Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: gesellschaft Seite 6 von 10

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Ins Netz gegan­gen am 13.3.:

  • Diedrich Diederich­sen über Pop-Kul­tur: „Es gibt keinen Ursprung“ — taz.de — DD im taz-Inter­view zu seinem neuen Buch:

    Mein Aus­gangspunkt ist: Pop­musik ist sowohl eine Kun­st sui gener­is als auch eine Kul­turindus­trie. Es gibt da keinen sauberen Ursprung. Große Umbruch­punk­te in der Pop­musik waren oft Momente der Nieder­lage, der Ver­nutzung und des Ruins, wo eigentlich Kom­mu­nika­tion schon nicht mehr möglich war. Von da kon­nte man neu anfan­gen. […] Der Diskurs stellt über­haupt erst den Zusam­men­hang her zwis­chen brasil­ian­is­ch­er und angolanis­ch­er Pop­musik. Von sich aus tun sie das näm­lich nicht.

  • Gen­derthe­o­rie: Rev­o­lu­tion von oben? | ZEIT ONLINE — Jens Jessen ver­sucht sehr hart und insistierend, Mar­tin Lücke — der mitver­ant­wortlich für den Berlin­er Queer His­to­ry Month ist, vorzuführen. Und scheit­ert sehr kon­se­quent …

    ZEIT: Aber ist es Auf­gabe des Staates, mith­il­fe der Schulen so etwas Pri­vates wie Wohlwollen und Wertschätzung einzu­fordern und einzuler­nen?

    Lücke: Was heißt hier pri­vat? Schule hat die Auf­gabe, gesellschaftliche Brüche zum The­ma zu machen und zu bear­beit­en. Das hört sich schreck­lich nach Indok­tri­na­tion an, aber wenn es um Grundw­erte geht und um Neben- und Miteinan­der, dann, finde ich, darf Schule das.

  • Valery Gergiev announces ‘full sup­port’ for Putin’s annex­a­tion of Crimea — Da haben die Münch­n­er ja einen Top­kan­di­dat­en verpflichtet …
  • Porträt: Er hat die Hölle von innen gese­hen — tagesanzeiger.ch — Ahn Myong-chol war Wächter im Gulag in Nord­ko­rea. Sieben Jahre lang diente er im Lager 22 bei Hoery­ong – bis zu sein­er Flucht. Nun erzählt er seine Geschichte.
  • Stand­punkt Fahrrad­helm und BGH: Der Helm hil­ft nicht — taz.de — Für Ulrike Winkel­mann ist die Sache mit den Hel­men ganz klar (und ich kann ihr da nur zus­tim­men):

    Wer Helmpflicht fordert, will eigentlich nur die Aut­o­fahrer davor schützen, beim Tot­fahren eines Radlers trau­ma­tisiert zu wer­den.

  • Yel­low-Kri­tik­er: “Jeden Tag Ver­stöße gegen Per­sön­lichkeit­srechte” › meedia.de — Mats Schö­nauer und Moritz Tscher­mak erk­lären, warum sie auf topfvoll­go­ld die Regen­bo­gen­presse sezieren:

    Ein generelles Prob­lem ist sich­er, dass sich diese Akzep­tanz der Blät­ter einge­bürg­ert hat. Jed­er weiß, dass in der Regen­bo­gen­presse Mist ste­ht, aber darüber aufgeregt hat sich nie­mand so wirk­lich. […]

    Wir stoßen jeden Tag auf Ver­stöße gegen Per­sön­lichkeit­srechte, aber auch Ver­stöße gegen ein gewiss­es moralisch-jour­nal­is­tis­ches Ver­ständ­nis. Ger­ade deshalb kön­nen wir diese Gle­ichgültigkeit der Leute, diese “Lasst sie doch machen”-Einstellung nicht nachvol­lziehen.

  • Insti­tut für Zeit­geschichte: AAP-Open Access — Seit 1993 legt das Insti­tut für Zeit­geschichte daher unmit­tel­bar nach Ablauf der inter­na­tion­al üblichen dreißigjähri­gen Aktensper­rfrist einen Jahrgang mit aus­gewählten, oft­mals auch geheimen Doku­menten aus dem Poli­tis­chen Archiv des Auswär­ti­gen Amts vor. Auf­grund des steti­gen Pub­lika­tion­srhyth­mus ent­lang der Aktensper­rfrist haben die AAPD inter­na­tion­al Maßstäbe geset­zt. Sie sind seit fast zwei Jahrzehn­ten für Fach­his­torik­er, Studierende sowie alle Inter­essierte das Mit­tel der Wahl für einen Ein­stieg in die Forschung zur bun­desre­pub­likanis­chen Außen­poli­tik.

