Heute ein ganz beson­deres Schmuck­stück, der “Marche fatale” von Hel­mut Lachen­mann:

Staat­sor­ch­ester Stuttgart — “Marche fatale” für großes Orch­ester von Hel­mut Lachen­mann

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

So schreibt der Kom­pon­ist im Pro­grammheft der Urauf­führung:

Marche fatale – ist eine unvor­sichtig gewagte Eska­pade, sie dürfte den Ken­ner
mein­er Kom­po­si­tio­nen mehr irri­tieren als meine früheren Werke, von denen
nicht wenige sich erst nach Skan­dalen bei ihrer Urauf­führung durchge­set­zt
haben. Meine Marche fatale hat allerd­ings stilis­tisch mit meinem bish­eri­gen
kom­pos­i­torischen Weg wenig zu tun, sie präsen­tiert sich hem­mungs­los wenn
nicht als Rück­fall, so doch als Rück­griff auf jene Floskeln, an welche die
mod­erne Zivil­i­sa­tion in ihrer täglichen »Gebrauchsmusik« nach wie vor sich
klam­mert, während doch die Musik im 20. und 21. Jahrhun­dert längst zu
neuen, unge­wohn­ten Klang­land­schaften und Aus­drucksmöglichkeit­en vorge­drun­gen
ist.
[…] Ist ein Marsch mit seinem kollek­tiv in kriegerische oder fes­tliche
Stim­mung zwin­gen­den Anspruch nicht a pri­ori lächer­lich? Ist er über­haupt
»Musik«? Kann man marschieren und zugle­ich hören?
[…] Meine alte Forderung an mich und meine musikschaf­fende Umge­bung,
eine »Nicht-Musik« zu schreiben, von wo aus der ver­traute Musik­be­griff
sich neu und immer wieder anders bes­timmt, so dass der Konz­ert­saal statt
zur Zuflucht in trügerische Gebor­gen­heit­en zum Ort von geist-öff­nen­den
Aben­teuern wird, ist hier – vielle­icht? – auf ver­rä­ter­ische Weise »ent­gleist«.
Wie kon­nte das passieren?
Der Rest ist – Denken.

Einen kleinen Kom­men­tar zum Werk von Moritz Eggert gibt es auch beim Bad Blog of Musick: klick.