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Mehr als Marathon: Das „Handbuch Ultralauf“

Da ist es also end­lich, das „Hand­buch Ultralauf“—dann soll­ten jetzt ja end­lich mal alle Fra­gen geklärt sein. Sie sind es natür­lich nicht, ganz im Gegen­teil. Und das ulti­ma­ti­ve Hand­buch erscheint auch noch in der Runner’s‑World-Reihe—ist Ultra­l­auf jetzt end­gül­tig Main­stream gewor­den? Nein, auch das nicht—das Hand­buch weist selbst auf die tlw. sta­gnie­ren­den, tlw. mini­mal stei­gen­den Zah­len der Läu­fer und Läu­fe­rin­nen hin.

Wolf­gang Olbrich, Sport­wart der DUV, ver­sucht sich hier also am Rund­um­schlag: Von der Geschich­te des Ultra­ma­ra­thon­laufs bis zu spe­zi­fi­schen Trai­nings­plä­nen ist über Trai­nings­grund­la­gen, Aus­rüs­tung, men­ta­les Trai­ning, Ernäh­rungs– und ortho­pä­di­sche Fra­gen so ziem­lich zu jedem „Pro­blem“ des Ultras hier etwas zu fin­den. So rich­tig begeis­tern konn­te mich das Buch aber trotz­dem nicht.

Das fängt schon am Anfang an: Die ers­ten 36 Sei­ten (kein unbe­trächt­li­cher Teil des Umfangs also) sind eigent­lich ver­schenkt. Da wird aus­führ­lich die Situa­ti­on der Ver­bän­de (inklu­si­ve ihrer Komit­tees und deren Vor­sit­zen­den) und der Meis­ter­schaf­ten auf natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne referiert—ist das wirk­lich nötig? Die DUV wird (natür­lich) sehr pro­mi­nent dar­ge­stellt (inklu­si­ve der „inter­nen Strei­tig­kei­ten“ …—den VFUM hät­te man, bei aller Anti­pa­thie, hier durch­aus auch mal erwäh­nen kön­nen). Auch die rest­li­chen Ver­bän­de wie DLV und IAU bekom­men viel Raum. Und das gleich am Anfang, direkt nach eini­gen kur­so­ri­schen Bemer­kun­gen zur Geschich­te des Ultra­l­aufs.1

Das Fazit nach dem ers­ten Fünf­tel also: Wenig hilf­reich bis­her. Doch dann geht’s los: Kapi­tel 6–8 zei­gen die Trai­nings­grund­la­gen für den Ultra­l­auf. Hier beschreibt Olbrich dann doch wie­der erst ein­mal die übli­chen Trainingsformen—extensive und inten­si­ve Dau­er­läu­fe, Inter­val­le, Fahrt­spie­le … -, aber wenigs­tens schön knapp, obwohl er mehr­mals dar­auf hin­weist, dass er genau das eigent­lich vor­aus­setzt (zusam­men mit mehr­jäh­ri­ger Mara­thon­erfah­rung). Vor allem tut er es aber mit spe­zi­el­ler Berück­sich­ti­gung der lan­gen Distan­zen und geht auch auf Aus­gleichs­trai­nings (Deh­nen, Kräf­ti­gungs­übun­gen) und Lauf-ABC jeweils knapp ein.

Dem fol­gen kur­ze (wirk­lich aus­führ­lich ist in dem Hand­buch eben nichts) Kapi­tel zur Ernäh­rung (Olaf Hüls­mann), zu Pro­ble­men des Magen-Darm-Trakts beim lan­gen Lau­fen (Ste­fan Hin­ze), zu ortho­pä­di­schen Aspek­te der lan­gen Belas­tung (Diet­mar Göbel), zu men­ta­len Aspek­ten des Ultras und schließ­lich noch 25 Sei­ten Trai­nings­plä­ne (50km, 100km, 24h, Etappenläufe).

Die abschlie­ßen­den 12 Sei­ten zur „Aus­rüs­tung“ waren wohl Pflicht für die Spon­so­ren,2 sind für den Läu­fer aber eher unnötig—schließlich ist das Hand­buch laut Ein­lei­tung doch aus­drück­lich für Ath­le­ten gedacht, die „bereits seit meh­re­ren Jah­ren im Lauf­be­reich trai­nie­ren“ (11)—was ja auch sinn­voll ist, bevor man den ers­ten Ultra angeht. Genau die­se Sport­ler wis­sen aber doch schon, was man beim Lau­fen anziehn soll­te, das es Puls­mes­ser und GPS-Uhren gibt …

Ganz zum Schluss kommt noch ein kur­zer Lite­ra­tur-Anhang mit sehr aus­g­wähl­ten Titeln: (Basis-)Literatur zum Lau­fen all­ge­mein und zur Trai­nings­leh­re fehlt kom­plett (obwohl z.B. beim Noa­kes doch auch was zum Ultra­l­auf drin steht), die Lis­te führt fast aus­schließ­lich medi­zi­ni­sche (gas­tro-ente­ro­lo­gi­sche und ortho­pä­di­sche, auch psy­cho­lo­gi­sche) Untersuchungen/​Artikel an.3

Also: Den Titel „Hand­buch“ hal­te ich für etwas über­trie­ben, sowohl hin­sicht­lich des Inhalts als auch des Umfangs von 192 sei­ten (inkl. ver­schie­de­ner Lauf­be­rich­te, die mir teil­wei­se schon bekannt vor­ka­men, aus der UM oder den ent­spre­chen­den Inter­net­quel­len?, und kur­zen Läu­fer­por­träts, die aber sehr sche­ma­tisch gera­ten sind und die Per­so­nen kaum vor­stel­len. Es blei­ben dabei 180 Sei­ten eigent­li­cher Text der Kapi­tel 1–18 (mit vie­len, nicht immer aus­sa­ge­kräf­ti­gen Fotos). Wenn man die Ver­an­stal­tungs­be­rich­te und Por­träts raus­nimmt, sind es noch 136 Sei­ten, davon aber auch 25 Sei­ten Defin­in­ti­on, Ultra-Geschich­te, die Dar­stel­lung der Ver­bän­de, Meis­ter­schaf­ten und gro­ßer Ver­an­stal­tun­gen (kurz beschrie­ben wer­den: Com­ra­des, Biel, Bad­wa­ter, Spar­t­ath­lon, Rod­gau, Kien­baum und Renn­steig)—letzt­lich blei­ben also nur noch gut 100 Sei­ten für den eigent­li­chen Inhalt übrig—kein Wun­der, dass mir vie­les etwas ober­fläch­lich dar­ge­stellt schien.

Ohne Zwei­fel wer­den alle wich­ti­gen Aspek­te abge­han­delt, aber zum Teil eben nur beschrei­bend, ohne ver­nünf­ti­ge, d.h. wirk­lich hel­fen­de Hand­lungs­emp­feh­lun­gen (ins­be­son­de­re im Bereicht der Ernäh­rung und Ver­dau­ung, zum Teil auch ein­fach nur seh abs­trakt und wenig konkret.

Das Pro­blem, wes­we­gen das Hand­buch mir so unbe­frie­di­gend scheint, ist wohl fol­gen­des: Ers­tens ist Vie­les, gera­de das grund­le­gen­de Wis­sen, in den gro­ßen Büchern zum (Marathon-)Laufen auch schon in den ver­schie­dens­ten Aus­prä­gung aus­rei­chend erklärt und beschrie­ben. Und zwei­tens gibt es zum Ultra­l­auf kei­ne bzw. nur weni­ge wirk­lich all­ge­mein gel­ten­den Ver­fah­rens­wei­sen, was die Aus­ge­stal­tung des Trai­nings im Detail z.B. betrifft, oder was die Ernäh­rung wäh­rend des Wett­kamp­fes angeht—und das muss Olbrich, der ja ohne Zwei­fel Ahnung und aus­rei­chen­de Erfah­rung hat und auch vie­le Läu­fer und Ver­an­stal­tun­gen gut kennt, eben immer wie­der kon­sta­tie­ren. Mich hat das ein wenig unbe­frie­digt hin­ter­las­sen, bei der Lektüre.

Dazu kommt noch (wie­der ein­mal) ein unzu­rei­chen­des Lektorat—sprachlich mit­tel­mä­ßig, wech­selt der Text z.B. zwi­schen Duzen und Sie­zen, Satz­feh­ler etc.—das ärgert mich immer ein biss­chen. Das geht schon damit los, dass Umschlag und Titel sich nicht einig sind, wie das Buch über­haupt heißt. Und das setzt sich im Text eben fort­wäh­rend fort. Das ist für Hob­by­pu­bli­ka­tio­nen o.k., ent­spricht aber nicht mei­nem Anspruch an offi­zi­el­le Verlagsveröffentlichtungen.

Viel Geme­cker also hier. Trotz­dem für den Ein­stei­ger sicher­lich nett und hilf­reich. Es geht aber eben auch besser—behaupte (und den­ke) ich. Ich ver­mu­te, es war den Autoren ein­fach nicht klar genug, was das werden/​sein soll: Ein Hand­buch für Ultra­l­äu­fer? Für am Ultra­ma­ra­thon Inter­es­sier­te? Soll es den Ultra­l­auf populär(er) machen oder dem Ultra­l­äu­fer, ob Anfän­ger oder Fort­ge­schrit­te­ner, als Nach­schla­ge­werk zur Sei­te ste­hen? Es will dann irgen­de­wie alles—und schafft dann nichts rich­tig befriedigend.

Wolf­gang Olbrich: Hand­buch Ultra­l­auf [Mehr als Mara­thon! Trai­nings­plä­ne für 50 Km und mehr, Men­tal­trai­ning, Ernäh­rungs­tipps]. Aachen: Mey­er & Mey­er 2011 (Runner’s World). 192 Sei­ten. ISBN 978–3–89899–657–0. 19,95 Euro.

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  1. Die­se Geschich­te müss­te man wohl eigent­lich noch/​mal schrei­ben, aus Sicht des His­to­ri­kers ist das alles sehr unbe­frie­di­gend. Denn in der Geschichts­wis­sen­schaft pas­siert da ja durch­aus eini­ges, v.a. im Bereich der Kör­per­ge­schich­te und der Kul­tur­ge­schich­te über­haupt, was hier hin­pas­sen könn­te. Aber das nur so neben­bei.
  2. Das ist ja eine ech­te Unsit­te der Sport­bü­cher, gera­de im Bereich Aus­rüs­tung, so etwas immer wie­der heranzuziehen—das ärgert mich immer wie­der. Das „Hand­buch Ultra­l­auf“ ist, wie vie­le ande­re solch Bücher, trotz­dem nicht bil­lig, zudem auch noch mit „Runner’s World“-Kooperation (die sind ja auch kein Fach­blatt für Ultra­di­stan­zen …)—muss die­se Wer­bung für Polar (die angeb­lich das bes­te Com­pu­ter­pro­gramm zur Aus­wer­tung haben—SportTracks als Alter­na­ti­ve wird nicht ein­mal erwähnt) und Gore wirk­lich sein?
  3. Und den kurio­sen Ein­trag „Wiki­pe­dia“ fin­det man noch: Unge­nau­er geht es ja eigent­lich nicht mehr—Was und Wann war das denn, in wel­cher Sprach­ver­si­on?, da fehlt wirk­lich nur noch die Quel­len­an­ga­be „Inter­net“.

