Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: literaturbetrieb Seite 1 von 3

fischernetz

Ins Netz gegangen (19.4.)

Ins Netz gegan­gen am 19.4.:

  • Fata, Libel­li. Lit­er­aturkolumne | Merkur → ekke­hard knör­er wirft einen instruk­tiv­en blick auf den buch­markt und seine (haupt-) akteur*innen

    Ein Buch ist ide­al­typ­isch das, was eine Autorin ver­fasst, ein Agent in ihrem Namen verkauft, eine Lek­torin lek­to­ri­ert, ein Ver­lag set­zen lässt, pub­liziert und bewirbt, was ein Händler online oder im Laden verkauft, eine Rezensentin rezen­siert, eine Käuferin kauft. Ein Buch ist also ein ziem­lich kom­plex­es, aus geisti­gen, materiellen, ökonomis­chen Aspek­ten zusam­menge­set­ztes Objekt. […] Das Schreiben von Büch­ern ist eine in jed­er Hin­sicht aufwändi­ge und anstren­gende Sache. Die aller­meis­ten Autorin­nen und Autoren von Lit­er­atur kön­nen, wie sich aus den genan­nten Zahlen ohne viel Rech­nen ergibt, wed­er von den Verkäufen ihrer Büch­er noch von den Vorschüssen leben. Das gilt für die USA, das gilt für Deutsch­land, es gilt wohl über­all auf der Welt. Den­noch erscheinen Jahr für Jahr unfass­bar viele bel­letris­tis­che Titel. Wovon leben all diese Men­schen?

  • Geschlossen gegen imag­inierte Bedro­hun­gen | Süd­deutsche → ein ziem­lich guter essay von felix stephan über die ver­biesterten, eng­stirni­gen kämpfe um (deutungs-)hoheit (auch) in der kul­turszene, die er er im ver­har­ren in den eige­nen echokam­mern begrün­det sieht
  • Aber über Juden­hass nicht lachen wollen! | Über­mei­den → gabriel yoran regt sich ziem­lich zu recht über dumme fra­gen beim dlf auf:
    [Lev­it] soll allen Ern­stes erk­lären, wie sich sein Twit­tern jüdis­ch­er Witze mit Kri­tik an einem Preis für Verächtlich­machung von Auschwitz-Häftlin­gen verträgt. Was ist das für ein furcht­bares Land, in dem ein führen­des, ser­iös­es Medi­um solche Fra­gen stellt?
  • Moni­ka Grüt­ters im Inter­view | Tagesspiegel → ein total irres inter­view mit moni­ka grüt­ters, die sich ern­sthaft darüber beschw­ert, dass bei kul­tur­poli­tis­chen entschei­dun­gen (zu) viele mitre­den wollen. nun ja:

    Manch­mal würde auch der Kul­turbe­trieb eine Autorität gut ver­tra­gen.

  • Die große Inklu­sion | taz → vor­ab­druck eines auzuges aus armin nassehs neuem buch über 1968, “Gab es 1968?”, das — wenn ich den hier veröf­fentlicht­en text als maßstab nehme — sehr inter­es­sant zu sein scheint:

    Als wirk­sames Erbe [von 1968] haben sich Inklu­sion­ss­chübe vol­l­zo­gen, in deren Folge es zu ein­er Gen­er­alin­klu­sion der Bevölkerung kam. Dadurch ist es, so meine These, in allen wes­teu­ropäis­chen Län­dern zu einem mehr oder weniger merk­lichen impliziten Linksruck gekom­men – nicht expliz­it links gemäß der Vorstel­lung der radikalen Rev­o­lu­tion­sper­spek­tive des kleinen harten Kerns von „1968“, wonach die Gesellschaft ein umbaubares Objekt darstellt. Doch die Inklu­sions­dy­namik hat dur­chaus zu ein­er diskur­siv­en Beteili­gung größer­er Grup­pen geführt, und es kam zu ein­er grup­penüber­greifend­en Prämi­ierung von Abwe­ichung allein deshalb, weil die „Arbeit­steilung“ von Schicht­en und Milieus durcheinan­derg­eri­et.
    […] Die Poli­tisierung der Inklu­sion ist das, was ich hier als das impliz­it Linke beze­ich­nen möchte. Es ist links, weil es die egal­itären, auf soziale Ungle­ich­heit zie­len­den For­men von Mit­glied­schaft und Gen­er­alin­klu­sion von Bevölkerun­gen offen­siv ange­ht und sich mit jedem Schritt in Rich­tung Gen­er­alin­klu­sion die Unmöglichkeit ein­han­delt, solche For­men wieder zurück­zu­drehen. Und es ist impliz­it links, weil es für die Ver­fol­gung solch­er Poli­tik kein­er expliz­it linken Seman­tik und Pro­gram­matik bedarf.

web (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (9.11.)

Ins Netz gegan­gen am 9.11.:

  • Auf den Spuren der Rev­o­lu­tionärIn­nen | Skug → ein schön­er fotoes­say von anton tant­ner.

    Langsam bemächtigt sich hier die Natur der nur sel­ten mit Blu­men geschmück­ten Gräber, die Denkmäler von Rotarmis­ten und Strom­mas­ten rot­ten vor sich hin, an den roten Ster­nen, so sie denn noch vorhan­den sind, blät­tert die Farbe ab. Das Zeug­nis ver­gan­gener Sow­jet­macht liegt bewusst dem Ver­fall preis­gegeben, und doch, all dem Mod­er und Rost zum Trotz: Vere­inzelt bren­nt eine Kerze – als ob sich Karl Liebknechts pathetis­che Ankündi­gung, die Leichen der hinge­morde­ten Kämpfer wür­den wieder aufer­ste­hen, dere­inst erfüllen werde, als ob den Toten bes­timmt sei, in ein­er kom­mu­nis­tis­chen Zukun­ft aufer­weckt zu wer­den.

