Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: einstürzende neubauten

Zeitgenossenschaft

Ich wün­schte, einige Zeitgenossen wären genau das: Genossen, aus der Zeit.Ein­stürzende Neubaut­en, Vox pop­uli (Grund­stueck)

Ins Netz gegangen (13.11.)

Ins Netz gegan­gen am 13.11.:

Spiegelgasse

… ein geschicht­strächtiges Pflaster in Zürich: In der Haus­num­mer 12 wohnte Georg Büch­n­er in den let­zten Monat­en bis zu seinem Tod 1837:

Büch­n­ers Haus­num­mer in Zürich

Und nebe­nan knapp hun­dert Jahre später Lenin:
Spiegelgasse 14 - Lenins Wohnung in Zürich

Spiegel­gasse 14 — Lenins Woh­nung in Zürich

Und jet­zt sin­gen die Ein­stürzen­den Neubaut­en davon, im wun­der­baren “Let’s do it a dada” auf “Alles wieder offen”:

Ich spielte Schach mit Lenin
Zürich, Spiegel­gasse
Ich kan­nte Jolifan­to höch­st­per­sön­lich
hab mit dem Urtext selb­st ein­mal gebadet
Ich spielte mit Anna
Ich spielte mit Han­nah
Ich weiss wo der Kirch­turm ste­ht
Ich reichte ihr das Küchen­mess­er
Ich kochte ihr den Leim

und zum Nach­hören:


Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

(angeregt vom Adress­comp­toir)

Taglied 14.11.2012

immer wieder klasse: Die Ham­let­mas­chine der Ein­stürzen­den Neubaut­en


Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

Narazener

Obwohl selb­st far­b­los, ersche­inst du blau, wenn in dein­er
Ober­fläche ruhig sich der Him­mel spiegelt, ein Ide­al­park­our
zum Wan­deln für den Sohn des Zim­mer­manns, das wan­del­barste Ele­ment.

— Ein­stürzende Neubaut­en, Die Wellen (Alles wieder offen)

Taglied 16.2.2012

Ein­stürzende Neubaut­en auf der Auto­bahn (anlässlich des neuen offiziellen Video-Kanals der EN bei vimeo):

Ein­stürzende Neubaut­en — Auto­bahn von neubauten.org.

Taglied 22.12.2011

Heute mit Blixa Bargeld und Alva Noto alias anbb. Das hat dem ein­fachen Grund, dass heute endlich mein Exem­plar von ”Mimikry” angekom­men ist, und zwar — vor allem, weil es ein Son­derange­bot war — in der spe­cial edi­tion aus Japan. Da ist, ganz wie erwartet, einige schöne Musik drauf, die auch meis­tens unge­fähr so klingt, wie man das von den bei­den erwartet. Eines der High­lights ist das Bern­steinz­im­mer, mit typ­is­chen Bargeld-Melo­di­en und ‑Textfrag­menten:

eingeschlossen in mein bern­steinz­im­mer lass ich euch allein / seh zu das ich sel­ber land gewinne / und kehre irgend­wann zurück / in mein bern­steinz­im­mer / irgend­wann

so klingt das:

Schön ist aber auch der Track “Berghain”:

alles wieder geschlossen

nein, so heißt es ger­ade nicht: „alles wieder offen” behauptet das neue album (phase 3 der sup­port­er-zeit) der ein­stürzen­den neubaut­en. aber lei­der stimmt das immer weniger. das let­zte war ja noch als ver­such in die richtige rich­tung warzunehmen (nach­dem per­petu­um mobile auch schon nicht mehr die kraft der frühen en hat­te). aber das wird jet­zt immer schlim­mer.

blixa bargeld dreht mit­tler­weile total ab in die rolle des poète mau­dit. er kann sie aber dum­mer­weise nicht wirk­lich aus­füllen: klis­chee über klis­che über klis­chee häufen seine texte inzwis­chen. das war ja schon eine weile abzuse­hen. aber inzwis­chen strahlt diese hal­tung auch auf die musik aus. und er scheint die gruppe immer mehr zu dominieren. ent­täuschend vor allem bass von alex hacke — das ist völ­lig belan­g­los gewor­den.

das schlimm­ste daran ist vor allem die per­ma­nente bil­dung­shu­berei der texte und ihre plat­te metaphorik, die immer so tut, als sei sie große kun­st. ein paar beispiele? gerne doch. „enklave mein­er wahl” in „nagorny karabach” ist zunächst — was für eine über­raschung — die „enklave meines herzens” — aber mehr als diese par­al­lelisierung bringt das ganze lied nicht fer­tig. ja, es ist wirk­lich ein lied. und selb­st klang ist inzwis­chen fast radiokom­pat­i­bel, so beliebig. und roman­tisch verk­lärt immer wieder. das klingt ganz ein­fach viel zu „nor­mal”, nach stan­dard-instru­menten — auch wenn bargeld betont, dass das alles „authen­tisch” sei: „Jed­er Ton basiert auf einem natür­lichen Klang, nicht auf Com­put­er­sounds, auch wenn esich das mitunter so anhört.” (in einem ziem­lich schlecht­en inter­view mit dirk peitz in der süd­deutschen zeitung vom 30. okto­ber 2007) … es gibt keine aus­brüche mehr — unvorstell­bar, dass die heute noch mit flex und schweißgerät auf die büh­nen gin­gen: sie wer­den halt auch älter.

und so mit­telmäßig geht es eigentlich durch­weg weit­er: „ich hat­te ein wort / ein langes, selb­st­gez­im­mertes wie eine Rinne, mit Rädern / schmal wie ein Ein­baum, oder etwas das Zement leit­en soll / ein Mod­ell zwar, wind­schnit­tig und wind­schief, aber meins” — so fängt „ich hat­te ein wort” an — grausam. und prim­i­tiv — auch der schluss: „ich gebs nim­mer­mehr preis”

„von wegen” hat immer­hin noch einige ahnun­gen und ankläge früher­er ideen, des früher strahlen­den spiel­triebs, der ent­deck­er­freude der „wahren” ein­türzen­den neubaut­en. und endlich wer­den auch ein­mal rosso­lo und mar­tinet­ti zitiert — aber der­maßen platt, mit der­maßen grausam-pein­lich-prim­itven geräuschhin­ter­grund — das ist schlim­mer als nichts.

es fehlt mir bei dieser plat­te also ein­fach der knack­punkt — der „win­ter­speck der möglichkeit­en” (auch so eine tolle zeile) ver­birgt das poten­zial. ok, jet­zt ist genug geschimpft, ganz so schlim­mm ist es dann eigentlich doch nicht — aber das ist ein­fach viel zu nett und zu belan­g­los für eine cd der ein­stürzen­den neubaut­en, das bleibt hin­ter ihren früheren werken zu weit zurück. das zeigt sich übri­gens stärk­er noch in den die entste­hung der plat­te beglei­t­en­den „jew­els” — da lässt sich eher inter­es­sante musik find­en. allerd­ings auch nur noch mit der zuhil­fe­nahme von tricks: um zu ideen zu kom­men, müssen sie sich dem zwang der aleatorik unter­w­er­fen und karten mit spielan­weisun­gen ziehen …

ein­stürzende neubaut­en: alles wieder offen (sup­port­er-ver­sion). potomak 2007.

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