Tag der Schmerzen

Nach dem recht schö­nen und erfolg­rei­chen Guten­berg-Mara­thon war im Mai klar: Das ver­su­che ich nochmal—beim Hes­sen­tags­ma­ra­thon in Ober­ur­sel. Und das war heu­te. Der Mara­thon war nicht nur eine gute Gele­gen­heit für einen lan­gen Lauf, son­dern auch mal wie­der ein schö­ne Mög­lich­keit, ande­re Läu­fer zu treffen—vor allem die vom Twit­ter­lauf­treff, aber auch eini­ge ande­re, u.a. Petra von den Streak­run­nern und Andi vom MMM.

Zunächst hieß es aber: früh Auf­ste­hen. Sehr früh. Nach dem Schlaf­man­gel der letz­ten Woche hat­te ich zwei Tage hin­ter­ein­an­der kaum fünf Stun­den Schlaf—das zehrt dann doch irgend­wie. Immer­hin, die Anrei­se nach Ober­ur­sel von Mainz aus war pro­blem­los: Mit dem Fahr­rad schnell hin­über nach Mainz-Kasel, von dort um 5:34 Uhr (!) mit der S9 nach Frank­furt, und dann wei­ter mit der S5 nach Ober­ur­sel—die war heu­te mor­gen ein rich­ti­ger Läuferzug …

In Ober­ur­sel folg­te dann ein kur­zer Fuß­marsch zur Sport­hal­le der Grund­schu­le Mit­te (gera­de recht­zei­tig zum Hes­sen­tag fer­tig gewor­den, wie ich von einem Ein­hei­mi­schen erfah­re) und der „Check-In“, also Start­num­mer abho­len, Hand­tuch des Spon­sors DAK in Emp­fang neh­men (mit selt­sa­men Abmessungen—wofür das wohl gedacht ist?) und natür­lich der obli­ga­to­ri­sche Gang zur Toi­let­te. Dort war @speedrob etwas erstaunt, dass ich ihn in der War­te­schlan­ge anquat­sche ;-)

Dann, beim Umzie­hen, das Tref­fen mit den ande­ren Läu­fern von Twit­ter­lauf­treff, Vor­stel­len, etwas Quat­schen und den Lauf vor­be­rei­ten. Nach dem Abge­ben des Klei­der­beu­tels (mit extra „Gadero­ben­num­mer“) wie­der ein kur­zer (sehr kur­zer) Fuß­weg zum Start—so weit, so gut alles. Am Start konn­ten wir dann noch Joe Kel­ly bei der Pres­se­ar­beit zuschau­en und lan­de­ten unver­se­hens ganz vor­ne in der Start­auf­stel­lung, weil der Start wei­ter hin­ten ist als wir dach­ten. Das hat­te aber schon sei­ne Rich­tig­keit, speedrob trug schließ­lich die Start­num­mer 1.

Und super­pünkt­lich geht es los—ganz unspek­ta­ku­lär, ohne Start­schuss, set­zen sich die 400 ?)Mara­tho­nis und die Start­läu­fer der 80 Mara­thon-Staf­feln um 8 Uhr in Bewe­gung. Die Halb­ma­ra­tho­nis durf­ten län­ger schla­fen, deren Start ist erst um 9:15 (bei fast 1000 Anmel­dun­gen eine sin­vol­le Lösung—auch wenn ich mir sicher bin, dass ich mich noch für 9 Uhr ange­mel­det hatte—bei 8 Uhr hät­te ich wohl län­ger über­legt …). Der Mara­thon beginnt mit einer kur­zen Run­de durch die Stadt, einer klei­nen Schlei­fe auf den ers­ten bei­den Kilo­me­tern. Und dann geht es in den Wald—und gleich mal berg­auf. Nicht so sehr schlimm, noch sind die Bei­ne frisch. Aber es bleibt ja nicht der letz­te Anstieg.

Die Run­de führt uns im Zick­zack (zumin­dest emp­fin­de ich das so, auf der Kar­te sieht das gar nicht so schlimm aus) über eine Bogen durch die Wäl­der des Tau­nus­ran­des von Oberursel—ganz nett eigent­lich, da. Am Rand tou­chie­ren wir auch mal kurz zwei zu Ober­ur­sel gehö­ren­de Dör­fer. Und vor allem: Es geht immer auf und ab. Wirk­lich eben ist—zumindest in mei­ner Erinnerung—keine 10 % der Stre­cke. Meist ist es nicht so sehr steil (obwohl es auch eini­ge schon hef­ti­ge­re An– und Abstie­ge gibt), aber auch das macht sich bemerk­bar. So rich­tig fit fühl­te ich mich dabei von Anfang an nicht, ein­fach etwas schlapp und nicht so kna­ckig. Noch ist das aber über­haupt kein Pro­blem, so nach und nach fie­len die Kilometer.

Dann taucht auch schon die ers­te Ver­pfle­gungs­stel­le auf: Also kurz Was­ser fas­sen. Danach geht es über eine sehr schma­le Brü­cke und ein kur­zes Pfad­stück wei­ter durch den Wald. Bald folgt dann auch die kur­ze Wen­de­punkt-Stre­cke, bevor es wie­der hin­ab geht nach Ober­sted­ten, um das wir einen klei­nen Bogen schla­gen, bevor die zwei­te Ver­pfle­gung erreicht ist, die zugleich auch Staf­fel­wech­sel­zo­ne ist. Dann kommt ein ganz net­tes Stück­chen, am Feld­rand, und dann durch die Tan­nen­al­le zum Goti­schen Haus, wo es—wieder einmal—im Wald berg­auf geht. Und da gings los: Der Magen krampft. Wie­so ist mir völ­lig unklar, das macht er sonst ja auch nicht bei mir. Es wird zwar immer wie­der bes­ser, aber auch immer wie­der schlech­ter: So ganz los wer­de ich das nicht mehr.

Über lan­ge Gera­den kom­men wir wie­der zum Nadel­öhr der Stre­cke bei der Ver­pfle­gungs­stel­le. Da kom­men mir nicht nur die füh­ren­den Halb­ma­ra­tho­nis ent­ge­gen, son­dern auch schon der ers­te Marathon—ein beacht­li­ches Tem­po hat er drauf, er wird mit einer sehr guten 2:39 ins Ziel kom­men. Die Ver­pfle­gung ist in die­ser Rich­tung etwas unprak­tisch, direkt am Aus­gang der Sta­ti­on geht’s näm­lich steil hoch auf die Hohe Mark. Gut, das lässt sich alles deich­seln, noch machen die Bei­ne mit. Aber ein ande­res Pro­blem taucht auf und wird nach der Hohen Mark, auf dem sanf­ten Berg­ab-Stück, doch deut­lich zu einem Pro­blem: Mein Kreis­lauf soli­da­ri­siert sich mit dem Magen und fängt auch schon zu spin­nen. Das hat­te ich ja noch nie … Das sind kei­ne wirk­lich erns­ten Pro­ble­me, aber immer wie­der wird mir zeit­wei­se etwas schumm­rig im Kopf, etwas unan­ge­nehm fühlt sich das beim Lau­fen an. Vielleicht/​hoffentlich liegt das am Schlafmangel—mein Kör­per und mein Geist ist müde, die wol­len jetzt nicht auch noch einen Mara­thon lau­fen. Da ich ja nichts ris­kie­ren will, heißt das: Immer wie­der Tem­po raus neh­men. So lang­sam fin­den die Bei­ne das auch eine akzep­ta­ble Idee. Auf den letz­ten Kilo­me­tern der ers­te Hälf­te erwä­ge ich sogar, Schluss zu machen—mir ist das alles zu selt­sam heu­te. Aber dann siegt doch wie­der die Unver­nunft und der Kampf­geist ;-)

Vor­erst geht es aber wei­ter berg­ab, zurück nach Ober­ur­sel. An den Orts­rand kom­men wir beim Krei­sel nach einem kur­zen Was­ser­fas­sen durch die Wen­de in die zwei­te Run­de nach 22 Kilo­me­ter. Ich habe für die ers­te Hälf­te (also den Halb­ma­ra­thon) so ca. 1:57 gebraucht—gar nicht so schlecht eigent­lich. Aber wohl doch zu schnell. Denn berg­auf wird es zur jetzt immer mehr Qual. Mei­ne drei Pro­ble­me des Tages addie­ren sich: Die erst Geh­pau­se ist nach 23 Kilo­me­tern am Berg fäl­lig. Und sie bleibt nicht die letz­te. Denn der Magen grum­melt und krampft immer öfter—so rich­tig viel Spaß macht das nicht mehr. Die Geh­pau­sen häu­fen sich—alle Anstie­ge bewäl­ti­ge ich so: Die höhe­re Anstren­gung des Berg­auf-Lau­fens mag näm­lich weder Kreis­lauf noch Magen noch tole­rie­ren. Aber es geht wei­ter. Und so lang­sam wer­den die Zah­len auf den Kilo­me­ter­schil­dern höher, irgend­wann steht auch mal eine 3 vor­ne. Aber dann noch ein­mal der lan­ge, sanf­te Anstieg, vor­bei am Goti­schen Haus, hoch in den Wald. Das zieht sich jetzt ver­dammt lan­ge … Vor allem zieht es sich bis zur nächs­ten Ver­pfle­gungs­stel­le. Da ver­su­che ich, ob Cola (neh­me ich ger­ne kurz vor Schluss) heu­te ok ist—es scheint zumin­dest nichts zu ver­schlim­mern. Dann der letz­te stei­le Hang hoch zur Hohen Mark, die letz­ten 4,5 Kilo­me­ter … Inzwi­schen mag mein Forerun­ner die­ses elen­de Gewür­ge, das ich jetzt Lau­fen nen­ne, mehr mit anse­hen und pro­to­kol­lie­ren und hat sich abge­schal­tet (offen­bar hat er sich in der Nacht mal wie­der selb­stän­dig angestellt—gestern abend war der Akku voll).

Und dann end­lich Kilo­me­ter 40, der letz­te Abstieg nach Ober­ur­sel. Jetzt noch ein­mal alles mobi­li­sie­ren, um lau­fend ins Ziel zu kom­men! Das gelingt auch, die Uhr steht bei 4:24 irgend­was. Das ist—mit Abstand—meine schlech­tes­te Zeit. Ange­fühlt hat sie sich aber ver­dammt hart—der Hes­sen­tags­ma­ra­thon kam mir vor wie der här­tes­te Mara­thon in mei­ner Samm­lung bis­her. Das lag aber nicht nur an mei­ner wack­li­gen Kon­sti­tu­ti­on heu­te, son­dern natür­lich auch am feh­len­den Training—irgendwann merkt man’s halt doch ;-)

Im Ziel habe ich erst­mal ordent­lich gebechert—Wasser, Apfel­saft, eine Banane—und das obli­ga­to­ri­sche Bier. Dann bin ich zurück in die Grund­schu­le gewan­dert, geduscht und umge­zo­gen (alles problemlos—kaltes Was­ser ist ja ok, so lan­ge es noch nass macht), das Finis­her-Shirt abge­holt und die ande­ren wie­der­ge­trof­fen. Zumin­dest einen Teil …—die meis­ten Halb­ma­ra­tho­nis waren des War­tens schon über­drüs­sig gewor­den … Tja, und das war’s ja dann auch schon wie­der: Ab zum Bahn­hof und heim—genug geschafft für heute.

