Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: a-cappella Seite 5 von 7

Taglied 17.10.2014

The Bea­t­les, Eleanor Rig­by — gesun­gen von Raja­ton:

Raja­ton — Eleanor Rig­by (a cap­pel­la cov­er) LIVE Ham­burg 2014

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Mit den Wise Guys auf der Achterbahn

wise guys, achterbahnKeine Angst, auf dieser Achter­bahn wird nie­man­den übel. Denn die 14. CD der Wise Guys ist über­wiegend harm­los. Mit ihren bewährten Konzepten machen sie auch in neuer Beset­zung weit­er­hin ihren bekan­nten char­to­ri­en­tierten Vokal-Pop. Aus­gerech­net der Titel­song ist aber eher lang­weilig: kein zün­den­der Text, keine beson­ders eingängige Melodie, kein bemerkenswertes Arrange­ment. Das kon­nten die Wise Guys schon bess­er.

Ein paar eingängige Songs sind aber auch auf “Achter­bahn” zu hören: “Das Sägew­erk Bad Sege­berg” hat etwa nette Momente, die vor allem auf dem her­rlich blödel­nden Text beruhen. Der ist der­maßen blödsin­nig, dass es wirk­lich lustig wird, sich über Holz­sorten und fehlende Kör­perteile zu amüsieren — auch wenn die kon­se­quente Quoten­ra­dio-Ori­en­tierung selb­st bei eigentlich guten Songs ganz schön ner­ven kann: Das fängt mit dem qui­etschen­den Beat an, geht über die garantiert mit­gröl­taugliche Melodie bis zum vol­lkom­men erwart­baren Arrange­ment.

Zu den pos­i­tiv­en Ein­drück­en gehört auch “Keine gute Idee”, das aber ander­er­seits auch recht naht­los an die “älteren” Wise Guys anschließt. Allerd­ings haben die Wise Guys noch nie die Begleit­stim­men von den jew­eili­gen Lead­vo­cals so sehr in den Hin­ter­grund drän­gen lassen — gut, die Wise Guys sind sich­er nicht die allerbesten Sänger Deutsch­lands, aber ver­steck­en muss man sie auch nicht. Ein Kun­st­stück beherrschen die Wise Guys allerd­ings aus­ge­sprochen gut: Aus mäßigem Mate­r­i­al guten Pop zu machen. Aus schwachen Tex­ten und ein­er weit­ge­hend banalen Musik zaubern sie immer wieder Eingängigkeit und eine Menge guter Laune her­vor. Die elek­tro­n­isch ange­hauchte eskapis­tis­che Glücks­fan­tasie “Ans Ende der Welt” macht das fast per­fekt vor.
“Alles so schön bunt hier” bringt dann tat­säch­lich etwas (Klang)Farbe mit in den Mix, bei “Küss mich” geschieht das — welch Sakri­leg — durch eine weib­liche Stimme: Jas­min Wag­n­er, vor Jahren auch mal “Blüm­chen” bekan­nt, unter­stützt das Quin­tett. Am besten sind die Wise Guys dann, wenn sie sich wie bei “Gen­er­a­tion Hörg­erät” auf ihre Stärken besin­nen: Treibende Dis­cobeats, fre­undliche Melo­di­en und ein humor­voller Text, bei dem die fünf Köl­ner zeigen, dass sie sich selb­st nicht so ganz ernst nehmen. Dass muss man auch “Ich kann nur den Refrain” zugute­hal­ten. Denn das passt zum Glück nicht auf die Wise Guys selb­st: “Ich kann nur den Refrain, die Stro­phen sind zu schw­er” heißt es da, “den Rest krieg ich nicht hin, weil ich mit den Stro­phen ein­fach über­fordert bin” — davon ist das Quin­tett wahrlich weit ent­fer­nt. Aber das ist noch kein Grund zum Jubeln: Nuan­cen fehlen auch hier, und nicht nur in der Stro­phe. Inhaltlich, kom­pos­i­torisch und lei­der auch stimm­lich bleiben die 16 Songs der “Achter­bahn” schließlich doch reich­lich eindi­men­sion­al. Die Wise Guys sind stolz darauf, das erste Mal ein Album kom­plett in Eigen­regie pro­duziert zu haben — aber ob das so eine gute Idee war? Etwas Input von außen hätte vielle­icht nicht geschadet, etwas mehr Adren­a­lin wäre sich­er kein Fehler gewe­sen. So ist das näm­lich eher ein Kinderkarus­sell als eine Achter­bahn.

