ein größer­er kon­trast lässt sich kaum denken: direkt vom viertel­fi­nale in die heili­gen hallen der eber­bach­er kloster­basi­li­ka, zu den hehren klän­gen von mahler und bruck­n­er. die bei­den haup­tak­teure scheint es auch ein wenig mitgenom­men zu haben. der ein­druck stellt sich zumin­d­est beim ersten der „lieder eines fahren­den gesellen“ von mahler ein. denn bari­ton chris­t­ian ger­ha­her und diri­gent eli­ahu inbal bemühen sich so sehr, die ver­schiede­nen schicht­en dieser musik zu verdeut­lichen, dass sie bei jedem zusam­men­tr­e­f­fen ordentlich aneinan­derg­er­at­en. schade, denn der ansatz ist so verkehrt gar nicht. das zeigen dann auch die restlichen drei gesänge – das ganze kon­so­li­diert sich in großer ern­sthaftigkeit. ger­ha­her ver­hil­ft den tex­ten in schlichter strenge zu sehr ein­dringlich­er präsenz, inbal verknüpft das sehr ziel­stre­big zum zyk­lus.

der bari­ton hat seinen auftritt damit nach zwanzig minuten schon erledigt, während der drigient sozusagen noch in der aufwärm­phase ist. denn für ihn geht es erst mit bruck­n­ers viert­er sym­phonie so richtig zur sache. seine inten­tion wird schnell deut­lich und zeigt sich wun­der­bar klar: die ganze sym­phonie ist eine spi­rale nach oben, eine enorme aufwärts­be­we­gung. raumgewinn gibt es zwar keinen, aber dafür gelangt inbal mit dem wdr-sin­fonieorch­ester immer höher, im weit­er hin­auf.

dazu bemüht er sich, die vom kom­pon­is­ten selb­st als „roman­tis­che“ tit­ulierte sym­phonie nachger­ade unro­man­tisch zu spie­len: das block­hafte kom­ponieren bruck­n­ers, seine sequen­zierte sta­tik ist ihm hör­bar wichtiger als schwel­gerische klang­malereien. dadurch ist die vierte aber auch von vorn­here­in sehr offen: inbal legt dem pub­likum sozusagen das skelett der sym­phonie zur begutach­tung vor – nicht immer mit opti­maler auflö­sung, aber das liegt weniger am diri­gen­ten als an den sich häufend­en kleinen patzern des wdr-sin­fonieorch­esters. der drigient selb­st ver­richtet seinen anteil mit besonnen­er gründlichkeit, er baut mit uner­müdlichem fleiß immer neue schicht­en der enor­men klänge auf und entwick­elt die in straf­fer organ­i­sa­tion zu großer präsenz und offen­heit: das strahlt ger­ade im let­zten satz, kurz vor dem ende, in fast blenden­der hel­ligkeit und beein­druck­ender klarheit.