in der tat, „ausgespielt” hat norman lebrecht. er behauptet zwar, die „klassikindustrie” habe ausgespielt. klassikindustrie meint übrigens hier nur die majors der plattenlabels. und das ist eines der größten probleme des autors: er sieht immer nur die halbe wahrheit, ist aber felsenfest überzeugt, dass er unbestechlich bis auf den grund der tatsachen sieht. seine tatsachen sind aber einerseits ziemlich banal, andererseits — und das leider viel häufiger — klatsch und tratsch. davon ist auch seine schreibe bestimmt — ziemlich nervend, das ganze. z.b. zitiert er liebend gerne irgendwelche manager oder musiker (vorwiegend dirigenten …), die aber alle nichts sagen oder schreiben, sondern stöhnen, keuchen, seufzen, jubilieren oder was auch immer … (das fast alle quellen für diese zitate schriftlich sind und über den akt des sprechens nichts aussagen, ist da nur nebensächlich). in der tat, und das ist auch so ein problem, kann lebrecht nur personalisieren: es sind nicht irgendwelche strukturen oder marktveränderungen oder geschmackswandel oder neue publika, die den markt der majors beeinträchtigen, sondern immer nur — ganz wenige natürlich — personen, die seiner meinung nach offenbar nur in ihrer eigenen realität leben. auf die dauer nervt das ganze ziemlich, weil die eigentlichen informationen darin verschütt gehen und der kern der sache sowieso verloren ist. dass sich um die drei, vier großen labels inzwischen eine riesige menge mittlerer und kleiner labels gebildet hat, die durchaus erfolgreich operieren und den markt versorgen können, registriert lebrecht nur am rande — sein aktuellstes beispiel dafür ist naxos, die inzwischen ihre ehemals vorreiterrolle ja auch schon eine ganze weile eingebüßt haben.
besonders abartig sind dann die versammelten aufnahme-kritiken: da arbeitet lebrecht nämlich genauso. er erzählt lieber irgendwelche klatschgeschichten über die entstehung der platte oder cd, als sich mit den musikalischen ergebnissen zu beschäftigen … nunja, ich fand’s ausgesprochen dürftig und sehr enttäuschend .…
norman lebrecht: ausgespielt. aufstieg und fall der klassikindustrie. mainz: schott 2007.
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