Wise Guys: Achter­bahn. Poly­dor. CD 2014.

— Zuerst erschienen in Chorzeit — Das Vokalmagazin, Aus­gabe Okto­ber 2014.

Ein Blick ins “Buch der Madrigale” von Amarcord

Fünf Män­ner alleine in ein­er ital­ienis­chen Renais­sance-Vil­la: Selb­stver­ständlich fan­gen die an zu sin­gen. Ganz stilecht ertö­nen dort natür­lich Madri­gale des 16. Jahrhun­dert, wie es zur Bauzeit der Vil­la Godi von Anto­nio Pal­la­dio, die der Filmemach­er Gün­ter Atteln mit­samt ihrem Park als Drehort für den Musik­film gewählt hat, passt.

amarcord, book of madrigals“The Book of Madri­gals”: Der Titel der ersten eige­nen DVD des Ensem­ble Amar­cord (neben der bere­its 2010 veröf­fentlicht­en Doku­men­ta­tion von Christoph Scholtz) lehnt sich natür­lich an die gle­ich­namig Auf­nahme des Quin­tetts von 2007 an, ohne jedoch das selbe Reper­toire aufzuweisen — immer­hin hat seit­dem auch der zweite Tenor gewech­selt. Auf­nahme- und Reper­toire-Erfahrung hat das Quin­tett, das merkt man, genau wie die lange Rou­tine (das Ensem­ble singt ja schon seit mehr als zwanzig Jahren), auch wenn dies ihre erste Auf­nahme bewegter Bilder ist. So arg bewegt sind die dann aber doch nicht: Drei bis fünf Män­ner sitzen oder ste­hen in dem alten Gemäuer herum und sin­gen, ab und an unter­stützt von der Gam­bistin Hille Perl, dem Laut­enis­ten (und Gitar­ris­ten) Lee San­tana und dem Tromm­ler Michael Met­zler. Viel mehr passiert in den min­i­mal angedeuteten Szenen nicht. Die pit­toreske Umge­bung (und die wech­sel­nde Garder­obe) sorgt trotz­dem für nette Bilder. Vor allem gibt sie der Kam­era die Möglichkeit, durch den Park oder über die schö­nen Wand- und Deck­en­malereien zu schweifen. Das Schön­ste bleibt den­noch die Ton­spur dieser kleinen Europa­tour, mit der Amar­cord die Ubiq­ui­tät des Madri­gals in der Renais­sance betont: Eng­land — natür­lich mit Dow­land würdig vertreten -, Frankre­ich, Deutsch­land und Ital­ien sind selb­stver­ständlich dabei, mit di Las­so, Gesu­al­do, Gombert, Willaert und Schütz. Aber auch das Spanien des Gold­e­nen Zeital­ters gehört dazu, das mit zwei fast vul­gären Madri­galen von Juan del Enci­na vertreten ist.

Viel bekan­ntes ist zu hören — das man aber nicht immer in so har­monisch aus­tari­erten Klän­gen geboten bekommt. Amar­cord singt auch für den Film weich und geschmei­dig, bleibt immer aus­ge­wogen und klar in den Details — man merkt die lange Beschäf­ti­gung mit dieser Musik. Neben aller Kun­st­fer­tigkeit ist da dur­chaus auch Platz für mehr oder weniger deut­lich­es Augen­zwinkern und für possier­liche Friv­o­litäten (die vor allem Juan del Enci­na beis­teuert), die sich dann nicht nur hören lassen, son­dern auch in der Mimik der Sänger sicht­bar wer­den. Und das gehört ja ja genau­so zur Geschichte des Madri­gals wie die jauchzen­den Liebes­beschwörun­gen oder wehmütige Blick zurück, das vom Abschiedss­chmerz ver­schleierte Gedenken an die schöneren Tage und die ver­gan­gene Liebe (nahezu per­fekt führt Amar­cord das in Gomberts “Trist départ” vor), bei denen die Sänger schaus­pielerisch zurück­hal­tender agieren.
Nicht nur sin­gend, auch in den kurzen Inter­viewschnipseln beto­nen die Sänger die überzeitliche Gültigkeit der hier in Musik gefassten Gefüh­le und Ideen, machen aber nicht wie die Kings’ Singers mit ihrer “Madri­gal His­to­ry Tour” eine klin­gende Vor­lesung daraus. Dazu passt auch, dass die Unter­ti­tel lei­der nur die über­set­zten Texte bieten: “The Book of Madri­gals” ist eben vor allem ein Film zur Musik.

