wahrscheinlich sind alle künstler auf der suche. vielleicht nicht nach dem heiligen gral, aber zumindest nach der idealen ausdrucksmöglichkeit. musiker haben deshalb immer wieder exotismen für sich entdeckt: die volksmusik des eigenen oder fremder länder zum beispiel. oder die vermischung von e- und u‑musik. heute ist es vor allem die klangliche komponente der musik, die viele komponisten reizt. doch auch wenn alle das selbe machen, ist es noch lange nicht das gleiche.der junge wiesbadener cellist jan-filip ?uba wollten in der alten patrone eigentlich das zeigen: wie komponisten mit fremden elementen umgehen. dazu hat er sich noch den komponisten fernandez bollo eingeladen, um ein wenig über die musik zu erzählen. demonstriert haben sie, dass im besten fall jeder seine ureigenste kompositionsweise hat. bernd alois zimmermann etwa schrieb ganz andere musik als györgy ligeti.
zimmermanns sonate für cello reiht immer neue ausschnitte der wirklichkeit und der phantasie zu einem versuch, mit der vielfalt der auf uns einstürzenden welt fertig zu werden, ohne die form ganz zu verlieren ein versuch, der heute noch bei jeder aufführung genauso ungewiss ist wie bei seiner entstehung vor fast 50 jahren. in der alten patrone bot jan-filip ?uba eine beeidruckende realisierung dieser phantastereien: technisch unglaublich sicher navigierte er durch die noten und fand immer wieder genügend freiraum, das auch klanglich außerordentlich einnehmend umzusetzen.
gegen so eine tour de force ist ligetis sonate fast harmlos. hier konnte ?uba seiner romantischen ader freien lauf lassen: mit viel volumen und mächtig aufquellendem ton eroberte er die räume dieses werks, flog rasant von einem extrem ins andere, von verhutschen, schattig-mysteriös gehauchten figuren zu aufdringlich extrem ausbuchstabierten, quietschenden und dröhnenden klangfolgen. dagegen erschienen die für ?uba komponierten anabchronicles von manfred stahnke nur noch als ein wildes sammselsurium von klangfarbenforschungen, deren gestalt sich dem hörer nicht mitteilt. dafür gibt es sehr verspielte entdeckungen der klanglichen möglichkeiten des cello mit naturtonreihen, blueselementen und fingergetrommel.
noch einmal ganz anders: fernandez bollos solos, vom komponisten als unspielbares stück geschrieben und von ?uba nach einem jahr tüftelns zum klingen gebracht. im ewigen kreisen dieser hypervirtuosen spielerei um wenige motive ändert sich vor allem eines: die klangfarbe. die wird permanent vom satten wohlklang zum gedämpft angezupften zirpen, vom elektronisch klingenden schwirren zu lärmenden klangballungen verformt. und zeigt damit, dass die suche nach dem klang an sich, der idealen ausdrucksform noch lange nicht abgeschlossen ist.
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