ein schöner, unkomplizierter, klassischer klavierabend im frankfurter hof mit alexei volodin aus der reihe „internationale pianisten in mainz”:
Bach, Beethoven, Chopin und Liszt – viel klassischer kann ein Pianist seinen Klavierabend kaum gestalten. Aber es kommt ja darauf an, was man daraus macht. Und Alexei Volodin machte im Frankfurter Hof eine Menge daraus. Von Anfang an konnte er das Publikum im voll besetzten Saal begeistern. Schon Bachs sechste Partita wurde bei ihm zu einem spannenden Erlebnis: knochentrocken und konzentriert, kompakt und immer ganz und gar gelassen fegt er durch die Tanzsätze, in jedem Moment locker bis in alle zehn Fingerspitzen.
Überhaupt die Leichtigkeit! Technische Schwierigkeiten beeindruckend ihn gar nicht: Leicht und schwebend macht er sich auf in die Appassionata, zaubert irisierendes Flimmern aus dem Flügel. Natürlich kann er auch ausgesprochen kräftig hinlangen – aber das ist ihm nicht die Hauptsache. Im Gegensatz, es scheint ihm in Beethovens 23. Klaviersonate nur ein notwendiges Übel zu sein. Viel mehr geht es ihm offenbar darum, die Musik aus den überlagernden Schichten des Pathos der letzten zweihundert Jahre zu befreien. Eine phänomenale Klarheit und Deutlichkeit prägen deshalb seine formal strenge Interpretation.
Im zweiten Satz gerät die Grenze zur Lakonie dann durchaus das eine oder andere Mal in Sichtweise – aber er überschritt sie nie auch nur einen Millimeter. Immer wieder beeindruckt dagegen die zarte Innigkeit seiner Klanggestaltung, die ganz ohne romantische Verklärung auskommt und dennoch verzückt. Selbst den Donnerhall des Shclusses stampft Volodin dann ganz radikal auf den musikalischen Kern ein – nur wenige Pianisten reduzieren das ganze Bimborium so weit, um zur wahren Musikalität vorzudringen.
Überhaupt die Schlüsse! Da läuft der junge russische Pianist immer wieder zur Hochform auf. Auch bei Chopins Impromptus sind es immer wieder die letzten Takte, die besonders faszinieren. Zwar gibt Volodin seiner Veranlagung zum rauschhaften Klangzauber hier erheblich weiter nach als zu Beginn des Abends – seine stupende Virtuosität erlaubt es ihm trotzdem, reizvolle Klangfolgen zu schaffen. Doch so richtig ausleben durfte er seine phänomenale Fingerfertigkeit vor allem in den „Réminiscences de Don Juan“ von Franz Liszt, die sein Auftritt in der Reihe der „Internationalen Pianisten in Mainz“ beendeten. Das ist zwar unter anderem auch eine Huldigung an Mozart, aber vor allem ein rasantes Virtuosenstück. Und genau so spielt es Volodin auch: Mit Effekt und Phantasie tobt er durch die abertausend Noten – und scheint nicht einmal besonders beeindruckt vom pianistischen Anspruch. Dem Publikum imponiert er damit aber umso mehr.
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