  • Durch­set­zung von Verkehrsregeln | Zukun­ft Mobil­ität → mar­tin ran­del­hoff begin­nt eine serie über die gestal­tung der mobil­itätswende mit einem plä­doy­er für eine bessere durch­set­zung der verkehrsregeln, vor allem zum schutz schwächer­er verk­er­steil­nehmer wie etwa den fußgängern
  • Die Sache mit dem Leser­schwund | BR → knut cord­sen denkt über den buch­markt und seine verän­derun­gen nach — nicht völ­lig pes­simistisch, aber doch in ziem­lich grauen far­ben — allerd­ings v.a. aus ein­er ökonomis­chen per­spek­tive
  • Das gefährliche Raunen | Zeit → bern­hard pörk­sen mit einem (auch eher pauschalen) text zur gefahr der pauschalen, sich anscheinend ver­bre­i­t­en­den kri­tik an den medi­en (ins­ge­samt):

    Gemein­sam ist ihnen die Annahme, die etablierten Medi­en in Deutsch­land seien ein im Grunde autoritäres Regime, eine Anstalt zur Pro­duk­tion geisti­gen Anpasser­tums. Gemein­sam ist ihnen auch die Behaup­tung, man selb­st gehöre zu ein­er bedro­ht­en Mei­n­ungs­min­der­heit, die im Zweifel ver­fol­gt und bru­tal geächtet werde. […] Die gegen­wär­tig kur­sieren­den The­o­rien der Ent­mündi­gung und der Manip­u­la­tion, Chiffren eines antilib­eralen Denkens und ein­er heim­lichen Sehn­sucht nach der Revolte, helfen nie­mand. Und sie ruinieren das Ver­trauen­skli­ma, das guter Jour­nal­is­mus bräuchte, ger­ade jet­zt und ger­ade heute.

  • Das Muster der Ver­schwörung | FAZ → dur­chaus inter­es­sant, auch wenn ich immer noch etwas fas­sun­g­los bin: eine ehe­ma­lige anhän­gerin chem­trail und anderen ver­schwörungs­the­o­rien erzählt
  • Luther­land ist abge­bran­nt | Mein Jahr mit Luther → achim landwehrs unbe­d­ingt lesenswerte “abrech­nung” mit dem refor­ma­tion­sju­biläum 2017 und über­legun­gen, was daraus für jubiläen udn unsere geschicht­skul­tur über­haupt fol­gt:

    was bleibt da vom Refor­ma­tion­sju­biläum? Es bleibt eine große Leere – eine Leere, die sich aber nicht bre­it­macht, weil das Jubiläum nun zu Ende gegan­gen ist. Diese Leere ist durch das Refor­ma­tion­sju­biläum selb­st pro­duziert wor­den. […] Fast zwangsläu­fig hängt diese inhaltliche Aushöh­lung mit dem Ver­such zur nahezu hem­mungslosen wirtschaftlichen Ver­w­er­tung des Jubiläums zusam­men. Die Feier zu 500 Jahren Ref­or­ma­tion fand sich eingek­lemmt zwis­chen Kirche und Kom­merz, zwis­chen Ökumene und Ökonomie. Nein, falsch. Das Refor­ma­tion­sju­biläum war nicht eingek­lemmt. Es hat ver­sucht, sich dort bequem einzuricht­en. […] Der Leer­lauf des Jubiläums­geschehens ergab sich nicht, weil es ein Zuviel an Ref­or­ma­tion gegeben hätte, son­dern weil zu wenig Ref­or­ma­tion in diesem Jubiläum war. Und der Man­gel an Ref­or­ma­tion kam dadurch zus­tande, dass man das his­torische Ereig­nis mit­samt seinen konkreten Umstän­den nur in recht homöopathis­chen Dosen zum The­ma machte. […] Unter dem Zwang zur Aktu­al­isierung ver­schwand die Indi­vid­u­al­ität und das his­torisch Spez­i­fis­che bis zu Unken­ntlichkeit. […] Wom­it wir es hier zu tun haben, hört auf den Namen ‚flache Geschichte‘: der möglichst geräuscharme, hin­dern­isfreie und vor allem unkom­plizierte Gebrauch (oder eher Miss­brauch) von Ver­gan­genem für gegen­wär­tige Zwecke. Flache Geschichte wird allen­thal­ben ver­wen­det. Es ist das ver­meintlich his­torische Stammtis­char­gu­ment, das zur Erk­lärung heutiger Zustände her­hal­ten muss, es ist die knapp erzählte Vorgeschichte, die Ver­gan­ge­nes genau soweit zurichtet, dass es sich in eine lin­eare Kausal­ität einord­net, und es ist das kurze Auf­blitzen eines Relik­ts aus dem Vorgestern, vielle­icht ein Bild, ein Zitat, ein Fil­mauss­chnitt oder ein bekan­nter Name, mit denen Ver­trautheit hergestellt und die Sicher­heit evoziert wer­den soll, dass es genau­so war. Flache Geschichte zielt drauf ab, sich der Mühen der Kom­plex­ität zu entledi­gen, die Gebirge der Zeit­en in aller Eile abzu­tra­gen, um freie Sicht auf die Ver­gan­gen­heit zu erhal­ten.