Amar­cord: The Book of Madri­gals. DVD 2014.

— Zuerst erschienen in Chorzeit — Das Vokalmagazin, Aus­gabe Sep­tem­ber 2014.

Maybebop im Interview

Im Feb­ru­ar hat­te ich die Gele­gen­heit, mich sehr nett mit den vier Sängern von May­be­bop zu unter­hal­ten. Das lei­der um einiges gekürzte Inter­view erschien in der März-Aus­gabe von “Chorzeit — Das Vokalmagazin”.

Sechs Konz­erte, sieben Work­shops und neun Shows auf der Musikmesse NAMM in Los Ange­les haben May­be­bop auf ihrer USA-Tournee absolviert. Nach ihrem ersten Konz­ert in Deutsch­land mit ihrem Pro­gramm „Weniger sind mehr“ in Bad Vil­bel hat sich das Quar­tett Zeit genom­men, mit der „Chorzeit“ über ihre Erfahrun­gen in Ameri­ka, die deutsche A‑Cap­pel­la-Szene und ihren Anteil an den Entwick­lun­gen der let­zten Jahre zu sprechen.

Ihr seid ger­ade von eur­er ersten Ameri­ka-Tournee zurück gekom­men. Wie waren eure Erfahrun­gen dort?
Lukas: In den USA sind die Men­schen viel offen­er a‑cappella und dem Gesang gegenüber. Die Scheu vor dem Sin­gen ist nicht so groß, der Charme von Chören ist in Deutsch­land dage­gen doch etwas ver­staubt.
Sebas­t­ian: In Ameri­ka war das viel pos­i­tiv­er: Ihr singt? — OK, dann singt doch mal.

Wie kommt denn deutsch­er A‑Cap­pel­la-Gesang beim amerikanis­chen Pub­likum an?
Oliv­er: Das war aufre­gend und eine tolle Erfahrung für uns: Wir haben englisch mod­eriert und wir haben gemerkt, das funk­tion­iert und unser Humor trans­portiert sich. Das Pro­gramm bestand aus englis­chen Cov­ers aus unserem Reper­toire, auch deutsche Stücke und Volk­slieder — so ein biss­chen deutsche Trad­tion — und auch eigene Stücke von uns, die wir uns über­set­zen haben lassen.

Habt ihr auch Kon­tak­te zur amerikanis­chen a‑cap­pel­la-Szene geknüpft?
Lukas: Natür­lich, vor allem auf per­sön­lich­er Ebene, aber auch schon im Vor­feld, weil die glob­ale A‑Cap­pel­la-Com­mu­ni­ty in den USA organ­isiert ist und sich dort alles sam­melt. Im Gegen­satz zu Deutsch­land sitzt in Ameri­ka sehr wenig Geld in der Vokalszene, dafür aber sehr viel Enthu­si­as­mus und eine große Bere­itschaft, auch ohne Geld zu arbeit­en.