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Ins Netz gegan­gen am 10.3.:

  • Liebe Raubkopier­er bei der SPD, | taz Haus­blog — Sebas­t­ian Heis­er mah­nt SPD-Grup­pierun­gen ab, weil sie eines sein­er Fotos nicht lizen­zgemäß ver­wandten:

    Nor­maler­weise stört es mich nicht, wenn andere Leute meine Texte oder Bilder weit­er­ver­bre­it­en. Falls es mich doch mal stört, schreibe ich eine fre­undliche E‑Mail oder greife zum Tele­fon (außer bei Kai Diek­mann). Aber in diesem Fall dachte ich mir: Warum sollen unter dem kaput­ten Urhe­ber­recht immer nur die Leute lei­den, die damit täglich arbeit­en müssen? Und nicht auch mal die, die dafür ver­ant­wor­lich sind?

  • Hubert Fichte — Der schwarze Engel — (Nach­trag zur Erin­nerung an seinen Todestag am 8. März)
  • Sybille Lewitscharoff: Sybille Bergs Gedanken zur Skan­dalrede — SPIEGEL ONLINE — Sybille Bergs heutige Kolumne kön­nte man Satz für Satz zitieren — sie hat ein­fach Recht …

    Unver­ständlich jedoch: Was bringt schein­bar gesunde, gut­si­tu­ierte Men­schen dazu, unver­drossen über Dinge zu reden, die sie nicht betr­e­f­fen, son­dern nur die Trägheit ihres Geistes offen­baren? Homo­pho­bie, Angst vor Rand­grup­pen und Ekel vor in Retorten gezeugtem Leben sagen nur etwas über den Ver­stand der lal­len­den Kri­tik­er aus. Sie sagen: Ich bin am Ende mit mein­er Weisheit. Ich will nicht denken, ich will mich nicht neu ori­en­tieren. Ich will keine Welt, in der alle Men­schen gle­ich sind.

  • Jus­tiz: Bitte entschuldigen Sie, Herr Edathy | ZEIT ONLINE — Thomas Fis­ch­er, Richter am BGH, in der “Zeit” über die Rolle der Staat­san­waltschaft im Strafrecht, ihre Entwick­lung und ihren gegen­wär­ti­gen Zus­tand — natür­lich aus aktuellem Anlass:

    Man wagt es kaum zu sagen: Vielle­icht sollte sich der Rechtsstaat – jeden­falls vor­läu­fig, bis zum Beweis des Gegen­teils – bei dem Beschuldigten Sebas­t­ian Edathy ein­fach entschuldigen. Er hat, nach allem, was wir wis­sen, nichts Ver­botenes getan. Vielle­icht soll­ten diejeni­gen, die ihn gar nicht schnell genug in die Hölle schick­en wollen, vor­erst ein­mal die eige­nen Wichsvor­la­gen zur Begutach­tung an die Presse übersenden. Vielle­icht soll­ten Staat­san­waltschaften weniger aufgeregt sein und sich ihrer Pflicht­en entsin­nen. Vielle­icht soll­ten Parteipoli­tik­er ihren durch nichts gerecht­fer­tigten herrschaftlichen Zugriff auf den Staat min­dern. Vielle­icht soll­ten aufgek­lärte Bürg­er ern­sthaft darüber nach­denken, wo sie die Gren­ze ziehen möcht­en zwis­chen Gut und Böse, zwis­chen dem Innen und Außen von Gedanken und Fan­tasien, zwis­chen legalem und ille­galem Ver­hal­ten. Zwis­chen dem nack­ten Men­schen und ein­er “Polizey”, die alles von ihm weiß.

  • Ann Cot­ten im Inter­view: Die Abwe­ichung beja­hen | Frank­furter Rund­schau — Judith von Stern­burg spricht mit Ann Cot­ten

    Als ich ein­mal Orna­mente geze­ich­net habe, fiel mir auf, dass in mein­er Struk­tur offen­bar etwas angelegt ist, das die Abwe­ichung immer bejaht. Ich ver­suche, den abso­lut schö­nen Kreis, die ger­ade Lin­ie zu zeich­nen, aber meine Fin­ger sind bis in die Spitzen darauf trainiert, die Abwe­ichung gutzuheißen. […] Ich glaube, es wäre vor­eilig, sich damit zufrieden zu geben, nicht per­fekt sein zu wollen. Natür­lich kann ich nicht wie ein Com­put­er zeich­nen, aber die Bemühung darum macht etwas mit mir. Ich habe genug Chaos in mir, um froh zu sein, wenn ich mich um klare For­men bemühe. Ohne die Liebe zur unerr­e­ich­baren Per­fek­tion, zu Gott, wie immer Sie es nen­nen wollen, wäre Kun­st auch nur so ein Kack­en. Wenn man sich damit zufrieden gibt, das Fleis­chliche, Fehler­hafte zu feiern.