  • Wikipedia baut ab, oder: Was von „open“ übrig bleibt II | alba­tros → jür­gen fenn über die neg­a­tiv­en auswirkun­gen der entwick­lung des webs auf die (offene) organ­i­sa­tion von wis­sen:

    Es bedarf kein­er Erörterung, dass sich dies auch noch weit­er auf die herge­bracht­en Mit­mach­pro­jek­te des Web 2.0 auswirken wird. Wer an diese Tech­nik aus Apps plus Endgeräte gewöh­nt ist und damit aufwächst, wird nie auf die Idee kom­men, an einem Massen­pro­jekt wie Wikipedia teilzunehmen, weil er sich so etwas gar nicht mehr vorstellen kann. Nor­mal ist, dass man auf riesige Datenbestände zugreift, die automa­tisiert erstellt oder jeden­falls automa­tisiert aus­gewählt wor­den sind, aber nicht, dass man sie als Autor eigen­händig mit schreibt, kuratiert, pflegt und kollek­tiv ver­wal­tet. Das liegt alles zen­tral bei der Fir­ma, die es anbi­etet. Top-down, also nicht in den Hän­den ein­er Com­mu­ni­ty, bot­tom-up.

fischnetz

Ins Netz gegangen (13.10.)

Ins Netz gegan­gen am 13.10.:

  • „Ich liebe die Gip­sy Kings“ | taz → ein schönes, unprä­ten­tiös­es inter­view mit alvin luci­er
  • Mainz­er Anti-Dop­ing-Experte zieht sich zurück | JGU → der mainz­er anti-dop­ing­forsch­er perik­les simon hat keine lust mehr:

    “Die Insze­nierung des Anti-Dop­ing-Kampfes gehört fest zum Spitzen­sport”, sagt Prof. Dr. Dr. Perik­les Simon. “An Kri­tik wird zuge­lassen, was ger­ade unbe­d­ingt sein muss. Dann fol­gt immer der­selbe Reflex: Es gibt ein Demen­ti. Es heißt, es sei alles gar nicht so schlimm.”

  • Ein­drücke von der Frank­furter Buchmesse 2017 | alba­tros → ein schön­er (sub­jek­tiv­er) ein­druck von der frank­furter buchmesse, in dem es nicht so sehr um einzelne büch­er und autorin­nen geht, son­dern um das größere — die ver­lage, das lesen (und dankenswert­er­weise auch nicht nur um bel­letris­tik …)
  • Die Kul­tur­na­tion zappt weg | Zeit → mely kylak stellt die richti­gen fra­gen:

    Was genau macht denn eigentlich eine Kul­tur­na­tion zu ein­er Kul­tur­na­tion, wenn die Autoren, Kün­stler und Intellek­tuellen nicht mal an Tagen, an denen sie die höch­sten Ausze­ich­nun­gen des Lan­des erhal­ten, zu Wort kom­men? Wieso wer­den sie in den Abend­nachricht­en zwis­chen Fußbal­lergeb­nis­sen und Wet­ter­bericht versendet? Wieso ist Fußball Prime­time-Pro­gramm und Deutsch­er Buch­preis nicht?

spinnennetz mit tau

Ins Netz gegangen (14.9.)

Ins Netz gegan­gen am 14.9.:

  • Literature’s Great­est Open­ing Lines, as Writ­ten By Math­e­mati­cians | Math with Bad Draw­ings → wun­der­bar: eine phan­tasie, wie math­e­matik­er die eröff­nungssätze berühmter lit­er­arisch­er werke for­mulierten, mit schö­nen ideen auch in den kom­mentaren
  • Solo gegen den Strom | FAZ → ein loblied auf gün­ther schuh, dem gehirn hin­ter e‑scooter, der mit neuem unternehmen in kürze einen gün­sti­gen elek­trischen klein­wa­gen, eine weit­ge­hende eige­nen­twick­lung, anbi­etet
  • Al Gore’s New Movie Expos­es The Big Flaw In Online Movie Rat­ings | FiveThir­tyEight → walt hick­ey und dhru­mil mehta über die gefährlichen effek­te, bew­er­tun­gen — wie ama­zons imdb-score — in ein­er einzi­gen zahl zusam­men­z­u­fassen:

    The democ­ra­ti­za­tion of film reviews has been one of the most sub­stan­tial struc­tur­al changes in the movie busi­ness in some time, but there are dan­ger­ous side effects. The peo­ple who make movies are ter­ri­fied. IMDb scores rep­re­sent a few thou­sand most­ly male review­ers who might have seen the film but maybe didn’t, and they’re influ­enc­ing the scor­ing sys­tem of one of the most pop­u­lar enter­tain­ment sites on the plan­et.

  • Eine Kri­tik am Lit­er­aturbe­trieb: Schafft die Jurys ab!| NZZ → felix philipp ingold fordert, die buch­preise (und ihre jurys) abzuschaf­fen und schlägt lit­er­atin­nen vor preise zwar anzunehmen, in der dankesrede aber ihre unsin­nigkeit zu demon­stri­eren. eigentlich eine schöne idee, die er selb­st freilich auch ein­fach hätte umset­zen kön­nen, bei der ent­ge­ge­nahme ein­er sein­er zahlre­ichen preise ;-)

    Lit­er­atur als Kun­st − man muss es deut­lich sagen − ist beim verbliebe­nen Lesepub­likum eben­so wenig gefragt wie bei der pro­fes­sionellen Kri­tik, mit eingeschlossen all die anderen Lit­er­aturver­mit­tler, die als Präsen­ta­toren, Mod­er­a­toren oder Juroren, oft auch als Ver­anstal­ter von Fes­ti­vals und immer öfter als beamtete Kul­tur­funk­tionäre am Betrieb beteiligt sind. Grund­sät­zlich gilt kün­st­lerisch­er Anspruch in Bezug auf Stil, Kom­po­si­tion, Exper­i­ment als elitär, und dies wiederum wird gle­ichge­set­zt mit Langeweile und dreis­ter Zumu­tung − ein ver­nich­t­en­des Urteil, das jegliche Mark­t­tauglichkeit infrage stellt. Ein Text soll dem­nach in erster Lin­ie unter­halt­sam, kon­sens­fähig und in irgen­dein­er Weise anrührend sein, der­weil schwierige, fordernde, also im eigentlichen Wortsinn inter­es­sante Lek­türen kaum noch gefragt sind.

