richard wagners parsifal in der oper frankfurt, inszenierung von christof nel, dirigent paolo carignani (besetzung hier)
die inszenierung für einen parsifal gar nicht so schlecht — extrem zurückhaltend, aber selbst in dem ewig dauernden ersten akt auf der bühne nicht ganz und gar im stillstand versunken. das liegt aber vor allem am genialen raumkonzept, das die beiden frankfurter drehbühnen mit die gesamte bühnenhöhe nutzenden lattenzäunen so geschickt vollstellte, dass durch die kombinierte drehung der beiden bühnenteile immer wieder neue, sehr inspirierende räume entstanden: “zum raum ward die zeit” heißt es im libretto ja (was auch immer das heißen soll und wie das für das bühnenweihfestspiel überhaupt funktionieren kann und ernstzunehmen ist) — hier hatte man immerhin eine ahnung davon. und carignani hatte auch durchweg akzeptable tempi, schöne klangbilder, besonders im zweiten akt die ja fast ekstasischen, für den parsifal schon fast rasanten handlungen, sehr genau ausgeleuchtet und doch den sängern noch genügend raum gelassen. das war im dritten akt nicht immer so: sowohl gurnemanz (den jan-hendrik rootering eigentlich sehr präzise und bewegend sang, auch wenn er mit seiner figur als gralsritter nur noch bedingt glaubwürdig war…) als auch parsifal (stuart skelton, der mich nicht so sehr begeisterte, immer etwas nüchtern und blass wirkte) waren inzwischen doch hörbar erschöpft und angeschlagen. da stach die kundry von michaela schuster immer wieder positiv hervor: nicht nur schauspielerisch (eindeutig die beste leistung auf der bühne, wie sie immer mehr ins irre abdriftete, in sich selbst verschlossen, überhaupt nix mehr kapierte), sondern gerade auch sängerisch: beeindruckend, wie sie trotz der großen anforderungen noch so präzise und vor allem ausdrucksstark singen kann. der amfortas von alexander marco-buhrmester ist ähnlich gut, im gegensatz zu dem grottigen titurel von magnus baldvinsson, der nur rumeiert… das verbindet ihn übrigens mit den chören, die erstaunlich schlecht intoniert waren.
was mich — neben so vielem anderen, was mich an parsifal verstört und unverständlich bleibt — ratlos zurücklies, war nur die suche nach einer position des regisseurs: was sollte das ganze eigentlich? gut, wir leben alle irgendwie in einem gefängnis, um uns heraum zäune und kein platz, die männer pressen blut und leben aus den frauen und lassen sie fast als abfall zurück (wenn man den fall kundry hier so verallgemeinern darf und kann), aber sonst? was soll das ganze mit der erlösung? ganz zu schweigen von den berüchtigten schlussworten “erlösung dem erlöser”? da bietet nel mir irgendwie überhaupt keine antwort, das wird nicht wirklich klar, da ist er, wie seine ganze inszenierung, viel zu zurückhaltend, fast positionslos. zumindest ich kann seinen standpunkt nicht erkennen.
aber eines muss man ihm zugute halten: in seiner inszenierung wirkt das monströse werk doch erheblich zugänglicher als in der konzertanten aufführung der frankfurter oper — da war das nur ein gigantischer musikalischer brocken. und doch bleibe ich dabei: parsifal ist das beste mittel, jeden anflug von wagnerismus zu heilen. das werk als solches ist einfach zu — wie soll ich sagen? — seltsam, abartig auf eine mitunter fast hochstaplerisch anmutende weise: keiner kann mit bestimmtheit sagen, was der parsifal als ganzes überhaupt soll, aber alle verehren ihn als hohe kunst…
Mélanie
Hallo
ich bemerke dass du dich fuer. Parsifal von Wagner interessiert. Vieleicht wurdest du interessiert sein, wenn du franzosich kann,mehrere video auf diesem Thema auf dem website Baglis TV anschauen. Die URL ist http://www.baglis.tv/weblog/fiches/Parsifal.html
zur Kenntnisnahme!
Gruss
Mélanie