ein geniales konz­ert, das mich wirk­lich sehr berührt hat…viel braucht es nicht: ein instru­ment, am besten ein his­torisch auch passendes, einen kleinen stapel noten, etwa von robert schu­mann, und einen pianis­ten, zum beispiel andreas staier. und schon ist frank­furter hof alles ver­sam­melt, was für ein wun­der­bares, außeror­dentlich bewe­gen­des konz­ert notwendig ist.

denn staier gelingt an diesem abend eigentlich alles. das ist für einen pianis­ten seines rufes zwar fast zu erwarten, aber berührend ist es trotz­dem. dabei ist von ihm selb­st kaum etwas zu spüren. ger­ade das ist aber sein großes erfol­gs­ge­heim­nis. denn was hier im frank­furter hof zu erleben ist, das ist sozusagen schu­mann pur. sich­er, so genau weiß nie­mand wie sich der kom­pon­ist das alles vorstellte, als er die noten aufs papi­er warf. aber das, was staier hier dem zier­lichen instru­ment ent­lockt, scheint eine vol­lkom­men plau­si­ble annahme, wie es damals gedacht wor­den sein mag. dazu trägt natür­lich auch der flügel, ein his­torisches instru­ment, bei. denn sein klang unter­schei­det sich noch erhe­blich von den heute üblichen. viel stärk­er ist der perkus­sive anteil noch zu spüren, viel mehr schwin­gen andere sait­en mit und ver­lei­hen jedem klang eine hauchzarte, sil­brige hülle. der anschein der authen­tiz­ität mag trü­gen, aber das ist belan­g­los. denn staier zaubert mit den möglichkeit­en des instru­ments, so beschränkt sie uns heute vorkom­men mögen. er lässt die töne zu zarten nebelschleiern ver­wis­chen, lässt den bass rumpel­nd grollen um wenige augen­blicke die bril­lantesten per­len­ket­ten aus dem diskant auf­steigen zu lassen. und aus jed­er ton­folge, jedem noch so unschein­baren nebengedanken, spricht die neugi­er des pianis­ten auf diese musik. denn das ist noch so ein erfol­gsrezept von andreas staier: selb­st wenn er aus dem „album für die jugend“ spielt oder gar die „kinder­szenen“, mit „träumerei“ und all den anderen abgenutzten preziosen – immer wieder schafft er es, ohne großen aufwand den ein­druck absoluter frei­heit und spon­taneität zu erweck­en. und wie genau er dann jede dieser kleinen minia­turen zur vol­len­dung bringt, wie präzise und feinsin­nig er immer wieder den let­zten tönen beson­dere beach­tung schenkt, sie mit unge­heur­er inten­sität und bedeu­tung auflädt und das ganze so wun­der­bar in sein klan­glich­es konzept ein­bindet, das man als zuhör­er mit dem träu­men gar nicht mehr aufhört: das ist ein­fach erstk­las­sig. nur mit dem – immer wieder sehr vor­sichtig und zögernd ein­set­zen­den – applaus kann sich das pub­likum da wieder in die gegen­wart zurück­holen.