Der Aus­rich­ter TSG Ober­ur­sel hat mit dem Hessentagsmarathon—immerhin das ers­te Mal, dass er stattfand—eine ordent­li­che Arbeit geleis­tet. Die Orga­ni­sa­ti­on war ins­ge­samt sehr zuver­läs­sig und gut (schön auch die sehr aus­führ­li­che „Vor­be­rei­tungs-E-Mail“ mit allen wesent­li­chen Daten zum Ablauf), die Stre­cke per­fekt aus­ge­wie­sen und abge­sperrt, die Kilo­me­ter alle schön mar­kiert, eine Men­ge Hel­fer waren unter­wegs. Des­halb die fol­gen­de Kri­tik bit­te nicht zu hoch hän­gen: Eine Ver­pfle­gungs­sta­ti­on mehr auf der Run­de wäre nicht ver­kehrt gewe­sen, die Abstän­de waren grenz­wer­tig (und ich habe gehört, für man­che auch schon zu groß—es gab wohl den einen oder ande­ren Pro­blem­fall). Für die Mara­tho­nis hät­te ich mir—z.B. am Krei­sel bei der Wende—auch ein paar Bana­nen oder so gewünscht: Der Start war recht früh, nicht jeder hat vor­her wirk­lich aus­gie­big gefrüh­stückt. Und dann habe ich noch nie bei einem Lauf, ob Mara­thon oder weni­ger, so wenig Sani­tä­ter gesehen—nämlich eigent­lich nur an einer Stel­le und im Ziel. Viel­leicht stan­den die in Bereit­schaft gut ver­steckt, aber das hat mich schon gewun­dert. Sicher, bis auf einen Abschnitt im Wald waren die Hel­fer ziem­lich gut ver­teilt und sehr prä­sent, so dass es nicht all­zu schwie­rig gewe­sen wäre, Hil­fe anzufordern.

Schön war aber auch: Es gab erstaun­lich viel Stim­mung für so eine ein­ma­li­ge, erst­ma­li­ge Veranstaltung—klar, das meis­te war im Wald, aber in den bewohn­ten Gebie­ten gab es viel Anfeue­rung für die Läu­fer. Und inter­es­sant: Die Staf­feln waren erstaun­lich langsam—da sind tat­säch­lich eini­ge mit und nach mir ins Ziel gekom­men. Ich hat­te eigent­lich erwar­tet, dass die spä­tes­ten­snach 3,5 Stun­den alle durch wären.

Marathon geht auch ohne Training

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Es geht tat­säch­lich. Aber, um das gleich klar­zu­stel­len, ver­nünf­tig ist das über­haupt nicht. Und emp­feh­lens­wert auch nicht so richtig.

Aber von vor­ne: Nach lan­gem Über­le­gen hat­te ich mich im Sep­tem­ber doch wie­der für den Main­zer Guten­berg-Mara­thon ange­mel­det. Ich war mir zwar noch nicht sicher, ob ich den auf neue Best­zeit lau­fen wür­de oder ein­fach so. Aber Trai­ning hat­te ich schon geplant. Dann woll­te aber zunächst mei­ne Fer­se nicht so recht. Und dann war Win­ter. Und dann … Ehe ich mich ver­sah, war jeden­falls schon wie­der Februar—und ich ging beim 5. Main­zer Maar­aue-Mara­thon auf den letz­ten Run­den ziem­lich kläg­lich unter (kein Wun­der, die lan­gen Läu­fe fehl­ten ein­fach). Aber irgend­wie war das immer noch nicht genü­gend Moti­va­ti­on, end­lich mal wie­der in ein rich­ti­ges, gere­gel­tes, ordent­li­ches Mara­thon-Trai­ning ein­zu­stei­gen. Statt­des­sen spiel­te ich quer­feld­ein her­um und begann, öfters in den Fiv­e­fin­gers zu laufen—was natür­lich, vor allem zu Beginn, gehö­ri auf die Distan­zen ging. Immer­hin hielt mein Streak noch: So kurz vor der Drei-Jah­res-Mar­ke woll­te ich nicht klein bei­geben. Und dann war der April auch schon wie­der fast zu Ende und ich stand end­gül­tig vor der Ent­schei­dung: Was mache ich nun am 8. Mai? Lau­fe ich trotz allem ver­suchs­wei­se einen Mara­thon? Oder höre ich nach der ers­ten Run­de auf? Ganz aus­fal­len las­sen woll­te ich das nicht, dafür war mir die Start­ge­bühr eigent­lich zu hoch. Also mein vor­läu­fi­ger Beschluss: Ich lau­fe zunächst den (sowie­so schon geplan­ten und gemel­de­ten) Fran­ken­stein­lauf mit den Fiv­e­fin­gers. Und am Wochen­en­de danach stel­le ich mich ein­fach an den Start, lau­fe los und schaue, was dabei rauskommt—durchaus mit dem Ziel, die 42 Kilo­me­ter auch voll zu machen.

Aber so ein­fach war es dann doch nicht. Beim Fran­ken­stein­lauf ging näm­lich etwas schef (was, das weiß ich immer noch nicht): Am Ende der net­ten 15 Kilo­me­ter hat­te ich rie­si­ge Bla­sen unter den bei­den Fer­sen. Vor allem der lin­ke Fuß (und links ist sowie­so die Sei­te, wo bei mir alle Unfäl­le pas­sie­ren) sah gar nicht gut aus. Den Anfang der Woche habe ich die Füße also mit kur­zen Läu­fen geschont. Beim ers­ten etwas „län­ge­ren“ Lauf, der Drei­brü­cken­run­de mit ca. 12 Kilo­me­tern, am Don­ners­tag hat­te ich wohl doch die fal­schen Schu­he erwischt. Jeden­falls hat es links noch ein­mal etwas gerie­ben und die Blase—die ja nicht nur auf der Soh­le war, son­dern sich auch auf den Außen­rist hochzog—fing an, sich zu öff­nen. Das war jetzt wirk­lich blöd, die neue Haut unter der Bla­se war näm­lich noch reich­lich emp­find­lich. Also wie­der alles in Fra­ge stel­len? So schnell nicht, es gibt für alles eine Lösung. Und der Plan bestand wei­ter­hin. Zumal ich mich inzwi­schen einer klei­nen Grup­pe Main­zer Läu­fer ange­schlos­sen hat­te, die beim Mara­thon mit ent­spre­chen­den T‑Shirts für den Aus­stieg aus der Atom­ener­gie wer­ben wollten—ein Rück­zug war jetzt also nicht mehr möglich.

Und dann war es auch schon Sonn­tag. Der Wecker klin­gel­te um acht Uhr, das soll­te mir genü­gend Zeit geben, mich vor­zu­be­rei­ten. Denn das Wich­tigs­te heu­te war: Tapen ohne Ende. Alle halb­wegs krit­schen und gefähr­de­ten Stel­len der Füße wur­den groß­zü­gig mit Leu­ko­tape gesichert.

Trotz­dem war ich mir immer noch nicht im Kla­ren, wie das aus­ge­hen wür­de … Kurz vor Neun mach­te ich mich dann auf den kur­zen Fuß­weg zum Start an der Rhein­gold­hal­le. Eigent­lich waren die Läu­fer „gegen Lauf­zeit­ver­län­ge­rung“ am Ende des ers­ten Start­blo­ckes ver­ab­re­det. Aber das war offen­sicht­lich kei­ne gute Idee gewesen—gefunden haben wir uns da näm­lich nicht. Da ist auch kein Wun­der: Die Start­auf­stel­lung in Mainz ist zwar theo­re­tisch gut und genau geord­net, löst sich aber jedes Jahr spä­tes­tens um 9.20 Uhr in tota­les Cha­os auf. Im ers­ten, roten, Start­block waren dann auch wirk­lich alle Far­ben zu sehen: Grün, Blau, Gelb, Oran­ge. Und das merkt man auf den ers­ten Kilo­me­tern, die ja sowie­so ein ziem­li­ches Gewu­sel sind, doch sehr deutlich.

Irgend­wann war es dann wie­der soweit: Die häm­mern­de 08/15-Tech­no­mu­sik durf­te schwei­gen, der Mara­thon wur­de gestar­tet. Selbst für den ers­ten Block dau­ert das natür­lich immer etwas, bis man wirk­lich an der Start­li­nie ist und los­lau­fen kann. 12000 Läu­fer sei­en am Start, hieß es im Feld. Kein Wun­der, bei strah­len­dem Son­nen­schein und schon mor­gens ange­neh­men 20 °C gibt es kaum Aus­re­den … Also, es ging los. Ich schwamm zunächst ein­fach mal im Feld mit, schau­te, was so passiert—mit mir und mei­nen Füßen. Und mei­nen untrai­nier­ten Mus­keln. Bald hin­term Start hol­te mich der ers­te Anti-Atom-Läu­fer ein, zog aber bald wei­ter, weil er einen zügi­ge­ren Halb­ma­ra­thon geplant hat­te. Etwas spä­ter wie­der­um hat­te ich auf ein­mal eine Geis­ter­hand an der Schul­ter: Ronald, auch mit gel­ben T‑Shit, hat­te mich gefun­den. Das war eine gute Fügung, wir blie­ben bis kurz vor der Halb­ma­ra­thon­mar­ke zusam­men. Bis dahin lagen aber noch ein paar Kilo­me­ter vor uns. Bei der ers­ten Ver­pfle­gung auf dem Weks­ge­län­de von Schott war gro­ßes Chaos—angesichts der Wär­me woll­ten die meis­ten Läu­fer gleich von Anfang an trin­ken, was die hilfs­be­rei­ten Was­ser­aus­schen­ker gut in Anspruch nahm. Denn noch war das Feld sehr dicht, wir waren ja auch erst eini­ge Kilo­me­ter unter­wegs. Und es blieb auch recht voll auf der Stre­cke: In unse­rem Tem­po waren ziem­lich vie­le unter­wegs. So spul­ten wir also Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ab, meist zwi­schen 5’20 und 5’30. Mei­ne Tak­tik sah eigent­lich gaaaa­anz anders aus: Da ich mei­ne Form über­haupt nicht ein­schät­zen konn­te, hat­te ich mir das voll­kom­men will­kür­li­che Ziel der Vier-Stun­den-Mar­ke gesetzt, was—vor allem am Anfang—eher 5’40 pro Kilo­me­ter bedeu­tet hät­te. Aber irgend­wie liefs ein­fach locker und angenehm—durch’s Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet und dann wie­der durch den gro­ßen Hot­spot Mombach—die ganz selbst­be­wusst, aber nicht völ­lig zu Unrecht behaup­te­ten, die bes­te Stim­mung an der Stre­cke zu haben, zurück in Rich­tung der Main­zer Innen­stadt. Bis dahin gab’s natür­lich wie­der eini­ge Schlen­ker und Kur­ven durch die Wohn­ge­bie­te der Neu­stadt. Aber inzwi­schen, nach sie­ben, acht Kilo­me­tern, mach­te das Lau­fen in die­sem Tem­po rich­tig viel Spaß. Auch wenn ich anfing zu grü­beln, wie wohl mei­ne zwei­te Run­de aus­se­hen würde—Roland woll­te ja irgend­wo bei Kilo­me­ter 30 aus­stei­gen um sei­ne Kräf­te für den Renn­steig-Mara­thon zu sparen.