Wie habt ihr die amerikanis­che Szene wahrgenom­men?
Jan: Das ist ganz anders als in Deutsch­land: In Ameri­ka ist es selb­stver­ständlich, wenn man an der High­school oder an ein­er Uni­ver­sität ist, dass man in einem a‑cap­pel­la-Ensem­ble oder in Chören singt. Diese Szene, die semi­pro­fes­sionelle und die Laien­szene, ist an den Uni­ver­sitäten und den Schulen schon seit ganz langer Zeit total ver­ankert. Dass es selb­stver­ständlich ist, dass es an Uni­ver­sitäten mehrere Chöre und Ensem­bles gibt — das fan­den wir ganz beein­druck­end. Da bilden sich ganz viele Ensem­bles, das ist total geil. Und es wird ein­fach wahnsin­nig viel gesun­gen.
Lukas: Aber da wir auf keinem Fes­ti­val waren, haben wir keine amerikanis­chen Ensem­bles ent­deckt. Wir waren selb­st die Ent­deck­ung für die Amerikan­er — hof­fentlich …

Gestern habt ihr euer erstes Konz­ert wieder in Deutsch­land gesun­gen: Wie fühlt es sich an?
Lukas: Es war tat­säch­lich ein biss­chen aufre­gend, weil wir ja auch nach zwei Monat­en das erste Mal wieder ins Tages­geschäft kamen. Ob das noch so alles funk­tion­iert, das war schon span­nend. Und ich hat­te das Gefühl, dass wir reifer gewor­den sind mit den Erfahrun­gen aus den USA.
Jan: Vor allem haben wir uns total gefreut, dass man wieder ein Pub­likum vor der Nase hat, für das man ein Gefühl, wo man weiß, wie die Witze funk­tion­ieren und nicht so tas­ten muss.

Und wie seht ihr den Boom der deutschen a‑cap­pel­la-Szene?
Lukas: Wir ver­fol­gen das natür­lich. Es gab schon mal einen Boom neuer Grup­pen, der war vor ein paar Jahren wieder weg, und jet­zt ist er wieder da. Wir sind da — ganz unei­t­el gesagt — vielle­icht auch nicht ganz unbeteiligt daran.
Jan: Vor allem sehen wir natür­lich, dass junge Leute auf den Konz­erten sind und sich in den let­zten Jahren so einige junge Ensem­bles bemerk­bar gemacht haben, die dann auf ein­mal da waren, wie etwa High­five, anders oder Delta Q: Da kom­men einige, die jet­zt so in den semi­pro­fes­sionellen Bere­ich vor­drin­gen. Das ist auf jeden Fall ein Trend. Vor ein paar Jahren, da haben wir gesagt: Mann, es kommt gar nix nach, es passiert nichts in der Szene. Und dann fing es auf ein­mal wieder an. Dann kamen Grup­pen, die im Foy­er nach unserem Konz­ert was gesun­gen haben, wo wir ein­fach baff waren.
Lukas: Was wir nicht so mitkriegen, ist die gesamte Bre­ite. Wir bekom­men vor allem die Spitze von den jun­gen Ensem­bles mit, die sich trauen, was zu veröf­fentlichen, uns was zu schick­en.

Seht ihr da neue Trends bei den jun­gen Ensem­bles?
Oliv­er: Ganz auf­fäl­lig ist ger­ade, dass die Grup­pen, die jet­zt entste­hen, sich dadurch ausze­ich­nen, dass sie eigene Stücke sin­gen. A‑Cappella war bis vor fünf Jahren noch fest­gelegt auf entwed­er lustig oder Stücke nachsin­gen. Und die neuen Grup­pen, die jet­zt entste­hen, die machen Musik und drück­en sich mit eige­nen Tex­ten aus. Das finde ich total bemerkenswert: A‑Cappella wird jet­zt so langsam erwach­sen. Man spielt jet­zt nicht mehr in ein­er Band, son­dern ich kann auch a‑cappella sin­gen und mein Zeug machen.
Bei der BERvokal hat­ten wir einen Abend Open-Stage, wo jed­er auf die Bühne kon­nte, der wollte — und da sind wir beina­he hin­tenüber gekippt: Eine Gruppe nach der anderen kommt da auf die Bühne und singt ein eigenes Lied. Fan­den wir total abge­fahren und neu. Oder auch Grup­pen, die jet­zt erfol­gre­ich sind, wie Juice­Box. oder OnAir, die ein­fach nur Musik machen. Das gab’s vorher so noch nicht.
Lukas: Und wenn deutsche Grup­pen es jet­zt schaf­fen, das zu verbinden, das Unter­halt­same mit der Musik, dann ist das was wirk­lich tolles und ein riesen Ding. Musik gibt es im a‑cap­pel­la-Bere­ich über­all auf der Welt auch, Witzigkeit in a‑cappella gibt es nur in Deutsch­land.