  • The Adork­able Misog­y­ny of The Big Bang The­o­ry | Pop Cul­ture Detec­tive → aus­nahm­sweise eine video-empfehlung, die schön aus­führlich zeigt, wie misog­yn “the big bang the­o­ry” ist (nicht, dass das beson­ders über­raschend wäre …)
spinnweben zwischen holz, schwarz-weiß

Ins Netz gegangen (22.5.)

Ins Netz gegan­gen am 22.5.:

  • Ein Tag im Leben eines ICE | SZ → nette (wenn auch nicht sehr tiefge­hende) Reportage über den Zug an sich (also das Gefährt) und der Aufwand, der nötig ist, dass er jeden Tag auf den Gleisen unter­wegs sein kann.
  • Franz Koglmann: “Jazz ist für mich kein Syn­onym für Frei­heit” | Stan­dard → der “stan­dard” grat­uliert franz koglmann zum seibzig­sten mit einem inter­view, von dem hier die (einige?) antworten zu lesen sind

    Ich bin bis heute der Mei­n­ung, die eigentlich wichtige musikalis­che Erschei­n­ungs­form des 20. Jahrhun­derts ist der Jazz und nicht die Zweite Wiener Schule!

  • Fake News mit Fake Jour­nals: Gen­der-Stud­ies-Hoax als Ver­lagsver­sagen | netzpolitik.org → leon­hard dobusch bei net­zpoli­tik über das wahre prob­lem von unser­iösen (wissenschafts-)verlagen:

    Unser­iöse Ver­lage, die gegen Bezahlung jeden Beitrag als ver­meintlich begutachtet pub­lizieren, waren bis­lang vor allem ein Prob­lem für den Wis­senschafts­be­trieb. Wie ein ver­meintlich­er Gen­der-Stud­ies-Hoax zeigt, sind Fake-Ver­lage aber auch eine poten­tielle Grund­lage für Fake News.

  • Wirk­lichkeits­be­wäl­ti­gung als lit­er­arisches Pro­gramm | Voll­text → schon wieder ein text von felix philipp ingold — eine all­gmeine abrech­nung mit der lit­er­aturkri­tik, wie sie heute betrieben wird

    Belege für dieses eindi­men­sion­ale Real­is­muskonzept wie auch für das unge­broch­ene Bedürf­nis nach dem bel­letris­tis­chen Human touch liefert die aktuelle Buchkri­tik in beliebiger Anzahl und mit zunehmender Insis­tenz.

  • Colour Wheels, Charts, and Tables Through His­to­ry | Pub­lic Domain Review → eine schöne über­sicht über diverse ver­suche der let­zten jahrhun­dert, das farb­spek­trum zu organ­isieren und darstel­lungs­for­men dafür zu find­en.
  • How Google Book Search Got Lost | Backchan­nel → schön­er, langer text über google books, die entwick­lung des pro­jek­tes zum (schein­baren?) still­stand — und die lek­tion daraus: “Engi­neer­ing is great, but it’s not the answer to all prob­lems.”
spinnennetz mit tau

Ins Netz gegangen (23.11.)

Ins Netz gegan­gen am 23.11.:

  • #Fak­e­News jet­zt auch im Feuil­leton? | Wolf­gang Michal → wolf­gang michal hat — aus­gelöst von der alarmistis­chen pressemit­teilung des börsen­ver­ban­des und der ungeprüften über­nahme in qual­itätsme­di­en — mal ein biss­chen gerech­net, was die rück­zahlung ille­gal erhal­tener vg-wort-gelder für ver­lage eigentlich wirk­lich bedeutet:

    Doch die notorisch klamme Sit­u­a­tion manch­er Kle­in­stver­lage wird vom reichen Börsen­vere­in ja nur deshalb ins Feld geführt, weil man damit die Herzen notorisch klam­mer Autoren erwe­ichen kann. Da traut sich dann kein­er mehr zu fra­gen, warum man aus­gerech­net kleine Autoren, deren Exis­tenz min­destens eben­so gefährdet ist wie die Exis­tenz klein­er Ver­leger, mit kul­turellen Unter­gangsszenar­ien dazu drän­gen will, auf ihre schmalen Rück­forderungs­be­träge (von weni­gen hun­dert Euro im Schnitt) „frei­willig“ zu verzicht­en? Warum sprin­gen nicht die Mil­liardäre und Mul­ti­mil­lionäre Ber­tels­mann, Springer Sci­ence oder West­er­mann in die Bresche und helfen ihrer ange­blich so bedrängten Branche? Allein mit dem Jahres­gewinn von Ber­tels­mann kön­nten sämtliche Rück­forderun­gen der VG Wort 30 Jahre lang beglichen wer­den.