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  • Chris Board­man: “Hel­mets not even in top 10 of things that keep cycling safe” | road.cc — Chris Board­man berät die britis­che Regierung in Sachen Fahrrad­verkehr. Und er ver­tritt die Posi­tion: Helme brin­gen wenig. Die Dat­en leg­en näm­lich nahe, dass nicht so sehr Helme vor Ver­let­zun­gen schützen, son­dern vor allem Infra­struk­tur.
    Board­man “likened the cul­ture of hel­met use among keen cyclists to peo­ple wear­ing body armour because they have got used to being shot at.”
  • Fotografie: Krieg ist fotografisch nicht darstell­bar | Kul­tur — Berlin­er Zeitung — Ger­hard Paul ver­tritt im Inter­view die These, dass (mod­erne) Kriege fotografisch nicht abzu­bilden sind:

    …, dass der Krieg das Unmod­el­lier­bare schlechthin ist. Er ist viel zu kom­plex, um ihn durch Fotografie oder Film sicht­bar zu machen. Der mod­erne Krieg ist raum­greifend. Er ist mit fotografis­chen oder filmis­chen Mit­teln nicht darstell­bar.

    Aber da es natür­lich trotz­dem Bilder (und Filme) von Kriegen gibt, gilt immer­hin:

    Jed­er Krieg hat seine eigene ästhetis­che Ken­nung und seine eige­nen Bilder.

  • kul­tur & geschlecht — Das online­jour­nal kul­tur & geschlecht ist ein trans­diszi­plinäres Forum für Nach­wuchs-wis­senschaftler/in­nen der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum, die zu Geschlechter­fra­gen und ihren Kon­tex­ten forschen. Es wird am Lehrstuhl für Medi­enöf­fentlichkeit und Medi­en­ak­teure mit beson­der­er Berück­sich­ti­gung von Gen­der des Insti­tuts für Medi­en­wis­senschaft der Ruhr-Uni­ver­sität Bochum von Astrid Deu­ber-Mankowsky und Anja Michaelsen her­aus­gegeben, gefördert von der Fakultät für Philolo­gie und dem Rek­torat der RUB.

    Ziel ist, Pro­jek­te, umfassendere Hausar­beit­en, Bach­e­lor- und Mas­ter­ar­beit­en, Tagun­gen und Work­shops, mit inno­v­a­tiv­en Ansätzen und Fragestel­lun­gen der Geschlechter­forschung ein­er größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Schw­er­punkt liegt auf aktuellen kul­tur-wis­senschaftlichen Gen­der Stud­ies. Dabei ist uns beson­ders wichtig, über ‚klas­sis­che’ The­men und Zugänge hin­aus­ge­hend Bezüge herzustellen. Dadurch hof­fen wir, rela­tionale Beziehun­gen sicht­bar zu machen, und um eine Per­spek­tive, die den Gen­der Stud­ies von Beginn an eigen ist: dass Geschlech­ter­dif­ferenz nicht als isoliertes Phänomen zu begreifen ist, son­dern nur durch umfassendes, trans­diszi­plinäres Befra­gen kom­plex­er kul­tureller Prozesse.

  • Sin­gen auf dem Rad­weg « Velophil — huch:

    An drei Stellen in Ams­ter­damer Parks hängte sie Schilder mit der Auf­schrift “Zang­fi­etspad” auf, was so viel heißt wie Gesangsrad­weg. Zudem war auf dem Schild ein sin­gen­der Rad­fahrer abge­bildet, und unter ihm stand die Auf­forderung: Hier kön­nen Sie offiziell auf dem Rad sin­gen.

  • Georg Diez über Homo­pho­bie — SPIEGEL ONLINE — Georg Diez in sein­er Spiegel-Kolumne:

    Man kann die Räder ja kaum noch zählen, die da alle zurückge­dreht wer­den sollen, mit solch biol­o­gis­tis­chem, fun­da­men­tal­is­tis­chem, bedrück­en­dem Unsinn — und das Trüb­sin­nig­ste daran ist, dass das alles im halb­sei­de­nen Gewand eines Kon­ser­vatismus geschieht, der seine eigene Über­lebtheit mit der Vertei­di­gung von ange­blich christlichen Werten cam­ou­fliert.