Ruck­zuck waren wir dann um die Chris­tus­kir­che her­um und eil­ten schon wie­der auf die Alt­stadt zu. Sehr schön immer wie­der der Moment, wenn man von der Lang­gas­se auf die Lud­wig­stra­ße ein­biegt, und in die Publi­kums­mas­sen eintaucht—da war schon ziem­lich viel los. Auch auf dem Guten­berg­platz und durch die Augus­ti­ner­stra­ße war wie­der klas­se Stim­mung. Dann, hin­ter dem Süd­bahn­hof, beginnt ja der etwas abschre­cken­de Teil der ers­ten Run­de: Die ewig lan­ge Gera­de nach Wei­se­nau, die man nach der Wende—die ja tat­säch­lich erst kurz vor der Auto­bahn ist—auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te wie­der zurück­lau­fen darf. Das heißt ja auch, dass man vor allem stadt­aus­wärts immer schon sieht, wer alles schon zwei, drei Kilo­me­ter wei­ter ist … Wenn man das aber mal kennt, ver­liert auch die­se Gera­de ihren Schre­cken. Und auf dem Rück­weg ist ja der Halb­ma­ra­thon schon fast geschafft (nagut, drei, vier Kilo­me­ter­chen sind das auch noch). Wir blie­ben unse­rem Tem­po aber wei­ter­hin treu. Klar, inwz­si­chen merk­te ich schon, dass die mus­ku­lä­re Belas­tung stieg—über 16 Kilo­me­ter bin ich in die­sem Jahr ja nur sehr sel­ten hin­aus­ge­lau­fen. Und da war ich inzwi­schen schon durch. Aber das Tem­po war noch immer gut zu lau­fen. Bei der letz­ten Ver­pfle­gung vor dem Halb­ma­ra­thon ver­lor ich Roland dann lei­der total—keine Ahnung, wo der abge­blie­ben ist.

Mir jeden­falls ging’s jetzt rich­tig gut. Mein neu­er Plan hieß jetzt: Tem­po hal­ten, den—von mir als unver­meid­lich erwarteten—Einbruch so lan­ge wir mög­lich hin­aus­zö­gern. In der Tat konn­te ich dann auf dem Beginn der zwei­ten Run­de das Tem­po sogar noch erhö­hen: Jetzt lag der Schnitt eher um die 5’10. Die Stre­cke wird ja in Mainz nach dem Pas­sie­ren der Rhein­gold­hal­le immer schlag­ar­tig leer: Von den 8021 Ziel­ein­läu­fen in die­sem Jahr ent­fal­len 6776 auf den Halb­ma­ra­thon, nur 1245 lau­fen den Mara­thon (und davon wie­der­um sind gera­de ein­mal 170 Frauen—beim Halb­ma­ra­thon ist der Geschlech­ter­un­ter­schied nicht ganz so krass). Auch auf der zwei­ten Run­de mach­te mir das Lau­fen noch viel Spaß. Jetzt kam auch noch—psychologisch ganz vorteilhaft—hinzu, dass ich kon­ti­nu­ier­lich Läu­fer über­hol­te (mit Aus­nah­me der fri­schen Staf­fel­läu­fer natür­lich, von denen sind eini­ge an mir vor­bei gezo­gen). Da es imme noch so aus­ge­zeich­net vor­ran ging, modii­zier­te ich mei­nen Plan noch ein­mal. Vor­sorg­lich (ohne wirk­lich davon über­zeug zu sein) hat­te ich mor­gens noch 4 Ham­mer­gels mit­ge­nom­men und in die Hose gesteckt. Die kamen jetzt peu-a-peu zum Ein­satz. Das ers­te Gel irgend­wo bei Kilo­me­ter 24 oder 25, in Sicht­wei­te der nächs­ten Ver­pfle­gung. Denn für die Din­ger braucht man ordent­lich Was­ser. Davon hat­te ich­heu­te eh‘ schon eini­ges geschluckt: Bei jeder Ver­pfle­gungs­stel­le habe ich mir versorgt,die Hit­ze woll­te ich nicht als Ent­schul­di­gung gel­ten las­sen. Wo mög­lich, habe ich­auch mei­ne Müt­ze ins küh­le Nass (das war wirk­lich ver­gleichs­wei­se sehr kühl) getaucht und so mei­nen Kopf etwas abgekühlt—auch wenn das nie lan­ge vor­hält. Die Ent­schei­dung für den Gel­ein­satz war aber sehr rich­tig: Die DIn­ger geben ein­fach noch ein­mal einen Schub—sie ermög­li­chen, wirk­lich das Letz­te aus den Mus­keln herauszuholen.

Die Schlei­fe durch Hes­sen, durch Kost­heim, fin­de ich ja immer sehr schön. Gut, viel Betrieb ist da nicht. Aber dafür läuft man auf klei­ne­ren Stra­ßen durch die Wohn­ge­bie­ten. Und unheim­lich vie­le Anwoh­ner sind im Vor­gar­ten und feu­ern an. Oder spen­den mit dem Was­ser­schlauch eine klei­ne Dusche—bei mitt­ler­wei­le gut 25 °C (und wei­ter­hin wol­ken­lo­sem Him­mel) eine sehr will­kom­me­ne Abküh­lung. Der Rück­weg nach Mainz wur­de mir dann aber recht lang: Die letz­te Was­ser­sta­ti­on lag schon wie­der zwei Kilo­me­ter zurück, ich hät­te ein paar Schluck Feuch­tig­keit ver­tra­gen. Dann auch noch der Anstieg auf die Theo­or-Heuss-Brü­cke. Allein die Tat­sa­che, dass ich wei­ter­hin über­hol­te, gab mir noch etwas Kraft. Hin­ter der Brü­cke fiel ich dann aber doch in ein klei­nes Loch: Jeztt wur­de es rich­tig schwer. Und bis zur Ver­pfle­gung bei Schott zog es sich—die Rhein­al­lee ist da, mit den paar ver­steu­ten Läu­fern, auch nicht wirk­lich span­nend. Doch irgend­wie hielt ich durch, auch wenn ich schon mit dem Abbruch-Gedan­ken spielte.

Auf dem Werks­ge­län­de kam dann das nächs­te Gel zum Ein­satz. Zum Glück spiel­te mein Magen mit: Die Hammergels—heute hat­te ich nur „Espres­so“ dabei—schmecken zwar auch nicht beson­ders lecker, sind für mich aber sehr gut ver­träg­lich. Trotz Ener­gie­schub durch Gl pen­del­te sich der Schnitt wie­der etwas tie­fer ein—bzw. es wur­de här­ter, das Tem­po hoch zu hal­ten. Die Schlei­fe durch das Mom­ba­cher Gewer­be­ge­biet ging dann über­ra­schend schnell herum—davor hat­te ich eigent­lich mehr Angst. Mom­bach selbst war dann ok, lang­sam ging es aller­dings doch spür­bar an die Sub­stanz. Vor allem der Weg in die Alt­stadt zog sich jetzt deut­lich mehr als auf der ers­ten Run­de. Und das Tem­po sank Kilo­me­ter für Kilo­me­ter ein bisschen—unaufhaltsam, aber in klei­nen Schrit­ten. In der Bau­haus­stra­ße dann schließ­lich das vier­te Gel—bei Kilo­me­ter 39 eigentlch fast zu spät. Ich glau­be aber, das war gar nicht schlecht. So hat­te ich näm­lich noch ordent­lich Kraft und Pep die rie­si­ge Stei­gung von geschätz­ten zwei Metern der Lang­gas­se hoch­zu­lau­fen und vor allem in Ange­sicht des gro­ßen Publi­kums nicht doch noch Geh­pau­sen ein­le­gen zu müs­sen. Und wenn man zum zwei­ten Mal über den Guten­berg­platz ist, dann hat man es eigent­lich geschafft—keine zwei Kilo­me­ter sind es dann noch. Noch schnell die Augu­t­i­ner­stra­ße hin­un­ter, am Süd­bahn­hof dies­mal gleich links zurück zur Rhein­gold­hal­le. Der letz­te Kilo­me­ter, die schön lan­ge Ziel­ge­ra­de, zieht sich natür­lich etwas. Aber hier ist man ja nicht allein. Und nach 3:49:32 war ich dann unter dem Ziel­bo­gen durch.

Jetzt fing das wah­re Lei­den aber erst an. Mei­ne Bei­ne waren nciht sehr damit ein­ver­stan­den, plötz­lich nicht mehr in Bewe­gung zu sein. Ich blieb zwar beim Gehen, merk­te aber tortzdem, dass die Mus­keln völ­lig leer waren und von Schritt zu Schritt stei­fer wur­den. Und auch der REst des Kör­pers wuss­te offen­bar nicht so recht, was er mit der plötz­li­chen Ände­rung machen soll­te. Ein Krug kal­tes Was­ser über den Schä­del tat ganz gut. Eigent­lich wolt­le ich ja auch was trin­ken, aber das ging kaum noch. Was­ser konn­te ich nich mehr sehen, Fru­bi­a­se war jetzt ein­fach nur eklig, Cola ging halb­wegs. Essen ging schon gar nicht … Da mein Baum­woll-T-Shirt und mei­ne Hose ja von Schweiß und Was­ser trief­nass waren und ich im Ziel auch nie­mand Bekann­tes traf, bin ich ziem­lich bald die paar Hun­dert Meter nach Hau­se stol­ziert. Dort woll­te ich mich eigent­lich nur mal kurz Hin­set­zen, die Kom­pres­si­ons­strümp­fe aus­zu­zie­hen. Jetzt aber ent­schied mein Kreis­lauf, dass er die Schnau­ze voll hat­te und sack­te erst ein­mal deut­lich weg. Ein paar Minu­ten spä­ter war ich dann weigstns wie­der fit genug für die Dusche … Aber so rich­tig erholt war ich erst zwei Stun­den spä­ter wieder—und freue mich schon auf den sicher­lich mör­de­ri­schen Mus­kel­ka­ter, den ich mor­gen haben wer­de .. Aber immer­hin gehör­te ich nicht zu den durch­aus zahl­rei­chen Läu­fern, die im Kran­ken­wa­gen landeten—die Ret­tungs­diens­te hat­ten näm­lich heu­te so einigs zu tun.