Ihr habt ja im let­zten Jahr mit BERvokal sog­ar ein Fes­ti­val gegrün­det …
Lukas: Ja, das habe ich mit Felix (unter anderem unser Chore­o­graph) ange­fan­gen. Das ist ja auch auf junge gute Grup­pen gemünzt. Und Berlin brauchte das. Da ist bish­er jedes a‑cap­pel­la-Fes­ti­val gescheit­ert, das ist ganz schw­eres Pflaster. Aber das hat mich ange­s­pornt. Ich wollte ein­fach einen deut­lichen vokalen Schw­er­punkt nach Berlin bekom­men und vor allem auch die jun­gen Grup­pen fördern, dass die ein Forum haben. Nach dem Vor­bild der voc.cologne, aber offen für alle junge tal­en­tierten Grup­pen, die Luft nach oben haben und denen man viel beib­rin­gen kann.

Wie schätzt ihr den euren Ein­fluss auf diese Entwick­lung ein?
Jan: Uns gibt es jet­zt seit zwölf Jahren — sich­er hat man da seinen Ein­fluss. Oliv­er hat als Arrangeur auch ganz bes­timmt seinen Ein­fluss in der deutschen Chor- und a‑cap­pel­la-Szene genom­men. Und wir als Gruppe haben bes­timmt auch eine Art Vor­re­it­er­rolle, was die eigene Musik ange­ht.

Und eure Musik kann ja jed­er sin­gen, ihr verkauft eure Arrange­ments inzwis­chen auch als Song­books?
Jan: Das haben wir gemacht, weil ein­fach viele Leute danach fra­gen. Unsere Sätze sind ja nicht leicht und speziell auf uns zugeschnit­ten, insofern freuen wir uns über jeden, der das schafft.
Oliv­er: Aber wir haben auch vere­in­fachte Sätze für Chöre dabei, die für SATB natür­lich angepasst sind. Und wir freuen uns ein­fach immer, wenn unsere Musik gesun­gen wird — egal von wem.

Ihr seid auch als pro­fes­sionelles Ensem­ble noch Mit­glied im Chorver­band. Warum?
Sebas­t­ian: Wir wollen die Leute ja zum Sin­gen brin­gen. Nicht umson­st haben wir viele Jahre Schul­work­shops gegeben und geben immer noch Chor­work­shops. Wir wollen den Leuten zeigen, dass Sänger ein Beruf ist, der Spaß macht und von dem man leben kann. Und wir wollen die Chorsänger ein­fach noch so ein biss­chen kitzeln. Wir haben im Chor­bere­ich ja auch eine gewisse Promi­nenz, da muss man ein­fach Zeichen set­zen: Leute, kommt in den Chor, der Chorver­band ist nicht nur eine ver­staubte Insti­tu­tion.
Jan: Und das ist ein­fach unsere Szene, in der wir uns bewe­gen, wir sind ja alle auch richtige Chorgewächse.

Und ihr seid jet­zt mit mehreren Sätzen in der Lit­er­at­u­rauswahl des Chor­wet­tbe­w­ers vertreten.
Oliv­er: Das ist natür­lich toll und freut uns sehr, wenn unsere Musik diese Schätzung erfährt. Das passiert inzwis­chen auch woan­ders: “Engel” war sog­ar mal Bestandteil des bay­erischen Abiturs, und “Gum­mibaum” wurde in ein Schul­buch aufgenom­men. Wir schreiben uns ja auf die Fahne, immer auch Volk­slieder zu sin­gen und sozusagen der deutschen Kul­tur Raum zu geben. Da passt es ganz gut, dass Arrange­ments wie “O Täler weit” und “Die Gedanken sind frei” in die Liste aufgenom­men wur­den.
Jan: Wir schauen ja immer, was kann man noch machen, was haben andere noch nicht gemacht? Denn es ist immer schön, was Neues zu machen, weil es auch frisch hält. Und wir haben das Ziel, uns alle zwei Jahre neu zu erfind­en.