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  • Lah­n­tal: Wie die Ger­ma­nen lebten und arbeit­eten — FAZ -

    Am Rande des Lah­n­tals nahe Mar­burg soll ein Muse­ums­dorf mit Rekon­struk­tio­nen aus ver­schiede­nen Epochen entste­hen.

    — mal sehen, ob das bess­er gelingt als das Kleinkastell in Pohl

  • Psy­cholo­gie: Homo­phob? Muss nicht sein | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” veröf­fentlicht einen sehr unaufgeregten und sach­lich gegen Homo­pho­bie argu­men­tieren­den Beitrag des Psy­cholo­gen Ulrich Klocke (der sich auch dadurch ausze­ich­net, dass er seine Quellen offen­legt und ver­linkt):

    Sex­uelle Ori­en­tierung ist keine Entschei­dung. Den­noch fühlen sich manche von Schwulen und Les­ben bedro­ht. Das lässt sich ändern

  • Ver­leger : Peter Gente, der Lei­den­schaft­sa­vant­gardist — DIE WELT — Ulf Poschardts Nachruf auf den Merve-Ver­leger Peter Gente:

    Das Merve-Uni­ver­sum fol­gte der rhi­zoma­tis­chen Struk­tur seines Best­sellers und wucherte in jene Eck­en, in denen sich orig­inelles, von Kom­pro­mis­sen und Selb­st­wieder­hol­un­gen freies Denken rück­sicht­s­los aus­to­bte. Der Ver­lag mutierte ent­lang der aus­greifend­en Neugi­er sein­er Mach­er Gente – und später Hei­di Paris, die Gentes Lebens­men­sch war.
    […] Gente war Begeis­terungsstratege.

Tafel und Staat

Der “Spiegel” schreibt über die “Tafel”-Bewegung und ihre Prob­leme. Und er schafft es, das zen­tral­ste aller Prob­leme mit dieser Organ­i­sa­tion vol­lkom­men auszublenden: Ihre Notwendigkeit. Denn sollte es in einem der reich­sten Län­der der Welt nicht selb­stver­ständlich sein, dass der Staat, der dafür man­nig­faltige Instru­mente (die aus Abgaben der Bevölkerung bezahlt wer­den) zur Ver­fü­gung hat, eine grund­sät­zliche Lebenssicherung sein­er gesamten Bevölkerung und nicht nur der arbei­t­en­den gewährleis­ten? Das ist auch genau der Grund, warum ich die “Tafeln” — so ehren­wert sie im Einzel­nen sind — für die falsche Aktion halte: Die gnaden­volle und barmherzig Abgabe von “Rest”-Lebensmitteln an Bedürfti­gen — das ist ein Rück­fall ins katholis­che 19. Jahrhun­dert. Die richtige Lösung ist natür­lich der Anspruch auf entsprechende Ver­sorgungsleis­tun­gen, z.B. eben über aus­re­ichende Hartz-IV-Sätze. Dass der “Spiegel” das nicht merkt, halte ich für ziem­lich schwach — und typ­isch, denn dieser Punkt geht in der Diskus­sion immer wieder ver­loren.

Mancherorts über­nah­men die Wohltätigkeitsvere­ine Auf­gaben des Sozial­staats.

So heißt es dann auch noch — fast wie im Hohn — im “Spiegel”-Artikel, wenn es um Zusat­zleis­tun­gen der “Tafeln” wie Kur­sange­bote etc. geht. Mir bleibt fast die Sprache weg, wenn ich so etwas lese.

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  • Wie Markus Lanz ein paar Mal bei der “schön­sten Linken aller Zeit­en” ein­hak­en musste « Ste­fan Nigge­meier — Ste­fan Nigge­meier ver­sucht, die let­zte Lanz-Sendung zu würdi­gen. Viel mehr als sie zu zitieren, muss er nicht machen, um die Erbäm­lichkeit des öffentlich-rechtlichen Talk­show-Fernse­hens zu demon­stri­eren. Sein Schluss:

    Es war, als würde man ver­suchen, eine inhaltliche Diskus­sion mit einem Sech­sjähri­gen zu führen, der als Argu­mente zwei­hun­dert Fleis­chbällchen in Tomaten­soße hat und bere­it ist, jedes einzelne abzufeuern.