Also: Mara­thon ohne ent­spre­chen­des Trai­ning geht durch­aus mal. Ist aber auch—im Ver­gleich zur erlau­fe­nen Zeit—ziemlich anstrengend …

Und noch ein paar Bilder: 

Vom Wert des Trainings: 5. Maaraue (Ultra-)Marathon Mainz

End­lich! Schon eini­ge Male wäre ich ger­ne beim Maar­aue Mara­thon Mainz (MMM) mit­ge­lau­fen, aber bis­her hat es ter­min­lich nie geklappt. Heu­te war also Pre­miè­re für mich. Die ande­ren waren schon ein­ge­spielt, die meis­ten waren schon mal dabei.
Der MMM ist ein typi­scher pri­vat orga­ni­sier­ter Ein­la­dungs­lauf, erst­mal zum 40. Geburts­tag von Sascha Kauf­man, der jetzt immer wie­der dazu ein­lädt. Das ist denk­bar ein­fach: Gelau­fen wird fünf Mal die klas­si­sche Drei­brü­cken­run­de. Start war heu­te erst­mals auf dem Park­platz an der Main­spit­ze – bis­her immer klei­ner gewe­sen. Bei der 5. Auf­la­ge waren über zwan­zig Läu­fer und Läu­fe­rin­nen dabei.

Im Grun­de ist das ein­fach ein gemein­sa­mer – mehr oder weni­ger – Trai­nings­lauf. Auf­grund der „offi­zi­el­len“ Aus­schrei­bung in Saschas Blog zählt das aber als wer­tungs­fä­hi­ge Lauf­ver­an­stal­tung und wird auch in die Sta­tis­tik der DUV auf­ge­nom­men – für man­che Mara­thon­samm­ler ist das ja nicht ganz unwichtig.

Jeden­falls wird für den MMM kein gro­ßes Orga­ni­sa­ti­ons­klim­bim ver­an­stal­tet: Die Stre­cke wird wäh­rend der ers­ten Run­de noch mit ein paar Pfei­len mar­kiert, aber nicht abge­sperrt. Ist aber auch kein Pro­blem, für so ein paar Han­seln. Die sich noch dazu weit ver­tei­len, spä­tes­tens nach der ers­ten Run­de. Die­ses Mal gab es, weil Sascha sich um Spon­so­ren bemüht hat (Start­geld wird ja kei­nes genom­men), sogar noch eine klei­ne Star­ter­tü­te – mit Wer­be­ma­te­ri­al vom Hoch­wald­ma­ra­thon, von GO-Mainz – inkl. ein paar Gum­mi­bär­chen, eine klei­ner Dose Pull­moll und eini­gen Trau­be­zu­ckern aus der Rochus-Apo­the­ke in Mom­bach. Ach ja, GO spen­dier­te auch noch eine klei­ne Dose „Vino friz­zan­te bian­co di Ita­lia“ – nicht gera­de ein typi­sches Läu­fer­ge­tränk. Und Start­num­mern gab es tat­säch­lich auch – so durf­te ich öfters erklä­ren, was wir da eigent­lich treiben …

Gestar­ten sind wir mit mini­mals­ter Ver­zö­ge­rung unter Beob­ach­tung der Pres­se um kurz nach 10 Uhr. Dann ging es eben los auf die mir ja aus­rei­chend gut bekann­te Run­de, durch Kost­heim an den Rhein, zum Kas­tel, unter der Theo­dor-Heuss-Brü­cke durch und hin­ter der DLRG hin­auf auf die Brü­cke. In Mainz dann ganz lang­wei­lig (…) am Ufer ent­lang hoch zur Eisen­bahn­brü­cke und hin­über auf die Main­spit­ze. Das Gan­ze dann fünf Mal – und fer­tig ist der Mini-Ultra. 

Die ers­te Run­de war schön gemüt­lich, irgend­wo zwi­schen 5:20 und 5:30 (auf die Uhr habe ich kaum geschaut). Auch die zwei­te Run­de unge­fähr im glei­chen Tem­po hat noch rich­tig viel Spaß gemacht. Auf der drit­ten Run­de – ich war immer noch im sel­ben Tem­po­ge­biet unter­wegs – hat­te ich dann die gro­ße Ehre, für weni­ge hun­dert Meter die Spit­ze des Lauf­fel­des zu sein – der eigent­li­che Front­läu­fer hat am Auto sei­ne Schu­he gewech­selt. Aber Lauf­feld ist eh’ über­trie­ben – spä­tes­tens zu die­sem Zeit­punkt war von den aller­meis­ten Läu­fern hin­ter uns nichts mehr zu sehen.

Das ging bei mir ganz gut bis in die vier­te Run­de. Klar, inzwi­schen wur­de das Tem­po anstren­gend – etwas ande­res hat­te ich auch nicht erwar­tet. Es ging also nur noch dar­um, den Ein­bruch mög­lichst lan­ge hin­aus­zu­zö­gern. Auf der vier­ten Run­de, ziem­lich genau drei Stun­den war ich inzwi­schen unter­wegs, war es dann soweit. Die Mus­keln macht unheim­lich schnell schlapp. Und auch mein Ener­gie­haus­halt ging rapi­de dem Ende zu – also erst ein­mal eine Geh­pau­se. Die zog sich etwas … Kurz vor Ende der vier­ten Run­de habe ich dann ernst­haft über­legt, es damit und also mit 36 Kilo­me­tern gut sein zu las­sen. Aber irgend­wie hat­te ich kei­ne Lust, abzu­bre­chen. Also zog ich wei­ter – immer im Wech­sel zwi­schen Gehen und Lau­fen. Beim Lau­fen merk­te ich zuneh­mend, dass mein Kreis­lauf nicht mehr der sta­bils­te war. Offen­bar hät­te ich doch unter­wegs zwi­schen­durch mal Ener­gie zufüh­ren sol­len, und nicht nur ein paar Schlu­cke Was­ser nehmen. 

Mitt­ler­wei­le ging mir (und nicht nur mir) auch der Wind gehö­rig auf den Wecker: Die stür­mi­schen Böen zerr­ten nicht nur an Klei­dung und Start­num­mer, son­dern auch an den Ner­ven. Ein paar Mal wur­de ich dann auch noch über­holt – aber erstaun­lich, wie lan­ge das gedau­ert hat. Immer­hin, irgend­wann war ich wie­der auf der Main­zer Sei­te – ein Ende also in Sicht. Mit dem bewähr­ten Wech­sel zwi­schen Gehen (natür­lich bei allen Brü­cken­auf­gän­gen) und Lau­fen kam ich dann schließ­lich noch ins Ziel – nach 4:40:36. Kei­ne beson­de­re Glanz­leis­tung … Aber so ist das eben, wenn man beim Trai­ning schlu­dert und eher wenig Lust auf die lan­gen Läu­fe hat – das rächt sich. Garan­tiert. Mor­gen wer­de ich wohl einen ganz net­ten Mus­kel­ka­ter haben …

Die ers­ten Ergeb­nis­se sind auf die­sem Bild zu bewundern.
Mein Stre­cken­pro­to­koll (der Forerun­ner hat 45,6 km gemes­sen) bei runsaturday.
Und Mein Tempo-Diagramm:

Tempokurze des 5. MMM am 5.2.2011

Tempo/​Zeit

Der Moment, an dem ich gegen die Wand gelau­fen bin, wird ziem­lich deutlich …

2009 gelaufen

das war es also schon wie­der, das jahr 2009. die läu­fe­ri­sche bilanz ist ziem­lich durch­wach­sen. vor­ge­nom­men hat­te ich mir nicht viel: ein mara­thon­dou­ble aus­pro­bie­ren, um zu sehen, ob etap­pen­läu­fe etwas für mich sein könn­ten. und, vor allem, die letz­ten sekun­den trai­nie­ren und den mara­thon unter drei stun­den lau­fen. das ers­te hat geklappt, das zwei­te nicht.

dabei fing es ganz ordent­lich an: bis mai hat­te ich bereits 1800 kilo­me­ter in den bei­den. und tat­säch­lich klapp­te der dop­pel­schlag dann ziem­lich gut: sams­tags abend in mann­heim, sonn­tags mor­gen in mainz jeweils ein mara­thon in deut­li­che unter vier stun­den (sie­he den bericht hier). danach war’s dann nicht mehr so lus­tig. die moti­va­ti­on ging etwas berg­ab. zunächst stand natür­lich aus­gie­bi­ge rege­ne­ra­ti­on auf dem plan. den sprung zurück ins trai­ning habe ich dann aber nur noch halb­her­zig geschafft. die kilo­me­ter­leis­tung blieb im juni sogar etwas unter der vom mai, im juli fiel sie noch mehr ab. da, vor allem nach dem rhein­steig-extrem­lauf (mit mei­ner aller­ers­ten alters­klas­sen-plat­zie­rung!) fing das übel näm­lich an: in mei­nem lin­ken fuß tat sich etwas. ich brauch­te eine gan­ze wei­le, bis mir klar, was das war: ein fer­sen­sporn. und wie ich damit umzu­ge­hen habe. der ver­such, trotz­dem den bären­fels-trail mit­zu­lau­fen, ging dann auch ordent­lich in die hose. und im august erwei­ter­te sich das dann zur stra­fe für den über­mut noch um eine reizung/​entzündung der plant­ar-seh­ne. des­halb bin ich ab ende august und vor allem im sep­tem­ber fast gar nicht mehr gelaufen.

aber eben nur fast. denn der streak soll­te hal­ten. und er tat es auch – auch wenn es höchst­wahr­schein­lich etwas unver­nünf­tig war und die hei­lung ohne das täg­li­che (weiter-)laufen etwas schnel­ler gesche­hen wäre. aber ein biss­chen ver­rückt muss man ja sein … 558 tage des täg­li­chen lau­fens gezählt – im herbst war die­se wach­sen­de zahl, die inzwi­schen auch mei­nen ers­ten ver­such über­holt hat, oft die ein­zi­ge moti­va­ti­on, über­haupt noch die schu­he zu schnüren.

auch nach­dem die ent­zün­dung abge­heilt und der fuß so halb­wegs wie­der her­ge­stellt war, schnell­ten die kilo­me­ter nicht gera­de in die höhe. zum einen woll­te ich nur lang­sam stei­gern, um kei­nen rück­fall zu pro­vo­zie­ren. zum ande­ren fiel es mir im spät­herbst und win­ter zuneh­mend schwer, mich für län­ge­re ein­hei­ten zu moti­vie­ren: ein biss­chen etwas ging immer, aber jen­seits der 10 kilo­me­ter fehl­te oft sehr die lust. erst kurz vor weih­nach­ten kam die zurück – aber da war es schon zu spät, sozu­sa­gen ;-). so ste­hen jetzt halt „nur“ 4387 kilo­me­ter im trai­nings­ta­ge­buch – das ist aber durch­aus in ord­nung so. ich hof­fe, nächs­tes jahr wer­den es wie­der mehr. und bin zuver­sicht­lich, dass das auch klappt. auch wenn ich im wort­sin­ne immer noch nicht trai­nie­re, son­dern nur lau­fe – viel­leicht brau­che ich im moment den stress des tem­po­trai­nings nicht so sehr. zumal ich sehr am über­le­gen bin, ob ich mich wirk­lich noch mal auf die drei-stun­den-gren­ze hoch­trai­nie­ren soll. das ist für mich unta­len­tier­ten läu­fer (und extrem undis­zi­pli­nier­ten esser) näm­lich mit viel arbeit und fleiß ver­bun­den. wahr­schein­lich ver­le­ge ich mich doch eher auf die län­ge­ren stre­cken ohne tem­po­druck. das macht mir eigent­lich am meis­ten spaß. auch ohne wett­kampf und ver­an­stal­tung: die lan­gen läu­fe am wochen­en­de sind eigent­lich das schöns­te am lau­fen über­haupt. auch (oder weil?) man danach so schön fer­tig ist …

und abschlie­ßend mein lauf­jahr 2009 in eini­gen zah­len:

gelau­fe­ne kilo­me­ter 2009: 4387,41 km
benö­tig­te gesamt­zeit: 378:00:29 (wahn­sinn!)
durch­schnitts­tem­po: 5:11 min/​km
höhen­me­ter: +/- 59.000 m (wahr­schein­lich etwas mehr als real, das ist der per sport­tracks & ele­va­ti­on cor­rec­tion plug­in ermit­tel­te wert)
kür­zes­te ein­heit: 2,1 km
längs­te ein­heit: 53,1 km
mara­thon oder mehr: 8 mal (ergibt: 353,5 km @ 5:20)

m mal sechs. oder: marathondouble im mai.