— Zuerst erschienen in Chorzeit — Das Vokalmagazin, Aus­gabe März 2014.

So klingt übri­gens May­be­bop — zum Beispiel bei Oliv­er Gies’ Arrange­ment von “O Täler weit”:

Mehr oder Weniger: Neue Musik von Maybebop

Für den Som­mer­hit sind sie dann doch zu spät. Schade, denn „Im Moment ist alles richtig“ hätte dafür Poten­zial gehabt. Auch son­st bleibt May­be­bop strikt auf Hitkurs. „Weniger sind mehr“ haben die Nieder­sach­sen ihr neuestes Album betitelt. Und das bezieht sich zum Glück nicht auf die Beset­zung: May­be­bop ist immer noch ein Quar­tett, wie schon seit gut 20 Jahren. Mit ihrer ersten CD bei Warn­er sind sie jet­zt noch ein biss­chen Main­stream-tauglich­er gewor­den. Und auch etwas glat­ter: Das ist her­vor­ra­gend gemachter, Radio-tauglich­er Pop, der sich mehr als früher an den Wise Guys ori­en­tiert.

Schon beim ersten Hören fällt auf: Das Essen treibt sie irgend­wie beson­ders um, beson­ders der Kon­sum von Fleisch — den sie nur halb im Spaß gerne durch Insek­ten erset­zen möcht­en. Aber ger­ade die bemüht poli­tis­chen Texte sind eher die schwächeren der CD — auch musikalisch glänzen diese Lieder nicht beson­ders. Dafür gibt es woan­ders auf „Weniger sind mehr“ aber wieder Entschädi­gung: Neben dem mitreißen­den „Im Moment ist alles richtig“ ist der titel­gebende Song am Ende der CD noch ein­mal (zumin­d­est musikalisch) ein echt­es High­light. Am kun­stvoll­sten ist aber das Arrange­ment von Schu­berts Erlkönig – den erken­nt man kaum wieder. Was aber über­haupt nicht gegen die Bear­beitung von Oliv­er Gies spricht, im Gegen­teil: Auch wenn das kaum zum Main­stream-Pop des Rests passt, ist das doch gewitzt und inten­siv in sein­er Emo­tion­al­ität.

Anderes ist weniger überzeu­gend. „Nimm mich mit“ etwa kann vor Kraft nicht mehr laufen: Weil kein­er der vier weiß, wohin mit der (allerd­ings auch tech­nisch kräftig aufgepäp­pel­ten) Stimmkraft, hängt das alles im Gum­mik­lang. Lei­der sind die vier Sänger sowieso alles andere als zurück­hal­tend mit der Stu­diok­lan­gelek­tron­ik — dadurch ver­liert der May­be­bop-Klang einiges von seinem Charme. Ander­er­seits bekom­men Songs wie „Was ist mit der Liebe“ so ordentlich Druck, den das Quar­tett geschickt und aus­ge­sprochen klangspielerisch nutzt. Gekon­nt aufge­grif­f­ene Klis­chees und spielerisch-sub­ver­sive Ref­eren­zen an die Romanze machen auch den “Liebes­brief” zu einem echt­en Klein­od: Ein her­rlich­es Bass-Solo mit Hin­ter­grund-Gesäusel aus den drei Samtkehlen der restlichen May­be­bop­per. Vielfalt bleibt also May­be­bop-Pro­gramm, auch auf „Weniger sind mehr“.

(geschrieben für die Neue Chorzeit.)

Taglied 8.8.2013

Im Moment ist alles richtig — MAYBEBOP (2013)

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Taglied 29.1.2013

crazy. und cool:

CLUSTER feat. ijeariel — “Bar­bie Girl”

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gibt es auch “klas­sisch”:

Clus­ter feat. Ratzinger — “Domi­nus Vobis­cum” — Clus­ter Com­pletes the YouTube Hits

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Taglied 19.1.2013 — My future self

Die wun­der­baren Sän­gerin­nen und Sänger von “Postyr Project” haben einen neuen Song veröf­fentlich — natür­lich auf YouTube (mit itunes kann ich ja nix anfan­gen): My Future Self. Nettes Video auch.