    Ich weiß, warum ich kein Fernse­her habe …

  • Nicht die Sprache sündigt, son­dern der Sprech­er — DIE WELT — Karl-Heinz Göt­tert hat mit sein­er Skep­sis, was die Ziele der (Un-)Wortwahlen ange­ht, wohl nicht ganz unrecht:

    Sprachkri­tik ist als Wortkri­tik immer irgend­wie im Hin­tertr­e­f­fen. Sprachkri­tik braucht wirk­lich Diskus­sion, Einge­hen auf Umstände und Motive, sie braucht schlicht Zusam­men­hang.
    Was sind deshalb die besten Orte für Sprachkri­tik? Erstens die Schule, zweit­ens die Schule, drit­tens die Schule. Hier kann über Sprache gesprochen wer­den, hier lassen sich Missver­ständ­nisse beseit­i­gen, hier geht es statt um Dekrete um Analy­sen.

  • 18. Her­rn­dorf oder die gefal­tete Zeit | Geschichte wird gemacht — Achim Landwehr über »Tem­po­ral­tek­tonik« und die gefal­tete Zeit in Wolf­gang Her­rn­dorfs “Arbeit und Struk­tur” >
  • Alexan­der Kluge: 20 Geschicht­en für Arno Schmidt. — LOGBUCH — Alexan­der Kluge trifft auf recht kuriose Weise Arno Schmidt

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  • The war diaries of Dieter Finzen in both world wars: Ende — Das Tage­buch von Dieter Finzen aus dem Ersten und Zweit­en Weltkrieg ist voll­ständig online — mit dem 23. Okto­ber 1940 enden die Ein­tra­gun­gen, und damit ist auch das Blog mit den zeit­ver­set­zten Veröf­fentlichun­gen sein­er Tage­sein­träge zu einem Ende gekom­men. Span­nend ist die Lek­türe trotz­dem …
  • Twit­ter / usmanm: This is a ship-ship­ping ship, … — total ver­rückt: RT @usmanm: This is a ship-ship­ping ship, ship­ping ship­ping ships.
  • Bedeu­tungsver­lust des „Spiegel“: Genug der Dick­hodigkeit — taz.de — Daran liegt es also — die taz hat den Grund für die Mis­ere des Spiegels gefun­den:

    die Anzahl der Romane, die mit­tler­weile von Spiegel-Redak­teuren neben ihrem Job ver­fasst wer­den, kor­re­liert auf­fäl­lig mit dem Qual­itätsver­lust im Blatt.

  • BMW i3: Car­shar­ing bes­timmt das Aut­o­fahren von mor­gen — SPIEGEL ONLINE — Mar­gret Hucko inter­viewt für den Spiegel den Verkehrs­plan­er Kon­rad Roth­fuchs, der halb­wegs opti­mistisch ist, dass die Sit­u­a­tion in den Städten sich in näch­ster Zeit doch allmäh­lich ändern wird — nicht so sehr aus ökol­o­gis­chen oder ökonomis­chen Grün­den, son­dern weil Zeit und Raum knap­per wer­den:

    aber schauen Sie mal mit welch­er Selb­stver­ständlichkeit die Autos die Straßen dominieren. Es ist ja nicht nur Raum weg. Autos stellen ein großes Unsicher­heit­sprob­lem dar
    […] Die derzeit noch rel­a­tiv hohe Durch­schnitts­geschwindigkeit in deutschen Städten sinkt weit­er kon­tinuier­lich. Damit wird ein Umstieg oder ein Rückschritt aufs Auto eher unwahrschein­lich. Weniger der ökol­o­gis­che Gedanke ver­an­lasst uns, Bus und Bahn zu nehmen. Vielmehr zählt der Fak­tor Zeit. […] Dem öffentlichen Nahverkehr gehört die Zukun­ft.

  • Alter Affe Männlichkeit — Mann kön­nte ja mal … — dieStandard.at › All­t­ag — Nils Pick­ert arbeit­et sich an den Maskulin­is­ten — hier v.a. Leon de Win­ter — ab (lei­der mal wieder aus aktuellem Anlass):

    Eigentlich hat der alte Affe Männlichkeit nur Angst. Wenn er ein Mann wäre, wüsste er, dass das in Ord­nung ist. Aber so wird er manch­mal ziem­lich fies. Dann sagt er Sachen wie “Fem­i­nis­mus ist has­ser­füllt und ver­has­st – lasst ihn uns töten!” und merkt nicht ein­mal, wie sehr er sich damit ent­larvt. Denn spätestens dann weiß man ganz genau, wie man mit ihm umzuge­hen hat: Gib dem Affen keinen Zucker!/