Lauter M’s

Ich weiß ja gar nicht, wo ich jetzt begin­nen soll. Das Wochen­en­de war ziem­lich ereig­nis- & erlebnisreich.
Also, fan­gen wir vor­ne an: Irgend­wann im Herbst, nach­dem ich mich schon für die Jubi­lä­ums­aus­ga­be des Guten­berg-Mara­thons ange­mel­det hat­te, stol­per­te ich dar­über, dass der Mann­heim-Mara­thon die­ses Jahr am Abend vor­her statt­fin­den soll­te. Und das ließ mich nicht mehr los – immer mehr kris­tal­li­sier­te sich die Idee her­aus, bei­de auf ein­mal zu lau­fen. Irgend­wann war ich dann soweit und habe mich auch für Mann­heim ange­mel­det. Jetzt hieß es also flei­ßig trai­nie­ren. Dazu habe ich dem Vic­sys­tem ein­fach mal vor­ge­schwin­delt, ich wür­de am Sonn­tag einen 84,5 km lan­gen Wett­kampf bestrei­ten wol­len. Ent­spre­chend ent­wi­ckel­te sich das Trai­ning: Die lan­gen Läu­fe wur­den län­ger – ich bin bis ca. 43,5 km (dann aber mit 1100 Höhen­me­tern) gelau­fen -, die Inter­val­le auch. das Wett­kampf­spe­zi­fi­sche Tem­po sank in den Kel­ler, bis es sich bei unge­fähr 5:13 min/​km ein­pen­del­te. (Da zeig­te sich übri­gend mei­ner Mei­nung nach auch ein Schwachs­punkt im Vic­sys­tem – die Ein­hei­ten im wett­kampf­spe­zi­fi­schen Tem­po waren, auf­grund des „gemüt­li­chen“ Tem­pos, eigent­lich nicht for­dernd genug: also bin die ein­fach erheb­lich län­ger gelau­fen. Aber dar­um geht es hier ja nicht.) So nach und nach kon­kre­ti­sier­ten sich dann auch die Zie­le: zwei­mal 3:45 nahm ich mir für die Mara­thons vor. Das schien mög­lich – auch wenn ich immer wie­der hef­ti­ge Zwei­fel hat­te, schließ­lich bin ich noch nie vor­her so dicht hin­ter­ein­an­der Mara­thons gelau­fen. Nach­dem letz­ten lan­gen Lauf über 43 km (mit den besag­ten 1100 Höhen­me­tern) in 3:43 wuchs die Zuver­sicht, das mein Ziel zu schaf­fen sei, aber doch immer mehr.
Am Sams­tag also wur­de es ernst. Ich habe noch kurz bei Elke und Cor­ne­li­us vor­bei­ge­schaut, dort Mathi­as getrof­fen, schnell noch ein paar Nudeln gefut­tert (lecker war das!), ein wenig geplau­dert, und dann muss­te ich aber auch schon zum Bahn­hof. Der Zug hat­te natür­lich gleich mal leich­te Ver­spä­tung, was mei­ne Ner­vo­si­tät noch etwas stei­ger­te – schließ­lich soll­te ich sowie­so nur eine Stun­de vor Start in Mann­heim ankom­men. Und ich hat­te kei­ne Ahnung, wo und wie das dort so ablief … Es war dann aber alles über­haupt kein Pro­blem: Die Start­un­ter­la­gen waren sofort parat, das Umzie­hen ging schnell, den Klei­der­beu­tel abge­ge­ben und mich noch ein­mal in die sehr lan­ge Schlan­ge für die Toi­let­ten ein­ge­reiht (davon, näm­lich von den Toi­let­ten, gab es irgend­wie nicht so sehr vie­le). Dann gemüt­lich wie­der raus, zur Start­auf­stel­lung getrot­tet. Die war aus­ge­spro­chen chao­tisch – trotz der Block­ein­tei­lung stell­te sich so ziem­lich jeder hin, wo er woll­te. Nicht gera­de sehr prak­tisch war auch, dass man zu den hin­te­ren Blö­cken prak­tisch durch die gesam­te Auf­stel­lung durch muss­te. Ich hat­te natür­lich ver­ges­sen, mich umzu­schrei­ben – mit mei­ner PB von 3:00:33 war ich im ers­ten Block – immer­hin stand ich ganz hin­ten. Und muss­te trotz­dem noch sehr viel über­ho­len auf den ers­ten Kilometern.
Der Start war super pünkt­lich – über­haupt lief die Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich wie am Schnür­chen. Dann ging es also auf die Stre­cke. Für die – in die­sem Jahr stark über­ar­bei­tet – fällt mir eigent­lich nur ein Wort ein: Öd. Schon nach sehr kur­zer Zeit waren wir am Stadt­rand, im Wohn­ge­biet, wo wir dann lan­ge blie­ben. Und da war kaum was los. Über­haupt die Stim­mung – ziem­lich zurück­hal­tend, die Mann­hei­mer. Nir­gends­wo gab es Action, nir­gend­wo Live-Musik oder so. Mit eini­gen Schlei­fen kamen wir dann irgend­wann, so nach ca. 20 Kilo­me­ter, wie­der in die Nähe des Rosen­gar­tens und mach­ten uns jetzt auf durch die Qua­dra­te, die­ses Mann­hei­mer Spe­zi­fi­kum der städ­te­bau­li­chen Pla­nung. Da war immer­hin etwas Publi­kum an der Stre­cke. Und dort ver­lie­ßen uns dann auch die Halb­ma­ra­tho­nis. Das heißt, die Stre­cke wur­de – end­lich – sehr leer. Knapp 1300 Star­ter gab es für den Mara­thon (bei ca. 10.000 Läu­fern), dazu noch eini­ge Vie­rer-Staf­feln (die per­ma­nen­te Unru­he ins Feld brach­ten, weil sie nicht gera­de sehr schnell waren – selbst auf dem letz­ten Vier­tel muss­te ich, mit einer ange­streb­ten Ziel­zeit von 3:45, die noch stän­dig über­ho­len oder über­ho­len las­sen. Also, nach den Qua­dra­ten wur­de es dann aber erst so rich­tig lus­tig. Dann kam näm­lich die Kurt-Schu­ma­cher-Brü­cke. Natür­lich kom­plett leer, dafür kilo­me­ter­lan­ge Ödnis über Hafen etc. Dort pas­sier­te ich auch die Halb­ma­ra­thon­mar­ke bei 1:51:05 – also eigent­lich etwas zu schnell. Aber mir ging’s noch so gut, dass ich kaum Tem­po raus­nahm. Nach der Brü­cke kam dann Lud­wigs­ha­fen. Auch nicht viel bes­ser. Die meis­ten Städ­te neh­men einen Mara­thon ja zum Anlass, eine Par­ty zu fei­ern. Nicht so hier. Es scheint nie­man­den zu inter­es­sie­ren. Also wei­ter eine gro­ße Run­de gedreht und schon die Rück­kehr auf die Brü­cke erwar­tet – bei ca. km 36–37 geht es da wie­der rauf. Das ist dann ziem­lich fies, an so einer Stel­le nach einem ziem­lich fla­chen Kurs einen recht kna­ckig erschei­nen­den Anstieg ein­zu­bau­en. Da ich ja bei wei­tem nicht am Anschlag lief, muss­te ich hier natür­lich etwas ange­ben und flei­ßig über­ho­len – die Ober­schen­kel haben es etwas gemerkt. Auf der ande­ren Sei­te, zurück in Baden-Wür­temm­berg, rück­te das Ziel dann schon sehr schnell näher. Noch ein paar Haken durch die Qua­dra­te und ruck­zuck war der Rosen­gar­ten mit Was­ser­turm wie­der in Sicht­wei­te. Die­ses Mal wur­den wir von hin­ten durch das Start­tor geführt. Bei 3:41:51 war ich über der Linie. Und mit die­ser grot­ti­gen Zeit habe ich noch Platz 36 in mei­ner AK. Aber der gesam­te Mara­thon war sehr lang­sam – der Sie­ger ist bei 2:30 her­ein­ge­kom­men. Viel­leicht lag es ja am Wet­ter, das wohl nicht zum ers­ten Mal in Mann­heim extrem schwül und schweiß­trei­bend war. Aber wahr­schein­lich sind die guten Läu­fer ein­fahc alle an ande­ren Orten unter­wegs gewe­sen. Die Schwü­le ließ mich immer­hin ab Kilo­me­ter 10 jede Ver­pfle­gungs­stel­le ansteu­ern – die waren gut bestückt und vor­bild­lich aus­ge­schil­dert. Net­ter­wei­se gab es auch die prak­ti­schen Caps-Beu­tel, die konn­te man gut im Lau­fen trin­ken – bes­ser als Becher mit dem Elek­tro­lyt-Zeug, das gibt immer schö­ne Schweinerei.
Nach dem Lauf dann direkt hin­ter der Ziel­li­nie abge­bo­gen zur Ver­pfle­gung und fast die Medail­le ver­ges­sen (wäre nicht scha­de drum gewe­sen, ist ziem­lich pop­lig), weil die Aus­tei­ler gna­den­los unter­be­setzt waren. Die Ver­pfle­gung war wie­der schön reich­hal­tig, nur der Bereich arg eng für die vie­len Läu­fer. Also deck­te ich mich ordent­lich ein – ein hal­ber Hefe­zopf, Bana­ne, Elek­tro­ly­te noch ein­mal (obwohl ich das Zeug inzwi­schen kaum noch schme­cken konn­te) und Was­ser und ver­zog mich. Die Duschen waren etwas abge­le­gen, dafür aber immer­hin reich­lich und warm. Dann trot­te­te ich also wie­der zum Bahn­hof, wo ich noch etwas Zeit zum Aus­ru­hen hat­te, bevor ich in den ICE stieg, der mich über Frank­furt nach Mainz beför­der­te. Da war ich dann um 1:00 Uhr und ver­k­rock mich bald ins Bett – nicht ohne den Wecker zu stelllen.
Der klin­gel­te am Sonn­tag um acht.
Bröt­chen, hal­ben Becher Tee – anzie­hen und schon auf den Weg zum nächs­ten Mara­thon. Tref­fen mit Lars und Mathi­as, Toi­let­ten­be­such – bei leich­tem Durch­fall sehr not­wen­dig – un in die Start­auf­stel­lung, wo sich ein Ord­ner ver­zwei­felt bemüh­te, auch nur die rein­zu­las­sen, die in den ers­ten Block gehör­ten. Ange­sichts der unver­fro­renn Frech­heit so eini­ger „Sport­ler“ hat­te er nur mäßi­gen Erfolg. Und schon war wie­der Start – auf ging’s. Ich lief zusam­men mit Lars, der auch unge­fähr eine 3:45 anpeil­te. Der ers­te Kilo­me­ter etwas holp­rig, die Ober­schen­kel vor allem noch leicht steif.
Die wur­den aber schnell wei­cher und es lief wie­der rund. Recht zügig haben wir uns dann nach dem anfäng­li­chen Cha­os auf der Stre­cke auch auf Tem­po gebracht. Die Run­de war uns ja bekannt: Durch das Schott­wer nach Mom­bach, das sich wie­der ein­mal in Par­ty­lau­ne prä­sen­tier­te, über die Neu­stadt an der Chris­tus­kir­che vor­bei zum Guten­berg­platz und dann durch die Augus­ti­ner­stra­ße auf die Rhein­stra­ße, die uns wei­ter­führt die schö­ne Wen­de­punkt­stre­cke nach Wei­se­nau hin­aus. Noch lief es aus­ge­spro­chen präch­tig – klar, ganz frisch und lcoker war ich nicht, aber beson­de­re Mühe hat­te ich auch nicht. Auf dem Rück­weg Rich­tung Start/​Ziel an der Rhein­gold­hal­le ver­lor ich Lars dann auf ein­mal und ziem­lich schnell. Er hat­te vor­her schon gemerkt, dass unser Tem­po ihm wohl etwas zügig war. Ich woll­te aber wenigs­tens sehen, wie weit ich damit kom­me und nicht hier schon lang­sa­mer wer­den – das wür­de shcon noch von selbst kom­men. Und es kam auch. Nach der Halb­ma­ra­thon­mar­ke (1:53:38) ging es über die Theo­dor-Heuss-Brü­cke nach Kost­heim. Und das wur­de lang­sam anstren­gend. Hier kam auch noch fri­scher Wind auf, der mich gera­de nicht beson­ders erfreu­te … Die Schlei­fe durch Kost­heim mit den unzäh­li­gen pri­va­ten Ver­sor­gungs­sta­tio­nen – das ist echt klas­se, dass die Anwoh­ner das alles auf die Bei­ne stel­len – ging es auch schon wie­der zurück über die Brü­cke – mit zuneh­mend schwe­ren Bei­nen. Aber die 30 rück­te näher. Doch das Tem­po sank, die Moral schwand, die Kilo­me­ter 32/​33 waren lang­sam, viel zu lang­sam. Noch gab ich aber nicht auf … Im Mom­ba­cher Indus­trie­ge­biet, bei der Was­ser­stel­le von Coca-Cola, griff ich dann doch zum „Doping“ und schmiss ein Ham­mer­gel (Espres­so, mit Kof­fe­in gegen die Schmer­zen …) ein. Das begann glück­li­cher­wei­se ziem­lich bald zu wir­ken. Und zwar recht deut­lich (viel­leicht des­halb, weil ich ewig nichts mehr esse und nur pures Was­ser trin­ke bei mei­nen Trai­nings­läu­fen). Im Mom­bach wur­den die Kilo­me­ter dann wie­der kür­zer … Und in der Neu­stadt ging es mir noch rich­tig gut. Ich sam­mel­te noch so eini­ge Läu­fer ein. Ruck­zuck waren wir dann auch schon auf der Blei­che, wo mich mein Mit­be­woh­ner mit Foto­ap­pa­rat emp­fing. Der Umbach mit sei­ner mini­ma­len Stei­gung mach­te sich noch­mal unan­ge­nehm bemerk­bar. Aber jetzt konn­te mich nichts mehr stop­pen – die paar Kilo­me­ter waren jetzt auch noch mög­lich. Und sogar ein klei­ner Schluss­sprint gelang mir noch, nach­dem ich mich von Mathi­as, der sei­nen Halb­ma­ra­thon hin­ter sich hat­te, anfeu­ern ließ. Dies­mal stopp­te die Uhr im Ziel bei 3:44:15 – und damit war das Ziel der zwei Mara­thons mit 3:45 soga­ro noch unter­bo­ten. Jetzt bin ich aller­dings auch ziem­lich fer­tig – der Weg heim war eine rech­te Qual, vor allem die Trep­pen in den vier­ten Stock hoch …
Was ler­nen wir also dar­aus: Mög­lich ist viel – mit kon­se­quen­ter Vor­be­rei­tung. Stadt-Mara­thons wer­de ich nicht mehr vie­le lau­fen – im Trai­ning geht’s schö­ner im Wald und Wie­sen. Mann­heim lan­det auf mei­ner Never-again-Lis­te – zwar ganz ordent­lich orga­ni­siert, aber die Stre­cke ist ein­fach viel zu fad.