My Future Self — Postyr Project

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Es geht auch ohne Band: Jazzchor Freiburg a‑cappella

Jed­er neuen CD des Jaz­z­chor Freiburg wird mit Span­nung und Vor­freude ent­ge­genge­fiebert, die Erwartun­gen sind hoch. Und die 11 Songs von “A Cap­pel­la” ent­täuschen sich­er nie­mand — auch wenn der Jaz­z­chor hier das erste Mal pur zu hören ist, ganz ohne instru­men­tale Rhyth­mus­gruppe. Das begin­nt schon mit dem klang­mächti­gen Start des Titel­songs, “A Cap­pel­la”. Mit stark gefea­turter Beat­box von Julian Knörz­er — der wird noch öfters begeg­nen — ist das ein pefek­ter Open­er für die bunte Mis­chung dieser CD.

Denn nicht nur der erste Titel, son­dern das ganze Album ist per­fek­te Wer­bung für den Jaz­z­chor (und nicht nur für die Freiburg­er): Wer hier nichts find­et, ist für diese Musik wohl ver­loren. Aber die CD ist dabei auch unge­heuer dis­parat. Alle drei bis vier Minuten kommt völ­lig andere Musik aus den Laut­sprech­ern. Auf das weiche, warme “In Per­son” zum Beispiel fol­gt naht­los “A May Song” von Bertrand Gröger eine aus­ge­sprochen raf­finierte vokale Spiel­erei, bevor es mit “Shiny Stock­ings” zum klas­sis­chen Swing wech­selt: Ger­ade das ist dur­chaus grandios in sein­er Makel­losigkeit und wun­der­bar inspiri­erend. Über­haupt nutzen die Arrange­mens die Fähigkeit­en des Jaz­z­chores sehr gut. Die ekletis­che Stilmis­chung ist näm­lich als Leis­tungsausweis sehr geeignet und wartet mit zahllosen faszinieren­den Momenten auf. Und bleibt dabei doch auch unge­heuer ver­spielt: Das hat oft etwas sehr unmit­tel­bar begeis­tertes — fast scheint es, als wolle der Chor aus­pro­bieren, was er noch alles kann (und das ist viel). “Cute” mis­cht etwa schön einen alten Big-Band-Hit von Neal Hefti mit Beat­box-Ele­menten, einem druck­vollen Chor und span­nen­dem Scat-Solo von Lar­ry Browne, während Piaz­zol­las Tan­go “La Muerte del Angel” zu ein­er ver­i­ta­blen Chor-Etüde wird, die man durchs Tanzen über­haupt nicht entehren will.

Auch die afrikanis­che Ein­flüsse machen sich nicht nur in Grögers “African Call” mehr als deut­lich bemerk­bar — selb­st im Hap­py Birth­day scheinen sie durch. Aber das Arrange­ment von Klaus Frech ist sowieso sehr frei — und über­raschend span­nend, auch weil der Text vol­lkom­men erset­zt wurde. Doch das Beste kommt erst ganz am Schluss: Eine wun­der­bare Ver­sion des Bea­t­les-Song “Good Night” — scharf am Kitsch ent­lang bal­ancierend, aber von Betrand Gröger mit sou­verän­er Hand arrang­iert und dirigiert, vom Jaz­z­chor Freiburg ganz wie gewohnt tadel­los gesun­gen, zeigt das fast wie ein Faz­it noch ein­mal, warum der Jaz­z­chor Freiburg immer noch und immer wieder Stan­dards set­zt.

Jaz­z­chor Freiburg: A Cap­pel­la. 2012. Jaz­zhaus Records JHR 055.
(geschrieben für die Neue Chorzeit.)

Taglied 13.7.2012

Ein Meis­ter­stück: The King’s Singers, Mas­ter­piece

The King’s Singers — Mas­ter­piece

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