  • Liege­fahrräder aus Krif­tel: Am Anfang ging das Licht aus — Rhein-Main — FAZ — Ein net­ter klein­er Bericht über HP-Ver­lotech­nik:

    „Am Anfang bekam die ganze Gemeinde mit, wenn wir Met­all­rah­men her­stell­ten“, erzählt Hol­lants. „Die Mas­chine brauchte so viel Span­nung, dass immer kurz das Licht aus­ging, wenn wir sie eingeschal­tet haben.“

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  • 9Nov38 – ein Exper­i­ment auf Twit­ter | Schmalenstroer.net — Auch Michael Schmalen­stroer hat noch ein paar Absätze zu seinem Pro­jekt @9Nov38:

    Es ist aber etwas anderes, eine küh­le Ver­wal­tungsak­te zu lesen, in der mit aller ver­wal­tung­stech­nis­chen Akribe die Entrechung, Ermor­dung und Beraubung von Men­schen aus­gear­beit­et wird. In einem nor­malen Geschichts­buch wird von “Het­ze und Pro­pa­gan­da” in den Zeitun­gen geschrieben. Das zu lesen, kann schon an die Nieren gehen.

    Das ist ja ger­ade das, was ich an Twit­ter, Blogs etc so liebe: Man kann solche “Kleinigkeit­en” aus den Quellen ein­fach mal vorstellen, zeigen, zitieren und erzählen, ohne gle­ich ein richtiges “The­ma” oder eine Forschungs­frage haben zu müssen (oder die gar beant­worten zu müssen).

  • Pro­tokolle des Preußis­chen Staatsmin­is­teri­ums Acta Borus­si­ca — Das von 1994 bis 2003 tätige Akademien­vorhaben “Die Pro­tokolle des Preußis­chen Staatsmin­is­teri­ums (1817–1934/38)“ hat in 12 Regesten­bän­den über 5.200 Sitzung­spro­tokolle der ober­sten Kol­le­gial­be­hörde des preußis­chen Staates wis­senschaftlich erschlossen.
    Die gesamte Edi­tion fundiert auf Quel­lenbestän­den des Geheimen Staat­sarchivs Preußis­ch­er Kul­turbe­sitz Berlin-Dahlem sowie des Bun­de­sarchivs Berlin-Lichter­felde und ist im Ver­lag Olms-Wei­d­mann erschienen — alle online frei zugänglich als pdfs.
  • Neue Dis­count­marke “Ohne teuer”: Real will jet­zt auch bil­lig kön­nen | Super­mark­t­blog — “(Klein­er Tipp: Weniger Phil Collins kön­nte die Kun­den­fre­quenz von alleine drastisch erhöhen.)” #wahrheit >
  • Kommt ein Imam in eine Kirche… « Radikale Ansicht­en — Manch­mal ist Deutsch­land ein­fach nur ver­rückt:

    Kommt ein Imam in eine Kirche …
    … dann gibt es mit­tler­weile immer öfter Ärg­er. Zulet­zt im pfälzis­chen Ham­bach, als während ein­er Anti-Kriegsmesse ein islamis­ch­er Gebet­sruf erk­lang. Für selb­ster­nan­nte “Islamkri­tik­er” ein Anlass zur Hys­terie.

    Yassin Mushar­bash bei Zeit-Online über die total hys­ter­ischen (und die Wahrheit mehr als ein­mal kräftig ver­drehen­den) Proteste anlässlich der Auf­führung ein­er Messe von Karl Jenk­ins.

  • » @9Nov38: Ein Pro­jekt als Kom­pro­miss — @hellojed erk­lärt das span­nende Pro­jekt, über Tweets den 9.11.1938 (und etwas Vorgeschichte) zu — nun ja, wie soll man’s nen­nen? — erzählen, verge­gen­wär­ti­gen, lebendig zu machen oder zu hal­ten
  • Schluss mit Lustig? Über die sehr gerin­gen Chan­cen, vor Lachen einen klaren poli­tis­chen Gedanken zu fassen. | Das Schön­ste an Deutsch­land ist die Auto­bahn — Georg Seeßlen schreibt einen sehr lesenswerten, nach­den­klichen und besorgten Text über unsere Zeit:

