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Ins Netz gegangen (7.6.–10.6.):
- Tagebuchseiten von Hitlers Chef-Ideologen Rosenberg gefunden — Süddeutsche.de — Offenbar sind weitere Teile des Tagebuchs von Alfred Rosenberg aufgetaucht — aber nichts genaues weiß man nicht:
Nun, fast 67 Jahre nach Rosenbergs Hinrichtung, tauchen weitere Papiere auf: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, liegen dem United Staates Holocaust Memorial Museum 400 Seiten vor. Möglicherweise stammen die nun aufgetauchten Papiere von Kempner oder aus dem Bestand von Kempners Sekretär. Es soll sich um eine lose Sammlung von Tagebuchnotizen handeln, die Rosenberg zwischen 1936 und 1944 abgefasst hat.
- Venedig — Venice, as rendered by Ottoman admiral and cartographer Piri Reis in his Kitab‑i Bahriye, a book of portolan charts and sailing directions produced in the early 16th century
- The Last Conundrum — Geek&Poke —
- Sibylle Berg zur Sprachreform an der Uni Leipzig — SPIEGEL ONLINE -
Das Abendland geht in Deutschland immer sofort und irrsinnig schnell unter, wenn man eine Neuerung wagt, etwas gegen das Gewohnheitsrecht unternimmt.
- Berliner Stadtschloss: Deutsche Selbstfeier | ZEIT ONLINE — Armin Nassehi über den “Bau” des “Berliner Schlosses”:
Herausgekommen aber ist nun historisierender nationaler Kleinmut
Meine Netzfunde für die Zeit vom 26.4. zum 29.4.:
- Franzobel: Warum wir die Arbeit abschaffen sollen — Ich frage mich … — derStandard.at › Kultur — Franzobel, der überbordende Phantast der österreichischen Literatur, schlägt vor, die Arbeit endlich abzuschaffen und PANDA, die “Partei der Nichtarbeit” zu gründen:
Arbeit, das sind wir — und sonst nichts mehr. Aber Arbeit ermüdet, und wir sind nicht dafür geschaffen.
- Ephemera — Der Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz oder die Angst des Feuilletonisten vor dem Weiblichen — Anatol Stefanowitsch über die merkwürdigen Reaktionen der Feuilleton anlässlich des Vorschlags für einen “Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Patz” in Berlin:
[Moses Mendelssohn] wäre sicher dankbar für den Beschluss der grünen Bezirksregierung in Friedrichshain-Kreuzberg, neuen oder neu zu benennenden Straßen solange die Namen von Frauen zu geben, bis fünfzig Prozent aller Straßen im Bezirk nach Frauen benannt sind. Denn seien wir ehrlich, ohne einen solchen Beschluss wäre niemand auf die Idee gekommen, seine Frau mit in den Straßennamen aufzunehmen.
- The next generation of Instapaper – Marco.org — Marco Arment verkauft Instapaper:
I’m happy to announce that I’ve sold a majority stake in Instapaper to Betaworks. We’ve structured the deal with Instapaper’s health and longevity as the top priority, with incentives to keep it going well into the future. I will continue advising the project indefinitely, while Betaworks will take over its operations, expand its staff, and develop it further.
Eine seltsame Produktion ist das, was das ZDF da produziert bzw. produzieren lassen hat, diese “Familiensaga” um das Hotel Adlon. Dieser riesige dekorative Aufwand (das ist wirklich oft schön anzusehen) für eine im Kern doch ganz schön magere Geschichte … Aber Josephine Preuß kann man gerne zuschauen …
Vor allem aber fallen da so einige Merkwürdigkeiten dabei ab. Am stärksten fiel mir der seltsame Umgang mit Geschichte und Verantwortung auf, der den Dreiteiler durchzieht. Geschichte ist, das ist wenig verwunderlich, hier vor allem Kulisse. Aber natürlich zieht dieses Spektakel um eine Geschäftsgründung (oder auch nicht, der Beginn blieb im Unklaren) zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Berlin und die Schilderung der weiteren Gänge des Geschäftes und der dazugehörigen (Teil-)Familie einen wesentlichen Teil seiner Legitimation aus der Verknüpfung mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert, vom Kaiserreich bis in die Gegenwart des wiedervereinigten Deutschland.
Aber Geschichte findet hier nur im kleinen Raum statt: Berlin gibt es eigentlich nicht (war offenbar zu aufwändig …), sondern nur das Hotel Adlon — da aber gerne schön symbolträchtig vom Brandenburger Tor aus betrachte wird. Andererseits ist es aber wieder nur Geschichte im großen: Natürlich der Kaiser selbst (Hitler bleibt dann wenigstens ausgespart), aber vor allem Familie des Großkapitalisten Adlon und seines kaum weniger geschäftstüchtigen und ausbeuterischen Kompagnon Schadt. Sicher, da gibt es noch die Kutscherfamilie, die die Handlung bzw. einen wesentlichen Strang, in Gang setzt: Aus ihr stammt Friedrich, der dummerweise die Tochter des Schlossbesitzers schwängert (und dessen gesamte Familie dadurch ihrer Existenz beraubt wird). Aber die “kleinen” Leute spielen dann weiter keine Rolle — außer in ihrer Funktion als Staffage und natürlich als Diener. Friedrich darf sich dann auch vom Pagen bis zur Rezeption hocharbeiten (aber bitte nicht weiter!), bevor er im Feuer umkommen muss.
Doch das größte Problem für mich: Verantwortung für Entscheidungen im eigenen Leben und der Geschichte muss hier keine der Figuren übernehmen. Allen passiert das Unglück nur, nie ist jemand schuld — nicht im Ersten Weltkrieg und natürlich auch nicht im Zweiten Weltkrieg. Selbst der als reichlich teuflich-unsympathisch-böse (schon die Steifheit beim Fotografieren!) gezeichnete von Tennen ist dann doch nicht so richtig böse … Dafür wird dann der feuchte Traum jedes im Dritten Reich mitschuldig gewordenen Deutschen wahr, wenn sich der mehrfach verhaftete, angeschossene und schließlich ausgewiesene und in der Pampa in der Nähe der deutschen Grenze ausgesetzte Jude (der dann in Israel natürlich ungeheuer erfolgreich wird) bei der Deutschen Sonja Schadt, die ihn brav im Stich gelassen hat, um zusammen mit Goebbels im Radio die Olympischen Spiele anzusagen, — entschuldigt. Dann endlich hat alles wieder seine Ordnung gefunden und die Welt ist heil und Friede kehrt in den Familien ein, niemand muss verurteilt werden, niemand hätte vielleicht bessere Handlungsmöglichkeiten wählen können, niemand muss sich von den Nachgeborenen sagen lassen, dass sein Verhalten in kritischen Zeiten und Umständen vielleicht nicht optimal gewesen ist. Statt dessen: Eintracht und Einheit. Zumindest in dieser Fernsehsippe.
“Du weißt wohl nicht, daß der Wahn, den du von dir selbst hast, wahrer ist als die Wirklichkeit der Frauen. Ach, glauben die Menschen immer noch an diese armselige Erfindung, diese erbärmliche Hilfskonstruktion, die Wirklichkeit? Diese Verhärtung, Kruste, schwindende und wieder aufgekratzte Narbie, die uns juckt auf den atmenden Wunden unseres fließenden Blutes.”
“Where are we now?” fragt David Bowie — eine gute, wunderbare Art, das neue Jahr zu beginnen …
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