  • Öffentlich­er Verkehr: Es wird eng | NZZ → an den pendler-bahn­höfen der schweiz wird es eng — weil immer mehr men­schen zugle­ich unter­wegs sind …
  • Wie sich das poli­tis­che The­ater selb­st betrügt – Ein Zwis­chen­ruf | Nachtkri­tik → michael wolf hat ein­wände gegen das ach so tolle, ach so wichtige, ach so gesellschaftlich rel­e­vante the­ater:

    In The­atern wird “exem­plar­isch durchge­spielt, was Demokratie aus­macht: das Aufeinan­der­prallen extrem unter­schiedlich­er Ansätze auszuhal­ten – und diskur­siv zu kanal­isieren”? Nein, ein­fach nein. Poli­tis­ches The­ater ist nur so weit plu­ral­is­tisch, bis es unan­genehm wer­den kön­nte. Es hat kein Inter­esse daran, die Band­bre­ite der Hal­tun­gen ein­er Gesellschaft vorkom­men zu lassen, die – wie eklig! – eben nicht nur aus den Guten beste­ht

  • Nein, die Transen und die Homos sind nicht schuld an Trump | Bild­blog → guter punkt von johannes kram, eigentlich selb­stver­ständlich, aber ger­ade trotz­dem immer wieder auszus­prechen:

    Es geht nicht um Respekt oder Tol­er­anz der einen für die anderen, um etwas, das Mehrheit ein­er Min­der­heit gön­nt. Es geht darum, dass sich die Gesamt­ge­sellschaft erst als kom­plett begreift, wenn alle gle­icher­maßen dazuge­hören.

  • Poli­tologe über Trumps Pop­ulis­mus: „Er bes­timmt, wer das Volk ist“ | taz.de → gutes inter­view mit jan-wern­er müller über pop­ulis­mus, nation, volk und den ganzen krams/quatsch …
  • Men­schen­rechte: Reden wir über das Grundge­setz! | Zeit → birte förster ruft dazu auf, das grundge­setz ernst zu nehmen und in die aktuellen diskus­sio­nen stärk­er einzubeziehen
  • 100 Jahre rus­sis­che Rev­o­lu­tion: Rev­o­lu­tion­sju­biläum ohne Held | NZZ → ulrich m. schmid über die schwierigkeit­en der putin-regierung, die rev­o­lu­tions­feiern des näch­sten jahres mit dem näch­sten spin zu verse­hen (spoil­er: lenin fällt aus, der rus­sis­che staat darf in sein­er größe und großen geschichte ganz nation­al­is­tis­che wieder aufer­ste­hen …)
web (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (2.11.)

Ins Netz gegan­gen am 2.11.:

  • Jens Balz­er zu Musikvideos: Youtube kills the Youtube-Star Justin Bieber | Berlin­er Zeitung → jens balz­er über den aktuellen zusam­men­hang von pop, stars, youtube, konz­erten und fans

    Der Ver­such, als real musizieren­der Men­sch auf ein­er Bühne wenig­stens kurz zu reinkarnieren, scheit­ert an der Indif­ferenz eines Pub­likums, dem es reicht, in virtuellen Räu­men und bei sich sel­ber zu sein. Der erste Star der Youtube-Epoche wird als deren tragis­ch­er Held von der Bühne gekreis­cht.

  • Was a serv­er reg­is­tered to the Trump Orga­ni­za­tion com­mu­ni­cat­ing with Russia’s Alfa Bank? | slate → eine total ver­rück­te geschichte: trump hat(te) einen serv­er, der (fast) nur mit einem serv­er der rus­sis­chen alfa-bank kom­mu­nizierte. und kein­er weiß, wieso, was, warum — bei­de seit­en behaupten, das könne nicht sein …

    What the sci­en­tists amassed wasn’t a smok­ing gun. It’s a sug­ges­tive body of evi­dence that doesn’t absolute­ly pre­clude alter­na­tive expla­na­tions. But this evi­dence arrives in the broad­er con­text of the cam­paign and every­thing else that has come to light: The efforts of Don­ald Trump’s for­mer cam­paign man­ag­er to bring Ukraine into Vladimir Putin’s orbit; the oth­er Trump advis­er whose com­mu­ni­ca­tions with senior Russ­ian offi­cials have wor­ried intel­li­gence offi­cials; the Russ­ian hack­ing of the DNC and John Podesta’s email.

    (und neben­bei ganz inter­es­sant: dass es spezial­is­ten gibt, die zugriff auf solche logs haben …)

  • The Dig­i­tal Tran­si­tion: How the Pres­i­den­tial Tran­si­tion Works in the Social Media Age | whitehouse.gov → die pläne der über­gabe der dig­i­tal­en massenkom­mu­nika­tion (und accounts) des us-präsi­den­ten. inter­es­sant: dass die inhalte zwar erhal­ten bleiben, aber als archiv unter neuen account-namen. und die “offiziellen” accounts geleert übergeben wer­den.
  • Refor­ma­tion­sju­biläum: Lasst uns froh und Luther sein | FAZ → sehr selt­samer text von jür­gen kaube. am refor­ma­tion­sju­biläum gäbe es einiges zu kri­tis­eren. aber das ist der falsche weg — zum einen ist die evan­ge­lis­che kirche deutsch­lands keine luther-kirche (und käß­mann sich­er nicht ihre wesentlich­ste the­olo­gin). zum anderen scheint mir kaubes kri­tikpunkt vor allem zu sein, dass evan­ge­lis­che the­olo­gie sich in den 500 jahren gewan­delt hat und nicht gle­icher­maßen kon­ser­v­a­tiv-fun­da­men­tal­is­tisch-autoritär ist wie bei luther selb­st. was soll das aber?
  • Siri Hustvedt und Paul Auster | Das Mag­a­zin → langes gespräch mit hustvedt und auster, dass sich aber nahezu auss­chließlich um die poli­tis­che lage dreht — immer­hin eine halbe frage gilt auch dem, was sie tun — näm­lich schreiben
  • Das Para­dox der Demokratie: Judith But­ler über Hillary Clin­ton | FAZ → langes, gutes inter­view mit judith but­ler über demokratie, ver­samm­lun­gen, frei­heit­en, kör­p­er und iden­titäten
  • Aids in Ameri­ka: HIV kam um 1970 in New York an | Tagesspiegel → forsch­er haben mit genetis­chen analy­sen von blutkon­ser­ven die geschichte von aids in den usa neu geschrieben — nicht patient O war der erste, der virus kam schon jahre vorher nach new york. span­nend, was heute so alles geht …
  • Frank­furter Buchmesse „Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis“ | Berlin­er Zeitung → mal wieder ein inter­view mit ulf stolter­fo­ht zum funk­tion­ieren von brue­terich press. dem ver­lag würde es wahrschein­lich mehr helfen, wenn seine büch­er besprochen wür­den und nicht nur der ver­lag ;-) …