So sehen die Tem­po­kur­ven aus:
mannheim-marathon 2009: tempo/distanz – man sieht sehr schön die Anstie­ge auf die Brücke

und Mainz, etwas unru­hi­ger, mit dem Tief bei 32/​33: gutenberg-marathon 2009 tempo/distanz

und hier noch eini­ge bil­der von den bei­den läufen:

suchmaschinen-wahnsinn

lie­ber internet-benutzer,
wenn du für eine fra­ge wie „war­um krie­gen mara­thon­läu­fer wäh­rend des lau­fens was­ser” die hil­fe von goog­le und mei­ner wenig­keit brauchst, dann tut es mir wirk­lich nicht leid, dass ich dir mit mei­nem bericht vom darm­stadt-mara­thon nicht hel­fen konnte.

jahresziel erreicht

ges­tern habe ich beim trai­ning die 5000-km-mar­ke über­schrit­ten (oder bes­ser gesagt über­lau­fen). damit ist mein haupt­jah­res­ziel für 2008 erreicht. trotz der ver­let­zung im mai, die mich eini­ge wochen lauf­pau­se gekos­tet hat. mein zwei­tes ziel, den sub 3:00-marathon, habe ich im okto­ber lei­der um 34 sekun­den ver­fehlt. naja, damit muss ich mir wenigs­tens kei­ne gedan­ken für das ziel im nächs­ten jahr machen – für frank­furt bin ich schon wie­der ange­mel­det. ansons­ten will ich eigent­lich weni­ger auf zeit lau­fen, son­dern eher kilo­me­ter sam­meln. und das mög­lichst kon­ti­nu­ier­lich – also ohne zwangs­pau­se. und natür­lich soll auch mein täg­li­che-lau­fen-serie wei­ter anhal­ten – da habe ich ja noch einen rekord zu kna­cken. aber bis dahin muss ich noch eini­ge kilo­me­ter unter die füße nehmen.

to streak or not to streak: nachbemerkungen zum frankfurt-marathon – und den nachwehen

also, noch ein paar nach­schrif­ten zum bericht von gestern:

  • mus­kel­ka­ter: der mus­kel­ka­ter ist lei­der immer noch da. und noch ver­dammt stark. die ober­schen­kel machen noch nicht immer das, was ich will. das auf­ste­hen und das trep­pen hin­un­ter­stei­gen schmer­zen noch ordent­lich. der klei­ne strea­k­er­hal­tungs­lauf vor­hin hat aber ganz gut getan, die bei­ne schön gelo­ckert. lan­ge hat es zwar nicht gehal­ten, aber immerhin …

    doch so rich­tig zufrie­den bin ich damit nicht. irgend­wie sind das jetzt doch ein biss­chen zu viel schmer­zen … mal sehen, ob mir noch etwas ein­fällt für das nächs­te mal. aber eigent­lich fühl­te ich mich aus­rei­chend trai­niert und vor­be­rei­tet. viel­leicht mehr schnel­le läu­fe und mehr berg­auf? aber wahr­schein­lich hilft es nicht wirk­lich viel, weil so eine mara­thon­zeit halt alle mei­ne kräf­te und sämt­li­che reser­ven dazu bean­sprucht – das wird sich wohl kaum ändern lassen.
  • schu­he: es war eine gute wahl, mit den leich­ten und schnel­len mizu­no wave eli­xir 3 zu lau­fen. pro­ble­me hat­te ich über­haupt kei­ne, obwohl ich bis­her maxi­mal knapp 20 kilo­me­ter am stück mit ihnen unter­wegs war (und über­haupt noch nicht in ver­bin­dung mit den cep-strümp­fen). aber alles hat tadel­los geklappt. der durch­ge­hen­de asphalt hat sich auch nicht nega­tiv aus­ge­wirkt, die etwas spar­sa­me­re dämp­fung (vor allem im ver­gleich etwa zum new balan­ce 1223, mit dem ich sonst oft die lan­gen stre­cken lief). 
  • cep-strümp­fe: ein­fach nur klas­se. zumin­dest füh­re ich es auf die test-strümp­fe zurück, dass mei­ne waden wäh­rend des lau­fens und auch danach in jedem moment total ent­spannt und schmerz­frei waren. da hat­te ich im trai­ning oft mehr nach­wir­kun­gen als jetzt. 
  • ver­pfle­gung: gewun­dert hat mich, dass ich von den bei­den gels, die ich (bei km 20 und bei km 30) ein­ge­schmis­sen habe, nichts gemerkt habe. das hat­te ich anders in erin­ne­rung: näm­lich einen deut­li­chen ener­gie­schub. war­um das so ist – kei­ne ahnung. ers­te ver­mu­tung: in den letz­ten mona­ten habe ich mei­nen stoff­wech­sel durch die lan­gen läu­fe ohne koh­len­hy­dra­te so gut trai­niert, dass er auch beim wett­kampf bes­tens ohne nach­schub aus­kam. aber eigent­lich hat­te ich die theo­rie so ver­stan­den, dass sie dann gera­de beson­ders wir­ken soll­ten … naja, eigent­lich auch egal. ins­ge­samt waren aber die mus­ku­lä­ren pro­ble­me auch eher das, was mich zum schluss gebremst hat, nicht man­geln­de ener­gie oder schwa­cher kreis­lauf …
    was ich nicht bedacht hat­te: ende okto­ber ist das ange­bo­te­ne was­ser ziem­lich kalt. das habe ich im magen etwas gemerkt. zwar habe ich nie viel getrun­ken, die meis­ten sta­tio­nen auch kom­plett aus­ge­las­sen. aber auf die idee, den war­men tee zu neh­men, kam ich erst bei kilo­me­ter 35. wäh­rend dem lau­fen ist halt nich viel mit denken … 

und so lang­sam kris­tal­li­siert sich auch schon die idee her­aus, nächs­tes jahr wie­der in frank­furt zu star­ten. und dann viel­leicht die letz­ten 34 sekun­den auch noch zu schaf­fen, damit auch mal eine 2 vor­ne steht … aber bis dahin ist ja noch ein klit­ze­klei­nes biss­chen zeit. 