    Ich bin ges­pal­ten. Ich wün­sche mir keine Rück­kehr der Sauertöpfe und der Rechthaber, schon gar keine der Stal­in­is­ten und Sem­i­nar­is­ten. Zu Recht mis­straut die Kul­tur des Unern­stes den großen Wel­terzäh­lun­gen und hero­is­chen Mythen der Geschichte, zu Recht mis­straut sie Lösun­gen, Mod­ellen, Pro­jek­tio­nen, Helden und Vor­denkern; zu Unrecht aber glaubt sie, man könne sich durch Ironie, Mod­er­a­tion und Dis­tanz von der Ver­ant­wor­tung für den Lauf der Dinge befreien. Zu Unrecht glaubt sie an eine Möglichkeit, sich rauszuhal­ten und trotz­dem alles zu sehen. Zu Unrecht glaubt die Kul­tur von Abklärung und Unernst, den Mächti­gen sei am besten mit tak­tis­ch­er Nachgiebigkeit und einem Hauch von Sub­ver­sion zu begeg­nen. Lei­den­schaftliche und zornige Gesten erscheinen in der Kul­tur als kindisch, vul­gär und unan­genehm.
    […] Bis­lang hat doch noch ein jed­er zu Ende gedachter Gedanken nichts als Ter­ror oder Wahn mit sich gebracht. Bis­lang ist aus jed­er Überzeu­gung eine Ide­olo­gie, und aus dieser ein neuer Unter­drück­ungsap­pa­rat gewor­den.

    Es ist ja auch ver­rückt: Alles hat seine Dialek­tik, alles hat sein Gegen­teil. Und Extreme sowieso. Vielle­icht müssen wir uns wirk­lich wieder ganz weit zurück besin­nen. Zum Beispiel auf die Niko­machis­che Ethik des Aris­tote­les? Aber deren poli­itis­che Imp­lika­tio­nen sind vielle­icht auch nicht unbe­d­ingt unser Ding (und unser Heil wohl auch nicht …). Es ist eben schwierig, das alles. Und Auswege gibt es vielle­icht auch gar nicht. Denn die Gefahr ist immer dar. Im Moment zum Beispiel so:

    Aber sie ist auf dem besten Weg, eine Gesellschaft der grausamen Gle­ichgültigkeit zu wer­den, eine Gesellschaft, die aus lauter Ironie und Mod­er­a­tion der poli­tis­chen Lei­den­schaften gar nicht mehr erken­nt, dass sie sel­ber zu etwas von dem gewor­den ist, was sie fürchtet. Denn auch die Abklärung hat so ihre Dialek­tik, auch sie kann zum Dog­ma und zum Wahn wer­den.

Politik, Gesellschaft, das Lachen und der Ernst in unserer Postmoderne

Georg Seeßlen schreibt heute in seinem Blog (das ja über­haupt sehr empfehlenswert ist, schon wegen seines Titels — “Das Schön­ste an Deutsch­land ist die Auto­bahn”) einen sehr lesenswerten, nach­den­klichen und besorgten Text über unsere Zeit, den ich zur heuti­gen Pflichtlek­türe erk­läre: “Schluss mit Lustig? Über die sehr gerin­gen Chan­cen, vor Lachen einen klaren poli­tis­chen Gedanken zu fassen.” Darin heißt es zum Elend der Post­mod­erne (die Diag­nose ist ja nicht neu, hier aber schön auf den Punkt gebracht) in Bezug auf Poli­tik und Gesellschaft unter anderem:

Ich bin ges­pal­ten. Ich wün­sche mir keine Rück­kehr der Sauertöpfe und der Rechthaber, schon gar keine der Stal­in­is­ten und Sem­i­nar­is­ten. Zu Recht mis­straut die Kul­tur des Unern­stes den großen Wel­terzäh­lun­gen und hero­is­chen Mythen der Geschichte, zu Recht mis­straut sie Lösun­gen, Mod­ellen, Pro­jek­tio­nen, Helden und Vor­denkern; zu Unrecht aber glaubt sie, man könne sich durch Ironie, Mod­er­a­tion und Dis­tanz von der Ver­ant­wor­tung für den Lauf der Dinge befreien. Zu Unrecht glaubt sie an eine Möglichkeit, sich rauszuhal­ten und trotz­dem alles zu sehen. Zu Unrecht glaubt die Kul­tur von Abklärung und Unernst, den Mächti­gen sei am besten mit tak­tis­ch­er Nachgiebigkeit und einem Hauch von Sub­ver­sion zu begeg­nen. Lei­den­schaftliche und zornige Gesten erscheinen in der Kul­tur als kindisch, vul­gär und unan­genehm.
[…] Bis­lang hat doch noch ein jed­er zu Ende gedachter Gedanken nichts als Ter­ror oder Wahn mit sich gebracht. Bis­lang ist aus jed­er Überzeu­gung eine Ide­olo­gie, und aus dieser ein neuer Unter­drück­ungsap­pa­rat gewor­den.