    Ich ver­di­ene nicht nur mit dem Schreiben kein Geld, ich ver­di­ene auch mit dem Über­set­zen kein Geld. Da möchte man dann mit dem Ver­legen natür­lich auch nichts ver­di­enen. Das berühmte dritte unrentable Stand­bein. Das Para­doxe an der Sache ist nun aber, dass ich trotz­dem irgend­wie davon leben kann, und das schon ziem­lich lange. Diese ganzen nicht oder schlecht bezahlten Tätigkeit­en haben, zumin­d­est in meinem Fall, dazu geführt, dass eine indi­rek­te Form der Vergü­tung stat­tfind­et, also etwa in Form von Preisen, Stipen­di­en, Lehrtätigkeit­en, Lesun­gen und Mod­er­a­tio­nen. Und ich glaube, dass durch die Ver­legerei das Spielfeld noch ein biss­chen größer gewor­den ist. Das hat jedoch bei der Grün­dung des Ver­lags keine Rolle gespielt. Den Ver­lag gibt es, weil ich das schon sehr lange machen wollte. Schreiben tue ich ja auch, weil ich das schon immer wollte. Das reicht mir völ­lig aus als Begrün­dung. Mehr braucht es nicht.

  • “Die Ökonomisierung der Natur ist ein Fehler” | der Fre­itag → bar­bara unmüßig, im vor­stand der hein­rich-böll-stiftung, über “grüne ökonomie”, notwendi­ge umdenkprozesse und warum kom­pen­sa­tion nicht reicht

    Wir bräucht­en vielmehr Mit­tel für den ökol­o­gis­chen Land­bau oder um her­auszufind­en, wie eine wach­s­tums­be­friedete Gesellschaft und Wirtschaft ausse­hen kann. Es liegt ein­deutig zu viel Gewicht auf tech­nol­o­gis­chen denn auf sozialen und kul­turellen Verän­derun­gen.

    Das ist der wohl größte Fehler der Grü­nen Ökonomie: Dinge, die nie ökonomisiert waren, zu messen, zu berech­nen, zu ökonomisieren. Die Mon­e­tarisierung der Natur.

Ins Netz gegangen (18.10.)

Ins Netz gegan­gen am 18.10.:

  • „Stend­hal hätte es mit einem Agen­ten ver­mut­lich leichter gehabt“ | Voll­text → aus­führlich­es inter­view mit dem ehe­ma­li­gen lek­tor und piper-ver­leger mar­cel hart­ges, der jet­zt lit­er­at­ura­gent ist, über ver­lage und markt, lit­er­atur und autoren (ja, in erster lin­ie die männlichen …)
  • How Did Wal­mart Get Clean­er Stores and High­er Sales? It Paid Its Peo­ple More | New York Times → lange reportage über wal­mart und seine ver­suche, umsätze zu steigern — durch die bessere behand­lung & bezahlung sein­er mitar­beit­er (wer kön­nte auch darauf kom­men …)

    But in ear­ly 2015, Wal­mart announced it would actu­al­ly pay its work­ers more.

    That set in motion the biggest test imag­in­able of a basic argu­ment that has con­sumed ivory-tow­er econ­o­mists, union-hall orga­niz­ers and cor­po­rate exec­u­tives for years on end: What if pay­ing work­ers more, train­ing them bet­ter and offer­ing bet­ter oppor­tu­ni­ties for advance­ment can actu­al­ly make a com­pa­ny more prof­itable, rather than less?

    und auch wenn das, was wal­mart macht, sich­er nicht das best­mögliche (für die arbei­t­en­den) ist, so scheint es doch in die richtige rich­tung zu gehen. und sich auch für das unternehmen zu lohnen …

  • SPIEGEL-Gespräch: “Mit der Sorge kommt die Blind­heit” | Spiegel → car­olin emcke im gespräch mit dem spiegel:

    Die Aggres­siv­ität und Mis­sach­tung betr­e­f­fen nicht nur diejeni­gen, auf die Bran­dan­schläge verübt wer­den, vor deren Moscheen oder Syn­a­gogen Schwein­sköpfe abgelegt wer­den. Sie betr­e­f­fen nicht nur Homo­sex­uelle oder Transper­so­n­en, die sich fürcht­en müssen, auf der Straße ange­grif­f­en zu wer­den. Alle, die in ein­er lib­eralen, zivilen Gesellschaft leben wollen, sind betrof­fen.

    Ich sehe nicht ein, warum ich mich intellek­tuell und emo­tion­al ver­stüm­meln lassen sollte durch diesen Hass. Ich denke, es braucht Ein­spruch, Wider­spruch, aber einen, der all das mobil­isiert, was den Fanatik­ern der “Rein­heit”, den Dog­matik­ern des Homo­ge­nen und ange­blich Ursprünglichen abge­ht: näm­lich die nicht nach­lassende Bere­itschaft zu dif­feren­zieren und das, was Han­nah Arendt ein­mal “lachen­den Mut” nan­nte. Eine gewisse heit­ere, mutige Freude daran, auch mal Ambivalen­zen auszuhal­ten, Selb­stzweifel zuzu­lassen, auch ein Zutrauen in die Fähigkeit, gemein­sam zu han­deln.