3:00:33. oder: knapp vorbei ist auch daneben

11.473 Läu­fer im Nacken – da muss man sich schon ein biss­chen beei­len. Lei­der habe ich mich wohl am Anfang zu sehr beeilt. Am Ende fehl­te jeden­falls die Kraft für die Traum­zeit, die sub 3. Gewor­den ist es eine – ganz unbe­schei­den gesagt – trotz­dem sehr gute 3:00:33. Aber mal von Anfang an.
Am Sams­tag in Ruhe die Start­un­ter­la­gen geholt, etwas über die Mara­thon­mes­se spa­ziert (und doch mal wie­der ein Paar Schu­he gekauft: Eigent­lich hat­te ich extra wenig Geld mit­ge­nom­men, um gar nicht in Ver­su­chung zu kom­men … Das Sau­c­o­ny-Ange­bot fand ich dann aber zu ver­lo­cken – da muss­te halt die EC-Kar­te her­hal­ten), mei­ne obli­ga­to­ri­sche Por­ti­on Nudeln ver­drückt (in der dröh­nend beschall­ten Fest­hal­le, wo man schon mal den Ziel­ein­lauf besich­ti­gen konn­te). Schon bei dem gan­zen Kram zeig­te sich: Der Frank­fur­ter Mara­thon ist gut orga­ni­siert. Alles war leicht zu fin­den, gut aus­ge­schil­dert. Und trotz der Mas­sen – 12.046 Mara­thon­star­ter, mit den ande­ren Wett­be­wer­ben (Staf­fel und Mini-Mara­thon) ins­ge­samt über 20.000 Läu­fer – ging alles ange­nehm zügig und unkom­pli­ziert über die Büh­ne. Danach noch ein kur­zes, net­tes Tref­fen mit den ande­ren Streak­run­nern – auch mit denen, die gar nicht mit­lie­fen. Lars und Elke fehl­ten lei­der. Aber die traf ich dann dafür am Sonn­tag mor­gen auf dem Main­zer Bahn­hof. Zusam­men sind wir, mit einer Men­ge ande­rer Läu­fer, also nach Frank­furt gepil­gert. Die Bahn und U‑Bahn brach­ten uns auch zuver­läs­sig zur Mes­se. Nach der Klei­der­beu­tel­ab­ga­be dann die etwas lang­wie­ri­ge­re Sache mit den Toi­let­ten – so direkt vor dem Mara­thon kann es wohl ein­fach nicht gut davon geben … Um 9.45 Uhr war ich dann auch schon in mei­nem Start­block. Zum ers­ten Mal in mei­ner (kur­zen) Läu­fer­kar­rie­re durf­te ich aus dem ers­ten Block – also qua­si direkt hin­ter den Kenia­ner, die ich aber trotz­dem nicht gese­hen habe, weil ich mich natür­lich brav schön hin­ten ein­ge­ord­net habe. Viel gebracht hat das nicht. Denn trotz des anfangs sehr unru­hi­gen und für mei­ne Emp­fin­dung sehr rau­en Starts (zwei Läu­fer prü­gel­ten sich auf dem ers­ten Kilo­me­ter fast, auch sonst wur­de mäch­tig viel gerem­pelt und so knapp wie irgend mög­lich über­holt) war ich irgend­wie dau­ernd zu schnell. Viel­leicht lag’s an den Tem­pe­ra­tu­ren: Auf den ers­ten Kilo­me­tern, so bis km 4 oder 5, fand ich es – trotz der Arm­lin­ge – sakrisch kalt. Aber es lief bes­tens: Locker saus­te ich mit den ande­ren Läu­fe­ren – Frau­en waren eher sel­ten zu sehen – über den Asphalt, kreuz und quer durch die Frank­fur­ter City. Die Ori­en­tie­rung hat­te ich schnell ver­lo­ren. Aber dafür gibt es ja die grü­ne Linie (in Frank­furt nicht blau, weil der Haupt­spon­sor „Dresd­ner Klein­wort“ heißt und das sei­ne Fir­men­far­be ist). Das Tem­po blieb wei­ter­hin hoch. Etwas arg hoch, wie sich spä­ter her­aus­stel­len soll­te. Noch aber ging es erstaun­lich locker und ohne grö­ße­re Anstren­gung vor­an. Die Kilo­me­ter pur­zel­ten fröh­lich vor sich hin, das Feld zog sich all­mäh­lich doch immer mehr aus­ein­an­der. Kurz nach Kilo­me­ter 12 ging es zum ers­ten mal über den Main, dann auf lan­gen Gera­den durch Sach­sen­hau­sen und Nie­der­rad bis nach Schwan­heim. Wirk­lich erstaun­lich, wie viel selbst hier an der Stre­cke los ist. So rich­tig leer wur­de es ganz sel­ten – und über­all war eine Mords­gau­di. Das lag höchst­warhschein­lich auch dar­an, dass ich immer noch im nähe­ren Umfeld von Diet­mar Mücke unter­wegs war, der mal wie­der bar­fuss und im Pumuckel-Kos­tüm unter drei Stun­den lief. Über die Schwan­hei­mer Brü­cke bei Kilo­me­ter 23 ging es dann wie­der nach Nied hin­über, eine kur­ze Schlei­fe durch den Rand von Höchst und wie­der in Nied auf die lan­ge Main­zer Land­stra­ße. Inzwi­schen wur­de mir das hohe Tem­po immer schwe­rer. Immer öfter geschah es, dass ich leicht über dem anvi­sier­ten 4:15er Schnitt blieb. Hart wur­de es dann vor allem ab den Kilo­me­tern 33 und 34. Jetzt waren es offen­bar an der Zeit, die Reser­ven anzu­grei­fen. Viel war da aber nicht mehr zu holen … Mit viel Bei­ßen und Selbst­quä­le­rei gelang mir noch der eine oder ande­re Kilo­me­ter im rich­ti­gen Tem­po. Ab Kilo­me­ter 35 und 36, wo es wie­der in die City – mit ziem­lich vie­len Schlen­kern – ging, wur­de es zur ech­ten Qual. Auf ein­mal zogen sich die Kilo­me­ter immer län­ger und län­ger. An Auf­ge­ben war aber noch nicht zu den­ken. Denn eines war mir klar: Wenn ich jetzt auch nur zwei Schrit­te gehe oder bewusst lang­sam wer­de, dann kom­me ich nie wie­der auf ein ordent­li­ches Tem­po – so gut ken­ne ich mich inzwi­schen. Also wei­ter brav die Zäh­ne zusam­men­ge­bis­sen. Und wie so oft half es auch, ein biss­chen zumin­dest. Ab Kilo­me­ter 38 wur­de ich zwar nicht mehr wesent­lich schnel­ler, aber immer­hin auch nicht lang­sa­mer. Und es mach­te fast wie­der Spaß. Dass die sub 3 kaum noch hin­hau­en wür­den, dafür brauch­te es wenig Rechen­küns­te. Aber das es mit mei­nem Traum­ziel wenn über­haupt sowie­so ver­dammt knapp klap­pen wür­de, war mir eh’ von vorn­her­ein klar. Immer­hin reich­te es noch für eine klit­ze­klei­ne Tem­po­stei­ge­rung ab Kilo­me­ter 41. Die letz­ten 1200 Meter zogen sich dann erwar­tungs­ge­mäß wie­der ordent­lich und schie­nen gar nicht zu enden. Da half auch das lär­men­de Publi­kum nicht mehr viel. Eher noch die Aus­sicht, noch ein oder zwei oder drei Läu­fer zu kas­sie­ren. Das klapp­te dann auch noch. Und irgend­wann erbarm­te sich die grü­ne Linie dann doch und ver­ließ hin­ter dem Mes­se­turm die Stra­ße, um zur Fest­hal­le abzu­bie­gen. Die Uhr zeig­te dum­mer­wei­se schon mehr als 2:59 an – unter drei Stun­den wür­de ich nicht blei­ben kön­nen. Dann also aber wenigs­tens nicht mehr als 3:01 – alles ande­re wäre jetzt ech­tes Ver­sa­gen. Und dafür reich­te es dann auch tat­säch­lich noch: 3:00:34 hat­te ich selbst­ge­stoppt auf der Uhr, die off­zi­el­le Zeit schenk­te mir noch eine Sekun­de. Nach dem Ziel­strich fing das Lei­den dann aber erst rich­tig an: So etwas habe ich noch nie erlebt. Gehen ging erst­mal über­haupt nicht mehr … Und dann waren da auch noch drei klit­ze­klei­ne Stu­fen, die man her­ab­stei­gen muss­te, um sei­ne Medail­le und eine wär­men­de Folie zu bekom­men – das war wohl das größ­te Hin­der­nis, das ich an die­sem Tag über­wun­den habe. Danach ging es dann erst mal wie­der an die fri­sche, d.h. herbst­lich-küh­le Luft, um Ver­pfle­gung zu fas­sen. Essen moch­te ich nach so einem Lauf natür­lich kaum etwas, ein paar Trau­ben und eine Bana­ne for­der­te die Ver­nunft aber. Dann noch ein­mal quer durch das reich­hal­ti­ge Geträn­ke­sor­ti­ment getrun­ken – ok, das Bier ließ ich aus – und ab zur Klei­der­beu­tel­aus­ga­be. Hier kam man glück­li­cher­wei­se über Roll­trep­pen hin … Und noch war hier wenig los, auch bei den Duschen – mit wirk­lich wun­der­bar hei­ßem Was­ser, dafür aber in der herr­li­chen Atmo­sphä­re der Tief­ga­ra­ge – gab es kei­ne Schlan­gen. Da ich noch vor dem gro­ßen Andrang unter­wegs schien und mei­ne Ober­schen­kel mich wirk­lich nerv­ten, gönn­te ich mir noch eine Mas­sa­ge. Ob’s viel gehol­fen hat, weiß ich zwar nicht – ange­nehm war es trotz­dem … Die Waden waren ja wirk­lich bis zum Schluss über­haupt kein Pro­blem. So erholt haben sie sich jeden­falls nach einem Mara­thon noch nie gefühlt – die CEP-Strümp­fe schei­nen also doch etwas zu brin­gen. So, das war jetzt für heu­te genug geschafft – den Rest des Sonn­ta­ges wer­de ich erst mal „rege­ne­rie­ren“ …
Ach so, die offi­zi­el­len Ergeb­nis­se: Ziel­zeit war 3:00:33, das ist in mei­ner Alters­klas­se (MH) der 74. Platz, ins­ge­samt Rang 573.

und noch die fotos:

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