Es ist ja auch ver­rückt: Alles hat seine Dialek­tik, alles hat sein Gegen­teil. Und seine Extreme sowieso. Vielle­icht müssen wir uns wirk­lich wieder ganz weit zurück besin­nen. Zum Beispiel auf die Niko­machis­che Ethik des Aris­tote­les? Aber deren poli­itis­che Imp­lika­tio­nen sind vielle­icht auch nicht unbe­d­ingt unser Ding (und unser Heil wohl auch nicht …). Es ist eben schwierig, das alles. Und Auswege gibt es vielle­icht auch gar nicht. Denn die Gefahr ist immer dar. Im Moment zum Beispiel so:

Aber sie ist auf dem besten Weg, eine Gesellschaft der grausamen Gle­ichgültigkeit zu wer­den, eine Gesellschaft, die aus lauter Ironie und Mod­er­a­tion der poli­tis­chen Lei­den­schaften gar nicht mehr erken­nt, dass sie sel­ber zu etwas von dem gewor­den ist, was sie fürchtet. Denn auch die Abklärung hat so ihre Dialek­tik, auch sie kann zum Dog­ma und zum Wahn wer­den.

Aber ander­er­seits lehrt uns die Geschichte nicht nur, dass Gedanken zu Ter­ror wer­den (kön­nen). Son­dern auch, dass es immer andere und neue Gedanken gibt, die den Ter­ror — zumin­d­est zeitweise — beseit­i­gen oder ein­schränken zu ver­mö­gen. Wenn es also doch keine “Lösung” gibt, so gibt es doch zumin­d­est Hoff­nung. Die lasse ich mir nicht nehmen. Jet­zt zumin­d­est noch nicht.

Ins Netz gegangen (28.8.)

Ins Netz gegan­gen am 28.8.:

  • xkcd: Mon­ster — Mon­ster (via Pub­lished arti­cles)
  • Die Wahrheit über die Geschlechter | — Grandios: Kat­ja ver­rät uns endlich die Wahrheit über die Geschlechter. Zum Beispiel diese hier:

    Da kleine Babys noch nicht ihren Kopf heben kön­nen, um ihr Geschlecht­steil zu sehen, muss man sie sofort nach der Geburt rosa oder hell­blau klei­den, damit sie wis­sen, welchem Team sie ange­hören.

  • Parteien­wer­bung als “Wohlfühl­pro­pa­gan­da” — Medi­en­wis­senschaftler Bolz über den Wahlkampf | Deutsch­landra­dio Kul­tur — Nor­bert Bolz im Gespräch mit Deutsch­landra­dio Kul­tur über den Wahlkampf und ins­beson­dere die Wahlwer­bung:

    abso­lut inhalt­slose, botschaft­slose Pro­pa­gan­da ist das, im Grunde Wohlfühl­pro­pa­gan­da, und das ist die weitest­mögliche Ent­fer­nung von einem poli­tis­chen Wahlkampf. […] Aber das ist ja alles so offen­sichtlich insze­niert, dass ich glaube, dass kein Bürg­er darauf hine­in­fällt.

  • Bild dir deinen Spiegel: Mor­gen kommt der Niko­laus | debat­tier­sa­lon — Mar­i­on Kraske über die “Entk­er­nung der vierten Gewalt” am Beispiel des “Spiegels”:

    Das alles sind Belege für die zunehmende Ent­poli­tisierung der ein­sti­gen pub­lizis­tis­chen Speer­spitze, die auf das Kon­to ein­er in weit­en Teilen apoli­tisch denk­enden Führungsriege geht. Saßen da früher alte, unbe­queme Haude­gen mit Rück­grat, weit­gereiste und welt­ge­wandte Geis­ter, denen Ameri­ka eben­so ver­traut war wie Alban­ien oder Afghanistan, tum­meln sich (im Übri­gen auch in anderen Redak­tio­nen) heute glat­te und angepasste Hauskar­ri­eris­ten, die die Welt wahlweise aus dem Elfen­bein­turm oder vom Deck der Segely­acht beurteilen, die zwar streets­mart und Talk­show-kom­pat­i­bel sind, denen poli­tis­che Prozesse allerd­ings egal und poli­tis­ches Denken augen­schein­lich fremd sind.

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