    Wir dür­fen uns als Gesellschaft doch nicht zurückziehen, nur weil wir die Aggres­siv­en auf der Straße nicht erre­ichen. Für die gewalt­bere­it­en Fanatik­er sind die Polizei und die Staat­san­waltschaften zuständig. Aber für all die kleinen, schäbi­gen Gesten und Gewohn­heit­en des Aus­gren­zens sind alle zuständig. Es würde auch schon helfen, wenn manche Parteien sich nicht darin über­bi­eten wür­den, ein­er poli­tisch radikalen Min­der­heit die Arbeit abzunehmen. Durch Anbiederung ver­schwindet Pop­ulis­mus nicht.

  • Und ich so: Was habt ihr gegen Oba­ma? | taz → der ganze gegen­wär­tige us-amerikanis­che irrsinn in einem satz:

    Im Bioun­ter­richt schreiben wir eine Arbeit über den Urk­nall. Als Ash­lie alle Fra­gen durch­stre­icht und dafür die Schöp­fungs­geschichte aus der Bibel hin­schreibt, bekommt sie die volle Punk­tzahl.

    auch der rest des textes ein­er schü­lerin über ihr aus­tausch­jahr in den usa, dass sie in die pam­pa von min­nesoat führte, ist sehr inter­es­sant & gut
    (via wirres.net)

Ins Netz gegangen (7.4.)

Ins Netz gegan­gen am 7.4.:

  • Täter geschützt, Opfer entwürdigt | taz — der korps­geist deutsch­er polizis­ten und staat­san­wälte scheint zu funk­tion­ieren: die taz berichtet über die — von außen sehr selt­same — entschei­dung der staat­san­waltschaft han­nover, einen ehe­ma­li­gen bun­de­spolizis­ten, der mit der folter eines flüchtlichgs geprahlt hat, dafür nicht anzuk­la­gen (neben­bei: der anwalt des neben­klägers hat nach fast einem jahr noch keine aktenein­sicht erhal­ten) — so funk­tion­iert das in deutsch­land
  • Opti­mierte Kinder: Kör­per­hass will gel­ernt sein | Spiegel Online — schöne kolumne von mar­garete stokows­ki, die ein bild vom linz-marathon zum anlass nimmt, über die erziehung zu einem vernün­fti­gen (!) umgang mit unseren kör­pern zu schreiben
  • Verkehrsun­fall­sta­tis­tik – jedes Jahr die gle­iche Proze­dur und es verbessert sich doch nichts… | it start­ed with a fight — anlässlich der neuen verkehrsun­fall­sta­tis­tik — im zweit­en jahr in folge stiegen in deutsch­land die toten durch verkehr, auf mit­tler­weile 3475 — hat thomas berg­er hier einen inter­es­san­ten 10-punk­te-plan, der unter anderem deut­liche geschwindigkeit­sre­duzierun­gen und deren überwachun­gen sowie andere (tech­nis­che) hil­fen fordert, um die unfal­lzahlen — und damit ger­ade auch die zahl der toten, die wir jedes jahr ein­fach so in kauf nehmen — endlich zu senken
  • Integra­tion war nie. Über ein irrefüh­rendes Konzept | Geschichte der Gegen­wart — philipp sarasin über den begriff der “inte­gra­tion” und warum er (ger­ade heute) eigentlich reich­lich untauglich ist

    Gesell­schaften der westli­chen Mod­erne bzw. Postmo­derne zeich­nen sich neben ihren Klassen­dif­fe­renzen aber auch dadurch aus, dass sich jede inhalt­lich irgend­wie bes­timmte, pos­i­tiv ausweis­bare Vorstel­lung davon, wie ‚man‘ in ihnen zu leben und sich zu ver­hal­ten habe, in mehreren kultur­re­vo­lu­tio­nären Schüben aufge­löst hat. Diese histo­risch einzig­ar­tige Plura­li­sie­rung der Lebens­stile hat sich seit dem Ende der 1960er Jahre so sehr ver­stärkt, dass sie heute gar als harte Norm gegen­über Migran­tinnen und Migranten erscheint („Wie wür­den Sie reagieren, wenn Ihr Sohn Ihnen sagt, er sei schwul?“ Achtung: Toleranz­falle!). Es geht nicht darum, dass Migranten ‚sich an die Geset­ze hal­ten‘ (das tun die aller­meisten von ihnen, so wie die aller­meisten anderen das auch tun), ob sie die Sprache der Mehrheits­ge­sell­schaft ler­nen (sie tun es in aller Regel), oder ob sie in den Arbeits­markt inte­gri­ert wer­den (dito). Die Frage ist einzig, ob die west­liche, ohne­hin hetero­gene Mehrheits­ge­sell­schaft die zusätz­liche, neue Diffe­renz akzep­tiert, die die Zuzüger in unsere Gesell­schaften ein­brin­gen.

    und er schließt (ich kann ihm da nur zus­tim­men …):

    Es wird daher Zeit, den Begriff ‚Integra­tion‘ ganz aus dem politi­schen Vok­ab­u­lar zu strei­chen. Die Chance, dass er im öffent­li­chen Gebrauch pos­i­tiv als ‚Schaf­fung eines neuen Ganzen‘ begrif­f­en wer­den kön­nte, ist ger­ing. Zu mächtig sind jene, die den Begriff als Waffe ver­wen­den, mit dem sie von den Zuwan­de­rern Unter­wer­fung einfor­dern. Wir brauchen dieses durch und durch unbes­timmte Wort nicht mehr. Wir alle leben vergleichs­weise fried­lich, aber auch her­rlich anonym in unseren hetero­genen Gesell­schaften, ohne dass uns ständig jemand auffor­dern müsste, uns gefäl­ligst zu ‚inte­gri­eren‘.

