ostern (1965[?])
Nach SOPA/PIPA drängt ACTA als gewissermaßen “europäische” Version (ein durchaus problematischer Vergleich, aber darum geht es hier nicht …) gerade in die Aufmerksamkeit. mspr0 hat eine schöne, kleine Einführung in die Probleme des ACTA-Abkommens geschrieben: klick. Mehr ins Detail geht ars technica. Auch bei netzpolitik.org gibt es einiges zum Abkommen, den Geheimverhandlungen und dem Protest in Europa, Markus Beckedahl hat im Auftrag der Digitalen Gesellschaft auch auf Spiegel Online die wesentlichen Probleme von ACTA noch einmal zusammengefasst.. Empfohlen sei deshalb zumindest die Petition an das EU-Parlament bei Avaaz oder andere Formen des Protestes gegen diese einseitige, unvernünftige und rücksichtslose sowie vollkommen undemokratische Art der Politik.
weil es gestern so schön war, habe ich noch weiter gekramt und einen anderen Trikont-Sampler hervorgeholt: Flashback #6 — American War Songs: Hitler & Hell. Darauf ist auch wieder eine Menge spannender und außergewöhnlicher (oder heute so scheinender) Musik. Zum Beispiel das hier, Texas Jim Robertson mit “The Last Page of Mein Kampf”:
und ein bisschn depressiv. oder zumindest resignativ. wenn man sich “mei zuastand” anhört und das mit “im regen live” (meiner meinung nach wohl seine beste veröffentlichung), dann läuft’s einem fast kalt den rücken hinunter: das ist ein ganz anderer mensch, offenbar nur noch ein rest des einstigen mannsbilds. gebrochen klingt er, schwerfällig fast, wie er sich mühevoll aufrafft, in gemächlichen tempi alte lieder zu singen — das ist schauerlich. vor allem wenn man noch das unbeugsame energiebündel im ohr und vor augen hat, das söllner einmal war, der sich schon aus prinzip mit allem und jedem angelegt hat. hat ihn die macht des staates (die war es ja vor allem, gegen die er kämpfend/schreiend/singend aufbegehrte) doch gebrochen? es mag fast so scheinen. richtig traurig ist das, wenn er so — ja, man muss es so sagen: so gezähmt lieder singt wie “für meine buam”, die vom aufstand singen, von unbeugsamkeit und prinzipienfestigkeit bis zum bittersten ende. die stimme ist jetzt brüchig und die aufnahme im kalt (man möcht hier fast sagen: seelenlos) klingenden studio — schön sauber, fein produziert, zart gespielt vom bayaman’sissdem — hilft da auch nicht (aber söllner war live schon immer besser). auch der reggae hat jede farbe und jedes strahlen verloren, ist löchrig geworden und blass, oft sogar fad klingt er nun, fast wie eine pflichübung manchmal, nicht mehr wie eine tiefe innerste überzeugung.
ein alterswerk ist “mei zuastand”, ohne zweifel. aber gebraucht, gebraucht hätte es das nicht … söllner zuzuhören, wie er sich im “wintertraum” verliert (“oin winter in mir, der koi ende mehr nimmt” ) — ich kann mich nicht entscheiden, ob das traurig, folgerichtig oder einfach der lauf der dinge ist …
und dann noch das cover. das sieht söllner aus wie ein alter indianer-häuptling. bald wird er in weisen sprüchen und zungen zu uns reden, unser neuer gott. oder, wenn man ins digipack hinein schaut: söllner als der alte, der weise vom berge, der aus der ferne geruhsam beobachtet und scharf urteilt … — mit solchen klischees spielt nicht nur die verpackung, das atment auch die musik immer. und er wird uns bis zum — nicht mehr fernen — letzten atemzug ermahnen, jetzt doch mal endlich, endlich aufzustehen, mal was zu tun, gegen all die bösen, bösen missstände, und gegen die blöden und böser bolitiger mal so eine richtige revolution anzuzetteln und die macht der liebe zu entfesseln und das universum entscheiden lassen (ja, das ist dann halt söllners privatreligion. dafür muss man sich wahrscheinlich erst ein paar dutzend jahre bekiffen …). inhaltlich war das natürlich schon immer mehr oder weniger quatsch. aber jetzt klingt es leider auch noch so, als ob söllner das selbst so sähe — und dann hat das ganze natürlich überhaupt keinen sinn mehr.
hans söllner: mei zustand. trikont 2011.
immerhin einen schönen, d.h. guten artikel habe ich gelesen über die proteste in rostock und die dortigen ausschreitungen: von stefan klein in der süddeutschen zeitung unter dem titel „als der hafen nicht mehr sicher war”. das scheint mir doch etwas ausgewogener als der tendenziöse rest, der wieder nur die krawalle registriert (und sich dadurch natürlich wieder bestätigt fühlt, wie unbedingt notwendig der zaun und demonstrationsverbote und andere einschränkungen der grundrechte doch seien). stefan klein merkt nämlich, neben einer schön lakonischen beschreibung der ganzen veranstaltung, auch zwei sachen an: wieso ließ sich die polizei, die ja lange genug zeit für die vorbereitung hatte und gewaltige personale und finanzielle mittel zur verfügung hat, von den krawall-demonstranten so überraschen? und wieso gibt es so viele verletzte, selbst bei der offenbar doch recht martialisch ausgestatteten polizei?
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