  • The prob­lem with a tech­nol­o­gy rev­o­lu­tion designed pri­mar­i­ly for men — Quartz -

    What the researchers dis­cov­ered, unfor­tu­nate­ly, was a gap in cov­er­age that betrays a dispir­it­ing­ly com­mon prob­lem in tech­no­log­i­cal inno­va­tion: how to make sure women’s needs don’t become an after­thought.

    — ein studie unter­suchte, wie gut siri, cor­tana & co. bei medi­zinis­chen prob­le­men helfen — und fand, dass sie das für “män­ner-prob­leme” wesentlich bess­er tun als für “frauen-not­fälle”

  • Lyrikkri­tik Diskurs | Fix­po­et­ry — bei den “sig­na­turen” und auf “fix­po­et­ry” tobte (?) ende märz eine diskus­sion (naja, ein schlagab­tausch zumin­d­est) über (den zus­tand der|die möglichkeit­en der|die anforderun­gen an|die voraus­set­zun­gen der) lyrikkri­tik (kri­tik der kri­tik ist ja sowieso eine beliebte spiel­erei unter lit­er­at­en, bei lyrik­ern aber nicht so ganz häu­fig (vielle­icht man­gels masse …))
    aus­gelöst übri­gens von ein­er kri­tis­chen besprechung der “lyrik von jet­zt 3”-anthologie (die bei mir immer noch unge­le­sen herum­liegt …)
  • Mehr Dat­en als Tore – Polizei sam­melt fleißig, aber oft unrecht­mäßig | netzpolitik.org — unschuldsver­mu­tung, daten­schutz — lauter fremd­wörter für die deutsche polizei, die fleißig (und gerne auch ille­gal) dat­en sam­melt

Ins Netz gegangen (21.3.)

Ins Netz gegan­gen am 21.3.:

  • Buch­markt : Zwis­chen Müt­teraskese und Flat­ter­haftigkeit | ZEIT ONLINE — erhard schütz geht der frage nach, warum sich “wieder­ent­deck­un­gen” und neuau­fla­gen ger­ade von roma­nen aus der weimar­er repub­lik so großer (und meist sehr kur­zlebiger) beliebtheit freuen

    Den­noch sind ger­ade kleinere Ver­lage uner­müdlich damit beschäftigt, Ver­gan­ge­nes, Ver­drängtes, Vergessenes auszu­graben. Inzwis­chen sind es auch die fün­fziger bis siebziger Jahre des ver­gan­genen Jahrhun­derts, die vor allem auf damals Unver­standenes, Skan­dalös­es oder ver­meintlich zu Schwieriges, Anspruchsvolles durch­sucht wer­den. Aber noch immer ist es die Weimar­er Repub­lik, die die meis­ten Neuau­fla­gen liefert. Zum einen mag die Fasz­i­na­tion an der frechen Leichtigkeit der Liebes- und All­t­agsver­hält­nisse, an der ver­queren Lust am Kon­sum und am Unglück­lich­sein der Grund hier­für sein. Häu­fig sind es Romane von Frauen, in deren Tra­di­tion all die heuti­gen Stern­schnup­pen ste­hen, die eine Sai­son lang best­sellern. Zum anderen ist es die scharfe Kri­tik, die noch immer reizt, sei es in den Antikrieg­s­tex­ten, die aus gegeben­em Anlass ger­ade wieder neuaufgelegt wer­den – der apokryphe Elek­trische Ver­lag z.B. bietet da eine ganze Rei­he auf –, sei es in der Kri­tik poli­tis­ch­er und sozialer Ver­hält­nisse.

  • Armut: “Wer unten ist, bleibt unten” | ZEIT — inter­view mit dem ökonom mar­cel fratzsch­er über gesellschaftliche & ökonomis­che ungle­ich­heit, umverteilung und auf­stiegsmöglichkeit­en in deutsch­land
  • Lek­toren: Der gute Geist | Tagesspiegel -

    Der Gärt­ner ist immer der Mörder, und der Lek­tor ist immer schuld. Ein falsch­er Name, ein schiefes Bild, his­torische Irrtümer, Stil­blüten, Lan­gat­migkeit und Rechtschreibfehler – was immer an einem Buch nicht stimmt: Der Lek­tor ist’s gewe­sen. Wird er in Rezen­sio­nen erwäh­nt, ist „schlampig“ das Attrib­ut, das man ihm am lieb­sten anklebt. Nie wird man in ein­er Besprechung lesen: Das hat er aber fein gemacht. Denn was der Lek­tor getan hat, weiß der Kri­tik­er nicht.

  • E‑Book-Kolumne „E‑Lektüren“: Ein Lyrik-Code als Anreiz | FAZ — elke heine­mann über neue lyrik als/fürs ebook — offen­bar nicht so wahnsin­ng überzeu­gend, was da bish­er vor­liegt — allerd­ings aus ästhetis­chen, nicht aus tech­nis­chen grün­den
  • I stayed in a hotel with Android lightswitch­es and it was just as bad as you’d imag­ine — warum es nicht immer eine gute idee ist, ein­fache (mech­a­nis­che) funk­tio­nen durch com­put­er­s­teuerun­gen zu erset­zen — hier am beispiel ein­er hotelz­im­mer­licht­s­teuerung ohne zugriff­s­sicherun­gen … – via wirres.net
  • Autor Michael Scha­rang lehnt Ehrung des Lan­des Wien ab | DiePresse.com — ein mann mit hal­tung …

Seite 1 von 3

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén